Sehe ich auch so, und dann ist es auch egal, ob das Kind eine Diagnose hat oder nicht. Meist werden auffällige Kinder mit sog. konsequenten Bestrafen noch mehr in den Fokus gesetzt, kommen noch mehr unter Druck und verhalten sich noch mehr daneben. Sie bemerken, dass sich alles nur noch auf sie fixiert und können so gar nicht mehr "normal" handeln. Mit Bestrafen und Strafpunkten, Belohnung entziehen und dergleichen erreicht man - nicht nur bei den abgeklärten Kindern - eher das Gegenteil, als das was man möchte. Um gewünschtes Verhalten zu verstärken muss man aber in Beziehung kommen mit dem Kind, dies fällt aber vielen schwer.stella hat geschrieben: In der Regel tut ja kein Kind einfach so frech, weder bei den Grossen noch bei den Kleinen. Meinen Kindern sage ich einem solchen Fall, dass dieses Kind durch sein Verhalten wohl etwas mitteilen möchte. Es kann so vieles dahinter stecken. Und dass es die Aufgabe der Erwachsenen ist, dies heraus zu finden.
Kommuniziert man ADHS
Moderator: conny85
Re: Kommuniziert man ADHS
Re: Kommuniziert man ADHS
doch doch Helena ich weiss schon worum es dir geht. In besagter Klasse meiner Grossen kam es auch vor dass ein Junge täglich unter dem Pult lag, aus dem Klassenraum verwiesen werden musste, er getobt hat im Klassenraum oder draussen, etc. Dazu noch andere wilde Kinder die sich für jeden Seich anstacheln liessen. Es wurden Turnlektionen gestrichen, es gab Kollektivstrafen und ich habe über einige Zeit täglich die Klagen meiner Tochter zugetragen bekommen. Es stand sogar zur Diskussion die Klasse zu trennen und neu aufzuteilen. Mich geht es aber nichts an was der Bub allenfalls für Diagnosen hat. Weder ich noch mein Kind muss über eine Diagnose informiert werden. Aber es wurde mit der Klasse gearbeitet, der Bub erhält Hilfe und es geht heute sehr gut. Ein anderer der wilden Truppe sei jetzt im Förderprogramm der Hochbegabten, seither geh es mit ihm auch besser. Ja muss mich denn nun die Mutter informieren ihr Sohn sei HB und habe deswegen die ganze klasse dermassen gestört? .... Meine Tochter sagt er nerve zwar immer noch aber es störe sie jetzt nicht mehr.Helena hat geschrieben:Ihr versteht glaubs nicht, worums mir geht.
Ich finde, es ist schon ein Unterschied, ob ein Kind sichtbar und auch von der Intelligenz her klar anders ist (das im Rollstuhl, das mit den grossen Rückständen) oder ob eines "einfach störend und frech tut). Bei ersteren wissen deine Kids vielleicht nicht, wie die Krankheit heisst, sie wissen aber, die Kinder sind anders. Letzteres kommt aber, abgesehen vom unerzogenen und wilden Auftreten völlig normal rüber, nur mit einem Verhalten, von dem die anderen Kinder gelernt haben, dass man sich so eigentlich nicht aufführen darf. Wie sollen die Kinder denn das gutheissen können, wenn sie nicht wissen, dass das Kind eben vielleicht nicht einfach ein Saugoof ist, sondern es eben wirklich nicht besser kann als Unterricht stören und nerven?
Wenn das Kind nämlich wirklich einfach frech ist, dann wird es wohl von der Schulklasse und der Lehrerin selbst irgendwie umerzogen, eben weil es dann angeraunzt wird von den anderen und sich anpassen wird, wenns aber 'krank" ist, dann sollte das ja nicht so sein?


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Re: Kommuniziert man ADHS
Ich schliesse mich Buntschatten an.
Unser Sohn hat kein ADHS aber ist im autistischen Spektrum.
Das wurde bewusst am Elternabend thematisiert. Denn er braucht ganz offensichtlich Unterstützung, hat "Extrawürste" aufgrund seiner Wahrnehmung. Und er benimmt sich manchmal sonderbar oder eben anders. Manchmal auch laut, wild und unberechenbar.
Auch wir haben wie Buntschatten gesagt, dass wir uns Offenheit wünschen und eine Chance für unser Kind. Er ist nicht krank, er ist anders. Und die Rückmeldungen waren alle samt angenehm und offen.
Wir leben in einem kleinen Dorf. Die Eltern der Kinder, die mit uns den Schulweg machen, oder mit denen er spielt, die wissen Bescheid. Das muss so sein. Denn es erklärt so manches, das sonst zu Verurteilungen oder Gerede führen würde.
Die Kinder im Kindergarten wissen, dass unser Sohn anders tickt. Sie müssen den Namen dafür nicht kennen, aber sie bekommen Erklärungen von Kindergärtnerin und IF. Kindgerecht.
Ich wurde darauf angesprochen, wieso unser Sohn nur so wenig in den Kindergarten geht, warum er dort einen eigenen Platz hat, was denn mit ihm los sei. Schon in der ersten Woche. Der Elternabend und die Information hat für viel Verständnis gesorgt und war meiner Ansicht nach sinnvoll und wertvoll.
Sicher, es wäre schön, wenn man alle einfach nehmen würde, wie sie sind. Es ist toll, wenn es Eltern gibt, die ihren Kindern sagen, dass alle Menschen verschieden sind. Das mag in manchen Fällen ausreichen.
Mit dem heutigen Stand der Integration in die Regelschule reicht das aber meiner Ansicht nach nicht immer. Denn es gibt Kinder die massiv auffallen und die ganz offensichtlich anders behandelt werden. Ich persönlich bin dankbar dafür, dass die Eltern der anderen Kinder die Problematik meines Sohnes ansatzweise kennen. Denn es gab nicht nur eine Situation, in der ich froh drum war, dass eine Mutter richtig reagiert hat. Ohne Vorurteile, ohne Mutmassungen. Und das, weil sie wusste, dass unser Sohn grad gar nicht anders kann. Im Nachhinein werde ich angesprochen, offen und interessiert. Und ich bin ehrlich. Damit ist das Thema vom Tisch. Es gibt kein Gerede über den Jungen, der wieder geschrien hat und nicht aufhören konnte, der gebockt hat weil er nicht ins Schulhaus rein wollte. Schlecht erzogen, vielleicht sogar noch angeschnautzt werden, weil ich mein Kind nicht im Griff habe. Nein, im Gegenteil, mein Kind bekommt Unterstützung, die anderen bekommen im Umgang mit ihm Unterstützung und ich bekomme Verständnis und ab uns zu ein liebes Wort, statt einem "deiner hat im Fall schon wieder..."
Manchmal reicht "er ist etwas anders" nicht als Erklärung. Das ist nicht nur bei Erwachsenen so, auch manche Kinder wollen es genauer wissen.
Klar ist es möglich, dass Kinder in der Schule überhaupt nicht auffallen und daheim ist die Hölle los. Bei uns ist es daheim auch viel "schlimmer" als im Kindergarten, das ist halt der sichere Raum. Das ist ok so. Je nach dem ist es nicht nötig zu informieren. Vielleicht mag man auch einfach gar nicht. Das ist schlussendlich Sache der Eltern.
Sicher, die Diagnose geht niemanden was an. Man muss nicht jede HB, jedes AS oder ADHS kommunizieren. In manchen Fällen kann eine Information aber für alle hilfreich sein. Für uns ist sie bisher ein Vorteil. Wir würden es wieder so machen. Denn egal ob Eltern, Lehrer oder Eltern anderer Kinder, wer mit unserem Sohn zu tun hat, hat langfristig nur eine Chance mit ihm zurecht zu kommen, wenn er weiss, dass die Welt durch seine Augen gänzlich anders aussieht.
Ein Stück weit ist es der Versuch zu sensibilisieren und für weniger Berührungsängste zu sorgen.
Diagnosen sind nicht immer einfach nur schlecht. Manchmal sind sie eine Chance und nötig, damit man als Eltern und Lehrer den richtigen Umgang finden kann. Ohne den ist man nämlich bei einem Autisten hoffnungslos verloren. Und bei ADHS wird das wohl nicht viel anders sein.
Unser Sohn hat kein ADHS aber ist im autistischen Spektrum.
Das wurde bewusst am Elternabend thematisiert. Denn er braucht ganz offensichtlich Unterstützung, hat "Extrawürste" aufgrund seiner Wahrnehmung. Und er benimmt sich manchmal sonderbar oder eben anders. Manchmal auch laut, wild und unberechenbar.
Auch wir haben wie Buntschatten gesagt, dass wir uns Offenheit wünschen und eine Chance für unser Kind. Er ist nicht krank, er ist anders. Und die Rückmeldungen waren alle samt angenehm und offen.
Wir leben in einem kleinen Dorf. Die Eltern der Kinder, die mit uns den Schulweg machen, oder mit denen er spielt, die wissen Bescheid. Das muss so sein. Denn es erklärt so manches, das sonst zu Verurteilungen oder Gerede führen würde.
Die Kinder im Kindergarten wissen, dass unser Sohn anders tickt. Sie müssen den Namen dafür nicht kennen, aber sie bekommen Erklärungen von Kindergärtnerin und IF. Kindgerecht.
Ich wurde darauf angesprochen, wieso unser Sohn nur so wenig in den Kindergarten geht, warum er dort einen eigenen Platz hat, was denn mit ihm los sei. Schon in der ersten Woche. Der Elternabend und die Information hat für viel Verständnis gesorgt und war meiner Ansicht nach sinnvoll und wertvoll.
Sicher, es wäre schön, wenn man alle einfach nehmen würde, wie sie sind. Es ist toll, wenn es Eltern gibt, die ihren Kindern sagen, dass alle Menschen verschieden sind. Das mag in manchen Fällen ausreichen.
Mit dem heutigen Stand der Integration in die Regelschule reicht das aber meiner Ansicht nach nicht immer. Denn es gibt Kinder die massiv auffallen und die ganz offensichtlich anders behandelt werden. Ich persönlich bin dankbar dafür, dass die Eltern der anderen Kinder die Problematik meines Sohnes ansatzweise kennen. Denn es gab nicht nur eine Situation, in der ich froh drum war, dass eine Mutter richtig reagiert hat. Ohne Vorurteile, ohne Mutmassungen. Und das, weil sie wusste, dass unser Sohn grad gar nicht anders kann. Im Nachhinein werde ich angesprochen, offen und interessiert. Und ich bin ehrlich. Damit ist das Thema vom Tisch. Es gibt kein Gerede über den Jungen, der wieder geschrien hat und nicht aufhören konnte, der gebockt hat weil er nicht ins Schulhaus rein wollte. Schlecht erzogen, vielleicht sogar noch angeschnautzt werden, weil ich mein Kind nicht im Griff habe. Nein, im Gegenteil, mein Kind bekommt Unterstützung, die anderen bekommen im Umgang mit ihm Unterstützung und ich bekomme Verständnis und ab uns zu ein liebes Wort, statt einem "deiner hat im Fall schon wieder..."
Manchmal reicht "er ist etwas anders" nicht als Erklärung. Das ist nicht nur bei Erwachsenen so, auch manche Kinder wollen es genauer wissen.
Klar ist es möglich, dass Kinder in der Schule überhaupt nicht auffallen und daheim ist die Hölle los. Bei uns ist es daheim auch viel "schlimmer" als im Kindergarten, das ist halt der sichere Raum. Das ist ok so. Je nach dem ist es nicht nötig zu informieren. Vielleicht mag man auch einfach gar nicht. Das ist schlussendlich Sache der Eltern.
Sicher, die Diagnose geht niemanden was an. Man muss nicht jede HB, jedes AS oder ADHS kommunizieren. In manchen Fällen kann eine Information aber für alle hilfreich sein. Für uns ist sie bisher ein Vorteil. Wir würden es wieder so machen. Denn egal ob Eltern, Lehrer oder Eltern anderer Kinder, wer mit unserem Sohn zu tun hat, hat langfristig nur eine Chance mit ihm zurecht zu kommen, wenn er weiss, dass die Welt durch seine Augen gänzlich anders aussieht.
Ein Stück weit ist es der Versuch zu sensibilisieren und für weniger Berührungsängste zu sorgen.
Diagnosen sind nicht immer einfach nur schlecht. Manchmal sind sie eine Chance und nötig, damit man als Eltern und Lehrer den richtigen Umgang finden kann. Ohne den ist man nämlich bei einem Autisten hoffnungslos verloren. Und bei ADHS wird das wohl nicht viel anders sein.
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Re: Kommuniziert man ADHS
Fläcki
danke für deinen offenen Bericht. Ich erlebe es genau so.
danke für deinen offenen Bericht. Ich erlebe es genau so.
Re: Kommuniziert man ADHS
wie wahr.Gutemine hat geschrieben:Sehe ich auch so, und dann ist es auch egal, ob das Kind eine Diagnose hat oder nicht. Meist werden auffällige Kinder mit sog. konsequenten Bestrafen noch mehr in den Fokus gesetzt, kommen noch mehr unter Druck und verhalten sich noch mehr daneben. Sie bemerken, dass sich alles nur noch auf sie fixiert und können so gar nicht mehr "normal" handeln. Mit Bestrafen und Strafpunkten, Belohnung entziehen und dergleichen erreicht man - nicht nur bei den abgeklärten Kindern - eher das Gegenteil, als das was man möchte. Um gewünschtes Verhalten zu verstärken muss man aber in Beziehung kommen mit dem Kind, dies fällt aber vielen schwer.stella hat geschrieben: In der Regel tut ja kein Kind einfach so frech, weder bei den Grossen noch bei den Kleinen. Meinen Kindern sage ich einem solchen Fall, dass dieses Kind durch sein Verhalten wohl etwas mitteilen möchte. Es kann so vieles dahinter stecken. Und dass es die Aufgabe der Erwachsenen ist, dies heraus zu finden.

Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)
Re: Kommuniziert man ADHS
meiner erfahrung nach wird asperger von der gesellschaft eher akzeptiert und verstanden wie ADHS.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)
Re: Kommuniziert man ADHS
Ich glaube, das hat aber bei beidem auch mit der Ausprägung zu tun.sonja32 hat geschrieben:meiner erfahrung nach wird asperger von der gesellschaft eher akzeptiert und verstanden wie ADHS.
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Re: Kommuniziert man ADHS
Mit manchen Kindern kann man allerdings besser und schneller in Beziehung kommen, wenn man weiss, wie ihre Wahrnehmung funktioniert. Wenn tatsächlich ein Problem da ist, das einer Diagnose bedurfte, kann es meiner Meinung nach nur ein Vorteil sein, wenn man weiss, womit man es zu tun hat.
Menschen hören "Asperger" und denken an kleine Nerds, die keinen Blickkontakt herstellen, sich still und unauffällig unter einen Tisch verkriechen und Stunden nur über Dinosaurier reden.
Sie hören ADHS und denken an hibbelige, unkonzentrierte, laute Rabauken, die man kaum bändigen kann und die einem auch noch frech kommen.
Beides ist falsch. Beides ist unvollständig. Beides ist ein Vorurteil.
Meiner Erfahrung nach ist mein Sohn solange spannend und interessant und super und härzig, solange er über Themen spricht, die nicht seinem Alter entsprechen. In einer Sprache die das ebenfalls nicht unbedingt tut. Solange er von seinen ausgefallenen Weihnachtswünschen erzählt, Fragen stellt und alles aufsaugt wie ein Schwamm. Kaum jemand versteht dieses Kind, oder kann damit umgehen, wenn es an einem Beissring kaut, gefüttert werden muss, schreit und alles um sich wirft was es in die Finger bekommt. Wenn er zuschlägt, weil an der Wand eine Fliege summt, dann ist die Akzeptanz weg.
Asperger hat einen verklärten Ruf, jeder denkt, er wisse worum es geht. Die schöne Seite des Autismus. Dieses Bild hat mit Verstehen und Akzeptieren leider nicht viel zu tun.
Auch von ADHS haben wohl die meisten kaum eine Ahnung. Ich schliesse mich da mit ein. Die Wahrheit hinter einer Diagnose ist nur für die nachvollziehbar, die damit leben müssen.
Wie auch immer eine Diagnose lautet, für das Kind und die, die das Kind damit durchs Leben führen ist sie niemals leicht. Leider sind Behinderungen, ob nun sichtbar oder nicht, immer noch viel zu oft ein Grund für die Menschen zu gaffen, zu vorverurteilen, und zu werten. Welche Behinderung es ist spielt keine Rolle. Bei manchen passiert es früher, bei anderen später
Ich finde, man sollte das nicht messen.sonja32 hat geschrieben:
meiner erfahrung nach wird asperger von der gesellschaft eher akzeptiert und verstanden wie ADHS.
Ich glaube, das hat aber bei beidem auch mit der Ausprägung zu tun.
Menschen hören "Asperger" und denken an kleine Nerds, die keinen Blickkontakt herstellen, sich still und unauffällig unter einen Tisch verkriechen und Stunden nur über Dinosaurier reden.
Sie hören ADHS und denken an hibbelige, unkonzentrierte, laute Rabauken, die man kaum bändigen kann und die einem auch noch frech kommen.
Beides ist falsch. Beides ist unvollständig. Beides ist ein Vorurteil.
Meiner Erfahrung nach ist mein Sohn solange spannend und interessant und super und härzig, solange er über Themen spricht, die nicht seinem Alter entsprechen. In einer Sprache die das ebenfalls nicht unbedingt tut. Solange er von seinen ausgefallenen Weihnachtswünschen erzählt, Fragen stellt und alles aufsaugt wie ein Schwamm. Kaum jemand versteht dieses Kind, oder kann damit umgehen, wenn es an einem Beissring kaut, gefüttert werden muss, schreit und alles um sich wirft was es in die Finger bekommt. Wenn er zuschlägt, weil an der Wand eine Fliege summt, dann ist die Akzeptanz weg.
Asperger hat einen verklärten Ruf, jeder denkt, er wisse worum es geht. Die schöne Seite des Autismus. Dieses Bild hat mit Verstehen und Akzeptieren leider nicht viel zu tun.
Auch von ADHS haben wohl die meisten kaum eine Ahnung. Ich schliesse mich da mit ein. Die Wahrheit hinter einer Diagnose ist nur für die nachvollziehbar, die damit leben müssen.
Wie auch immer eine Diagnose lautet, für das Kind und die, die das Kind damit durchs Leben führen ist sie niemals leicht. Leider sind Behinderungen, ob nun sichtbar oder nicht, immer noch viel zu oft ein Grund für die Menschen zu gaffen, zu vorverurteilen, und zu werten. Welche Behinderung es ist spielt keine Rolle. Bei manchen passiert es früher, bei anderen später

Re: Kommuniziert man ADHS
Während eines Praktikums hat mein Ausbilder über eine sehbehinderte Mitarbeiterin gesagt: "Von der kann man ja nicht so viel verlangen." Sie war eine sehr intelligente Frau mit Hochschulabschluss. Dieser Vorgesetzte hat körperliche Behinderung mit geistiger Behinderung gleichgesetzt!fläcki hat geschrieben:Leider sind Behinderungen, ob nun sichtbar oder nicht, immer noch viel zu oft ein Grund für die Menschen zu gaffen, zu vorverurteilen, und zu werten. Welche Behinderung es ist spielt keine Rolle. Bei manchen passiert es früher, bei anderen später
- stella
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Re: Kommuniziert man ADHS
Und ganz schlimm finde ich, dass es bei nicht sichtbaren Beeinträchtigungen oftmals keine Unterstützung gibt und man für alles kämpfen muss.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07
Re: Kommuniziert man ADHS
Die Kinder brauchen schlechtes Verhalten nicht gutzuheissen. Ein Verhalten ist nicht besser nur weil es eine Begründung gibt. Ich gehe sogar soweit zu sagen, Kinder dürfen sich nerven und stören ab unangemessenem Verhalten. Geht uns selber doch auch so. Verurteilen und ausgrenzen ist dann wieder ein anderes Kapitel.Helena hat geschrieben:Wie sollen die Kinder denn das gutheissen können, wenn sie nicht wissen, dass das Kind eben vielleicht nicht einfach ein Saugoof ist, sondern es eben wirklich nicht besser kann als Unterricht stören und nerven?
Wenn das Kind nämlich wirklich einfach frech ist, dann wird es wohl von der Schulklasse und der Lehrerin selbst irgendwie umerzogen, eben weil es dann angeraunzt wird von den anderen und sich anpassen wird, wenns aber 'krank" ist, dann sollte das ja nicht so sein?
Was ist der sichtliche Unterschied von einem Kind das einfach frech ist zu einem das frech ist weil es ADHS hat? Keiner. Beim ADHS ist ebenso wie beim "einfach frechen" Kind das Ziel, zu lernen sich in der Schule, Gesellschaft angemessen zu verhalten. Nur dauert der Weg dahin länger. So sehe ich das im Moment. Allerdings war das nachlesen sehr interessant und verändert vielleicht meine bisherige Einstellung noch etwas. Offenbar ist aussergewöhnliches wirklich besser einzuordnen und wird eher akzeptiert wenn es einen Namen hat.
- Hausdrache
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Re: Kommuniziert man ADHS
tanne
was ist der Unterschied? ADHS-Kinder sind nicht einfach frech, sie sind überfordert. Das ist für mich der Unterschied. Es ist einfach nicht richtig, ADHS aufs Verhalten zu reduzieren. Diese Kinder leisten Konzentrationsmässig oft Leistungssport. Für sie ist vieles anstrengender als für andere Kinder. Beispiel, die Lehrerin vorne erklärt etwas, draussen fährt ein Lastwagen vorbei. Kinder können das im Normalfall recht gut ausblenden, bei einem Kind mit ADHS geht das oft nicht. Das stresst. Oder der Pultnachbar, der dauernd mit dem Kugelschreiber klickt, auch das erzeugt beim ADHS-Kind Stress und damit kann es dann zum Verhalten kommen, das die Kinder dann nicht verstehen und von uns als Aggressiv, Frech unangemessen wahrgenommen wird. Wenn nun das Kind lernen darf, diesen Stress zu formulieren, wenn wir nun sagen können, dass das Kind etwas nicht kann, was für andere einfach normal ist, dann können die Kinder lernen, was sie besser nicht mehr tun und wie wir ein Umfeld schaffen können, in dem dieses Kind gut lernen kann, ohne auffällig werden zu müssen.
Ein Kind, das einfach noch nicht gelernt hat, wie man mit anderen umgeht, muss das erstmal lernen. Auch da braucht es Verständnis, aber der Vorgang ist ein anderer. Da müssen die Kinder nicht Rücksicht nehmen, sondern lernen, wie man dem Kind spiegelt, wie es auf einen wirkt. Das kann beim ADHS-Kind noch zusätzlich dazu kommen, ganz klar, aber dort ist die Ursache eine andere und ich muss doch den Schwierigkeiten auf den Grund gehen. Es ist in etwa so, wie wenn ich Fieber habe und ein Grippemittel nehme und nicht merke, dass die Ursache des Fiebers eine Lungenentzündung ist und es mit dem Grippemittel nie bessern wird.
Nicht sichtbare Behinderungen
das ist in meinen Augen das Schlimme, was sichtbar ist, wird akzeptiert, was nicht sichtbar ist, kann nicht sein. Eines unserer Kinder kann nicht lesen obohl sie seit Jahren in die Therapie geht. Dann muss ein Mensch wohl einfach dumm sein. Das haben wir nun schon oft gehört. Jeder Normaldenkende Mensch kann lesen. Oder dann ist sie faul, das wäre auch noch möglich. Tragisch, finde ich.
Und das Beispiel der blinden Frau, die man dann einfach als nicht intelligent einstuft, ist schon extrem.
Was mich immer wieder erstaunt, eigentlich wüssten wir heute deutlich mehr, es gibt sehr viele Infos über die einzelnen Schwierigkeiten, aber bei der Umsetzung sind wir oft nicht weiter, als wir vor bald 40 Jahren auch schon waren. Ich hätte gedacht, dass man dazugelernt hätte, dem ist leider nicht wirklich so.
Diagnose
Ich finde es einfach nocht wichtig, dass man Diagnosen nicht als Entschuldigung nimmt. Es ist so, Kinder dürfen sich nerven über unangemessenes, unverständliches Verhalten. Sie dürfen aber auch lernen, dass man überlegen kann, warum es zu diesem Verhalten kommt und dass es manchmal auch so ist, dass ein Mensch durch seine besondere Wahrnehmung einfach ein anderes Erleben hat und dass man ihm das Leben erschweren oder auch erleichtern kann.
Fläcki
ich denke, Asperger wird auch noch nicht so häufig verwendet. ADHS ist halt fängs in aller Munde und eigentlich nur immer mit auffälligen Kindern. Vom ADS spricht niemand, weil die Kinder nie auffallen, zumindest in der Gesellschaft viel weniger. Dasselbe beim Asperger, wenn ich die Jugendlichen draussen, mit ihrem Aspergergspändli jeweils antreffe, würde man nie drauf kommen, dass da jemand dabei ist, der anders ist. Wenn man aber länger mit ihnen zusammen ist, merkt man, dass doch einiges nicht so einfach ist und im Alltag dann doch Schwierigkeiten bestehen, die Fingerspitzengefühl und viel Verständnis verlangen. Und dass die Jugendlichen auch genau wissen, wenn sie unterwegs sind, welche Situationen schwierig werden können und ihren Ausgang dem dann anpassen, das sieht ja auch niemand von Aussen. Auch die Art, wie sie kommunizieren ist anders, aber das merkt man auch nur, wenn man länger mit ihnen zusammen ist.
Die Problematik ist halt irgendwie, dass gerade ADHS viel zu oft genannt wird, es wird heute ganz vieles unter diesem "Deckmantel" abgetan, das ist aber nicht förderlich dafür, dass Betroffene auch als solche wahrgenommen und verstanden werden.
was ist der Unterschied? ADHS-Kinder sind nicht einfach frech, sie sind überfordert. Das ist für mich der Unterschied. Es ist einfach nicht richtig, ADHS aufs Verhalten zu reduzieren. Diese Kinder leisten Konzentrationsmässig oft Leistungssport. Für sie ist vieles anstrengender als für andere Kinder. Beispiel, die Lehrerin vorne erklärt etwas, draussen fährt ein Lastwagen vorbei. Kinder können das im Normalfall recht gut ausblenden, bei einem Kind mit ADHS geht das oft nicht. Das stresst. Oder der Pultnachbar, der dauernd mit dem Kugelschreiber klickt, auch das erzeugt beim ADHS-Kind Stress und damit kann es dann zum Verhalten kommen, das die Kinder dann nicht verstehen und von uns als Aggressiv, Frech unangemessen wahrgenommen wird. Wenn nun das Kind lernen darf, diesen Stress zu formulieren, wenn wir nun sagen können, dass das Kind etwas nicht kann, was für andere einfach normal ist, dann können die Kinder lernen, was sie besser nicht mehr tun und wie wir ein Umfeld schaffen können, in dem dieses Kind gut lernen kann, ohne auffällig werden zu müssen.
Ein Kind, das einfach noch nicht gelernt hat, wie man mit anderen umgeht, muss das erstmal lernen. Auch da braucht es Verständnis, aber der Vorgang ist ein anderer. Da müssen die Kinder nicht Rücksicht nehmen, sondern lernen, wie man dem Kind spiegelt, wie es auf einen wirkt. Das kann beim ADHS-Kind noch zusätzlich dazu kommen, ganz klar, aber dort ist die Ursache eine andere und ich muss doch den Schwierigkeiten auf den Grund gehen. Es ist in etwa so, wie wenn ich Fieber habe und ein Grippemittel nehme und nicht merke, dass die Ursache des Fiebers eine Lungenentzündung ist und es mit dem Grippemittel nie bessern wird.
Nicht sichtbare Behinderungen
das ist in meinen Augen das Schlimme, was sichtbar ist, wird akzeptiert, was nicht sichtbar ist, kann nicht sein. Eines unserer Kinder kann nicht lesen obohl sie seit Jahren in die Therapie geht. Dann muss ein Mensch wohl einfach dumm sein. Das haben wir nun schon oft gehört. Jeder Normaldenkende Mensch kann lesen. Oder dann ist sie faul, das wäre auch noch möglich. Tragisch, finde ich.
Und das Beispiel der blinden Frau, die man dann einfach als nicht intelligent einstuft, ist schon extrem.
Was mich immer wieder erstaunt, eigentlich wüssten wir heute deutlich mehr, es gibt sehr viele Infos über die einzelnen Schwierigkeiten, aber bei der Umsetzung sind wir oft nicht weiter, als wir vor bald 40 Jahren auch schon waren. Ich hätte gedacht, dass man dazugelernt hätte, dem ist leider nicht wirklich so.
Diagnose
Ich finde es einfach nocht wichtig, dass man Diagnosen nicht als Entschuldigung nimmt. Es ist so, Kinder dürfen sich nerven über unangemessenes, unverständliches Verhalten. Sie dürfen aber auch lernen, dass man überlegen kann, warum es zu diesem Verhalten kommt und dass es manchmal auch so ist, dass ein Mensch durch seine besondere Wahrnehmung einfach ein anderes Erleben hat und dass man ihm das Leben erschweren oder auch erleichtern kann.
Fläcki
ich denke, Asperger wird auch noch nicht so häufig verwendet. ADHS ist halt fängs in aller Munde und eigentlich nur immer mit auffälligen Kindern. Vom ADS spricht niemand, weil die Kinder nie auffallen, zumindest in der Gesellschaft viel weniger. Dasselbe beim Asperger, wenn ich die Jugendlichen draussen, mit ihrem Aspergergspändli jeweils antreffe, würde man nie drauf kommen, dass da jemand dabei ist, der anders ist. Wenn man aber länger mit ihnen zusammen ist, merkt man, dass doch einiges nicht so einfach ist und im Alltag dann doch Schwierigkeiten bestehen, die Fingerspitzengefühl und viel Verständnis verlangen. Und dass die Jugendlichen auch genau wissen, wenn sie unterwegs sind, welche Situationen schwierig werden können und ihren Ausgang dem dann anpassen, das sieht ja auch niemand von Aussen. Auch die Art, wie sie kommunizieren ist anders, aber das merkt man auch nur, wenn man länger mit ihnen zusammen ist.
Die Problematik ist halt irgendwie, dass gerade ADHS viel zu oft genannt wird, es wird heute ganz vieles unter diesem "Deckmantel" abgetan, das ist aber nicht förderlich dafür, dass Betroffene auch als solche wahrgenommen und verstanden werden.