Fabienne Svenja – 24.09.2006

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
Benutzeravatar
-Ursina-
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 22:26
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Rafz

Fabienne Svenja – 24.09.2006

Beitrag von -Ursina- »

Der errechnete Geburtstermin von Fabienne ist der 15. September. Schon vorher konnte ich es nicht erwarten, endlich nicht mehr schwanger zu sein, aber ab diesem Tag wird es noch mühsamer. Ich will endlich mein Baby haben! Aber auf den CTGs ist nicht die kleinste Wehe in Sicht und meiner Kleinen scheint es auch noch zu gefallen in meinem Bauch… Als dann das Fruchtwasser langsam knapp wird, überweist mich meine Frauenärztin für die nächste Untersuchung ans Spital.

22. September 2006
Die Untersuchung im Spital ergibt nichts wirklich Neues: Herztöne gut, keine Wehen in Sicht, Fruchtwasser knapp. Die Oberärztin fragt mich dann: "Sie wollen also eingeleitet werden?" Hmm, ich habe nicht damit gerechnet, gefragt zu werden. Ich habe gedacht, die entscheiden das einfach. Will ich einleiten? Bestimmen, dass mein Kind jetzt ausziehen soll? Endlich nicht mehr schwanger sein? Mein Mann ist dafür, da die Geburt mit Einleiten planbar ist, bzw. nicht die Gefahr besteht, dass ich ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf reisse, weil es losgeht. Und mein ständiges Geklöne, dass ich nicht mehr mag, ist auch langsam nicht mehr erträglich. Wir entscheiden uns fürs Einleiten. Ich solle am nächsten Morgen um sechs Uhr anrufen, ob sie Platz haben. Die Hebamme gibt mir noch ein paar Tipps mit auf den Weg, damit die Wehen vielleicht ja doch noch spontan beginnen. Mein Mann nimmt sich den restlichen Tag frei. Wir gehen ins Glatt, kaufen Bücher und ein GameBoy-Spiel, um die Wartezeiten am nächsten Tag zu überbrücken. Danach verbringen wir einen schönen Nachmittag im Zoo.
Am Abend essen wir ein feines Hirschpfeffer und ich übergebe mich danach zum letzten Mal in dieser Schwangerschaft. Irgendwann gehen wir dann ins Bett, Kraft tanken für den nächsten Tag.

23. September 2006
Ich bin schon um fünf Uhr wach und warte ungeduldig, bis ich im Spital anrufen kann. Als es endlich so weit ist, kommt die grosse Enttäuschung: Kein Platz für mich! Ich solle um halb neun nochmals anrufen. An Schlaf ist natürlich nicht mehr zu denken, ich surfe noch ein bisschen im Internet, schaue nochmals (zum tausendsten Mal) meine Tasche durch und warte bis ich endlich wieder anrufen kann. In Gedanken feure ich sogar die Frauen an, die gerade am Gebären sind, damit sie schnell Platz machen für mich... Endlich kann ich anrufen und diesmal tönts schon besser. Ich kann um elf Uhr vorbei zu einem CTG und je nach dem, dann doch noch einleiten. Wir haltens zuhause nicht mehr aus und gehen noch ein bisschen shoppen (Vorhänge fürs Kinderzimmer). Dann können wir auch schon ins Spital. Das CTG zeigt immer noch keine Wehen, aber wir können zum Einleiten bleiben. Ich bekomme also eine erste Tablette und einen Katheter(?) ins Handgelenk für allfällige Schmerzmittel später. Danach richten wir uns im Untersuchungszimmer ein und vertrödeln die nächsten Stunden, bis es Zeit für die nächste Tablette ist. Auf dem CTG ist immer noch keine Wehe weit und breit. Wir verbringen den Tag mit Waldspaziergängen, GameBoy spielen, lesen und in der Cafeteria rumsitzen. Mir geht es prächtig, zwar ist keine baldige Geburt in Sicht, aber ich weiss genau, dass ich das Spital erst wieder mit Baby verlassen werde. Wie lange es jetzt noch dauert ist nicht mehr so wichtig. Obwohl ich ja schon gerne den heutigen Tag als Geburtstermin hätte, die 23 ist doch meine Glückszahl. Aber gegen den Abend wird klar: Das wird heute nichts mehr. Nach einem abschliessenden CTG immer noch ohne Wehen schickt die Hebamme meinen Mann nach Hause: "Das wird heute nichts mehr, Sie können ruhig nach Hause fahren." Ich lese noch ein bisschen und höre dazu Musik. Um Viertel nach zehn beschliesse ich, langsam zu schlafen. Ich muss ja schliesslich nach diesem langen Tag Kraft tanken für morgen. Ich drehe mich also zur Seite, um das Licht zu löschen, da spüre ich, wie es zwischen meinen Beinen nass wird. Ups?!? Ich schalte noch den iPod aus (es läuft gerade "She‘s leaving home" von den Beatles) und schon werde ich von einer Wehe überrollt. Okay, es fängt also tatsächlich an. Ich klingle nach der Hebamme. Da gerade Schichtablösung ist, kommt zuerst eine "fremde" Hebamme. Sie bestätigt, dass das Fruchtwasser ist, verpasst mir so sexy Krankenhaus Netzli-Unterhosen und sagt, dass sie meine Hebamme informiert. Ich liege also alleine da, versuche irgendwie die Wehen zu veratmen. Da ich keinen Geburtsvorbereitungskurs besucht habe, habe ich keine Ahnung, was ich tun soll und was auf mich zukommt. Bald darauf kommt auch schon meine bisherige Hebamme, Frau Koumi, mit ihrer Ablösung, Frau Striffeler. Frau Koumi wünscht mir noch alles Gute und überlässt mich dann Frau Striffeler. Wir beschliessen, zuerst ein CTG zu schreiben und dann (je nach dem) meinen Mann zu informieren. Die Wehen kommen ungefähr im Fünf-Minuten-Rhythmus und werden schnell noch stärker. Nach zwanzig Minuten bitte ich Frau Striffeler, jetzt schon meinen Mann anzurufen. Sie möchte mich zuerst noch untersuchen. Okay, aber schnell bitte! Sie tastet mich ab und schaut mich dann an: "Frau Stutz, Sie sind schon acht Zentimeter offen!" Huch? Ich hab doch irgendwo mal was gelesen von einem Zentimeter pro Stunde? Egal, hauptsache mein Baby macht sich endlich auf den Weg. Mein Mann wird nun informiert. Er ist gerade auf dem Weg ins Bett… Also auch für ihn keinen Schlaf in dieser Nacht.
Frau Striffeler schickt mich zur Toilette, wo ich den Schleimpfropf verliere. Und dann wechseln wir auch schon in den Gebärsaal. Natürlich ist nur der hinterste frei und ich watschle, ständig durch Wehen unterbrochen, in meinen sexy Unterhosen durch diesen mir endlos scheinenden Flur.

24. September 2006
Kurz nach Mitternacht (Mist, hat nicht für den 23. gereicht…) trifft mein Mann ein. Da ich ja schon so ein Ding im Handgelenk habe, will ich jetzt auch Schmerzmittel. Nicht, dass dieses eklige Ding noch vergebens war! Frau Striffeler hängt mich an irgendeine Infusion an. Kurz darauf setzen die Presswehen ein, worauf Frau Striffeler meint, dass die Schmerzmittel jetzt nichts mehr nützten, es sei schon zu spät. Na toll. Ich Weichei muss ohne Schmerzmittel gebären, das hab ich ja wieder mal super hingekriegt. Frau Striffeler scheucht mich von einer Position in die nächste. Mal im Liegen, dann im Vierfüssler, dann im aufgerichteten Bett sitzend, wieder liegend – nützt alles nichts. Es will einfach nicht vorwärts gehen. Ich mache mir ständig Sorgen um meinen Mann, frage ihn immer, obs noch geht. Er macht das wirklich super, tupft mir das Gesicht ab (oder legt mir den Waschlappen auch einfach übers ganze Gesicht), lässt mich seine Hand zerquetschen. Als ich eine Wehe mit einem leisen "Auauau" kommentiere, lacht er mich sogar (auf seine liebe Art) aus. Da weiss ich, es geht im noch gut. Inzwischen sind es weniger die Wehen, die schmerzen, sondern die ersten Sekunden danach. Nach fast zwei Stunden Presswehen sagt Frau Striffeler, dass sie jetzt gerne eine Ärztin dazuholen möchte. Es dauere einfach schon relativ lange und ich und das Baby seien langsam ein bisschen müde. Irgendwie beunruhigt mich das überhaupt nicht, ich will jetzt einfach, dass es vorwärts geht.
Als die Ärztin da ist, entleert sie zuerst meine Blase, damit das Baby ein bisschen mehr Platz hat. Aber die Kleine will immer noch nicht kommen. Ich werde informiert, dass sie die Kleine jetzt mit der Saugglocke holen. Meine Beine werden auf diese Halterungen gelegt, ein Dammschnitt gemacht (ich spüre überhaupt nichts davon) und die Glocke angesetzt. Mit vereinten Kräften versuchen wir nun, die Kleine auf die Welt zu pressen/ziehen. Aber meine kleine Dame ist stur. Langsam bekomme ich Angst, dass doch noch ein Kaiserschnitt nötig wird. Das will ich dann doch nicht! Sonst hätte ich mir ja die ganze Geschichte mit Einleiten und Wehen und allem gleich sparen können. Ich gebäre jetzt auf natürliche Weise!
Ich teile der Hebamme also mit, dass ich bei der nächsten Wehe gebären werde. Diese hat es sich inzwischen auf meinem Bauch "gemütlich" gemacht. Als ich ankünde, dass die Wehe kommt, presst sie sich mit aller Kraft auf meinen Bauch, die Ärztin zieht und ich presse, so fest ich kann. Und – schwupps! – der Kopf ist da! Ich kann es gar nicht fassen! Und sogleich kommt die nächste Wehe und der Körper wird auch noch geboren. Ich bin überwältigt! Sage zu meinem Mann etwa tausendmal: "Wir haben ein Baby!". Und frage die Hebamme, ob es auch wirklich ein Mädchen sei. Und schon wird sie mir auf den Bauch gelegt, meine kleine Fabienne Svenja. Es ist nun Viertel vor drei am frühen Sonntagmorgen, dem 24. September 2006.
So halb registriere ich, dass die Nachgeburt geboren wird und die Ärztin mich danach näht. Aber das ist alles Nebensache. Es zählt nur noch das kleine blutige Bündel in meinen Armen, das mich mit grossen Augen anschaut. Sie wird dann gewogen und gemessen – 3580 Gramm und 50 Zentimeter – und mein Mann darf sie das erste Mal baden. Er macht das wirklich toll, sein Kommentar: "Das ist wie ein Poulet!"
Danach wird mir Fabienne gleich an die Brust gelegt, wo sie schon eifrig zu trinken versucht. Frau Striffeler fragt, ob ich etwas essen oder trinken möchte? Mein einziger Wunsch: ein RedBull! Für meinen Mann gibts einen Kaffee, essen mögen wir beide nichts. Frau Striffeler lässt uns dann alleine und packt im Untersuchungszimmer unsere Sachen zusammen.
Später darf ich endlich unter die Dusche, eine richtige Wohltat! Ich fühle mich wie frischgeboren. Inzwischen ist es etwa sechs Uhr. Mein Mann verabschiedet sich und fährt nachhause um noch ein bisschen zu schlafen.
Ich werde in die Wochenbettabteilung verlegt. Dort schaue ich noch ein, zwei Stunden lang dieses kleine riesengrosse Wunder an, und schlafe dann auch ein, überglücklich und mit Fabienne auf der Brust.

Im Nachhinein bin ich wirklich sehr froh, dass ich mich vorher (bewusst) nicht intensiv mit dem Thema Geburt befasst habe. Hätte ich gewusst, dass die Pressphase normalerweise viel kürzer ist, hätte ich bestimmt bald einmal Angst bekommen, dass irgendetwas nicht stimmt. So wars für mich völlig normal und ich bekam von "Geburtsstillstand und suspektes CTG", wies im Gesundheitsheft von Fabienne heisst, nichts mit.

So mühsam und anstrengend ich die Schwangerschaft fand, umso besser war die Geburt. Vorher dachte ich immer, schwanger sein, sei sicher soooo toll. Und gebären sooo schlimm. Heute sag ich: "Gebären? Sofort wieder! Schwanger sein? Neeee, danke..." :D

Aber beim nächsten (?) ist bestimmt wieder alles ganz anders...
Liebs Grüessli Ursina
Bild

Benutzeravatar
Janin
Newbie
Beiträge: 37
Registriert: Fr 6. Jan 2006, 09:30

Beitrag von Janin »

Sali Coral

Jööö han müesse schmunzle ab Dim letschte Satz...;-)! Isch en super Geburtsbricht und isch uuu schön gsi zum en lese... Han au grad wieder a mini Geburt müesse denke und was für es Wunder eusi Schätzelis doch sind!

Liebi Grüessli
Janin
Grüessli

BildBild
Bild

Romella

Beitrag von Romella »

liebe coral
herzlichen dank für diesen süssen, humorvollen und detaillierten geburtsbericht - schön wie du das alles gemacht hast !
lieben gruss

zwergenmama
Newbie
Beiträge: 19
Registriert: Di 14. Nov 2006, 20:10
Wohnort: Graubünden

Beitrag von zwergenmama »

Hey Du, wünsch dar alles alles guati und gnüss jeda tag...respekt vor dinara leistig, mini maus het nach a nama langa schmerzlosa vorspiel dihai im spital no 40 minuta ka.. :lol: :shock:

Rageti

Beitrag von Rageti »

Hallo Coral, was für ein toller Geburtsbericht mit viel Humor und Liebe geschrieben! Ich wünsche euch alles Liebe für die Zukunft und gratuliere herzlich zur Tochter Fabienne. :D

Benutzeravatar
-Ursina-
Newbie
Beiträge: 12
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 22:26
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Rafz

Beitrag von -Ursina- »

Danke vielmals für eure Antworten!

@strogi: Ja, ich bin von Rafz :wink:
Liebs Grüessli Ursina
Bild

Antworten