Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

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Moderator: conny85

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Moreen
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Moreen »

@annegretli74, ich bin zutiefst erschüttert über deinen Bericht; mir fehlen die Worte :( . Ich sende dir auf diesem Weg einen virtuellen Drücker. Das Verhalten deiner Eltern ist an Egoismus und Empathielosigkeit wohl kaum zu überbieten :shock: . Eine solch lieblose Kindheit hinterlässt tiefe Spuren und ich glaube dir sofort, dass dies deine Bindungsfähigkeit enorm negativ beeinflusst hat :|

Ich finde auch, dass, wer sich für Kinder entscheidet, wirklich bereit sein muss, seine eigenen Bedürfnisse für eine recht lange Zeit hinten an zu stellen. Das soll nicht heissen, dass man sich komplett aufgeben und sich ganz in den Dienst der Familie/Kinder stellen muss. Aber Eltern sein erfordert nun mal Engagement und Flexibilität. Kinder brauchen Strukturen, sie brauchen Sicherheit, Regelmässigkeit und Geborgenheit, um zu gefestigten Persönlichkeiten heranwachsen zu können; kurzum: Sie brauchen ein sicheres „Nest“.
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carina2407
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von carina2407 »

@annegretli74: Das klingt grausam, tut mir wirklich leid dass du so eine lieblose Kindheit hattest, das macht viel mit dem Kind. Wenn man sich so wenig Zeit für die eigenen Kinder nimmt, und auch kundtut, ohne wären ein Elternteil glücklicher gewesen, dann läuft da schon was gewaltig schief. Und wenn man partout nicht bereit ist, zurück zu stecken, dann ist es wirklich besser man bleibt ohne, was ja auch völlig legitim ist, wie du sagtest, man muss nicht zwingend Kinder haben.

@MissDiamond: Man muss sich wirklich bewusst sein, dass Kinder Zeit, Aufmerksamkeit, Nerven und halt auch Geld kosten. Selbst wenn alles einigermassen rund und nach Plan läuft, nehmen und fordern sie viel von einem, und früher oder später stösst jeder auch mal an seine Grenzen. So richtig frei ist man nie mehr, finde ich. Da läuft ein Teil von einem selbst draussen rum, und man ist für immer Mutter/Vater, und das endet nicht einfach irgendwann. Ich werd mir noch Sorgen machen wenn meine Kinder bereits 30 und ausgezogen sein werden. Aber es ist halt auch schön, intensiv, lustig, chaotisch , lebendig, bedingungslose Liebe.
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ChrisBern
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von ChrisBern »

Das tut mir sehr leid zu lesen, annegretli! Wir haben auch eine solche Familie im Umfeld, wo das Kind möglichst rasch immer wieder versorgt wird. Man merkt es dem Mädchen jetzt schon an, dass es eine etwas spezielle Art der Beziehungsgestaltung hat.

Darum schrieb ich so klar: lieber keine Kinder haben, wenn man es nicht wirklich will. Kinder kriegen und zu glauben: irgendwie wird das schon, das finde ich schräg. Nicht jeder muss Elterngefühle in sich tragen und ich finde, das muss man auch sagen dürfen.

Meiner Meinung hat das aber nichts mit Vereinbarkeit Beruf Familie zu tun! Man kann viel arbeiten, und eine Beziehung zu seinen Kindern haben! Ansonsten wären beispielsweise in der DDR und auch anderen Ländern nur emotionale Krüppel aufgewachsen. Meine Eltern arbeiteten beide immer 100%, machten immer sehr viel mit uns, das muss sich überhaupt nicht widersprechen. Es gibt Studien darüber, dass es nicht um die Quantität der Zeit zwischen Eltern und Kinder geht, sondern um die Qualität. Finde leider gerade die Quelle nicht mehr, hatte mich darüber mal mit einer Prof unterhalten.

MissDiamond
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von MissDiamond »

Ich teile die Worte von Moreen - annegretli, das klingt wirklich ganz ganz schlimm, was du durchmachen musstest.
Mir tut das von Herzen leid für dich und ich hoffe, dass du einen Weg finden konntest, damit umzugehen.
Es tut mir leid, hat mein Thread solche Gefühle bei dir wachgerüttelt - Danke aber, dass du deine Geschichte geteilt hast.

Kurz:
Für meinen Partner und mich kann ich behaupten, dass wir einem Kind oder auch mehreren Kindern nebst einem stabilen Umfeld, auch emotionale Nähe und Liebe schenken können. Dies sehe ich zum einen, wie er mit "fremden" Kindern umgeht, die er tlw. auch vergöttert und zum anderen sprechen wir ja schon auch über Szenarien, wie es mal sein könnte, und was uns dann am Familienleben wichtig wäre. Eben gerade Punkte wie Gemeinsame Mahlzeiten, wie sieht Weihnachten aus, feuern wir unsere Kinder beim Ortswettbewerb XY an, wer unterstützt das Kind mal in welchem Fach in der Schule etc. An dem wird es also sicher nicht mangeln.

Mialania
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Mialania »

@annegretli74
Ich musste es zwei Mal lesen und es tut mir unbekannterweise weh im Herzen. Fühl dich gedrückt.

@MissDiamond
Als ich und mein Mann noch keine Kinder hatten, dachten wir beide, dass er es besser mit den Kindern können wird. Ich hatte/habe Angst vor fremden Kindern und weiss kaum, wie mich zu benehmen/mit ihnen umzugehen. Mein Mann konnte es einfach gut mit anderen Kindern, spielte und machte seine Spässe.
Jetzt kann ich meine Kinder gut händeln, mein Mann ist oft überfordert. Er meinte auch immer "zuerst das Kind", folgt aber mehr dem Leitsatz "aus einer leeren Tasse kann man nicht trinken".

Ich sage nicht, dass das bei Euch auch passiert, aber ihr habt keine Kinder. Die anderen Kinder sind nicht rund um die Uhr in Eurer Obhut und stehen unter Eurer Fürsorge. Wir haben uns das Leben mit unseren Kindern auch ganz anders vorgestellt. Mit jedem Kind wird das Leben auf den Kopf gestellt.

Leela
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Leela »

@ Mialania: Das war bei uns genau gleich, ich konnte wirklich schlecht mit Kindern.
Man muss sich nicht unbedingt zu Kindern hingezogen fühlen, um eine gute Mutter zu sein.
Denn bei MEINEM Kind, war es dann etwas völlig anderes.
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annegretli74
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von annegretli74 »

Liebe alle! Erstmal herzlichen Dank für eure mitfühlenden Worte. Da schiessen mir gerade wieder die Tränen in die Augen... Und ich möchte ChrisBern beipflichten, es hat nichts mit viel oder wenig arbeiten zu tun. Meine Mutter hat aufgehört zu arbeiten als wir klein waren, weil mein Vater dass so wollte. Sie war Vollzeit-Hausfrau und hat nie mehr eine Berufstätigkeit angenommen.
Sie hat ihre Bedürfnisse und die von uns Kindern immer hinter die von meinem Vater gestellt. Ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit ging an ihn, meine Mutter und mein Vater gegen den Rest der Welt. Da blieb für uns Kinder zu wenig übrig.

@MissDiamond
Ich wollte eure Familienplanung nicht mies machen oder dich verunsichern. Kinder auf die Welt zu bringen bringt eine grosse Verantwortung mit sich, die jede Mutter und jeder Vater versucht, möglichst gut zu bewältigen. Und ab und zu werden wir schmerzhaft in unsere Vergangenheit geworfen und versuchen, es besser zu machen. Niemand ist perfekt, und niemand weiss ob es so wird wie man es geplant hat. Du weisst doch, das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen...

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maple
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von maple »

@annegretli: Deine Geschichte klingt furchtbar :cry: Fühl dich unbekannterweise gedrückt.
carina2407 hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 17:57 Die ersten Jahre fand ich am schönsten, kein Druck, kein Stress, morgens so lange schlafen wie wir wollten, den Tag spontan gestalten, Kinder geniessen, essen wann wir wollen und auch Hunger haben.
Hier musste ich lachen, diese Passage illustriert wunderschön, wie unterschiedlich die verschiedenen Erfahrungen sind. Unsere Ältere ist über 3 Jahre lang nie nach 6 Uhr aufgestanden. Einer meiner innigsten Wünsche war einfach nur mal auszuschlafen. Aufstehen und etwas ruhiges spielen ging auch nicht, weil sie Hunger hatte und Frühstück brauchte. Sie braucht jetzt noch ständig essen - wie ein Vögelchen :D Also nichts mit essen wann WIR wollen, sondern wann das Kind musste (jetzt funktioniert der Bedürfnisaufschub natürlich besser, aber sie kann auch mit fast 10 noch sehr "hangry" sein.)

In diesem Sinne, Miss Diamond: Das Wichtigste ist wohl offen zu sein für alles - auch ein Kind, das dich in den Wahnsinn treibt, auch wenn du es abgöttisch liebst :D
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ChrisBern
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von ChrisBern »

maple hat geschrieben: Do 29. Jun 2023, 19:51 @annegretli: Deine Geschichte klingt furchtbar :cry: Fühl dich unbekannterweise gedrückt.
carina2407 hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 17:57 Die ersten Jahre fand ich am schönsten, kein Druck, kein Stress, morgens so lange schlafen wie wir wollten, den Tag spontan gestalten, Kinder geniessen, essen wann wir wollen und auch Hunger haben.
Hier musste ich lachen, diese Passage illustriert wunderschön, wie unterschiedlich die verschiedenen Erfahrungen sind. Unsere Ältere ist über 3 Jahre lang nie nach 6 Uhr aufgestanden. Einer meiner innigsten Wünsche war einfach nur mal auszuschlafen. Aufstehen und etwas ruhiges spielen ging auch nicht, weil sie Hunger hatte und Frühstück brauchte. Sie braucht jetzt noch ständig essen - wie ein Vögelchen :D Also nichts mit essen wann WIR wollen, sondern wann das Kind musste (jetzt funktioniert der Bedürfnisaufschub natürlich besser, aber sie kann auch mit fast 10 noch sehr "hangry" sein.)

In diesem Sinne, Miss Diamond: Das Wichtigste ist wohl offen zu sein für alles - auch ein Kind, das dich in den Wahnsinn treibt, auch wenn du es abgöttisch liebst :D
Bei der Passage musste ich auch etwas schmunzeln. 😄 Ich habe mich selten so fremdbestimmt gefühlt wie in dieser Zeit...

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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von millou »

Ich glaube wir haben nicht in dem Stil gross im Voraus diskutiert und geplant. Irgendwann Ende 20, wars einfach klar und es hat auch direkt geklappt. Ich hab reduziert auf 60%, Mann weiterhin 100%. Nach 2 Jahren kam das 2. Kind.
Meine Berufstätigkeit und somit auch Unabhängigkeit war und ist mir heilig. Wie unglaublich schön war der 1. Arbeitstag nach dem 1. Kind. Endlich niemand mehr, der mich dauernd um sich haben will, endlich wieder frei. Nie und nimmer hätte ich 100% zu Hause bleiben können.
Was mich mit der Zeit genervt hat war, dass die Kita an meinem Arbeitsort war. Mein Mann schrieb regelmässig "komme später, gehe noch was trinken mit Arbeitskollegen", ich aber musste immer um 18 Uhr bei der Kita auf der Matte stehen und höllisch aufpassen, dass ja kein Kind im Auto auf dem Heimweg einschläft. Kita wechseln war aber nie eine Option, die war viel zu toll.
Ich hab lange für die Kinder zurückgesteckt. Irgendwann ging ich wieder 1x die Woche ins Pilates, das war praktisch mein einziges wirkliches privates Vergnügen.
Ein Stück Freiheit kam mit dem Kiga-Eintritt des 2. Kindes. Endlich konnte auch ich sagen "ich komme später heim", du holst die Kinder.
Geistig ausgelastet war ich mit meinen 60% Arbeit aber nie. Und Haushalt ist schlicht nicht meins. Ich war viel lieber unterwegs mit den Kids und ich war traurig als die Grosse in den Kiga kam und wir uns einem externen Plan und Schulferien fügen mussten. Vorher waren wir immer unterwegs an meinen beiden freien Tagen und dies war auch wirklich cool.
Die ultimative Wende kam, als ich innerhalb von 5 Minuten und ohne gross zu überlegen ein Jobangebot mit 80% Pensum, davon die Hälfte Home Office angenommen habe und eine Putzfrau angestellt habe. Endlich wieder ich selbst, die Kids 2 Tage im Hort und den Rest meiner Arbeit flexibel aufgeteilt.
Seit rund 2 Jahren arbeite ich wieder 100%, mein Mann hatte gar nie reduziert und die Kids sind so selbstständig unterwegs, dass sie auch problemlos ein paar Stunden alleine sein können.
2 Tage sind wir alle 4 den ganzen Tag weg, die anderen 3 Tage sind wir daheim und die Kids kommen zum zMittag.
Ich habe einen wunderbaren Chef, der mir alle Flexibilitäten der Welt ermöglicht. Ich kann am Nachmittag mit den Kids in die Badi, arbeite dafür ein anderes Mal länger. Er weiss, dass diese Freiheit essentiell für mich ist und meine Bedingung für das 100% Pensum.
Aktuell bin ich glücklich mit der Situation, ich hab den 5er und s Weggli. Ich kann hochprozentig arbeiten und trotzdem für die Kids da sein und auch mein Hobby schwimmen bau ich flexibel um meine Meetings rum ein.
Meine Tage sind dadurch lang, ich beginne um halb acht und stelle selten vor 19 Uhr ab. Aber ich hab meinen Frieden und meinen Spass und bin am Abend glücklich.

Würde ich es nochmal gleich machen? Das kann ich nicht sagen. Meine Kids waren und sind in allen belangen extrem problemlos und selbstständig und jahrelang als ein Herz und eine Seele unterwegs. Meine sichtbare Anwesenheit war ab Kiga-Alter eher störend "Mami gang wäg, mir spiele", daher auch der perfekte Match mit dem hohen Home Office Anteil.

Vermisse ich aktuell etwas? Ja, Ferien einfach für mich allein. Ich geniesse dafür umso mehr meine mehrtägigen externen Meetings, die sicher 3-4x pro Jahr statt finden.

Planen kann man das Leben sowieso nicht. Ich nehms, wies kommt und geniesse den Augenblick.

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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Glueh »

Meine Kinderwunschgeschichte ist sicher ein bisschen spezieller. Ich hatte nie einen ausgeprägten Kiwu, kleine Kinder waren mir irgendwie fremd. Lange war es aus unterschiedlichen Gründen auch gar keine Option, weil vieles nicht gepasst hat. Als ich dann mit 39 schon damit abgeschlossen habe, wurde ich schwanger und mit 40 bekam ich mein erstes Kind. Mir war immer klar- wenn Kinder, dann zwei- und dieses Gefühl hat sich schon in der SS und in den ersten Wochen verstärkt, so dass wir aufgrund meines Alters bald wieder mit üben begannen- seit anderthalb Jahren inzwischen. Das Ganze belastet mich sehr, weil nun mein Kiwu erwacht ist und ich mir dieses zweite Kind so sehr wünsche. Klar weiss ich nicht, ob es einfach «nur» an meinem Alter liegt, aber aus meiner Erfahrung würde ich das Thema Kinderkriegen nicht zu weit hinauszögern, je nachdem wie viele Kinder man sich wünscht. Ich kenne mittlerweilen doch einige, die etwas Mühe haben/hatten, um schwanger zu werden und da sind halt die Chancen in jungen Jahren einfach besser.

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ChrisBern
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von ChrisBern »

Ich finde, man sollte nicht einfach "aus Vernunft" zeitiger ein Kind bekommen, nur weil es später vielleicht nicht mehr klappt. Was nützt einem das Kind, welches irgendwie gerade nicht richtig "passt"? Natürlich muss man dann damit rechnen, dass es vielleicht gar nicht klappt.

Ich fand die Frage immer hilfreich: wenn ich 65 bin und auf mein Leben zurück schaue, ist es vorstellbar, das ohne Kinder gelebt zu haben? Ich konnte mir das nicht vorstellen, einmal in Rente zu sein und keine Kinder gehabt zu haben. Daher war dann irgendwann mal klar, dass das jetzt ein passender Moment ist. Ohne wirklich überzeugt zu sein, fände ich schwanger werden schwierig. Ich fand das 1. Kind einen so schockierenden Wechsel, ich habe monatelang gedacht "oh Gott, das geht nie wieder weg. Werde ich jemals wieder...". Zum Glück wusste ich in dem moment: ich wollte das so und da muss ich jetzt einfach auch durch. ;-) man darf glaube nicht davon ausgehen, dass man im Moment der Elternschaft in absoluter Glückseligkeit versinkt. Die Umstellung ist doch sehr gross.

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carina2407
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von carina2407 »

maple hat geschrieben: Do 29. Jun 2023, 19:51
carina2407 hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 17:57 Die ersten Jahre fand ich am schönsten, kein Druck, kein Stress, morgens so lange schlafen wie wir wollten, den Tag spontan gestalten, Kinder geniessen, essen wann wir wollen und auch Hunger haben.
Hier musste ich lachen, diese Passage illustriert wunderschön, wie unterschiedlich die verschiedenen Erfahrungen sind. Unsere Ältere ist über 3 Jahre lang nie nach 6 Uhr aufgestanden. Einer meiner innigsten Wünsche war einfach nur mal auszuschlafen. Aufstehen und etwas ruhiges spielen ging auch nicht, weil sie Hunger hatte und Frühstück brauchte. Sie braucht jetzt noch ständig essen - wie ein Vögelchen :D Also nichts mit essen wann WIR wollen, sondern wann das Kind musste (jetzt funktioniert der Bedürfnisaufschub natürlich besser, aber sie kann auch mit fast 10 noch sehr "hangry" sein.)
😂Ja gell so unterschiedlich empfindet jeder die Phasen. Mit dem Essen meinte ich übrigens nicht, wenn wir Eltern wollten, sondern eben, dass jeder dann essen konnte wenn er Hunger hatte. Und da meine Kinder ebenfalls Häppchenpicker waren, habe ich nie auf die Zeit geschaut, wenn sie Hunger hatten durften sie was essen. Ich war viel unterwegs, oft in der Badi, habe mich mit Freundinnen getroffen, Ausflüge gemacht. Mein Mann hat meistens lange gearbeitet, ich musste also nicht Punkt xx zu Hause sein. Ich hatte extrem viel Freiheit was das anbelangt. Vielleicht fand ichs drum so schön, auch wenn meine Kids nicht 0815 funktionierten und es auch oft mühsam war. Ich war aber auch gerne zu Hause und vermisste nichts, ausser Ferien vielleicht😂 Ah ja und ne Menge Kritik vom Umfeld habe ich auch immer einstecken müssen, weil ich halt nie die oberstrenge und superstrukturierte Mama war, aber da stand ich dann irgendwann drüber, ich machte es so wie es uns passte und nicht anderen.
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sonrie
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von sonrie »

ChrisBern hat geschrieben: Do 29. Jun 2023, 22:35 Ich finde, man sollte nicht einfach "aus Vernunft" zeitiger ein Kind bekommen, nur weil es später vielleicht nicht mehr klappt. Was nützt einem das Kind, welches irgendwie gerade nicht richtig "passt"? Natürlich muss man dann damit rechnen, dass es vielleicht gar nicht klappt.
Ich wollte grad sagen, die Gefahr besteht immer und auch wenn man sich sicher ist, eine Familie zu wollen, kann es Umstände geben die das verhindern, dann muss man sich auch damit auseinandersetzen, wohin die Reise gehen soll. Ich war Anfang 30 als wir uns für Kinder entschieden hatten, leider hat das nicht so einfach funktioniert und wir haben uns dazu entschieden, eine KiWu Behandlung zu machen. In dieser Zeit haben wir uns viel darüber unterhalten, wie weiter, wenns nicht klappt. Adoption war ein Thema, Karriere, wieder ins Ausland gehen etc....das Gute an dieser schwierigen zeit: wir waren uns dadurch WIRKLICH sicher, dass wir es auch wirklich wollen, ansonsten wären wir diesen Weg nicht gegangen. Ich habs auch nie bereut, es ist natürlich nicht immer nur rosarot und blumigschön, aber das Leben als Familie mit Kindern ist doch etwas, was mich/uns sehr erfüllt.
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Schneefuchs
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Schneefuchs »

Das ist der Nachteil unseres Lebens hier. Wir haben einfach alles und können uns so vieles aus diesem Lebensbuffet raussuchen. Wenn wir von einem Lebenskonzept/Lebensabschnitt satt sind, dann gehen wir zum nächsten Buffetabschnitt rüber. Früher war es etwas einfacher, weniger Möglichkeiten sein Leben zu leben. Arbeiten, Kinder, Arbeiten, Kinder, Arbeiten, Grosskinder, sterben. Wie oft haben mir ältere Menschen gesagt, dass wir die Möglichkeiten nutzen sollen, die uns zur Verfügung stehen. Noch nie ging es uns hier so gut wie in den letzten vielleicht 40-50 Jahren. Genug Geld, regelmässiges Reisen, alle beruflichen Chancen, etc. Das ist absolut toll. Jedoch glaube ich, dass der Kinderwunsch nicht umsonst in uns gelegt worden ist. Und den sollte man nicht immer ignorieren. Nicht alle sind für Elternschaft gemacht, aber es sind einige für die Elternschaft gemacht, die aber von all den Möglichkeiten übersättigt sind und dieser Kinderwunsch ignorieren oder nicht wichtig halten.
Ich wollte nie Kinder, wurde ungeplant schwanger und bin darüber unendlich dankbar, sonst hätte ich mich wohl nie bewusst dafür entscheiden können. Ja das Leben ändert sich, aber dank diesen Möglichkeiten die wir haben, können wir das auch steuern. Reisen mit Kinder, Homeschooling, etc alles möglich. Mit Kinder kommt man automatisch in eine Welt, in der man auch sehr phantasievoll sein kann und das Leben neu gestalten. Das ist auch spannend.
Ich verstehe alle, die keine Kinder haben wollen, denn das ist eine Lebensaufgabe und kann Angst machen. Aber ich bin überzeugt, das gehört zum Leben einfach dazu.
Mein Tipp: ignoriere diesen Wunsch nicht, er ist nicht umsonst hier. Aber lass dich auch nicht von aussen Druck machen, sonst wirst du plötzlich nur Mutter, damit andere Menschen zufrieden sind ;)

Sternli05
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Sternli05 »

Naja, alle Möglichkeiten hat man nicht. Vor allem dann nicht, wenn man kein 0815 Kind bekommt. Ich liebe mein sehr spezielles drittes Kind sehr. Aber ich habe mit ihm nicht mehr alle Möglichkeiten, er schränkt mich sehr ein. Keine Ahnung ob er mal ohne mich leben kann, selbständig wird. Und z.B. Homeschooling ist nicht einfach so möglich. Hätte ich gemacht. Kann nicht mal die Schule meines Sohnes selber wählen. Wenn man dann noch vom Ehemann verlassen wird weil alles zuviel wird. Tja dann hat man noch weniger Möglichkeiten. Ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Man kann das absolut nicht pauschalisieren.
Zuletzt geändert von Sternli05 am So 2. Jul 2023, 08:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von ChrisBern »

Ich würde jetzt mal die alten Zeiten nicht glorifizieren: klar, gab es nicht so viele Entscheide und es war einfacher. Aber wie viele Leute waren in Lebenskonzepten gefangen, die ihnen gar nicht passen (mit Kindern, mit dem falschen Partner, in einer Heteroehe obwohl homosexuell etc). Schön, haben wir heute diese Freiheit zu entscheiden, da bin ich sehr dankbar für, dass ich nicht einfach verheiratet werde und Kinder produzieren muss.

Aber: Freiheit heisst halt auch immer, Verantwortung für den Entscheid zu übernehmen.

Schneefuchs
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Schneefuchs »

ChrisBern hat geschrieben: So 2. Jul 2023, 08:11 Ich würde jetzt mal die alten Zeiten nicht glorifizieren: klar, gab es nicht so viele Entscheide und es war einfacher. Aber wie viele Leute waren in Lebenskonzepten gefangen, die ihnen gar nicht passen (mit Kindern, mit dem falschen Partner, in einer Heteroehe obwohl homosexuell etc). Schön, haben wir heute diese Freiheit zu entscheiden, da bin ich sehr dankbar für, dass ich nicht einfach verheiratet werde und Kinder produzieren muss.

Aber: Freiheit heisst halt auch immer, Verantwortung für den Entscheid zu übernehmen.
Eben das meine ich: früher war es einfacher, da das Lebenskonzept schon gegeben war: Kinder kriegen und arbeiten. Ob es einem passt oder nicht ist die andere Frage. Aber solche Fragen, wie wir sie uns heute stellen, konnte man früher nicht, denn die Möglichkeiten waren sehr begrenzt. Und ich schreibe ja, dass ich unsere Möglichkeiten zu schätzen weiss, aber damit gehen halt auch andere Probleme mit ein: man ist manchnal überfordert, weil man vor lauter Angebote und Möglichkeiten nicht mehr weiss, was man nun denn genau machen will im Leben. Also war es früher von dem her einfacher aus meiner Sicht. Denn es war schon alles vorgegeben...

Schneefuchs
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Schneefuchs »

Sternli05 hat geschrieben: So 2. Jul 2023, 08:08 Naja, alle Möglichkeiten hat man nicht. Vor allem dann nicht, wenn man kein 0815 Kind bekommt. Ich liebe mein sehr spezielles drittes Kind sehr. Aber ich habe mit ihm nicht mehr alle Möglichkeiten, er schränkt mich sehr ein. Keine Ahnung ob er mal ohne mich leben kann, selbständig wird. Und z.B. Homeschooling ist nicht einfach so möglich. Hätte ich gemacht. Kann nicht mal die Schule meines Sohnes selber wählen. Wenn man dann noch vom Ehemann verlassen wird weil alles zuviel wird. Tja dann hat man noch weniger Möglichkeiten. Ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Man kann das absolut nicht pauschalisieren.
Ja das stimmt, ich bin von relativ 08/15 Kindern und intakten Familienverhältnissen ausgegangen. So wie du es erlebst, ist es bestimmt tausendmal schwieriger.

Vielleicht kommt es auch auf den Wohnort an, wegen dem Homeschooling. Bei uns Kt. Bern kenne ich mittlerweile sehr viele Familien, die ohne Probleme Homeschooling machen. Die Gründe interessiert so weit ich weiss auch kaum jemanden.

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Moreen
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Re: Kinderwunsch Hin-und Hergerissen

Beitrag von Moreen »

@Freiheiten, selbstbestimmt zu entscheiden: Mir wurde vor ein paar Tagen auf YouTube ein Video vorgeschlagen, bei welchem ich sehr an diesen Thread denken musste (wenn auch vom Inhalt her etwas anders gelagert). Da kämpft eine junge Frau aus Deutschland, inzwischen ist sie 35, seit Jahren darum, dass ein Gynäkologe sie sterilisiert. Die Frau wusste schon immer, dass sie auf keinen Fall je Kinder haben möchte; sie hat noch nie einen Kinderwunsch verspürt und sie ist nicht bereit, für viele Jahre auf ihre persönliche Freiheit zu verzichten. Leider hört hier die Selbstbestimmung auf: Kein Arzt möchte sie operieren, alle sagen ihr, sie sei noch zu jung, um einen solchen Entscheid fällen zu können :roll: . Offenbar ist es einfach noch zu sehr in den Köpfen verankert, dass eine Frau dazu da ist, Kinder zu kriegen.
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

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