Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Die letzten Fragen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die letzten Fragen

Wer nur jetzt die letzten Fragen stellt,
Der hat immer noch nicht begriffen,
Dass unsere Erde blank abgegriffen
Unser aller Leben kaum noch erhält.

Was nützt es, nach Auferstehung zu fragen,
Wenn wir Lebensgrundlagen vernutzen,
Uns alles holen und sinnlos verputzen
Und zum Erdüberlastungstag beitragen?

Lasst uns doch lieber danach fragen,
Wie wir mit Wasser, Erde, Luft, Wind und Wetter
Und Feuer sowohl als Dörfler wie auch als Städter
Zu lebenserhaltender Nachhaltigkeit hintragen.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Von Ehrgeiz zerfressen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Von Ehrgeiz zerfressen

Von Ehrgeiz zerfressen
Bockieren sich gegenseitig Synapsen,
Haben Egomaniebrei gefressen,
So dass Zeitgenossen nur noch japsen.

Wer sich die Lust immer zuerst
Aus den Weltspeicheln egoistisch saugt,
Der wird nur von der Vorstellung beherrscht,
Dass er für die Mitwelt noch taugt.

In Wirklichkeit kreist er nur um sich
Und meint, er würde alles verstehen,
Sieht dabei weder Dich, noch mich,
Muss aber immer über Medien gehen.

Mitnichten ist es die Egomanie,
Die sich überhaupt Rettung gönnt.
Sie verwöhnt Innen, aber Außen nie,
Weil sie sich nicht empathisch versöhnt.

Von Ehrgeiz zerfressen und blindwütig
Begreift globale Egozentrie wohl kaum,
Dass wir nur überleben, wenn wir gütig,
Denn begrenzt sind Leben, Zeit und Raum.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Es war nichts als ein Traum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es war nichts als ein Traum

Es war nichts als ein Traum
Von warmen Urgründen zu schwärmen.
Doch die Welt glaubte ihm kaum:
Er wollte die Welt damit erwärmen!

Tatsächlich glaubte ein wenig man ihm,
Sah darin halt auch Gebrechen.
Das alles war gar nicht so schlimm:
Positives konnte er ja aussprechen...

Sein Kindheitsschema und seine Intelligenz
Schienen allzeit dem Humanum verpflichtet,
Er reiste mit ruhiger Sprache im Lenz,
Hatte sich auf Solidarität eingerichtet.

Das war stets gewesen sein Traum:
In allen die Weltpartner zu sehen,
Dem Frieden geben jenen Raum,
Damit Leben kann weiter bestehen.

Doch er sah sich von Führungen enttäuscht,
Betrogen um alle Friedensmöglichkeiten,
Denn der Handschag hatte ihn getäuscht:
Ihm folgten Barrieren – ohne Freiheiten...


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wie kann man nur

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie kann man nur

Wie kann man nur zulassen,
Dass Soldaten, geopfert in Kriegen
Ihr junges Leben lassen,
Wo ein Despot in pathogenem Siegen?

Wie kann man denn zuschauen,
Wie dort Atomkraftwerke bedroht
Von denen, die Geschütze aufbauen,
Damit der Welt wieder ein Gau droht?

Wie kann man nur wollen,
Dass Schergen Zivilisten hinrichten,
Dass Bomben als Sollen
Üppige Kornfelder vernichten?


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wenn man öfter zusammensitzt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wenn man öfter zusammensitzt

Nicht jede Zusammenkunft, die man frei wählt,
Hat wirklich etwas zu tun mit echter Gesellung,
Weil bei so manchem leider immer nur zählt,
Dass sein Hahnenkamm gerät in Schwellung.

So viele Jahre habe noch jung ich gemeint,
Das Menschengeschlecht sei überall fair.
Doch wie es am Ende des Lebens scheint,
Trägt so mancher ein Schießgewehr.

Wenn man von daher öfter zusammensitzt,
Merkt man sehr schnell, wer lebensinteressiert
Und wer seelenwürgend elend die Ohren spitzt,
Um zu erfahren, welch Unglück dem Freunde passiert.

Und dann gibt es noch die Lächerlichgemeinschaft,
Welche, sich daran ergötzend eine Person herausgepickt,
Darauf wartet, bis diese sich aus dem Horizont wegschafft,
Damit man sich eine Lachnummer um die andere schickt.

Das Menschengeschlecht ist ja wirklich kunterbunt
Und der Herrgott hat einen großen Tiergarten.
Mancher Mensch bleibt feinsinnig, mancher ein feiger Hund,
So gibt es denn allerlei gute und schlechte Arten...


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Immer noch reifen Tomaten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Immer noch reifen Tomaten

Aus Italien haben wir einen Tomatensamen mitgebracht,
Der stammte aus früherer Jugoslawienregion.
Da war man noch nicht auf Hybridsamen bedacht,
Fleischtomaten gediehen dort als jährlicher Gotteslohn.

Diese Tomaten werden riesengroß, sind jetzt reif,
Die Haut lässt sich leicht von ihnen abziehen.
Sie platzen bei Regen nicht, die Haut ist nicht steif,
Sie wollen sich nur um unseren Gaumen bemühen.

Das Aroma der Sorte kann man nicht kaufen,
Salate und Suppen schmecken einfach himmlisch,
So dass wir immer gern zu unseren Früchten laufen,
Die sonnengereift hängen im Beet jetzt malerisch.

Jährlich ziehen wir sie aus der größten Tomate
Und schenken die Jungpflanzen an Freunde weiter.
Manche fabrizieren daraus sogar Marmelade,
Darüber wird der Geist frei, das Gemüt bleibt heiter.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Nur weil ein Mann ich bin

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nur weil ein Mann ich bin

Kaum jemand kennt die wirklichen Gefahren
Die ich erlebe, nur weil ein Mann ich bin.
Natürlich bin ich als Knabe geboren,
Zum Mann wurde ich auch familiär gemacht,
Denn ritterlich habe ich vor Menschen Acht,
Die mit mir auf Friedfertigkeit eingeschworen,
Edelmütig leben, ausgestattet mit hohem Sinn,
Dazu muss man an Größe niemals sparen.

Doch heute muss ich leider oft erkennen,
Dass man Geschlechter gegeneinander aufbringt,
Weil man das andere Geschlecht nicht toleriert.
Es gibt zu viel Scheinschönes und Perfektionistisches,
Denn überall heißt es lockend: „Weck' es, weck' es!“
Die Medien sind beteiligt, man wird ständig verführt,
Wo niemand mehr um Mann-Frau-Beziehungen ringt –
Da könnte ich inzwischen schon Namen nennen...

Die rivalisierende Welt hat sich eingeschworen
Doch lebe ich mein Geschlecht nur nebenbei,
Weil das Lesen und auch mein breites Wissen
Verhindern, dass verengt die Geschlechtlichkeit.
Das wird mir immer mehr zu wahrer Freiheit,
Damit wir miteinander zum Frieden gehen müssen,
Unabhängig vom Geschlecht und vom Vielerlei:
So sind wir ja gerne zum Gutleben geboren.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Orangen sind die Rosen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Orangen sind die Rosen

Meinen lieben holländischen Freunden
Schenke ich diese orangenen Rosen,
Weil mit dieser Farbe sie immer schon meinten,
Dass sie sich abheben vom Meergrau und Mosen.

Diese Rosen blühen leuchtend ins Jahr,
Als kämen sie direkt von Nachbars Königshaus,
Wo die Welt schon immer sonnenfarbig war,
Als erhielte Maxima davon täglich ihren Strauß:

Als wäre schon am Morgen die Sonne aufgegangen
So beleuchten die Blüten den Tag hoffnungsfroh
Und halten Augen und Herzen gefangen,
Denn unsere Seelen wollen's doch so...

Auch wenn die früheren Freunde mir ferner sind,
So erinnern doch die schönfarbigen Rosen daran,
Dass wir Deutsche mit Holland gerne verbunden sind,
Nachbarschaftlich – auch mit Camping und Caravan...


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Frankenweingenuss

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frankenweingenuss

Im sonnenverwöhnten Franken
Wachsen die Reben der Ernte zu,
Nehmen mit unsere Gedanken
Zur Lese, zur Brotzeit dazu.

Jetzt kann man wieder in Weigenheim
Beim Markert am Wochende tafeln.
Da sind wir immer wieder gerne daheim
Bei der Bacchusplatte und beim Schwafeln.

Das späte Sonnenlicht gibt uns Kraft,
Die Unterhaltung stärkt die vielen Zecher,
Denn wenn man ein Leben lang fleißig schafft,
Hat man auch ein Anrecht auf den Becher,

In dem das blasse Getränk darauf wartet,
Dass am Wochenende man dort feiert:
Man ist mit dem Schlemmen ja gestartet,
Wo man zu Genüssen hinsteuert.

Wer da einmal hingekommen,
Um die Seele baumeln zu lassen,
Wer sich einmal die Zeit genommen,
Der darf das Glas fest umfassen.

Im sonnenverwöhnten Franken
Ist die Natur noch reich und gesund.
Dort muss man dem Herrgott danken,
Der uns Leben gibt zu jeder Stund'.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Das Kleinteilige

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Kleinteilige

Das Kleinteilige
braucht kein Brimborium,
will sich dennoch strecken,
muss nicht anecken,
braucht keinen Ruhm.

Das Kleinteilige
bleibt lieber versteckt,
lebt in der grünen Laube,
wo es die Liebe bewegt,
Rede belebt – und Glaube.

Das Kleinteilige
will kaum irgendeine Größe,
sich nicht in den Vordergrund drängen,
bescheiden sein, so gibt es keine Blöße,
will sich mit Rivalität nicht behängen...


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

In Erwartung Deines Besuches

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


In Erwartung Deines Besuches

Jahrelang konnten wir uns nicht sehen,
Da gibt es nichts mehr zu beschönigen.
Die Zeit musste schwer in die Jahre gehen,
Brachte uns näher zu Ferne und Eintönigem.

Jetzt wird es Zeit, die Dinge umzukehren,
Sich nicht mehr von den Viren geißeln lassen.
Wir müssen uns schon gegen diese wehren:
Geimpft können wir Mut zu Neuem fassen.

So warte ich auf Dich und freue mich,
Denn mit Begegnung leben Sinne auf,
Erwachen und ergänzen redend sich
Und bereichern so den Lebenslauf.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Welch ein Luxus!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Welch ein Luxus!

Die Sommerzeit war überheiß.
Da hätte man gern schlafen wollen,
wo noch im Parterre die Hitze wallte.

Welch ein Luxus jetzt!

Wir ziehen in das Souterrain
und wählen dort die kühlende Nacht,
um im Schlaf mit seligen Träumen zu sein.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vereinigte Staaten von Europa

Die Visionen hier, die kennt man halt:
Der Stier will nicht mehr länger warten,
Denn wo gemäßigt, warm und kalt
Ist auch Europas schönster Garten.

An seinen Enden ausgefranst
Ist dieser Erdteil wie geschaffen,
Dass ausgetreten, ausgetanzt
Sich dort die vielen Götter trafen.

In Brüssel wird famos verwaltet,
In Straßburg offen debattiert:
So wird der Kontinent gestaltet,
Erfindungsreichtum durchgeführt.

Es fehlt nur noch ein Kanzleramt,
Noch fehlen uns Eurominister:
Gewalt geteilt hat stets verbannt
Die Diktatoren und Philister.

Wir bleiben deshalb förderal,
Wenn miteinander alle lernen,
Dass Massenwünsche ohne Zahl
Uns nur vom Wohlstand werden entfernen.

Sind wir bescheiden, fleißig, ehrlich
Und ohne Feindbildtyrannei,
Wird uns die Zukunft ungefährlich
Und jeder Winter führt zum Mai.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Aqua minerale

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Aqua minerale

Die Warmwasser von Abano Terme
Lassen unsere Herzen heftiger springen
Und bei des Wassers herrlicher Wärme
Hören wir Tauben gurren und singen.

Pasta mit überlangen Nudeln
Lässt dem Gaumen Freuden schicken
Und wir können täglich sprudeln –
Bei der Siesta auch einnicken...

Schmeckt das Ganze etwas fad,
Wird Olivenöl das retten,
Wo Knoblauch schreitet auch zur Tat
Und wir uns auf Sonne betten.

Frizzante heißt das Zauberwort,
Mit dem wir unseren Abend segnen:
Das spült den Magen, Sorgen fort,
Wo wir nur freundlich uns begegnen.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Was sage ich Dir

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Was sage ich Dir

Was sage ich Dir,
wenn die Welt aus den Fugen gerät
und Du mich fragst:
„Was machst Du dagegen?“

Das wird für uns alle eng werden.
Es wird schwerer für Dich und mich.
Aber wir wissen doch alle schon,
was wirklich gut für uns wäre.

Bitte vertraue mir!
Wenn wir alle zusammen
die Kriegstreiber und Streithähne verjagen,
wird die Menschheit künftighin bestehen können.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Stell' Dir vor, einer will Krieg und keiner geht hin

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Stell' Dir vor,
einer will Krieg
und keiner geht hin

Stell' Dir vor,
einer will Krieg
und keiner geht hin.

Dann gäbe es da
keine Bomben,
kaum Ruinen,
keine Raketen,
kaum Verletzte,
kaum Leidende,
weniger Sterbende,
kleinere Gräberfelder,
keine Fahnenflüchtigen,
keine Standgerichte,
keine Erschießungen.

Stell' Dir vor,
keiner von uns will Krieg
und wir alle gehen nur dorthin,
wo wir Klima, Leben und Umwelt retten:
Was wäre das für eine Friedenszeit!!!


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Jugendfreuden ändern sich

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jugendfreuden ändern sich

Haben wir noch das schöne Bild
Von Jugendfreuden auf dem Schirm,.
Als wir in Fluren, frei und wild
Maikäfer fanden, Mikroskopgewürm.

Die heutige Jugend sitzt am PC,
Am Smartphone, vor großen Monitoren,
Ist übergewichtig, der Rücken tut weh
Und das Gemüt ist durch Spielsucht gefroren.

So vereinsamt im Jugendhandeln die Seele
Und suggeriert ihr doch: Weltgemeinschaft,
Damit sie immerzu neue Spiele erwähle,
Mit Ballerspielen hohe Abschussquoten schafft.

Wie arm müssen junge Mensch noch werden,
Bis sie endlich ihre Schmerzen verstehen,
Ablegen Körper- und Seelenbeschwerden
Und wieder mit Freunden auf die Natur zugehen?


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Bindungslose Zeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bindungslose Zeit

Da haben sich doch schon früher
In lokaler, provinznaher Vertraulichkeit
Die Verwandten so gerne getroffen
Und stundenlang miteinander parliert.
Paten, Onkel und Tanten waren Bemüher
Um den Nachwuchs und eine Kindheit,
Auf die war jederzeit freudig zu hoffen,
Sie hat überhaupt zum Denken erst geführt.

Heute geht alles ineinander recht locker,
Die Patchworkbeziehung ist die Norm
Und der Wechsel alltäglich' Programm,
Denn man ist ja allzeit überall mobil.
Da entsteht Unstetes ohne Hocker,
Man präsentiert sich in aktueller Form,
Schaut auf Kalorien, Joule und Gramm,
Ist global, medial unterwegs – ohne Ziel.

Haben uns denn nicht früher Bindungen
Geführt in eine personale, heile Welt,
In der wir, daselbst heimisch geworden
Zur Originalität unserer Seinsfreuden fanden?
Jetzt treiben uns mediale Windungen
Hin zur Leitfrage: “Gibt es denn Geld?“,
Wo sich Clans, Kumpane und Konsorten
Eigenmächtig zu Oberhäuptern ernannten.

Heute dürfen Beziehungen nicht mehr belasten,
Sie dürfen nicht langweilen und nicht nerven,
Denn der moderne Mensch glaubt von sich
Er wäre dünnhäutiger und nicht sehr belastbar.
Man will ja neugierig von einer zur anderen hasten,
Die Bindungen stören dabei, denn sie werfen
Scheinbar ihre schweren Schatten auf Dich.
Bindungslose Freiheit wirkt sonderbar...


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Jeden Morgen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jeden Morgen

Jeden Morgen seh' ich sie alle sitzen,
Die alten Herrn, deren ich selbst einer bin.
Sie lachen, lärmen, schlürfen und schwitzen,
Die Kaffeegemeinschaft stärkt ihren Sinn.

Jeden Morgen ist es dasselbe Ritual,
Bei dem man spürt: Wir sind noch am Leben!
Die Jungen hetzen vorbei, haben keine Wahl,
Müssen sich jetzt ja zur Arbeit begeben.

In Deutschland gibt es zehn Prozent an Jugend noch,
Die sollen auch weiterhin Renten und Pensionen tragen,
Erfüllen tagtäglich mit Fleiß ihre Arbeitspflicht doch,
Dass keine Sicherungs- und Rettungssysteme versagen.

Die Pandemie lähmt Jugendgeselligkeit,
Das Klima und Putins Krieg treiben Depressionen
Auch bei uns, wo man so sehr schätzt die Freiheit,
Da sollte der Fleiß sich der Jugend schon lohnen.

Sehen wir denn alle noch, was wir hinterlassen,
Wenn alt wir uns scherzend unterhalten im Café?
Müssen wir nicht fürchten: Man wird uns hassen,
Wenn die künftige Welt ohne Wasser und Schnee?


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ein teuflischer Plan

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein teuflischer Plan

Jeden Morgen sah sie durchs Fenster die BEIDEN
Händchenhaltend den Berg hinabgehen,
Sah, wie sich ihre Augen an der Liebe weiden,
Sie musste auf ein seliges Lächeln sehen.

Da spürte sie bei dem Neugierschauen
Wie armselig ihre eigene Liebe doch war.
Darauf konnte sie schon lang nicht mehr bauen,
Alles erschien nun bei ihr selbst sonderbar.

Sie spürte bei sich und ihrem Mann Defizite,
Von daher wuchs Eifersucht auf die BEIDEN.
Und so überlegten sie ihre ersten Schritte,
Wie man die Liebenden konnte scheiden.

Hinzu kamen zur Eifersucht Missgunst und Neid,
Die Liebenden hatten ja auch noch viel Geld
Und ihre Kinder, die brachten es sehr weit,
Waren beruflich und familiär nicht angezählt.

Das trieb noch viel mehr die Eifersucht,
Weil die Schauenden auf geifernde Stimmen hörten.
So kam Destruktion in die Sinne mit Wucht:
Sie besprachen, wie sie früher Liebe zerstörten.

Allein das wollte zunächst nicht gelingen –
Auch nicht mit Gerüchten und Böswilligkeiten,
Von denen sie wussten hämisch Lieder zu singen,
Doch war damit dem Glück kein End' zu bereiten.

So heuerten sie den jungen Freund des Mannes an,
Der unverheiratet und tatsächlich sehr schön.
Der sollte als Beau, weil er solches ja kann
Für sie nun zum Trennungsgriff übergeh'n.

Es lockte schließlich das Judasgeld,
So war ihr Kumpan gerne einverstanden
Mit allem, wie man die Trennung wählt
Und wie man Liebe bringt damit abhanden.

Wenn die Liebende mit dem Fahrrad fährt,
Am Morgen, allein zum Discounter hin,
Kreuzt er auf und sagt, dass er sie begehrt –
Kein wortreiches Lächeln verfehlt so den Sinn!

Mit gepflegter Schönheit und vielen Komplimenten
Hofiert er die Dame, weil er eben auch spendet:
Kaffee, Blumen und Kuchen, so kann er ihr senden
Gespielte Zuwendung, damit das Blatt sich wendet.

Und sie, sie ist erst einmal verwirrt,
Doch sieht sie auch Schlankheit und Jugend,
Bis er sie schließlich zum Bette verführt,
Ihre Ehelieb' vergessen, auch Treue und Tugend.

Und der Verlassene? Der leidet daran schwer,
Wo die Eifersüchtigen jetzt triumphieren.
Die Zerstörungsgelüste fanden Gehör,
So konnten den Teufelsplan sie ausführen.

Das sah er nicht, denn die Liebe ahnt nichts
Von allen Intrigen, die sich unterschwellig weiten.
So musste der verbitterte Ehemann angesichts
Des Teuflischen dulden, was unter Tränen zu erleiden.

Wo ein teuflischer Plan voll ausgebrochen
Steht der Verlassene voller Gram in der Welt.
Für ihn ist alles Heilige zerbrochen,
Wo grau die Bosheit ihr Feld bestellt.


©Hans Hartmut Karg
2022

*

Antworten