Zuerst einmal: Ich finde es toll, dass Ihr einem Hund aus dem Tierschutz ein Zuhause geben wollt!
Wir haben nun die 3. Hündin aus dem Tierschutz - ich hatte nie einen Zuchthund, ganz bewusst nicht. Der erste Hund kam von einer Auslandsorganisation. Meine vorherige Hündin war in einem Tierheim hier in der Schweiz, kam aber ursprünglich aus Italien. Unsere jetzige Hündin ist auch wieder aus dem Tierschutz, kommt aus einer Beschlagnahmung in der Schweiz, ursprünglich stammt sie wahrscheinlich aus Portugal. Den ersten Hund habe ich damals mit 12 Wochen zu mir geholt, meine vorherige Hündin mit 3.5 Jahren, die jetzige kam mit 8 Monaten zu uns.
Grundsätzlich: Jeder Hund - auch ein Welpe - ist eine Wundertüte

. Man kann nie sagen, wie sich ein Hund entwickelt - bzw. wenn einem das wichtig ist, ist man mit einem Hund der schon mind. 1-2 Jahre alt ist, meistens besser unterwegs (der hat seinen Charakter schon). Bei Tierschutzhunden muss man sich halt bewusst sein, dass sie ihren Rucksack mit sich tragen - und vor allem die erste Zeit (und d reden wir von 3-6 Monaten!) braucht oft viel Geduld und Verständnis. Grundsätzlich: Bei all meinen Hunden hat es diese Zeitspanne gebraucht, bis wir zu einem richtigen Team zusammen gewachsen waren, bis ich sagen konnte: Ja, das ist MEIN Hund (auch gefühlsmässig). Das muss man sich bewusst sein.
Und ja: Ich finde es auch wichtig, den Hund so gut als möglich kennen zu lernen. Da ist halt das Thema: Wenn die Leute z.T. wochenlang einen Hund "ausprobieren" und sich dann doch gegen ihn entscheiden, ist das für einen Hund sehr schwer. Deshalb machen die meisten Tierheime da nicht wochenlange Kennenlern-Geschichten. Aber ich persönlich denke: Das ist auch nicht nötig! Meine zweite Hündin bin ich 3 Mal im Tierheim besuchen gegangen bzw. mit ihr spazieren gegangen. Dann war sie 24 Stunden bei uns "auf Probe" (wegen den Katzen) - und dann war die Sache klar. Die jetzige Hündin war in einem Tierheim, das recht weit von uns entfernt war - deshalb gingen wir sie nur 2x besuchen bzw. mit ihr spazieren, aber auch das reichte uns zu wissen, dass sie es ist. Wie geschrieben: Den perfekten Hund gibt es eh nie - das muss man sich bewusst sein. Tierschutzhunde sind am Anfang sowieso mal unsauber (egal wie alt) - das dauert dann 2-4 Wochen, bis sie stubenrein sind. Ein schüchterner/introvertiert Hund wird sich selten zur "Rampensau" entwickeln, ein sehr wilder Hund wird auch eher unwahrscheinlich mal total ruhig werden

. Da muss man sich vorgängig gut überleben, was man will. Mit allen Vor- und Nachteilen! Meine vorherige Hündin war extrem ruhig - sehr angenehm im Umgang. Aber: Sie war schwer traumatisiert (wurde über 3 Jahre aufs Schlimmste misshandelt und gequält), diese Ängste konnte sie nie ganz überwinden, damit lebten wir. Unsere jetzige Hündin ist ein "Powerfüdli", frech und wild

. Aber dafür hat sie extreme Verlustängste, ist extrem auf mich fixiert - wir nennen sie auch "Miss Shadow", weil sie mir überallhin wie ein Schatten folgt (ich weiss nicht, wann ich zum letzten Mal alleine auf dem WC war

). Mit Verlustängsten kämpfte auch meine vorherige Hündin - das ist etwas, was viele Hunde aus dem Tierschutz mitbringen.
Von daher: Man muss sich immer bewusst sein, dass - egal, wie gut man den Hund vorgängig kennen lernt - man nie Garantien hat. Grad bei Tierschutzhunden sagt man, dass es bis zu einem Jahr dauert, bis sich (nach der Adoption) ihr wahrer Charakter zeigt. Das kann ich bestätigen.
Dass es in Schweizer Tierheimen eher schwierig ist, den passenden Hund zu finden, kann ich nachvollziehen. Meistens haben die nur (grosse) Problemhunde. Von daher: Es gibt diverse Organisationen, die Hunde aus dem Ausland vermitteln - aber Achtung: Ja nicht ein Hund adoptieren, der dann extra deswegen an die Grenze gekarrt wird bzw. der noch im Ausland ist. Das ist unseriös! An so eine Organisation bin ich mal gekommen. Die verlangte von mir, den Hund quasi ab Foto aus dem Internet zu wählen und dann hätte ich irgendwo an die deutsche Grenze fahren und den Hund übernehmen müssen

. Da kann ich nur raten: Finger weg davon! Wenn ein Auslandshund, dann einer, der schon auf einer Schweizer Pflegestelle ist und den man vor der Adoption auch kennen lernen kann. Da müsst Ihr den Hund auch nicht wochenlang vorher "testen", die haben die Hunde meistens schon 1-2 Monate und können Euch sehr viel über seinen Charakter, sein Wesen sagen - und schlussendlich muss ja eh "der Bauch" entscheiden

.
Hundeschule ist meiner Meinung nach immer ein Must! Egal, wie alt der Hund ist. Ich bin sogar mit meiner vorherigen Hündin, die ja schon 3.5 Jahre alt war und einen extrem guten Grundgehorsam hatte, 10-15 Mal in die Hundeschule gegangen - in erster Linie, um ihr Erfolgserlebnisse geben zu können, aber auch, dass wir als Team zusammen wachsen konnten. Finde ich extrem wichtig, dass man sich diese Zeit auch nimmt! Kein Hund ist wie der andere! Wie geschrieben: Meine jetzige Hündin ist schon mein 3. Hund, ich bin also sicher kein Anfänger mehr, auch nicht bezüglich Tierschutzhunden

, aber auch ich lerne mit jedem Hund wieder dazu und bin bei jedem Hund wieder froh um Tipps!
Ist ja hier immer etwas heikel mit Links - aber wenn Du interessiert bist, kann ich Dir 1-2 seriöse Vermittlungsagenturen für Auslandshunde angeben (wo die Hunde schon auf Pflegeplätzen in der CH sind). Evtl. wäre das etwas für Euch?
Oder: Meine Nachbarn haben ihre Hündin vor einem Jahr von einem Wurf auf einem Bauernhof adoptiert (Mix Entlebucher-Appenzeller). Die haben nun nochmals genau denselben Wurf bekommen (glaub 8 oder 9 Junge

) und soweit ich gehört habe, stehen die grad zur Vermittlung. Die Hündin meiner Nachbarn ist auf jeden Fall eine wirklich tolle! (Falls evtl. ein Welpe doch eine Option wäre - das sind zumindest keine überzüchteten Rassehunde).
Katzen und Hunde: Das muss übrigens gar unbedingt nicht unbedingt ein Welpe sein. Meine vorherige Hündin war schon 3.5 Jahre alt, als sie zu uns kam, das war mit unseren Katzen (damals noch 2) absolut kein Problem!