
Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Moderator: conny85
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Oder Verkehrschaos anstatt Verkehrshaus...

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Alles-Esserin (Frühling 2010)
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- danci
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Am einem schönen Sonntag fast das Gleiche

Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
@Wortverständnis: ich finde es irrelevant, woher das Wort kommt. Die Leute verstehen es, wie es HEUTE klingt (herrlich, dämlich). Deshalb geht es HEUTE nicht mehr.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÃCHTIG!
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Wie verstehen es denn "die Leute"? Bei herrlich und dämlich habe ich genau Null Assoziationen. Egal, ob es wirklich von Herr und Dame kommt oder nicht (anscheinend ja nicht). Ich finde, man kann es auch übertreiben...und doch, ich finde, es zählt der Wortursprung und nicht irgendeine Assoziation, die jemand hat (als ich neu in CH war, irritierte mich das "huere" massiv, aufgrund meiner falschen Assoziation. Da habe ich mich halt schlau gemacht, wo das herkommt).
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
0 Assoziation bei "dämlich" und "herrlich" zu der Dame oder zum Herr. Wenn ich einem Mann oder einem Jungen sage, "du bist dämlich", meine ich damit nicht, dass er sich wie eine Dame benimmt. Oder wie eine Frau oder wie ein Mädchen. Ich könnte sagen, eine Frau sei "eine herrliche Frau", und meine ich damit sicher nicht, dass sie auf irgendeine Art männlich sei
Wenn diese Assoziationen plötzlich entstehen würden bei vielen Leuten, hätte ich eher das Gefühl, dies sei vielleicht ideologischer Propaganda geschuldet. Doch, ein Hinweis auf die Herkunft der Wörter wäre dann angebracht. Das ist Bildung.

Wenn diese Assoziationen plötzlich entstehen würden bei vielen Leuten, hätte ich eher das Gefühl, dies sei vielleicht ideologischer Propaganda geschuldet. Doch, ein Hinweis auf die Herkunft der Wörter wäre dann angebracht. Das ist Bildung.
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Und kann und soll man dann auch andere Worte ersetzen, die man eben falsch verstehen kann?
zb. das "huere"?
Die Assoziationen sind eben sehr individuell, so empfinde ich die Bezeichnung "Maul" oder "Müüli" bei einem Kind als sehr abwertend und grob (für mich hat ein Tier ein Maul, ein Kind hingegen einen Mund) - müsste das dann nicht auch angepasst werden? (ist nur Dialekt, ich weiss, keine Hochsprache - einfach nur als bsp. dass man je nach Herkunft, Hintergrund oder auch Bildung Dinge anders verstehen kann als andere).
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Ich wundere mich gerade über diese Empfehlung von einem "Party Ratgeber"
Es geht darum, wie man übernachtungspartys organisiert und was man mitnehmen soll - neben Pyjama, Taschenlampe und Schlafsack:
Noch mehr wundert mich aber die Begründung, warum man eines dabei haben soll

4. Handy Eltern wollen wissen wie es euch ergeht, darum ist ein Handy Pflicht
Es geht darum, wie man übernachtungspartys organisiert und was man mitnehmen soll - neben Pyjama, Taschenlampe und Schlafsack:
Noch mehr wundert mich aber die Begründung, warum man eines dabei haben soll



4. Handy Eltern wollen wissen wie es euch ergeht, darum ist ein Handy Pflicht
Spoiler:
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
sonrie, ja beim "Muul" o.ä. ("Maul") gibt es halt in den CH-Dialekten keine Alternative, als keinen "Mund". Von daher wird es auch nicht als grob empfunden. Beim Tier sage ich dafür halt eher mal "Schnurre"
"huere" komme tatsächlich von "Hure".
Aber es spielt keine Rolle, denn es wird so oder so schon lange als vulgär oder eher grob empfunden in einem gewissen Sinn. Das heisst, ich kann es nicht beim Vorstellungsgespräch benutzen normalerweise

"huere" komme tatsächlich von "Hure".
Aber es spielt keine Rolle, denn es wird so oder so schon lange als vulgär oder eher grob empfunden in einem gewissen Sinn. Das heisst, ich kann es nicht beim Vorstellungsgespräch benutzen normalerweise

Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
@falabella: ich dachte das kommt von "u-huere" als von "ungeheuer(lich)"? (zumindest wurde es mir so erklärt
)
Das würde auch inhaltlich SInn ergeben (etwas ist "ungeheuer gut")

Das würde auch inhaltlich SInn ergeben (etwas ist "ungeheuer gut")
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Ja, ich hörte das auch immer wieder in den letzten Jahren. Aber es sei doch nicht so. Musst es mal googeln. Interessant, so Sachen 
Viel früher, also z.B. vor 30 Jahren, hat das auch niemand anders behauptet. Es war allen irgendwie klar, dass es von "Hure" kommt, also die Assoziation war und ist so

Viel früher, also z.B. vor 30 Jahren, hat das auch niemand anders behauptet. Es war allen irgendwie klar, dass es von "Hure" kommt, also die Assoziation war und ist so

Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Dialekt ist eh eine Sache für sich. Was für mich ganz normal klingt, kann für andere evtl etwas unfreundlich klingen.
Klassiker ist: „Passt scho“. Das ist zumeist nicht abwertend gemeint.
Klassiker ist: „Passt scho“. Das ist zumeist nicht abwertend gemeint.
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- danci
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Aber durch den Gebrauch der Wörter in verschiedenen Kontexten entstehen dann Assoziationen, die wenig mit dem Wortursprung zu tun haben, aber oftmals eben doch problematisch ist. Auch wenn der Ursprung etwas anderes bedeutete, schüttelt es mich jedes Mal, wenn ich irgendwo "jedem das seine" höre. Ich finde nicht, dass das einfach geht, weil es im römischen Reich eine andere Bedeutung hat. Der Nationalsozialismus hat nun mal stattgefunden.ChrisBern hat geschrieben: ↑Mo 11. Jul 2022, 11:01Wie verstehen es denn "die Leute"? Bei herrlich und dämlich habe ich genau Null Assoziationen. Egal, ob es wirklich von Herr und Dame kommt oder nicht (anscheinend ja nicht). Ich finde, man kann es auch übertreiben...und doch, ich finde, es zählt der Wortursprung und nicht irgendeine Assoziation, die jemand hat (als ich neu in CH war, irritierte mich das "huere" massiv, aufgrund meiner falschen Assoziation. Da habe ich mich halt schlau gemacht, wo das herkommt).
Im römischen Reich waren Sklaven auch Arbeiter, die gegen Lohn und nicht für sich selbst (selbständig) arbeiteten. Aufgrund der Geschichte des Sklavenhandels hat es heute eine andere Bedeutung. Da käme ja niemanden in den Sinn Arbeitnehmer als Sklaven zu bezeichnen.
Nur so zwei Beispiele.
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
danci, das ist so. Wenn z.B. eben jemand behauptet, "Sklave" bedeute "eigentlich" etwas anderes und wir würden das falsch benutzen (es gibt ja diese Sorte Besserwisser), dann ist das lächerlich. Es spielt sehr oft keine Rolle, was etwas "ursprünglich" bedeutet hat. Wie ein Wort benutzt und verstanden wird, ist logischerweise das Wesentliche, denn ein Wort ist an sich ja nichts. "Huere" wird eher als vulgär empfunden und ist somit vulgär. Wenn sich das ändern täte, dann wäre es hingegen eben mit der Zeit nicht mehr so. Das entsteht aber organisch
Es nützt deshalb wenig, wenn einem Leute erklären, dass es gar nichts mit "Hure" zu tun hat, was eben falsch ist, aber selbst wenn es so wäre.
Aber es gibt schon auch den Fall, wo ein Wort gar nicht eine negative oder diskriminierende Assoziation bei den meisten Leuten hat. Dann finde ich es schon wichtig, auf die Herkunft hinzuweisen, wenn plötzlich der Verdacht aufkommt bzw. gepusht wird, dass das Wort diskriminierend sei. Wie eben bei "dämlich" z.B.
So etwas kommt ja genau so auch von der nicht politisch korrekten Seite. Also ein Macho, der behauptet, es sei halt "kein Zufall", dass es "dämlich" und "herrlich" heisse. Doch, ist es.

Aber es gibt schon auch den Fall, wo ein Wort gar nicht eine negative oder diskriminierende Assoziation bei den meisten Leuten hat. Dann finde ich es schon wichtig, auf die Herkunft hinzuweisen, wenn plötzlich der Verdacht aufkommt bzw. gepusht wird, dass das Wort diskriminierend sei. Wie eben bei "dämlich" z.B.
So etwas kommt ja genau so auch von der nicht politisch korrekten Seite. Also ein Macho, der behauptet, es sei halt "kein Zufall", dass es "dämlich" und "herrlich" heisse. Doch, ist es.
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
https://idiotikon.ch/wortgeschichten/huere
Aber ja, ich höre das eben auch immer wieder so seit ein paar Jahren und habe es somit auch selber schon gesagt
(Besserwisserei kann sehr angenehm sein, wenn man es selber macht).
Selber überprüfen, was nun wirklich stimmt, ist aber schwierig.
Und vielleicht nicht unbedingt so wichtig.
Eigentlich denken wir weder an „Hure“ noch an „ungeheuer“, wenn wir „huere“ sagen. Es ist einfach ein Verstärker und eher derb, obwohl es ja in vielen Kontexten geht und „nicht schlimm“ ist.
Aber ja, ich höre das eben auch immer wieder so seit ein paar Jahren und habe es somit auch selber schon gesagt

Selber überprüfen, was nun wirklich stimmt, ist aber schwierig.
Und vielleicht nicht unbedingt so wichtig.
Eigentlich denken wir weder an „Hure“ noch an „ungeheuer“, wenn wir „huere“ sagen. Es ist einfach ein Verstärker und eher derb, obwohl es ja in vielen Kontexten geht und „nicht schlimm“ ist.
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Also in unserem Dialekt ist „huara“ bzw. „uhuara“ nicht wegzudenken, gehört dazu wie bitte und danke.
Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Ok
Also du würdest auch dem Kellner im Fünfsternerestaurant sagen, dankä, huara guat gsy?
Es könnte ja sein, dass es in manchen Dialekten, also dem Bündner, von ungeheuer kommt, und in anderen von „Hure“. Das ist nicht auszuschliessen, so etwas ist möglich

Also du würdest auch dem Kellner im Fünfsternerestaurant sagen, dankä, huara guat gsy?
Es könnte ja sein, dass es in manchen Dialekten, also dem Bündner, von ungeheuer kommt, und in anderen von „Hure“. Das ist nicht auszuschliessen, so etwas ist möglich

Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
Übrigens: Huer bzw. Hure geht auf ein indoeuropäisches Urwort zurück, das «gern haben, begehren» bedeutet und von dem auch das lateinische cārus «begehrt, lieb, teuer, wert» (und damit auch französisch cher «lieb, teuer») abstammt. Also eigentlich ein huereschönes Wort, nicht wahr?
Na dann...
Cheibe kommt von Leichnam, gut zu wissen und champa kommt von Scham. Damit sind wir wieder am Startpunkt der Diskussion.
Na dann...

Cheibe kommt von Leichnam, gut zu wissen und champa kommt von Scham. Damit sind wir wieder am Startpunkt der Diskussion.

Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
In dieser HInsicht scheint der Nationalsozialismus nicht sehr "nachhaltig" gewesen zu sein. (Sorry, mir fällt gerade kein besserer Begriff ein.) Der Ausspruch "Jedem das Seine" wird in unserer deutschen Verwandtschaft nach wie vor gebraucht, aber nicht im Sinne der Nationalsozialisten oder um Menschen in Kategorien einzuteilen, sondern man drückt damit aus, dass man den Geschmack von jemand anderem nicht teilt oder etwas völlig anders gemacht hätte als die andere Person. Ob das schon vor der NS-Zeit dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprochen hat und sich die Ideologie da nicht festsetzen konnte, oder ob sich der allgemeine Sprachgebrauch nach dem Ende des NS verändert hat und der Ausspruch neutral geworden ist, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass es künstlich wäre, wenn man den Ausspruch verbieten wollte, weil er unter dem NS pervertiert worden ist.danci hat geschrieben: ↑Mo 11. Jul 2022, 12:03Aber durch den Gebrauch der Wörter in verschiedenen Kontexten entstehen dann Assoziationen, die wenig mit dem Wortursprung zu tun haben, aber oftmals eben doch problematisch ist. Auch wenn der Ursprung etwas anderes bedeutete, schüttelt es mich jedes Mal, wenn ich irgendwo "jedem das seine" höre. Ich finde nicht, dass das einfach geht, weil es im römischen Reich eine andere Bedeutung hat. Der Nationalsozialismus hat nun mal stattgefunden.
- danci
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Re: Eine weitere Runde Wunder über wunderiges Gewunder
@ yoghurt
Der Ursprung war anders, als ihn die Nazis brauchten und auch anders, als er heute gebraucht wird. Es bedeutete, dass jeder Mensch haben soll, das ihm zusteht. Also eigentlich eine Art soziale Gerechtigkeit. Aber die Nazis haben den Ausdruck nun mal gebraucht. Und so zu tun, als wäre das nicht passiert, ist falsch. Wer etwas sprachsensibel unterwegs ist, wird den Ausdruck nicht benutzen, egal wo ihm deutschsprachigen Raum, daher bin ich mit deinem letzten Satz gar nicht einverstanden, was nicht heisst, dass er nicht nachwievor geläufig ist. Meistens aus Unwissen, manchmal aus Ignoranz.
Der Ursprung war anders, als ihn die Nazis brauchten und auch anders, als er heute gebraucht wird. Es bedeutete, dass jeder Mensch haben soll, das ihm zusteht. Also eigentlich eine Art soziale Gerechtigkeit. Aber die Nazis haben den Ausdruck nun mal gebraucht. Und so zu tun, als wäre das nicht passiert, ist falsch. Wer etwas sprachsensibel unterwegs ist, wird den Ausdruck nicht benutzen, egal wo ihm deutschsprachigen Raum, daher bin ich mit deinem letzten Satz gar nicht einverstanden, was nicht heisst, dass er nicht nachwievor geläufig ist. Meistens aus Unwissen, manchmal aus Ignoranz.
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