Geht also doch: Schule ohne Stress :)

[Moreen]

Liebe Swissmoms

Ich habe mir gestern nachfolgende INPUT-Sendung angehört - und bin vollauf begeistert

https://www.srf.ch/audio/input/ohne-str ... d=12330970

Die Schule im bernerischen Munzingen setzt auf stressfreien Unterricht für die Kinder und hat in den vergangenen Jahren so einiges "über den Haufen geworfen", was bis anhin Gültigkeit hatte! Das Ziel der neuen Unterrichtsform: Die Kinder sollen gerne zur Schule gehen, das Lernen soll Freude bereiten, Prüfungen sollen nicht von "Angst im Nacken" überschattet werden, Fehler an den Prüfungen werden nicht nur mit dem Rotstift markiert und "gut ist" - nein, die Schüler dürfen nach der Prüfung eine sogenannte Fehleranalyse machen um zu schauen, wo die Blockade lag etc...

In dieser Reportage kommen auch die Schulkinder zu Wort; offenbar "verhebet" dieses Modell auf der ganzen Ebene; eine absolute win-win-situation für Schüler, Lehrpersonen, Heilpädagogen - und auch für die Eltern . Was mich ebenfalls tief beeindruckt hat: Von der Schulleitung bis hin zu den Lehrpersonen sind sie allesamt mit Herzblut dabei - einfach nur: WOW!

Ich habe grosse Hoffnung, dass das bisherige Schulsystem über kurz oder lang reformiert wird - zugunsten der Kinder!

[annegretli74]

Auch eine andere Form von Schule:

https://arttv.ch/film/bratsch-ein-dorf-macht-schule/

Ich habe den Film im Kino gesehen, und war begeistert. Da würde ich meine Kids auch gerne hinsenden!

[Allegra85]

Ich habe die Inputfolge gehört und fand sie super. Nur was hilft diese Information ohne freie Schulwahl? Sie haben dieses Schulsystem seit 6 oder 8 Jahren, aber trotzdem 'zieht' der Rest der Stadt nicht mirt. Man ist einfach der Schulleitung und der Zuteilung zum Schulhaus ausgeliefert. Ich finde das schlimm!

[2014]

JA in der CH wäre ein grosses Umdenken nötig, resp. finde ich sollten Rudolf- Steiner, freie Schule, Montessori und Co. auch zu den öffentlichen Schulen zählen!

...sorry der Turnunterricht, wie zu meinen Zeiten vor über 35 Jahren- unmöglich...unter anderem natürlich!

Lasst uns hoffen " Wunder gibt es immer wieder"...

[Moreen]

Ich habe die Inputfolge gehört und fand sie super. Nur was hilft diese Information ohne freie Schulwahl? Sie haben dieses Schulsystem seit 6 oder 8 Jahren, aber trotzdem 'zieht' der Rest der Stadt nicht mirt. Man ist einfach der Schulleitung und der Zuteilung zum Schulhaus ausgeliefert. Ich finde das schlimm!

Ich habe mit einer Schulleiterin über diesen Podcast diskutiert. Das Interesse und der Wille wären sehr wohl vorhanden, leider scheitern solche Projekte meist an den Finanzen . Wie man im Podcast hört, „pilgern“ immer wieder Schulleiter:Innen an diese Schule, um sich das Modell anzuschauen - aber ebä … Ich habe die Hoffnung, dass die aktuelle Situation (Mangel an Lehrkräften) dazu beiträgt, dass ein grosses Umdenken stattfindet und die Schulen bzw. das Schulsystem sich den Kindern und ihren Bedürfnissen - über kurz oder lang - anpassen wird.

[bodega]

Ob der Lehrermangel dazu beiträgt, wage ich zu bezweifeln. Leider…habe den Podcast gehört, bin begeistert. Diese Art von Schule zu geben braucht aber als erstens eine gute Haltung der LP und zweitens, einen riesengroßen Aufwand. Leider wird in der Ausbildung viel zu wenig über die Haltung der LPs gesprochen. Viele LPs sind jung, haben wenig Lebenserfahrung, arbeiten schon für die konventionelle Ausübung des Berufsauftrags unendlich viel (wenn’s zuverlässige LPs sind). Die haben schlichtwegs Angst, dass sie ein Systemwechsel komplett an den Rand des Zusammenbruchs bringt.
Will nicht verallgemeinern, aber so erlebe ich das in unserem Team.

[Coccolina]

Ich mir habe diese Input-Folge auch mit grossem Interesse angehört.

Unsere Oberstufe musste zwangsläufig umstrukturiert werden. Die Bevölkerung hat sich auf Empfehlung der Schulleitung und Gemeinde für das Modell Mosaik (Munzinger-Modell) entschieden. Das Abstimmungsresultat ist sehr knapp ausgefallen. Erstaunt hat mich, dass gerade gut situierte Eltern von schulisch starke Kindern dieses Modell eher abgelehnt haben (darunter auch solche, die selbst LP an anderen Schulen sind). In den letzten Jahren hat unsere Schule sehr unter dem Lehrermangel gelitten. Ein Kind von uns (Zyklus 2) hat aktuell 5 LP wovon KEINE eine abgeschlossene Ausbildung zur LP hat. Alle sind entwerte Quereinsteiger oder noch in Ausbildung. Die neu zu besetzenden Stellen an der Oberstufe (neu eröffnete Mosaik-Klassen) waren aber nach Eingang von diversen Bewerbungen sehr schnell besetzt.

[Moreen]

@bodega, ich sehe das Problem. Es ist enorm, was (junge) LPs leisten müssen. Habe dazu auch mal einen Podcast über einen jungen Mann gehört, der nach seiner Lehre als Zahntechniker die Erwachsenenmatura nachgeholt hat und anschliessend an die PH ging. Er hat berichtet, dass er in seinem 1. Jahr als Lehrer komplett „auf dem Zahnfleisch“ lief; er hatte regelmässig 12-Stunden Tage (mit Vor- und Nachbereiten etc). Später fiel ihm das Unterrichten nach und nach leichter; heute ist er als Schulleiter tätig. Dieser junge Mann hat mich tief beeindruckt; der ist mit ganzem Herzen bei den Kindern und bei der Schule.

@coccolina, oh wow, das klingt interessant. Das heisst, dass aufgrund der Einführung des „Mosaik-Modells“ die Schule an Attraktivität gewonnen hat und dadurch offene Stellen schneller besetzt werden konnten/können? Spannend finde ich die Erhebung der Abstimmung, scheint aber irgendwo auch auf der Hand zu liegen: Wer Kinder hat, die stressfrei durch die Schule gehen, sieht kaum Handlungsbedarf. Vermutlich sind da auch Bedenken im Hinterkopf, dass die Kinder „lasch“ werden könnten und es danach nicht ans Gymnasium und später an die Uni/Hochschule schaffen..? Ist aber meiner Meinung nach zu wenig weit gedacht.

[bodega]

Ich mir habe diese Input-Folge auch mit grossem Interesse angehört.

Unsere Oberstufe musste zwangsläufig umstrukturiert werden. Die Bevölkerung hat sich auf Empfehlung der Schulleitung und Gemeinde für das Modell Mosaik (Munzinger-Modell) entschieden. Das Abstimmungsresultat ist sehr knapp ausgefallen. Erstaunt hat mich, dass gerade gut situierte Eltern von schulisch starke Kindern dieses Modell eher abgelehnt haben (darunter auch solche, die selbst LP an anderen Schulen sind). In den letzten Jahren hat unsere Schule sehr unter dem Lehrermangel gelitten. Ein Kind von uns (Zyklus 2) hat aktuell 5 LP wovon KEINE eine abgeschlossene Ausbildung zur LP hat. Alle sind entwerte Quereinsteiger oder noch in Ausbildung. Die neu zu besetzenden Stellen an der Oberstufe (neu eröffnete Mosaik-Klassen) waren aber nach Eingang von diversen Bewerbungen sehr schnell besetzt.

Das ist toll und lässt hoffen!

[Coccolina]

@bodega, ich sehe das Problem. Es ist enorm, was (junge) LPs leisten müssen. Habe dazu auch mal einen Podcast über einen jungen Mann gehört, der nach seiner Lehre als Zahntechniker die Erwachsenenmatura nachgeholt hat und anschliessend an die PH ging. Er hat berichtet, dass er in seinem 1. Jahr als Lehrer komplett „auf dem Zahnfleisch“ lief; er hatte regelmässig 12-Stunden Tage (mit Vor- und Nachbereiten etc). Später fiel ihm das Unterrichten nach und nach leichter; heute ist er als Schulleiter tätig. Dieser junge Mann hat mich tief beeindruckt; der ist mit ganzem Herzen bei den Kindern und bei der Schule.

@coccolina, oh wow, das klingt interessant. Das heisst, dass aufgrund der Einführung des „Mosaik-Modells“ die Schule an Attraktivität gewonnen hat und dadurch offene Stellen schneller besetzt werden konnten/können? Spannend finde ich die Erhebung der Abstimmung, scheint aber irgendwo auch auf der Hand zu liegen: Wer Kinder hat, die stressfrei durch die Schule gehen, sieht kaum Handlungsbedarf. Vermutlich sind da auch Bedenken im Hinterkopf, dass die Kinder „lasch“ werden könnten und es danach nicht ans Gymnasium und später an die Uni/Hochschule schaffen..? Ist aber meiner Meinung nach zu wenig weit gedacht.

Bezüglich Abstimmungsresultat muss ich präzisieren, dass keine exakte Erhebung stattfand sondern das Geschilderte lediglich mein persönlicher Eindruck durch diverse Gespräche abbildet. Die (politisch eher links stehenden) Eltern schilderten mir gegenüber Ängste, dass ihre (hoch-)begabten Kinder zu sehr von den Realschüler*innen gebremsten werden könnten. Ich hingegen denke, dass wir uns am wenigsten Sorgen machen müssen um begabte Kinder aus stabilem und gut situierten Elternhause. Diese Kinder werden ihren Weg sowieso machen. Kinder, die schulisch eher schwach sind und auch zu Hause wenig Unterstützung erfahren, sind doch diejenigen, die drohen zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Mit dem SOL -Unterricht kann ja eben individuell auf die Kinder eingegangen werden.

Genau, der SL konnte in den letzten Jahren laut seinen eigenen Aussagen keine andere Stelle so schnell und so gut qualifiziert besetzten wie nun diese Stellen an den neuen Mosaik-Klassen.

[Moreen]

Bezüglich Abstimmungsresultat muss ich präzisieren, dass keine exakte Erhebung stattfand sondern das Geschilderte lediglich mein persönlicher Eindruck durch diverse Gespräche abbildet. Die (politisch eher links stehenden) Eltern schilderten mir gegenüber Ängste, dass ihre (hoch-)begabten Kinder zu sehr von den Realschüler*innen gebremsten werden könnten. Ich hingegen denke, dass wir uns am wenigsten Sorgen machen müssen um begabte Kinder aus stabilem und gut situierten Elternhause. Diese Kinder werden ihren Weg sowieso machen. Kinder, die schulisch eher schwach sind und auch zu Hause wenig Unterstützung erfahren, sind doch diejenigen, die drohen zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Mit dem SOL -Unterricht kann ja eben individuell auf die Kinder eingegangen werden.

Genau, der SL konnte in den letzten Jahren laut seinen eigenen Aussagen keine andere Stelle so schnell und so gut qualifiziert besetzten wie nun diese Stellen an den neuen Mosaik-Klassen.

Vielen Dank für die Präzisierung. Was ich heraushöre ist, dass es den von dir erwähnten Eltern primär um einen guten Schulabschluss und danach eine höhere Fachausbildung geht; also komplett leistungsorientiert. Dass die "Mosaik-Schulen" (wie eben die im Input porträtierte Schule aus Munzingen) aber auch sehr viel Wert auf Sozialkompetenz legen, wird offenbar übersehen. Und ich persönlich finde, dass ein hohes Mass an Sozialkompetenz mindestens genau so wichtig ist (oder sein sollte) für die Gesellschaft wie eine solide Ausbildung. Aber ja, da scheiden sich die Geister...

[Coccolina]

Bezüglich Abstimmungsresultat muss ich präzisieren, dass keine exakte Erhebung stattfand sondern das Geschilderte lediglich mein persönlicher Eindruck durch diverse Gespräche abbildet. Die (politisch eher links stehenden) Eltern schilderten mir gegenüber Ängste, dass ihre (hoch-)begabten Kinder zu sehr von den Realschüler*innen gebremsten werden könnten. Ich hingegen denke, dass wir uns am wenigsten Sorgen machen müssen um begabte Kinder aus stabilem und gut situierten Elternhause. Diese Kinder werden ihren Weg sowieso machen. Kinder, die schulisch eher schwach sind und auch zu Hause wenig Unterstützung erfahren, sind doch diejenigen, die drohen zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Mit dem SOL -Unterricht kann ja eben individuell auf die Kinder eingegangen werden.

Genau, der SL konnte in den letzten Jahren laut seinen eigenen Aussagen keine andere Stelle so schnell und so gut qualifiziert besetzten wie nun diese Stellen an den neuen Mosaik-Klassen.

Vielen Dank für die Präzisierung. Was ich heraushöre ist, dass es den von dir erwähnten Eltern primär um einen guten Schulabschluss und danach eine höhere Fachausbildung geht; also komplett leistungsorientiert. Dass die "Mosaik-Schulen" (wie eben die im Input porträtierte Schule aus Munzingen) aber auch sehr viel Wert auf Sozialkompetenz legen, wird offenbar übersehen. Und ich persönlich finde, dass ein hohes Mass an Sozialkompetenz mindestens genau so wichtig ist (oder sein sollte) für die Gesellschaft wie eine solide Ausbildung. Aber ja, da scheiden sich die Geister...

Da stimme ich dir zu. Liest man Stelleninserate durch, kommt man zum Schluss, dass gerade auch soft skills wichtige Fähigkeiten darstellen.

[Petite Souris]

Eine Schule in der Umgebung hat auch auf Mosaikschule umgestellt, da so besser mit schwankende Zahlen umgegangen werden kann.
Von den Eltern gibt es extremen Gegenwind und viele versuchen, die Kinder nach der Primar ins Gymy zu bringen, aus Angst vor Leistungseinbussen.
Meine Erfahrung ist, dass sehr viel Stress von den Eltern generiert wird, da sie gute Leistungen erwarten und nicht von der Schule oder dem Schulmodell.

[Moreen]

@Petite Souris, sofern ich mich recht erinnere (ist schon ein Weilchen her, seit ich den Podcast gehört habe) wird dies im Bericht sogar erwähnt: Nicht immer ist nur die Schule „schuld“, wenn die Kinder Stress empfinden, sehr oft sind es auch die Eltern, die ihre Sprösslinge unter Druck setzen und diese „ums verrecke“ ins Gymnasium pushen wollen. Finde ich persönlich eine sehr traurige Entwicklung

[AnneSo]

Ich gestehe: Mir ist ein guter (hoher) Schulabschluss auch sehr wichtig. In unserer Gemeinde werden seit ein paar Jahren separate SekB-Klassen und gemischte SekA/C-Klassen geführt. Es war (und ist) für mich unvorstellbar, meine Kinder in eine solche Klasse (A/C) zu schicken - der Leistung wegen aber ganz klar auch wegen dem sozialen Umgang. So leid es mir tut: Viele SekC-Schüler in unserer Gemeinde kommen auch Kulturen, die Frauen gering schätzen. Das möchte ich insbesondere für meine Tochter nicht, aber auch für meinen Sohn wünsche ich mir ein anderes Umfeld. Glücklicherweise haben beide nach der 6. Klasse die Gymiprüfung bestanden, wenn nicht hätten sie eine Privatschule besucht. Ich will nicht, dass meine Kinder hintenanstehen müssen, weil "die Begabten ihren Weg ja eh machen". Und ich glaube auch nicht, dass in diesem Umfeld die Sozialkompetenz gefördert wird. Klar: Das Gymi ist stressig, es gibt viel Druck, aber sind wir ehrlich: Von nichts kommt nichts. Das gehört zum Leben.

[Savuti]

Für nicht Zürcher: was ist eine Mosaikschule? Findet die Differenzierung innerhalb der Klasse statt? Also eine Lehrperson muss innerhalb der Klasse differenzieren?

[enjel]

Für nicht Zürcher: was ist eine Mosaikschule? Findet die Differenzierung innerhalb der Klasse statt? Also eine Lehrperson muss innerhalb der Klasse differenzieren?

Savuti, das habe ich mich auch gefragt, und überrascht festgestellt, dass dies kein Berner Modell ist, sondern dass es in vielen Kantonen solche Schulen gibt, sogar ein Schulhaus in unserer Gemeinde:
https://www.mosaik-sekundarschulen.ch/schulen

So wie ich das verstehe ist es ein fest individualisierter Unterricht, sogar alterdurchmischt. Aber wenn jemand Erfahrung hat, gerne mehr Infos

[Moreen]

Für nicht Zürcher: was ist eine Mosaikschule? Findet die Differenzierung innerhalb der Klasse statt? Also eine Lehrperson muss innerhalb der Klasse differenzieren?

Hör in den Podcast rein . Jeder Buchstabe des Begriffes Mosaik hat eine Bedeutung…

[Tinky]

Alles steht und fällt mit der LP. Wir haben die Basisstufe. Die wäre von der Idee her eigentlich ähnlich. Aber eben: eigentlich.
Das Soziale sollte im Mittelpunkt stehen. Aber auch das geht nur mit der guten LP, die die besseren Kinder nicht nur als Hilfslehrer "missbraucht".
Die Idee der Basisstufe wäre, dass jedes Kind individuel entscheiden kann, ob es die ersten Jahre in 3-5 Jahren macht. Funktioniert bei uns leider auch nicht.

[Savuti]

Den Podcast hatte ich vor ein paar Wochen gehört, ist mir aber nicht geblieben.

Danke enjel, ein Berner Begriff ist es nicht. Wir sprechen von Schulmodellen 1 - 4.

Auf der Homepage steht, dass es zwei Lehrpersonen gibt. Im Kanton Bern werden die Klassen/ Anzahl Lehrpersonen vom Schulinspektorat bewilligt. Ausschlaggebend ist die Schülerzahl und nicht das Schulmodell. Daher bin ich etwas skeptisch. Wenn eine Lehrperson 27 Schüler vor sich hat mit unterschiedlichen Niveaus, ist die Belastung riesig. Bei Teamteaching sieht es anders aus, aber das bewilligt der Kanton nicht. Die Gemeinde darf es auch nicht selber finanzieren.