Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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annegretli74
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Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von annegretli74 »

Ich hab da ein Problem. K2 (6. Klasse) soll eine Präsentation zu einem selbst gewählten Thema vortragen, wie der Rest seiner Klasse auch. Nun hat die Lehrerin vor ca. 2 Wochen angekündigt, dass die Präsentation an einem Abend stattfinden soll und alle Eltern, Verwandten und die Parallelklasse mit Lehrperson eingeladen sind.
Seither hat K2 die Krise. Er hat ohnehin schon Probleme mit unbekannten Menschen (geht wohl in Richtung Sozialphobie) und eine Mitschülerin hat erzählt, das bei ihr 8 Personen kommen werden. Er hat das ganze dann hochgerechnet und schätzt, dass mindestens 50 Personen anwesend sein werden. Heute beim Nachtessen hat er nur noch geweint und meinte, er würde lieber sterben als vor den ganzen Leuten etwas zu präsentieren.
Bin nun etwas ratlos. Zum einen finde ich es in der Primarschule schon etwas arg früh, um vor fremden Leuten einen Vortrag zu halten. Zum andern hätte ich ja gerne, dass er das macht und (hoffentlich) merkt, dass es gar nicht so schlimm ist. Irgendwelche Tipps?

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ChrisBern
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von ChrisBern »

Ich würde ihn bitten/bestärken, das Thema selbst direkt mit der Lehrerin zu besprechen und gemeinsam eine Lösung zu finden.

DFrauHugetobler
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von DFrauHugetobler »

Ich habe auch so ein Kind zuhause. Für sie sind solche Situationen, die sie nicht schon kennt schlimm. Also Klassenlager, Vorträge in der Schule oder Gymiprüfung an einem fremden Ort. Solche Dinge, wo sie nie genau weiss was kommt. Davor gehts ihr dann auch wirklich nicht gut, mussten sogar schon Zeller Beruhigungsdragees geben, damit sie nicht so nervös ist. Aber wir haben sie immer bestärkt, es trotzdem zu wagen. Wir haben sie nie entschuldigt, sondern immer geschaut, dass sie solche Situationen trotz Angst bewältigt. Denn vermeiden ist keine Lösung und macht das doch alles noch schlimmer. Dann lernt er es nie, sich vor Leuten zu präsentieren. Vermeiden heisst auch, immer den ringeren Weg zu gehen. Keine Herausforderungen zu meistern. Aber es gehört nun mal zum Leben, auch unangenehme Dinge zu machen. Und es wir später auch nicht besser, zB im Gymi, Lehre, Arbeitswelt.
Ich finde, es ist für deinen Sohn jetzt eine gute Übung. Bestärke ihn, dass er es schafft! Es muss nicht perfekt sein! Die anderen Gspänli werden auch aufgeregt sein!

Und sag ihm, auch Erwachsene müssen hin und wieder ihre Komfortzone verlassen. Das ist nicht immer lustig, aber gehört zum Leben.

Ah und noch was: wenn es wirklich Richtung Sozialphobie geht, unbedingt psychologische Hilfe suchen.

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Petite Souris
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von Petite Souris »

Eigentlich ist es noch eine gute Idee, die Eltern einzuladen. Weil dadurch meiner Meinung nach viel aufmerksamer zugehört und es wahrscheinlich nicht zu Gelächter kommen wird.
Vieleicht kannst du ihm auch die positiven Seiten aufzeigen? Ausserdem kann er das Thema frei wählen. So kann er eines nehmen, wo er schon viel weiss und den Vortrag gut lernen.
Ich finde es aber schon eine grosse Herausforderung, kann mir aber nicht vorstellen, dass er der Einzige ist, der davor Angst hat. Ich würde ihn deshalb einfach einmal abwarten lassen und schauen, wie die Situation sich entwickelt. Es kann gut sein, dass sich eine positive Dynamik in der Klasse entwickelt.

Manana
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von Manana »

Ich finde es nicht zu früh. Evtl. etwas ungewohnt mit einem Vortrag vor den Leuten. Bei uns mussten sie bereits im KG vor Leuten Aufführungen machen oder Singen etc. So konnten sie sich daran gewöhnen.
Ich würde ihn gut Unterstützen beim Üben, damit er Sicherheit gewinnt. Mir hat früher geholfen, die Menschen wie auszublenden die dasitzen, ich schaute dann immer über ihnen an einen Punkt an der Wand hinter den Menschen. Und ob's 10 Leute sind oder 100 die zuschauen, macht keinen Unterschied. Ist einfach "1" Menge Personen. Evtl. hilft das auch.
Ja, und etwas zur Beruhigung im Notfall kann auch helfen (bei mir waren's Notfalltropfen).

annegretli74
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von annegretli74 »

@ChrisBern
Ich versuche ihm schmackhaft zu machen, dass er mit der LP spricht und sie ihn möglichst erst gegen Schluss drannimmt, damit er ankommen kann und bei den anderen sieht, dass sie es "überleben". Die Reihenfolge steht noch nicht fest, das verunsichert die Kids zusätzlich.

@DFrauHugetobler
Keinesfalls möchte ich ihn davon entbinden, im Gegenteil! Ich denke auch dass er, wenn er mal am Anlass ist und die anderen sieht, es halb so wild ist. Ich muss ihn einfach erst mal aus dem Haus kriegen.
Was die Ängste anbelangt: leider hat es die erste Psychologin, mit der mein Sohn zu tun hatte, total verkackt. Sie hat eine falsche Diagnose gestellt und meinem Sohn eigeredet, er hätte ein Aggressionsproblem. Selbst als wir ihr schwarz auf weiss belegen konnten, dass er ein körperliches und kein psychisches Problem hat, ist sie von ihrer These nicht abgewichen. Dies hat das Vertrauen meines Sohnes in psychologische Hilfe nachhaltig verdorben. Zudem glaubt er, wenn jemand in seiner Schule mitbekommt, dass er sich Hilfe holt, dann sei er "geliefert".

@Petit Souris
Ah, das hatte ich gar nicht bedacht, dass sich die anderen Kinder wohl eher zurückhalten wenn die Eltern dabei sind. Guter Punkt, vor dem Auslachen hat er grosse Angst. Eine Freundin hat mir gerade vorhin erzählt, dass ihr Sohn gestern Abend und heute früh auch geweint hat. Klar haben auch die anderen Kids Angst.

@Manana
Es ist für meinen Sohn ein grosser Unterschied, ob er als Gruppe etwas vorführt (Schulschlussfeier, Abendunterhaltung etc.) oder eben wie hier als Einzelperson. Er hat auch schon tolle Präsentationen vor der Klasse gemacht. Es ist wirklich das Setting mit den Eltern und den Verwandten und dass er da allein durch muss.

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sillyspider73
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von sillyspider73 »

Mir machten solche Situationen im Schulalter auch extrem Mühe, und auch heute bin ich vor Präsentationen mit internationalem Publikum, die in meinem Job halt dazugehören, immer noch etwas nervös, vor allem, wenn viel davon abhängt.
Da ich nicht möchte, dass meine Kinder auch so leiden, bin ich froh, dass sie das schon sehr früh in der Schule trainieren, und dass ich sie dabei unterstützen kann. Sie bekommen jeweils mit, wie ich mich vorbereite, sehen, dass ich nervös bin, aber das trotzdem mache, und dass es gut rauskommt.
Meiner Ansicht nach ist gute Vorbereitung ALLES. Wenn sich das Kind auf dem vorzutragenden Gebiet sicher fühlt und der Vortrag mehrmals vor Eltern, Geschwister, etc. geübt wurde, ist schon eine gute Basis da. Auch sollte das Kind probieren, das Atmen nicht zu vergessen 😉, langsam und laut zu sprechen und beim Vortrag möglichst jemanden anzuschauen, der es gut mit einem meint. Schlussendlich dürfen aber auch Fehler und Aussetzer passieren, und das Kind soll merken, dass das kein Weltuntergang ist, und die meisten Leute davon meistens eh nichts mitbekommen, oder wenn sie es merken, das auch nicht schlimm ist, weil ihnen wohl ähnliche Fehler passieren würden.
Zum Glück haben meine drei Kinder weit weniger Angst vor Präsentationen vor Publikum als ich hatte, ich bin immer wieder beeindruckt, wie cool sie das aus dem Ärmel schütteln. :wink:

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Dillon
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von Dillon »

Wie ich machen würde: Zustimmung, dass es normal ist nervös zu sein, es geht den anderen wohl auch so. Es würde wohl auch uns Erwachsenen so gehen. Jeder hat Verständnis, wenn jemand vorne steht und auch unsicher ist, den Faden verliert usw.. Weniger nervös könnte er werden , wenn er sich sicher fühlt. Bei mir dürfte er den Vortrag zuerst vor uns Familie machen (einige dürfen dann Faxen machen, um zu provozieren, auf dem Stuhl zappeln, Kuli fallen lassen usw. ) danach wenn geht, etwas von der Verwandschaft und dann etwas Nachbarn. Dann ist er durch jede Situation durch, viele haben ihn gelobt und das macht ihn sicher mutiger! Viel Erfolg wünsche ich ihm :D!

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Stella*
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von Stella* »

@annegretli
Mir war es immer lieber, wenn ich früh dran kam. Dann hatte ich es hinter mir. Die erste Person hat übrigens den Vorteil, dass man sie (noch) nicht vergleichen kann. Kommt man erst spät(er) dran, kann man plötzlich das Gefühl bekommen, dass alle, die schon dran waren besser sind. :?

annegretli74
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von annegretli74 »

@stella
War bei mir auch so. K2 hingegen braucht immer Zeit, um sich in einer ungewohnten Situation zurechtzufinden. Heute Vormittag haben sie die Reihenfolge festgelegt, er kommt nach der Pause dran. Das empfinde ich als recht optimal. Er kann den ersten Teil der Präsentation anschauen, die Stimmung erfassen und hat dann noch die Pause, um zu verarbeiten. Er hat zwar nochmals gesagt, dass er nicht gehen will. Mir scheint aber, der Widerstand ist nicht mehr so gross wie auch schon:

Ach ja, geübt hat er vor Familie und Freunden, sagt aber es sei nicht dasselbe wie vor grossem Publikum (was ja auch stimmt). Grossartig weiterüben geht nicht, die Präsentation ist heute Abend... ;-)

sonrie
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von sonrie »

Hat er das Thema schon gewählt? Je mehr es ihm am Herzen liegt, umso eher wird er es als Chance sehen können, anderen sein Wissen zu vermitteln.

Also zb. wenn ihm Tierschutz sehr am Herzen liegt, ist das ja eine Gelegenheit Leute aufzurütteln - oder er hat zb. eine Begeisterung für Formel 1, dann könnte er diese teilen. Vielleicht findet ihr so ein "Herzensthema" von ihm?
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help
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von help »

Ich habe grad gelesen, dass die Präsentation heute abend ist :? deshalb anstelle meines Beitrages nur "Daumendrück" und hoffen, dass es doch noch ein positives Erlebnis für ihn wird/ist!
Äs liebs Grüessli
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sonrie
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von sonrie »

sorry, das hatte ich auch überlesen ;-) Ich hoffe es läuft gut ;-)
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

annegretli74
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von annegretli74 »

Also liebe Leute.... Nach dem Mittagessen kam wieder "ich mache das nicht, lieber sterbe ich", worauf ich ihn in die Schule gesendet habe und mit ihm abgemacht habe, dass wir nach der Schule nochmals reden.
Er ist dann los und ich raus etwas arbeiten. Nach ca. 5 min klopft er mich auf die Schulter. Er benötige jetzt das ganze Material für die Präsentation. Beim Zusammensuchen erklärte er mir, er wolle die Präsentation nun doch machen. Er sei die Sache "logisch" angegangen, und er hätte wohl nicht die schlechteste Präsentation von allen.
Weiss der Geier warum, aber er ist dann hoch motiviert losgezogen und hat die Präsentation vorbereitet. Am Abend war er sichtlich nervös, hat es aber gut durchgestanden.
Das Thema war übrigens Implosion. Er hat verschiedene Implosionen vorgestellt und erklärt (z.B. von dem U-Boot im letzten Sommer) und am Schluss eine Getränkedose mithilfe von einem Gasbrenner und Eiswasser implodieren lassen. Ich bin total happy, es war ein voller Erfolg!
Der Abend war sowieso super spannend und vielseitig, und ich glaube ich habe jetzt auch verstanden, weshalb diese LP diesen Abend jedes Jahr wiederholt.

DFrauHugetobler
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Re: Präsentation vor Eltern, Verwandten und Parallelklasse

Beitrag von DFrauHugetobler »

Super, das freut mich sehr für euch beide!

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