Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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fläcki
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von fläcki »

Ich kann alle verstehen, für die es schwierig ist zurzeit.
Auch ich kam und komme an meine Grenzen. Mein Mann und ich stemmen das ganze zusammen, der Fernunterricht meiner Kinder lag also nicht nur auf meinen Schultern. Aber zusammen mit meiner Arbeit und dem ständigen Neuentwickeln von Konzepten und schauen, wie es weiter geht und gleichzeitig Fernunterricht geben, Kinder betreuen, Haushalt... Wir haben uns organisiert und jetzt passen wir die Organisation noch einmal an, es bleibt uns ja nichts anderes mehr übrig.

Darum ist doch die Frage, die sich nach dem Ausk* stellt: Welche kleinen Optimierungsschritte kannst du einleiten, damit es dir eine Entlastung gibt? Und ja, die darf pädagogisch fragwürdig sein. (Wir haben also auch einen sehr grossen Netflixkonsum im Moment.) Es geht doch darum, dass jede Person diese Zeit möglichst unbeschadet übersteht. Und es geht doch darum, dass alle in einer Familie mithelfen, das zu stemmen.

Auch eine interessante Erfahrung kann sein, dass, wenn man sich zurück zieht, weil es wirklich nicht geht, dieses Vakuum von jemandem anderen aus der Familie ausgefüllt wird.

Je jünger die Kinder, desto kreativer müssen die Lösungen sein.

Und ich finde es ganz evident, dass wir uns alle zusammen nach dieser Krise für gewisse Dinge politisch einsetzen: Kinderbetreuung, schulergänzende Betreuung, bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen, gesellschaftlicher Wandel punkto Arbeit und Familie, Gewalt in Familien... Wir haben sehr viel Bedarf und für mich ist die Coronakrise doch ein Schritt zurück in die 50ger Jahre und die Betreuung der eigenen Kinder im Fernunterricht wurde irgendwie so an die Mütter delegiert und von ihnen übernommen, obwohl das von den meisten Schulen nicht die Meinung war.

Also: Jetzt das eigene Leben optimieren, nach Hilfe und Unterstützung suchen, andere fragen, wie sie es machen, gut zu sich schauen.
Nach der Krise: Politisches Engagement, dass sich endlich unsere Gesellschaft Richtung Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit der Geschlechter bewegt!
Merci.
Genau. Nach der Krise politisch einen Standpunkt beziehen und vertreten. Sich einsetzen.

Es ist im Moment für alle schwierig. Und für die meisten ist es eine neue Situation. Für manche wenige war es aber vorher ganz ähnlich. Und für die gab es keine Lösungen. Da passierte genau das was jetzt einer Mehrheit passiert.

Ein Kind kann von einem Tag auf den anderen schwer krank werden. Es kann behindert sein, oder durch einen Unfall behindert werden. Dann fällt das familiäre System und die ausserfamiliären Strukturen, ganz ähnlich der jetzigen Situation zusammen. Langfristig bedeutet das, dass Elterteile, meist die Mütter, ihren Job aufgeben und pflegen, betreuen und zum Teil auch beschulen. Es bedeutet, dass - auch meist die Mütter - zum Teil von heute auf Morgen in einem Krankenhaus sein sollten und aber auch bei ihrem Job. Dass sie auf das Verständnis eines Arztes angewiesen sind, der sie krankschreibt, obwohl das Kind krank ist, damit sie es in einer schweren Zeit begleiten können. Selbst wenn das Kind vorher schon eine IV hatte, war es bis vor kurzem so, dass, obwohl Eltern auch in Spitälern einen Einsatz leisten, Gelder mit dem Eintritt des Kindes ins Spital gestrichen wurden.

Bei uns war es so, dass Bub aufgrund seiner Einschränkungen weder in einer Kita, noch einem Kindergarten oder einer Sonderschule untergebracht werden konnte. Ein zäher Kampf während mehreren Jahren. Job adé. Zwei Mal, obwohl ich so sehr versucht habe, es irgendwie, nachts, noch zu schaffen. Auch für mich. Auf Zeit, keine Chance. Obwohl mein Mann sich extrem einbringt und mir nie auch nur annähernd im Weg stand. Im Gegenteil.
Schule gab es bis zwei Wochen vor dem Lockdown keine für Sohn. Jetzt gibt es eine. Endlich.
Als Bub kam hat sich alles verändert. Alles wurde strenger und härter und neben allem führt man Kämpfe mit Bildungsverantwortlichen, mit IV und KK, versucht über Behindertenorganisationen irgendwie weiterzukommen.

Solche Geschichten gibt es viele, auch wenn sie eine Minderheit sind. Es gibt in meinem Kanton Mütter, die sitzen zuhause, jeden Tag, Pikett für die Schule, wenn die entscheidet, dass es nicht mehr geht, das Kind nachhause muss. Dann holen Mütter diese Kinder ab und Mütter versuchen zuhause nachzuholen, was das Kind, das in der Schule nicht mehr tragbar ist, nicht mehr leisten kann. Daneben wird aufgepäppelt, wird gepflegt und unterstützt.
Manche pflegen ihre Kinder bis in ein hohes Alter, manche ihre Eltern, spielt eigentlich keine Rolle wen. Es ist ein Vollzeitjob, rund um die Uhr und das was vielleicht entschädigt wird, das reicht dann grad mal für die Therapien, die keiner zahlen will. Man "verliert" selber ein ganzes Einkommen, während der Staat an diesen Leistungen spart.

Es geht mir hier nicht um Mitleid. Überhaupt nicht. Wir haben den Jackpot mit der neuen Schule unseres Sohnes gezogen. Der Kampf hat sich gelohnt. Es geht darum, dass das was jetzt auf fast der ganzen Linie in die Hose geht und ganz, ganz viele Familien trifft, schon vorher da war. Es fiel nur nicht auf, weil es wenige getroffen hat. Die Ausgangssituation mit behinderten oder kranken Kindern ist eine etwas andere, aber die Wirkung ist ziemlich die selbe. Es fehlt an grundlegenden Strukturen, die Familiensysteme mittragen können, sobald sie in Ausnahmesituationen kommen. Um Betreuung, um Pflege, um Beschulung und Entlastung. Ganz fest geht es um Entlastung für Familien in schwierigen Situationen, denn die können auch in kleinen privaten Schicksalsschlägen entstehen.

Daher finde ich, diese Krise zeigt einer grossen Masse, was auch ohne Pandemie Alltag sein könnte, welche Ängste um die Existenz entstehen können, wenn das gut laufende Familienmodell aus der Bahn geworfen wird. Sie zeigt, dass wenn etwas länger dauert, einer beruflich wird zurückstecken müssen. Oft ist das die Frau. Bei uns auch. Was bei uns allerdings an den für die Situation passenden oder unpassenden Ausbildungen liegt. Es würde umgekehrt bei uns keinen Sinn ergeben. Diese Krise zeigt auch, dass es finanziell schwierig werden kann. Wenn das Kind krank wird, dann gibt es keine Kurzarbeit und keine Arbeitslosenentschädigung. Dann muss man irgendwie einfach. Die Krise zeigt, wo das System schwächelt. Und das nun nicht mehr nur bei einer Minderheit, sondern bei der Mehrheit. Das ist eine Chance mit mehr Stimmen für politische Interessen einzustehen. Ich wünsche mir sehr, dass diese Erfahrungen, so leid sie auch sind, helfen werden, etwas zu verändern und Themen anzugehen, die längst auf breiter Linie hätten angegangen werden müssen.

Man selbst kommt sicher an Grenzen. Aber man kann mehr als man denkt. Der Raubbau zeigt sich dann an anderen Orten. Auch nicht toll, aber man kommt im persönlichen Krisenmodus ziemlich weit. Auskotzen hilft sicher. Füdle mööge und alle zum Teufel wünschen, manchmal auch. Heulen. Aber irgendwann muss man das hinter sich lassen und weitergehen. Wenn nötig auch allein. Da muss man lernen für sich einzustehen. Und manchmal nützt auch das nichts. Dann muss man optimieren. Selber. Weil keiner da ist. Da wo man halt kann. Und manchmal bedeutet das, dass das Kind sehr viel mehr Zeit vor Netflix oder PC verbringt, als man irgendjemandem gestehen möchte. Oder dass es ein paar Tage in Folge Fertiggerichte gibt. Man den Haushalt längere Zeit sein lässt.
Ich glaube, Krisen zwingen einen, zu sich selber gnädig zu sein. Seine Ansprüche zu überdenken. An sich selbst und an andere. Manchmal kommt von anderen nichts. Manches ist gar politisch verankert und es ist ein langer Kampf den man führt, bis man vielleicht zu seinem Recht kommt. Wir kämpfen im Moment für so eine Sache. Und wissen: Das ist Zukunftsmusik. Das wird anderen helfen, unser Kind wird davon aber wohl nichts mehr haben. Wir auch nicht. Wir müssen trotzdem mit dem weiter, was da ist. Und bei anderen Kämpfen lohnt es sich. Wie bei der Schule. Wow. Auch da dachte ich ich kämpfe für die die nach ihm kommen.
In der Zeit in der man sich einsetzt, muss man für sich selber andere Lösungen finden. Manche hätte man lieber anders und anderen kann man irgendwann im besten Fall etwas abgewinnen. Ich wünsche allen, dass sie als Familie gesund durch diese Zeit kommen und für sich selber Wege finden, die alles gangbar machen.

@Halbklassen
Das macht wirklich nicht überall Sinn. Ändern kann man es jetzt nicht mehr. Man kann sich nur wünschen, dass es vielleicht für die Zukunft ein Denkanstoss sein wird. Schule neu denken. Wäre schön.
Bei Sohn in der Schule ist das Problem nicht die Kindermenge und nicht die Klassengrösse, sondern der Betreuungsschlüssel. Wie in anderen Sonderschulen vermutlich auch.
Wenn jedes zweite bis jedes einzelne Kind eine Betreuungsperson hat, dann sind auch bei sieben Kindern in der Klasse zu viele Erwachsene zu nahe beieinander. Die Schule von Sohn hat das Glück, dass sie viele Räume hat und hat zudem den Grossteil des Programms nach draussen verlagert. Sie machen einen tollen Job, der Spagat zwischen Sicherheit und Kindswohl - auch ganz stark psychisches Kindswohl - gelingt sehr gut. Da ziehe ich den Hut vor der Arbeit der Beteiligten.

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Netterl
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Netterl »

@fläcki: Like! Kann das gut nachvollziehen.
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cire
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von cire »

Danke fläcki für deinen Beitrag. Du sprichst mir aus dem Herzen... Hier auch Kind an einer Sonderschule, ich kräftemässig so etwas von am Boden. Aber es muss weitergehen. Irgendwie...
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kleiner 2006

Ondina
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Ondina »

ausländerin hat geschrieben: Do 14. Mai 2020, 13:24 Hier - Stadt Zürich, grosses Schulhaus- sind 18 Schüler in der Klasse.
Und das Beitrag von Nera ist mir völlig schleierhaft - macht sowas von keinen Sinn. Wie soll es gut sein dass Kinder in Halbklassen Unterricht 4 Wochen lange nur noch 12 Stunden in der Schule gehen? Das hilft doch keinen Lücken schliessen - da die die zu Hause nichts machen, werden weiter zu Hause nichts machen. Da werden die Lücken noch grösser. Es braucht ja keinen 4 Wochen um zu sehen wo Kinder stehen - in 2 Stunden bekommt man das hin. Aber die Lücken die durch nicht lernen zu Hause werden nicht durch weiter nicht lernen zu Hause geschlossen. Ich sehe da wirklich Null Vorteile von Halbklassenunterricht - aber ohne Ende Nachteile und Riese Organisationsaufwand für alle.
Da der Mittwochmorgen für die Kinder unterrichtsfrei ist, gibt es uns die Chance, Kinder an diesem Morgen in die Schule kommen zu lassen, um mit ihnen individuell nachzuarbeiten. Zudem kommen bei uns die Kinder ausserhalb der 12 Lektionen, also quasi zusätzlich, für die DAZ-, IF- und Logostunden zur Schule.
Ergo haben die Kinder unserer Klasse deutlich mehr Unterricht (wir haben viele Kinder, die Förderbedarf haben) als nur die 12 Lektionen.

sonrie
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von sonrie »

@fläcki:
Ich hab echt grossen Respekt vor so einer Aufgabe, das ist nochmal eine ganz andere Liga als nur Job und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Aber wie du geschrieben hast.... solange es "nur" eine Minderheit betrifft kann man das irgendwie gut übersehen, erst wenns mal alle zusammen trifft ist einem bewusst, wie fragil das ganze System überhaupt ist.
Ich hoffe auch sehr, dass diese Krise helfen wird, von "Kinder sind Privatsache" wegzukommen zu "Familien brauchen Strukturen" um gut und solide funktionieren zu können.

Ich mag dieses Satz hier sehr und finde den auch echt wichtig:
Ich glaube, Krisen zwingen einen, zu sich selber gnädig zu sein. Seine Ansprüche zu überdenken. An sich selbst und an andere.
Es wäre einfach auch wichtig, nicht nur mit sich selber sondern auch mit anderen gnädig zu sein, die vielleicht grad mehr an der SItuation zu knabbern haben als andere (ganz egal aus welchen Gründen). Verständnis zu haben für blankliegende Nerven, müde Eltern und unterforderte Kinder, auch wenns einen selber vielleicht grad nicht so betrifft.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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naura
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von naura »

@sonrie
Gnädig mit anderen zu sein bedingt eben erstmal gnädig mit sich zu sein. Wer streng zu sich selber ist, sich viel abverlangt, dem fällt das viel schwerer.

@unsere Schule
Bei uns sind 400 Kinder wieder im Normalmodus im Unterricht. Einzig zu den Lehrern muss Abstand gehalten werden, in Mathe scheint es nicht so gut zu laufen mit dem Erklären so auf Abstand..
Ich denke von der Stufe her wird hier wenig grosse Schere herrschen beim Stand der Kinder, zumal sie erst nach den Frühlingsferien Fernunterricht hatten. Die Massnahmen hier kommen mir weiterhin eher proforma vor, Sinn machen sie nicht, die Kinder müssen ja eh keinen Abstand halten.

Meite empfindet aber den Schulalltag wieder eher streng/viel/lange - 36 Lektionen/Woche finde ich wirklich auch viel und ich frage mich heute nach dieser Zeit, ist es wirklich notwendig so viel Präsenzunterricht zu machen, um den Schulstoff zu vermitteln. Tests sind auch schon viele angesagt.. ich bin gespannt, ob einige LP's etwas gnädiger benoten werden.

fläcki
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von fläcki »

@sonrie
Gnädig mit anderen zu sein bedingt eben erstmal gnädig mit sich zu sein. Wer streng zu sich selber ist, sich viel abverlangt, dem fällt das viel schwerer.
Das stimmt. Man muss nicht auf der selben höhe der Messlatte mit sich und anderen gnädig sein. Da ist es dann ein harter Lehrblätz anzuerkennen, dass die eigenen Grenzen nicht zwingend die der anderen sind. In beide Richtungen versteht sich. Und dass das Werten der Grenzen anderer nicht zielführend ist. "Aber das mues doch go. Gopf do chame doch." Nein, manche können nicht. Manchmal sind es die anderen und manchmal ist man selbst die, die nicht mehr kann. Warum auch immer. Gänzlich dahinter sehen wir sowieso selten. Annehmen hilft.
Verständnis zu haben für blankliegende Nerven, müde Eltern und unterforderte Kinder, auch wenns einen selber vielleicht grad nicht so betrifft.
Das wäre schön.
Ich habe auch das Gefühl, dass in meinem Umfeld manche Eltern zum ersten Mal wirklich blank liegende Nerven haben und das als Familie eine völlig neue Erfahrung für sie ist. Dass alle und das auch noch gleichzeitig, am Limit sind. Dass man auch an sich selber plötzlich Seiten entdeckt, die man gar nicht mag und man als Familie kein besonders schönes Bild mehr abgibt, sondern hässelet und sich über längere Zeit gegenseitig auf den Mond wünscht. Da entstehen negative Dynamiken in Familien, von denen ich das nie gedacht hätte. Von daher ist es gut, sind die Schulen nun wieder offen. Allerdings müsste es dann auch eine Entlastung sein. Das scheint hier nicht überall der Fall.
ich frage mich heute nach dieser Zeit, ist es wirklich notwendig so viel Präsenzunterricht zu machen, um den Schulstoff zu vermitteln
Die Erfahrung im Homeschooling sagt, es geht mit deutlich weniger "Schulzeit", allerdings sind da natürlich die Gegebenheiten ganz anders, es wird viel "nebenher" gelernt und die Betreuung ist, wenn das Kind nicht allein kann, viel enger. Da würde man aber Äpfel mit Birnen vergleichen.
Für manche Kinder ist Präsenzunterricht schlicht die einzige Chance, auch wenn es für andere womöglich effizientere Möglichkeiten gäbe. Es gibt Kinder die lernen top allein und solche da geht gar nichts, wenn niemand da ist und stützt. Da müsste man Schule neu denken. Was für eine Aufgabe.
Ich war vor ein paar Jahren an einer Weiterbildung der PH Bern, da wurde uns gesagt, man gehe davon aus, dass das Durchschnittskind in 45 Minuten Unterricht, 12 Minuten etwas lernt. Ob das stimmt kann ich nicht beurteilen, ich bin auch zu lange weg vom Regelschulzimmer, aber die Zahlen haben mich nachdenklich gemacht.

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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Malaga1 »

Helena hat geschrieben: Do 14. Mai 2020, 13:21 Es ist auch kein Halbklassenunterricht verordnet worden in ZH, wer sagt denn das?
Sie sagen einfach, nicht mehr als 15 Kinder.
Unsere Kleinklassen laufen völlig normal.
Und gleichzeitig gibst du hier hämische Kommentare ab, dass man sich doch nicht so anstellen soll, wenn man HO machen kann?
sie 2009
er 2010

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Helena
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Helena »

??? Chume nöd drus.

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Netterl
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Netterl »

@fläcki: Mag Dir gerne zustimmen. Ich weiß gar nicht, wie es in anderen Familien aussieht. Mirgen treffe ich eine Freundin. Bin gespannt auf deren Bericht.
Ich habe meine Arbeitszeiten umgestellt, habe festgestellt, dass mir das sehr hilft. Ich hoffe ja sehr, dass Eure Zahlen weiterhin gut bleiben und dass das für D der Hinweis ist, entsprechend mit seinen Schulen zu verfahren. Hoff hoff
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sonja32
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von sonja32 »

Strenge Schutzkonzepte in den Schulen > Umsetzung solala und je nach lehrer sehr verschieden.
wie auch im Sport.

Mein Sohn geht sehr gerne wieder zur Schule.

Ich arbeite in einer Primarschule in 4 Klassen. Ich habe echt so gar keine Angst vor den Kindern und dem Virus.

Generell gehen mir die Abstandsregeln immer mehr auf den Keks. Ne Freundin hatte gestern Geburtstag. ICh will Sie küssen und umarmen.
Hoffentlich ist das bald vorbei. Ich verstehe sie, aber gut tun sie uns nicht.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

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Enzian
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Enzian »

Bei uns hat der Unterricht am Montag auch wieder gestartet. Es gibt nicht so viele Regeln bei uns:
- Normale Klassen, Unterreicht gemäss Stundenplan
- Turnunterricht im Freien wenn möglich (diese Woche hat aber wetterbedingt keine Turnlektion im Freien stattgefunden)
- Händewaschen beim hereinkommen und Rausgehen aus dem Klassenzimmer
- Duschen nach dem Turnen ist nicht erlaubt
- Die Lehrer schützen sich teilweise mit Plexiglas-Wänden und Schutzmasken

Eine Erkenntnis von uns ist schon auch, dass sicher für unseren grösseren Sohn nicht sooo viel Präsenzunterricht nötig wäre. Er würde den Stoff in viel kürzerer Zeit wohl effektiver Lernen. Aber das funktioniert wohl nicht für alle... Er nervt sich ab und zu, dass sie extrem lange brauchen für gewisse Sachen. Unter anderem auch, weil es immer Kinder hat die den Unterricht stören. Das ist nun zu Hause ja weg gefallen und somit konnte die Zeit genutzt werden, wirklich etwas zu arbeiten.

Ich bin froh, können sie wieder gehen und hoffe, wir kommen um einen 2. Lockdown rum. Wenn ich so lese, wie lasch gewisse Leute mit Symptomen und Quarantäne umgehen, bin ich mir da aber nicht so sicher.

@Familiensituation
Es war eine herausfordernde Zeit und es ist zumindest für uns noch nicht vorbei... Wir müssen immer noch jede Woche organisieren, wann und wie wir arbeiten können, da die Grosseltern ja immer noch ausfallen. Auch hatten wir bis letztes Wochenende immer noch praktisch keinen Kontakt zu anderen Leuten... Das fehlt mir langsam aber sicher schon!
Grosser 2011 Mittlerer 2013 Jüngste 2018
Es gibt leider nicht sehr viele Eltern, deren Umgang für ihre Kinder wirklich ein Segen ist.
Marie von Ebner-Eschenbach

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ragusa
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von ragusa »

Bei uns wurde auch am Mittwoch mit Halbklassen gestartet (Montag / Dienstag hatten sie regulär frei wie jedes Jahr um diese Zeit). Grundsätzlich sind sie gut gestartet, sie gehen gruppenweise ins Schulzimmer, es wird gestaffelt in die Pause gegangen, sie kriegen einen Teil des Pausenhofs als ihr Areal. Grosse freute sich auf ihre Gspänli, dank TTG sind jeweils am Mittwoch morgen die ganze Klasse dort (haben aber getrennte Plätze auf dem Pausenhof) so kann sie immerhin mit ihren Freundinnen der anderen Halbklasse sprechen. Aber eine zwei ihrer drei besten Freundinen sind in ihrer Halbklasse, also soweit alles ok.

@ Familiensituation: Ich bin eher unflexibel im arbeiten, wir könnten zwar Home Office machen, weil wir nur zu zweit im Büro sein dürfen. durch Ferienabwesenheiten und weil unsere Alleinerziehende niemand mehr hat, der ihre Kids hütet ab 05.30 morgens, macht sie fix Home Office und wir kommen seltener in den Genuss. GG kann sich aber etwas mühsam organisieren. wir sind jetzt froh, geht sie an meinen drei Arbeitstagen 1.5 Tage zur Schule. Aber es bleibt herausfordernd, für uns auch aus gesundheitlicher Sicht, GG ist immer noch halber Risikopatient mit instabilem Diabetes, Grossmutter, die im Haus nebenan mit gleichen Hauseingang wohnt, ist Hochrisikopatientin mit Chemotherapie. es bleibt bei uns herausfordernd, weil wir gerade in einer Welle auf keine auswärtige Hilfe zählen können wegen der Ansteckungsgefahr und die Grosse dann wieder in den Fernunterricht wechseln müsste. wir nehmen Tag für Tag, Woche für Woche. Im Notfall könnte ich sicher voll ins Home Office wechseln, habe zum Glück eine tolle Chefin..
Ansonsten ist es für die Grosse extrem mühsam, sie ist gefühlt schon in der Pubertät, Corona hat das ganze noch massiv verschärft. Ich verstehe jetzt alle Leute, die auf lange Dauer so ein Kind zu Hause haben, dass man da viel an die Grenze stösst. GG und ich müssen selber schauen, dass wir es für uns schaffen, uns zu erholen und wieder runter zu kommen.
Meitli 07/2011
Bueb 02/2016

katinka78
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von katinka78 »

@fläcki:
Selten einen so guten Beitrag gelesen. Ich danke dir!!

edelweiss2
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von edelweiss2 »

frage: jemand hier aus dem kanton solothurn? gehen sie bei euch mit schule oder kiga in den wald? hier sagen sie das wär verboten, habe Ber von mind 1 kiga gehört (anderer kanton) dass sie extra viel in den wald gehen... oje, mir geht das regelchaos auf die nerven langsam
mit grosse grosse brüeder 6/09, chline grosse brüeder 11/11 und chline brüeder 08/14

sonrie
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von sonrie »

zwar nicht Kanton Solothurn, aber vielleicht hilfts dir weiter:

Bei uns gehensie normalerweise einmal pro woche in den wald, das ist nun bis auf weiteres abgesagt, weil sie hierfür zwei stationen mit dem Postauto fahren. Also nicht der Waldmorgen per se ist nicht erlaubt, sondern die Anfahrt dorthin ist das Problem (würden sie zu Fuss gehen, würden sie zuviel Zeit verlieren) .
Vielleicht ists bei euch ähnlich?
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amore
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von amore »

Bei uns, Kanton Bern, ist ab nächster Woche wieder Waldmorgen angesagt. Aber da gehen sie zu Fuss hin
Zwöi wunderbari Meitschi

edelweiss2
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von edelweiss2 »

bei uns würden sie auch zu fuss gehen, der wald ist nahe.
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ChrisBern
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von ChrisBern »

Hier Bern: Schule geht in den wald bzw macht Ausflüge, die man ohne Öv machen kann. Kita: waldtage vorerst gestrichen, weil die Kids nur mit Öv hinkommen...

Manana
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Re: Wiedereröffnung der Schule: Wie funktioniert es in der Praxis?

Beitrag von Manana »

@edelweiss
Ja, Kt. Solothurn:
Da herrscht das Konzept Cocon vor. Die Schüler sollen zwar nach draussen gehen, aber es wird kein Kontakt nach aussen gewünscht,daher nur auf dem Schulareal. Im Wald könnten angeblich andere Personen zu nahe an die Gruppe kommen.
Zudem wäre ja die Gruppe in der Öffentlichkeit viel zu gross, da in jedem Fall mehr als 5 Personen.
Gibt ja kein Halbklassenunterricht und keine Abstandspflicht unter den SuS.

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