Gefühlsstarke Kinder

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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ausländerin
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von ausländerin »

Yoghurt hat geschrieben: Sa 13. Aug 2022, 14:41
ausländerin hat geschrieben: Fr 12. Aug 2022, 12:51
Timia hat geschrieben: Fr 12. Aug 2022, 07:36

Ich kanns mir nicht verkneifen, dies so kommentieren, entschuldigt. Aber genau dies ist ASS: zu viel wahrzunehmen, und nicht zu wenig. Von Reizen jeglicher Art überflutet zu werden. ASSler und ADSler haben zu wenig gute Filter, um wie neurotypische Dinge auszublenden. Sie sind oft hypersensibel / hyperempathisch. Aber wie gesagt, eine Abklärung macht nur Sinn bei Leidendruck. Wenn es euren Kindern gut geht, natürlich nicht.
Schön Timea dass du scheinst mehr Erfahrung hast als die Kinder Psychiaterin bei der meine Tochter seit Frühling in Behandlung ist und besser als Kinderpsychologin die bei meiner Tochter mit 6 HB (IQ140). diagnostiziert hat und alles andere dann aber nicht bestätigt hat und Massnahmen eingeleitet hat die für mein Kind extrem erfolgreich waren. Ich kenne persönlich mehrere Kinder mit ASS und ADHS und HB und ich kann nur eins bestätigen: kennst du ein Kind mit ASS, kennst du ein Kind mit ASS. Es gibt nicht typisches Verhalten, oder typische Merkmale oder so. Es ist ein Kombi. Mein Kind war schon immer auffällig, wir haben seit 4 Jahren regelmässigen Austausch mit Psychologin und jetzt Psychiaterin. Ich verstehe nicht was du da mit deinen Aussagen bewirken willst. Wenn du dein Kind erst sehr spät abgeklärt hast, heisst es nicht dass andere es auch so machen, und ja, es kommt nicht immer zu einer Diagnose,. Und es gibt noch nicht nur ASS oder ADHS aber vieles dazwischen und das ist gut so.
Ganz einfach, ausländerin: Du plapperst den Unfug nach, Autisten hätten keine Emotionen oder würden keine Emotionen wahrnehmen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Darum hat Timia deine Aussage kritisiert. Wenn die Kinderpsychiaterin etwas anderes behauptet, dann ist sie nicht auf dem aktuellen Forschungsstand. Ich wundere mich wirklich, wie viele sich hier als Expertinnen zu ASS aufspielen, weil sie mal irgendwo eine Kleinigkeit gehört haben, und Müttern wie Timia, die sich durch ihre eigenen Kinder intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben, die Ahnung absprechen... :roll:
Die einzige die heir sich für ASS Expertinnen aufspielt sind du und Timea. Ihr stellt hier Ferndiagnosen, und du machst noch qualifizierten Psychiatern von denen du gar nicht weisst runter. Mein Kind hat keine Probleme mit Filtern oder Reizen. Sie wurde von Experten abgeklärt und ASS ist kein Thema. Was genau willst du mir da sagen?

annegretli74
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von annegretli74 »

Mir geht diese Ferndiagnoserei im Forum auch ziemlich auf den Keks... dazu kommt, dass auch die Experten nicht alles wissen und herausfinden bzw. mal falsch liegen können. Als mein mittlerer Sohn Anfang erster Klasse abgeklärt wurde, hiess es er sei überdurchschnittlich intelligent. Zwei Jahre später ist er nur noch Durchschnitt. Das ist das erste Mal, dass ich höre, dass jemand an IQ verliert... In der Schule sind die Leistungen gesunken, weil er unterfordert war und sich gelangweilt hat. Mittlerweile macht er nur noch das Minimum.
Fakt ist, dass keine der beiden Stellen AD(H)S oder ASS attestiert haben, obschon er beim zweiten Anlauf explizit darauf abgeklärt wurde.
Fakt ist auch, dass er sehr sensibel und empfindsam ist, Gerüche stärker wahrnimmt, aber auch Emotionen anderer Menschen. Wenn GG schlecht drauf ist, kann ich davon aussgehen, dass auch Sohn demnächst ausflippt. Wie auch schon früher gesagt bin ich auch nicht Fan davon, ein Kind solange von einer Stelle zur anderen zu schleppen und abzuklären, bis ich denn doch noch eine Diagnose bekomme.
Wir möchten uns selbst besser beraten lassen, wie wir ihn besser unterstützen können.

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ChrisBern
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von ChrisBern »

Annegretli, das tut mir wirklich sehr leid, dass es bei euch keinen "Namen" gibt und ihr noch am Finden seid. Halte euch die Daumen!

Was mir noch aufgefallen ist allgemein: Bei allen Diskussionen um Empfindsamkeit und schlechte Emotionsregulation (und eben, ob es Hypersensitivität, Gefühlsstarke oder ASS ist) darf man ja nicht vergessen (vielleicht sehe ich es jetzt als zu einfach an?), dass im DSM V bei ASS die Diagnose nur vergeben wird, wenn alle drei A-Kriterien zutreffen: Schwierigkeiten mit sozial-emotionaler Gegenseitigkeit, Schwierigkeiten in nonverbaler Kommunikation und Schwierigkeiten, soziale Beziehungen zu entwickeln. Erst danach kommen Kriterien wie Festhalten an Routinen, überempfindlichkeit auf sensorische Reize etc.

Ein Kind, welches keine Schwierigkeiten im sozialen Bereich hat (und die hat beispielsweise mein Sohn nicht, er hat Freunde, pflegt reziproke Beziehungen, dekodiert nonverbale Kommunikation richtig etc), würde ich nicht auf ASS abklären. Vielleicht bin ich da naiv, aber für irgendwas gibt es ja die Diagnosekriterien, auch wenn es sicher typischere und weniger typischere ASS gibt.

Ich hab jetzt am WE wieder gedacht: mein Sohn hat schlicht und ergreifend Mühe, wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht. Daher entstehen bei uns die Ausfälle. Entweder will er sich partout durchsetzen, oder er hatte sich etwas überlegt, was nicht der Realität entspricht. Dann schnappt er unglaublich schnell ein. Das, was er macht, fände ich ganz normal, wenn er 3 wäre, es ist so die typische fehlende Selbstdistanz bei einem trotzigen Kind. Jetzt mit 5 finde ich es langsam nervig. Die letzten Monate gingen viel besser, die letzte Woche war wieder mal mühsam. Also drei Schritte vor, zwei zurück. 🙈

sonrie
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von sonrie »

Könnten wir uns vielleicht darauf einigen, dass "Gefühlsstärke" durchaus auch bei ASS Kindern (oder einfach bei allen Kindern ;-)) auftreten kann, aber nicht unbedingt ein Hinweis auf ASS sein muss? Denn um nichts anderes geht es.


ÜbrIgens, was ganz anderes:
ich hatte am Wochenende ein Gespräch mit einer alten Freundin, sie hat auch ein Kind welches ähnlich tickt wie meins, allerdings schwimmt sie ein bisschen auf der esoterischen / alternativen Welle. Es gibt auch in der Esoterik eine "Erklärung" dort nennt man diese "Indigo-Kindern" oder "Neue Kinder" . Ich habs mal gegoogelt und finde die Beschreibung der Verhaltensweisen noch spannend, auch wenn ich sehr Mühe habe mit der Erklärung (bzw. mit Esoterik ganz allgemein). Hat das jemand von euch schonmal gehört?
https://www.familie.de/kleinkind/indigo ... verstehen/
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venezuela
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von venezuela »

ich lese hier schon eie weile mit und finde es schade, dass sich zwei fronten bilden.
ich sehe es ein bisschen anders. es muss ja nicht sein, dass die beschriebenen gefühlsstarken kinder ass oder adhs haben - aber vielleicht haben sie züge davon.
ich habe ein neurotypisches kind, welches aber seit klein auf züge von ass hat - weit weg von einer diagnose.
ich habe gerade hier im forum unheimlich von den threads über ass profitiert, weil ich tipps für den umgang mit den zügen meines sohnes bekam. nicht zuletzt wegen euch ass-mamis haben wir in all den jahren unseren weg mit seinem problem, neues zu meistern, gefunden.

es muss ja nicht um diagnosen gehen, sondern eher um verhaltensweisen und wie man damit umgehen kann und da können doch alle voneinander profitieren. unsere kinder bleiben ja die selben, mit all ihren verhaltensweisen, egal wie man das ganze betitelt...

annegretli74
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von annegretli74 »

@chrisbern
Bei meinem Sohn wirkt es auch oft so, dass er ausflippt "wenn es nicht nach seinem Kopf geht". Er ist mittlerweile 10 und ich würde nun eher sagen "wenn die Realität nicht dem entspricht, was er sich vorgestellt hat".
Es ist immer noch ab und zu so, dass er dann rumbrüllt und verweigert, und dieses Verhalten natürlich überhaupt nicht seinem Alter entspricht. Immerhin gelingt es ihm mittlerweile, sich schneller aus diesem Zustand wieder zu befreien und die Situation dann so anzunehmen, wie sie halt ist.

@Sonrie
Ich habe es mir durchgelesen und naja - die Esotheriker haben eine schöne Umschreibung für ein schwieriges Verhalten gefunden. Ist jetzt nichts was mir irgendwie weiterhelfen würde...

@venezuela
Schön, dass dir mit den Threads geholfen wurde! Es geht mir ja nicht darum, dass einige Tipps nicht hilfreich sein können. Es wird einfach oft gesagt: klär doch mal ab, es ist doch sicher XY, weil mein Kind ja auch so und so funktioniert. Mein Kind hat auch Ansätze von ADHS, aber "es reicht nicht für eine Diagnose". Leider hat unsere Schule grosse Probleme damit, Empfehlungen für die Kinder von der Seite der Eltern anzunehmen, wenn keine Diagnose dahinter steht. Das ist für uns ein echtes Problem.
Sohn kommt jetzt aber zu einer anderen LP, dieser traue ich eher zu dass sie ihn so zu nehmen weiss, wie er es braucht.

ausländerin
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von ausländerin »

Sonrie - ich habe über indigo Kinder auch gelesen. Ich bin mir nicht mehr sicher - aber ich glaube dass Imlau in ihrem Buch über Gefühlstarkekinder es auch erwähnt. Das andere Begriff ist Autonome Kinder von Jesper Juul. Ich glaube dass es alle drei Begriffe um das gleiche geht - Kinder die mehr fühlen und mehr wahrnehmen und bereit sind seine eigene Identität und Integrität über alles und ohne Kompromisse zu schützen.

sonrie
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von sonrie »

ja stimmt, es ist alles sehr ähnlich. Nora Imlau und Jesper Juul hab ich auch gelesen, aber ich mag mich nicht mehr an die Indigo Kinder erinnern.
Ich musste grad schmunzeln bei der Beschreibung, dass sie keine Autoritäten akzeptieren, dies ist unser Dauerthema da mein 8jähriger davon überzeugt ist, dieselben Rechte zu haben wie ich bzw. dass ich ihm nichts zu sagen habe :roll:
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Allegra85
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Allegra85 »

@Sonrie
Die Diskussion hatten wir auch etwa mit 8 oder 9 Jahren. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich Sachen für ihn entscheide, weil ich ihn liebe und für ihn sorge. Es wird ein Velohelm getragen, weil ich nicht möchte, dass er sich am Kopf verletzt. Er muss pünktlich zu Hause sein, weil ich mir sonst Sorgen mache. Solche Beispiele hat ihm gezeigt, dass er geliebt wird und war deshalb bereit etwas autonomität abzugeben. Welche Glacé es beim Kiosk gibt, durfte er ja noch selber entscheiden (auch die teuerste ;-) )
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sonrie
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von sonrie »

Ja, wir haben ähnliche Diskussionen ;-) Von Tischmanieren bis Sozialbverhalten. So von wegen "ich bin deine Mama und mein Job ist es dich zu erziehen und dir Dinge zu zeigen, die du noch lernen musst damit du weisst wie es geht, weil ich dich liebe und nicht möchte dass du aneckst". Findet er gar nicht lässig, er kann und weiss ja schon alles ;-)

Er kann zb. nicht (oder nur schwer :wink: ) akzeptieren, wenn ich ihm sage dass er den TV ausmachen muss, weil ich ja dann noch bis spät nachts TV schauen darf wenn er im Bett ist - somit steht ihm das ja auch zu.
Hier hilfts dann, das mal ganz sachlich und nüchtern zu besprechen im SInn von "Rechte vs. Pflichten"*. Also was machen Eltern alles den Tag durch (Wäsche zusammenlegen, kochen, Geld verdienen, Kinder fahren, Schuhe binden etc. ) und womit "verdienen" sie sich dann eben auch das lange wachbleiben. Alles was rational erklärbar ist geht halbwegs.
Zuletzt geändert von sonrie am Mo 15. Aug 2022, 10:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Mialania
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Mialania »

Habe früher schon von den Indigokindern gelesen. Gibt es ja scheinbar seit den 80ern. Hatte damals immer gehofft, dass ich auch so eins bin :lol: Finde jetzt von der Erklärung her nicht, dass es auf ASS oder ADHS zutreffen würde. Es ist sehr spirituell (wo ich eigentlich auch offen bin) gesehen und man kann es nicht richtig diagnostizieren.

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enjel
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von enjel »

Entschuldigt, dass ich mich da auch noch so reinklinke, obwohl ich mich bei diesen Themen kaum engagiert habe im Forum. Aber diese Fronten triggern mich auch grad etwas ....
annegretli74 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 09:16 @venezuela
Schön, dass dir mit den Threads geholfen wurde! Es geht mir ja nicht darum, dass einige Tipps nicht hilfreich sein können. Es wird einfach oft gesagt: klär doch mal ab, es ist doch sicher XY, weil mein Kind ja auch so und so funktioniert. Mein Kind hat auch Ansätze von ADHS, aber "es reicht nicht für eine Diagnose". Leider hat unsere Schule grosse Probleme damit, Empfehlungen für die Kinder von der Seite der Eltern anzunehmen, wenn keine Diagnose dahinter steht. Das ist für uns ein echtes Problem.
Sohn kommt jetzt aber zu einer anderen LP, dieser traue ich eher zu dass sie ihn so zu nehmen weiss, wie er es braucht.
Kleine Frage zu deiner Ausgangslage, annegretli: Könnte es sein, dass du dir insgeheim eine Diagnose gewünscht hättest, weil es eben mehr Klarheit für euch bedeutet hätte (wie könnte ich besser mit meinem Kind umgehen?) und auch für die Schule etwas bringen könnte (endlich kriegt der Sohn die notwendige Unterstützung?). Und nun bleibt einfach die Hilflosigkeit, weil die Erklärungen und Unterstützungsangebote fehlen. Man fühlt sich alleingelassen ... und reagiert gerade auf (dieselben) Tipps zur Abklärung etwas ungehalten?

Ich traue mich dies zu fragen, weil es mir teilweise so ergangen ist. Mein Sohn, nun bereits fast 14, kann mit Gefühlen bis heute schlecht umgehen, hat monatelange Schulverweigerungsepisoden hinter sich, und eine ASS-Abklärung in der 4. Klasse, die keine Diagnose brachte, aber durchaus autistische Züge attestierte. Und dann fühlt man sich einerseits erleichtert, da keine Diagnose, und wird anderseits irgendwie einfach im Regen stehen gelassen, denn die Probleme des Kindes sind ja immer noch da ....
Bloss, bringt wohl nichts, sich gegen gutgemeinte Ratschläge zu wenden, aus eigener Hilflosigkeit? Auch wenn ich das nur zu gut vestehe. Denn die Hintergrundgeschichte ist ja nicht allen bekannt? Mehr gegenseitiges Wohlwollen würde manchmal gut tun (auch von den Ratgebenden).
Manche Ohren haben Wände. (Robert Lembke)

Sternli05
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Sternli05 »

Enjel
Ist bei uns auch so. Ein Sohn hat ASS, der Andere nur in 2 Bereichen und im sozialen nicht und das ergibt keine Diagnose und darum auch keine Hilfe und keine Akzeptanz.

annegretli74
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von annegretli74 »

Ja natürlich wäre es einfacher wir hätten eine Diagnose. Denn ohne bekommen wir keine Unterstützung von der Schule, sondern nur Vorwürfe. Ich mag ihn aber auch nicht in eine Form pressen, nur damit er als akzeptabel für die Schule gilt.
Vielleicht ist ja unsere Schule auch ein Extremfall. Der Grosse hat heute in einer psychiatrischen Tagesklinik gestartet, weil es an der Schule nicht mehr ging. Erst hat die Schule beim Mobbing nicht eingegriffen (bei uns gibts kein Mobbing), dann wurde die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Schulsozialarbeiter von Seiten Lehrpersonen und Schulleitung beendet. Als ich die Eintrittsformulare für die Tagesschule ausgefüllt habe, ist der Bereich "was hat die Schule bisher unternommen" leer geblieben. Sie haben wirklich gar nichts gemacht.
Danke trotzdem, Enjel und Sternli05, es ist schön zu hören dass man mit diesen Sorgen nicht alleine ist. Dies mit der fehlenden Akzeptanz erleben wir leider immer wieder.

Joeyita
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Joeyita »

Es tut mir leid, wenn ich hier jemandem auf die Schuhe getreten bin. Es war nicht meine Absicht, mich über jemanden mit ASS Diagnose lustig zu machen. Ganz sicher ist es möglich, dass ein gefühlsstarkes Kind mal eine Diagnose (ASS, ADHS, ADS oder was auch immer) erhält, aber es muss eben nicht sein. Es gibt auch "einfach nur" gefühlsstarke Kinder. Und auf den Austausch zu solchen Kindern hatte ich beim Erstellen dieses Threads gehofft. Nachdem mir unter Anderem vorgeworfen wurde, worauf ich noch warte und warum ich nicht endlich sofort abkläre, habe ich mich deshalb auch etwas aus diesem Thread zurückgezogen. Und ja, ich habe auch schon recht intensiv bei den ASS und ADHS Threads mitgelesen. Wie ChrisBern und sonrie geht es mir aber ähnlich: ich finde meinen Sohn dort nicht wieder. Wie er sich weiter entwickelt, wird sich zeigen. Wie ich hier auch schon mehrfach betont habe, werde ich mich sicherlich nicht wehren, wenn von der Schule ein Abklärungsbedarf geäussert wird.

@annegretli74: Das tut mir sehr leid zu hören mit deinem Grossen... ich hoffe fest, dass er dort gut aufgehoben ist und es ihm bald besser geht. Steht ein Schulwechsel zur Debatte, wenn es ihm wieder besser geht? Wünsche euch allen viel Kraft für diese Zeit. Das ist sicher für alle nicht einfach.

@ChrisBern: Oje gell, wenn man das Gefühl hat, es laufe nun langsam besser, kommt sicher irgendwann wieder ein "Rückfall". Könnte es vielleicht auch das Ferienende gewesen sein? Viel Nerven auf jeden Fall und dass es bald wieder aufwärts geht.

Unser gefühlsstarker Grosser ist heute total fröhlich und aufgestellt in die 1. Klasse gestartet. Er hat mehrmals gesagt, dass er aufgeregt ist, aber ist total stolz hingegangen und hat sich diesem Neuanfang gestellt. Es hat echt Freude gemacht, ihn so zu sehen.
Stolzes Buebemami - November 2015 und März 2018

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Vaena
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Vaena »

mal ne frage allgemein, an die, die 'abgeklärt' haben...

in welchem alter hat man das gemacht? ab wann macht das sinn?

meine wurde letztes jahr mit knapp 2 1/4 Jahren soweit abeklärt, wie sie entwicklungstechnisch dasteht... der bericht war für mich dann sehr erschreckend und ernüchternd... es wurden 'tendenzen' erwähnt, aber man sagte mir, die abklärung richtung AD(H)S, ASS oder Autismus kann man erst ab einem gewissen alter machen... so frühestens mit 5. alles andere gibt eine "richtung" vor, wo man aber nicht mehr drauf eingeht, eben wegen der gefahr des zu frühen diagnostizierens...

ich bin der meinung, dass mein kind eben gefühlsstark ist, extrem sensibel und ganz klare strukturen sowie absprachen braucht... dann haben wir ein sehr unkompliziertes kind, was klar ausraster hat, sich so aber im rahmen lassen (3-5x pro woche). nur wenn sie rastet, dann richtig...
wir sehen aber, das es sich teilweise verwächst und man länger mal ruhe hat, bis dann wieder so ein richtig intensiver ausbruch kommt, so dass ich am liebsten mit dem kind wieder zur psychologin fahren möchte, weil wir masslos überfordert sind...
ich habe eigentlich ein dickes fell zugelegt, fahre meine linie... ich nehm 'gutgemeinte' tipps und ratschläge an, dh. höre sie mir an, und entscheide dann, was ich davon halten soll... aber wie oft fallen dann wieder worte wie "die hat autismus", "die ist nicht normal" und und und...
die frage ist dann immer, wie normal ist es, dann eine 3jährige wirklich ALLES teilen soll? wie normal ist es, dass die oma halt nicht immer das machen darf, was die mutti macht (autositz abschnallen, einkaufswagen schieben etc.)... die trotzphase darf man doch haben, ist wichtig und man ist doch dann nicht gerade gestört, nur weil das kind nicht 08-15 ist...

ich find es leider mega schwierig, dass man dann eben in die schublade kommt, obwohl ich denke, dass sie da gar nicht hingehört... wie oft muss ich mir vom gesamten umfeld anhören "xxx, tu jetzt nicht so. benimm dich mal!" dabei ist meine tochter einfach völlig überfordert und braucht dann die hilfe...
ich als mama kann das jetzt sehr gut tragen und gehe dadurch, aber trotzdem kommt die kleine stimme hinten im hirn, die dann wieder sagt, was wir alles in der erziehung falsch machen und sie darum 'so geworden' ist...

wir hatten einen scheissstart mit notkaiserschnitt, mit dem nicht zu nehmen, dem nicht essen wollen (der bericht vom indigo trifft es hier sehr gut) und und und. aber nur weil alles nicht nach Plan C geht, ist es doch gleich eine diagnose, die es zwar benennt, aber nicht ist...

es verunsichert mich total und ich hoffe so, dass meine tochter so geborgen aufwachsen kann wie sie es braucht. aber es macht mir sorge, weil über 80% der tipps die ich erhalte, würde ich niemals umsetzen, einfach weil ich weiss, dass es nicht funktioniert...

hat wer ähnliche erfahrungen gemacht?

sonrie
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von sonrie »

enjel hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:42 Ich traue mich dies zu fragen, weil es mir teilweise so ergangen ist. Mein Sohn, nun bereits fast 14, kann mit Gefühlen bis heute schlecht umgehen, hat monatelange Schulverweigerungsepisoden hinter sich, und eine ASS-Abklärung in der 4. Klasse, die keine Diagnose brachte, aber durchaus autistische Züge attestierte. Und dann fühlt man sich einerseits erleichtert, da keine Diagnose, und wird anderseits irgendwie einfach im Regen stehen gelassen, denn die Probleme des Kindes sind ja immer noch da ....
Bloss, bringt wohl nichts, sich gegen gutgemeinte Ratschläge zu wenden, aus eigener Hilflosigkeit? Auch wenn ich das nur zu gut vestehe. Denn die Hintergrundgeschichte ist ja nicht allen bekannt? Mehr gegenseitiges Wohlwollen würde manchmal gut tun (auch von den Ratgebenden).
Ich kann das sehr sehr gut verstehen, dass man alles versucht um einem Kind weiter zu helfen und um Unterstützung zu bekommen wenn das Kind aneckt, die Schule verweigert, es ihm nicht gut geht oder viele DInge sehr schwierig sind für das Kind und auch die Familie. Ich bin überhaupt nicht dagegen, Hilfe zu suchen und ein Kind abklären zu lassen, wenn es hierfür einen Grund gibt.

Was es aber halt auch gibt, das sind Kinder die zwar gefühlsstark sind aber eben "nur" das - und das auch nur zu Hause und daher auch keine Probleme haben, die eine Unterstützung oder Akzeptanz notwendig machen. Da braucht man weder eine Abklärung noch eine Diagnose, da diese Ausraster gar nie in der Schule oder so passieren sondern sich dieses Verhalten nur in der Beziehung zueinander oder halt zu hause zeigen. Weder die LP noch andere Personen die meinen Sohn kennen erleben ihn je so, wie wir als Familie ihn erleben. Als Kleinkind war das anders, da gabs Zetermordio wenn zu viele Reize / Eindrücke auf das Kind einprasselten, mittlerweile spart er sich das für zu Hause auf. Das mag für manche schwer sein zu verstehen, aber es gibt halt auch "nur" gefühlsstarke Kinder die sonst keinen Leidensdruck oder Probleme haben - die Kinder sind verschieden und was für den einen gut ist, mag für den anderen sinnlos erscheinen.

Vaena hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 14:25 ich als mama kann das jetzt sehr gut tragen und gehe dadurch, aber trotzdem kommt die kleine stimme hinten im hirn, die dann wieder sagt, was wir alles in der erziehung falsch machen und sie darum 'so geworden' ist...
Diese Frage stellt sich wohl jedes Elternteil immer mal wieder, zu ganz verschiedenen Themen. Ich bin zu diesem Thema sehr entspannt seit ich zwillinge habe, die zur selben zeit ovn denselben Eltern erzogen wurden und die wie Tag und Nacht sind. Während der eine sehr empfindlich und reizbar ist, ist der andere tiefenentpannt und sehr "in seiner Mitte" ;)
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annegretli74
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von annegretli74 »

@vaena
Wir haben bei Kindergarteneintritt (4,5j) und Anfang zweiter Klasse abgeklärt (6,5j). Wir haben eine Familie im Dorf, wo die Tochter Autistin ist. Dort hatte der KA schon eine erste Vermutung mit 1j und die Diagnose dann bereits mit 2,5j. In dem Fall ist es aber tatsächlich Autismus. Trötzelen ist mit drei Jahren aber sicher noch normal (wehe, ich habe das Brot in der Mitte auseinandergeschnitten, ohne vorher zu fragen. Auch wenn er es davor sicher 100x geschnitten haben wollte....)
@sonrie
Immerhin ist bei euch in der Schule alles gut. Unser Sohn hat die Aussetzer sowohl zu Hause als auch in der Schule. Wobei sie zu Hause deutlich häufiger und intensiver auftreten, in der Schule ist es mittlerweile hauptsächlich ein Verweigern. Trotzdem kann ich dir nachfühlen, es ist sehr anstrengend für die ganze Familie. Und ich kann mir auch vorstellen, dass es nochmals schwierig ist, wenn er "in der Aussenwelt" nicht so ist. Wir müssen uns dafür immer wieder anhören, wie schlecht wir unser Kind erzogen haben.... :wink:

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enjel
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von enjel »

@sonrie: Du brauchst gar nichts zu erklären - ich verstehe diese Seite durchaus - und mein Beitrag war auch gar nicht in diese Richtung gerichtet (sondern vor allem an annegretli). Mich hat der plötzliche "Zwei-Frontenkrieg" etwas befremdet ... ich verstehe einerseits den Ärger über die "Ferndiagnosen", denn die kommen hier oft sehr schnell, und andererseits waren die Beiträge wohl durchaus mehr als Hilfe/Unterstützung und Input gedacht, und wurden wohl doch auch etwas unfreundlich abgeschmettert.
Wie so schön mehrfach beschrieben für ASS, gilt es wohl für alle Kinder: die Grenzen sind fliessend - und der Austausch über die oftmals selbstgesetzten Grenzen hinaus kann doch befruchtend sein, wenn der Dialog wohlwollend geführt wird. Grenzpflöcke einschlagen, nutzt niemandem was. Ich fand dies eigentlich eine guter, versöhnlicher Satz:
sonrie hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 08:51 Könnten wir uns vielleicht darauf einigen, dass "Gefühlsstärke" durchaus auch bei ASS Kindern (oder einfach bei allen Kindern ;-)) auftreten kann, aber nicht unbedingt ein Hinweis auf ASS sein muss? Denn um nichts anderes ...
Die Kinder der meisten hier drin sind ja noch anfangs Schulzeit, oder erste Hälfte. Und ja, in der Regel wächst sich vieles aus. Wenn es das nicht tut, kann/darf wieder weitergeschaut werden. Bei uns hat sich's halt nicht wirklich ausgewachsen ... daran hatte ich früher auch geglaubt. Meistens tut es sich aber auswachsen bzw. sowohl die Kinder als auch Eltern lernen besser damit umzugehen. Und darauf darf man sicher immer (zuerst) hoffen.

@annegretli: Ich wünsche deinem Grossen einen guten Start in der Tagesschule, und einen verständnisvolleren Lehrer für den Mittleren. Es würde euch sicher gut tun, wenn etwas mehr Ruhe ins Familiengefüge kommt. Es ist furchtbar anstrengend! Gerne darfst du mich auch per PN anschreiben, falls du möchtest. Nein, du bist nicht alleine ;-)

@vaena: Oh, diese Stimme, die kenne ich auch sehr gut :-D Bei uns ist's aber etwas ähnlich wie bei sonrie: er hat eine ältere Schwester, die grossmehrheitlich einfach so "durchs Leben flutscht". Die beiden sind ebenfalls wie Tag und Nacht. Das bringt auch seine Herausforderungen in der Familie mit sich, aber gibt mir doch das Gefühl, dass es nicht nur an der Erziehung liegt.
Zur Abklärung: Er wurde Ende 1. Klasse auf HB abgeklärt, und Ende 4. Klasse auf Autismus. Im Kleinkindalter war er "einfach" für seine Gefühlsausbrüche oder Verweigerungen in der Kita "berüchtigt" ;-)
Manche Ohren haben Wände. (Robert Lembke)

Sternli05
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Re: Gefühlsstarke Kinder

Beitrag von Sternli05 »

Mein Sohn wurde abgeklärt als er ins Schulsystem kam. Da war dann fertig mit ihm so nehmen wie er ist. Und seid da ist es ein Kampf weil er irgendwie nirgends hin passt.

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