Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

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Moderator: conny85

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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

@coccolina:
Sehe mich als alles mögliche, aber nicht als Erziehungsfachfrau. Gebe dir trotzdem einfach mal meinen Eindruck weiter. Ich stelle es mir sehr schwer für ein 2,5-jähriges Kind vor, wenn es plötzlich ein Geschwisterchen bekommt. Klar bereitet man das Kind darauf vor, erzählt ihm was da in Mamis Bauch vor sich geht und dass es bald ein Geschwisterchen bekommt. Aber so wirklich vorstellen, was das bedeutet, kann sich das Kind das ja trotzdem nicht (das konnte nicht mal ich als Erwachsene selbst richtig abschätzen, bei der Geburt unserers ersten Kindes ;-)).

Und dann ist da auf einmal, quasi von jetzt auf gleich, das Geschwisterchen da. Alle freuen sich, alle wollen es kennenlernen und fragen danach. Das bekommen ältere Geschwister mit und ich denke, das ist nicht ganz einfach. Auch dann nicht, wenn die Erwachsenen sehr einfühlsam sind, dem älteren Kind auch viel Aufmerksamkeit schenken und es miteinbeziehen. Ich glaube auch, dass man diesen älteren Geschwistern oft fälschlicherweise Eifersucht unterstellt. Es ist vermutlich einfach nur sehr hart und schwierig für sie. Und genauso wie sich eine Familie (Eltern) bei der Geburt des ersten Kindes neu ordnen müssen, ist es auch bei der Geburt des zweiten Kindes, einfach dass es dann nicht nur die Eltern betrifft, sondern auch das ältere Geschwister. Das ist schon eine echte Leistung, die ältere Geschwister da vollbringen - finde ich :-).

Aus Erfahrung kann ich leider noch nicht sprechen. Aber ich würde das versuchen, zu akzeptieren (die Trauer, die Frustration, die Schwierigkeit des älteren Geschwisters) und ihm einfach zu zeigen, dass es genauso gelibet und wertgeschätzt wird, wie vor der Geburt des Geschwisterchens. Ich glaube dir aufs Wort, dass die Anfangszeit mit Kleinkind und Baby enorm anstrengend ist und bestimmt stellt das eine Herausforderung an Eltern dar, ich wünsche dir viel Kraft!
Chline Maa 2011
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stella
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von stella »

Coccolina
Zähle mich also auch nicht zu den Erziehungsfachfrauen, gebe aber trotzdem mein Feedback ab.

Ich denke nicht, dass es nur und alleine damit zusammen hängt, dass dein Sohn grosser Bruder geworden ist. Unsere Älteste hatte ähnliche Anwandlungen in dem Alter und wurde erst mit 3 Jahren und 3 Monaten grosse Schwester. Vielleicht ist diese Tatsache einfach ein Puzzlestein.

Womöglich gehört es einfach zur Entwicklung mit 2.5 Jahren, dass man seine Gefühle und dazu gehören auch der Frust, die Wut, eben einfach alle, entdeckt und dann nicht so recht weiss, wohin und wie damit.

Und ich denke auch nicht, dass man da viel machen kann, ausser das, was du schon tust. Deine eigenen Grenzen wahren, ihn mit all seinen Gefühlen annehmen und ihn einbinden in den Alltag.

Auch das zweite Kind kommt sicher nicht zu kurz. Die zweiten sind sich oft gewöhnt, dass sie warten müssen und dass sie nicht alle Aufmerksamkeit bekommen. Dies ist auch eine Chance. Ich sehe z.B. bei unserer Kleinen, dass sie im entscheidenden Moment, wenn die Grosse mich z.B. extrem braucht, ihren eigenen Weg geht und ihre Probleme alleine löst. Eine Stärke, finde ich. Und das hat nichts damit zu tun, dass sie weniger Aufmerksamkeit bekommt und ich sie im Stich lassen.

Darum: Ich bin überzeugt, dass du das gut machst und dass dein Kind einen normalen Entwicklungsschritt nimmt. (Gell, das herzige Bebeli und nun kann es so kratzbürstig sein, daran muss sich Mama auch erst einmal gewöhnen…) Und alle werden bald ihr Plätzli in der Familie gefunden haben.
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Tiramisu
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Tiramisu »

Coccolina
so wie ich das sehe, machst du deine Sache gut. Wir hatten auch so eine Phase und ich konnte machen was ich wollte, es war einfach nicht so toll und ich nicht erst am Abend total auf den Felgen. Irgendwann war der Spuk vorbei.
Hab Mut, nimms gelassen, mach weiter so und mach dir keine Vorwürfe - schraub höchstens deine Erwartungen etwas runter (DAS war mein Hauptproblem, das ich viel zu hohe Erwartungen an mich hatte)
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Coccolina
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Coccolina »

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!

Wie macht ihr das, wenn das Kind in dem Alter weint, sich nicht von euch trösten lassen will (nei, lami la si!!) und der Anfall aber kein Ende zu nehmen scheint? Ich ertrag das echt manchmal fast nicht. Wie findet ihr die Option ihn ruhig ins Zimmer zu begleiten, ihm zu erklären, dass er jederzeit zu mir kommen kann, wenn er meinen Trost oder meine Nähe möchte und er solange in seinem Zimmer so laut schimpfen und schreien darf wie es ihm grad gut tut? Und ihn dann somit "alleine" (bei offener Türe natürlich!" zu lassen? Ich finde das grad sehr schwer abzuschätzen, was er in diesen Situationen konkret grad braucht.

@Tiramisu: Ja, das mit den Erwartungen an mich selbst ist wohl ein wichtiger Punkt. Seit der Geburt der Kleinen leide ich eh unter permanenten Selbstworwürfen und Schuldgefühlen, weil es ihr nach der Geburt so schlecht ging. Objektiv gesehen weiss ich natürlich, dass mich keine Schuld trifft. Und trotzdem sind diese Gefühle einfach da. Und die aktuelle Situation ist grad ein guter Nährboden für diese Gedanken....

@Stella: jaja, das süsse Baby von einst ist er nicht mehr. Und trotzdem auf seine Weise goldig;-) Tut gut zu hören, dass es evt. ein ganz normales Verhalten in diesem Alter ist und vielleicht nur am Rande was mit "suddenly brother" zu tun hat.

@Abigail: Ich glaub uns war schon vor der Geburt klar, dass es für ihn eine enorme Umstellung wird, wenn das Baby mal da ist. Darum haben wir versucht diverse Veränderungen ( neues Zimmer, grösseres Bett etc) bereits Mitte der Schwangerschaft anzugehen. Ich wollte auch deswegen ambulant gebären (hat dann nicht geklappt) und die erste Zeit zu Hause nur zu viert und ohne gross Besuch verbringen um ihm und uns viel Zeit zu geben uns an das neue Familienmitglied zu gewöhnen. Bis vor Kurzem waren kaum Probleme da, der Grosse war so wie immer und wir Eltern fanden die Umstellung gar nicht soo gross. Darum bin ich nun etwas überrascht. Vielleicht merkt er auch, dass die Situation mit der Kleinen langsam "stabiler" wird, sie weniger "zerbrechlich" ist und wir wieder mehr Energie für seine Probleme haben.

@Mysun: Danke auch dir für den Input mit der Beschäftigung! Gute Idee! Wir gehen alle 2 Wochen in die Krabbelgruppe und einen Tag pro Woche verbringt er bei der Tagesfamilie. Ab Sommer geht er in die Waldspielgruppe und evt. zusammen mit mir ins MuKI-Turnen. Ich würde gerne mehr solche Aktivitäten machen, auf Grund meiner Arbeit ist das leider schlecht möglich. Und bis jetzt mussten wir aufpassen, dass sich die Kleine ja keinen respiratorischen Infekt einfängt (hätte eine Hospitalisation zur Folge gehabt...), was mich von weiteren solchen Kleinkinderansammlungen eher fern hielt. Aber ich hab mir heute nun ein paar Bastel- und Back-Pläne ausgeheckt. Beides macht er sehr gern.

Liebe Grüsse und besten Dank!

Coccolina
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Swisslady77
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Swisslady77 »

Ich kenne Juule und Cohn nicht so gut. Aber ich denke, die Ansätze sind in etwa gleich wie bei Etters Vertrauenspädagogik, die mir vertraut ist. Auf http://www.vertrauenspädagogik.ch gibt es unter der Rubrik Infobriefe einige kurze Filme wo ganz praktische Erziehungsfragen besprochen werden. Mir hat das im Alltag schon oft geholfen. Es gibt auch regelmässig einen Live-Chat wo man Fragen direkt einbringen kann.

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mysun
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von mysun »

@coccolina
Ich habe das Problem mit dem Trösten nicht mit unserem Grossen. Aber meine Freundin hatte das mit ihrer Tochter. Ich glaube sie hat sie dann wirklich toben lassen und ihr gesagt, dass sie dann kommen soll, wenn sie von Mami getröstet werden will. Ich glaube aber, sie musste dann oft recht lange die Situation aushalten, bis ihre Tochter bereit war, sich von ihr in den Arm nehmen zu lassen.
Mir ist noch in den Sinn gekommen, dass ev. aktiv zuhören was bringen könnte resp. spiegeln. Kennst du ja sicher von der Ausbildung. :wink: So fühlt er sich vielleicht noch mehr ernst genommen oder lernt auch seine Gefühle einzuordnen, zu benennen.
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Coccolina
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Coccolina »

Das machen wir eigentlich seit er auf der Welt ist. Ui, jetzt hast du Hunger, gell jetzt bist du grad sehr müde, das macht dich traurig gell?, oh, jetzt bist du so richtig wütend!

find ich auch sehr wichtig!
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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

@coccolina:
Du schreibst, dass du dir selbst Vorwürfe machst, weil es deiner Kleinen nach der Geburt nicht so gut ging (ich hoffe, es ist jetzt besser?). Weiter lese ich, dass du gerne deinem Sohn zuliebe amulant gebären wolltest, was dann nicht klappte. Auch erzählst du von überhöhten Erwartungen an dich selbst. Vielleicht hält dir dein Sohn auch gerade einen Spiegel vor. Vielleicht spürt er, dass du dich mit Selbstzweifeln quälst und dass da im Moment etwas nicht ganz im Lot ist?

Mein Kleiner ist etwa 2 Monate jünger als dein Sohn. Solche Anfälle kennen wir auch. Wenn er mich wegschicken würde, würde ich dies vermutlich einfach erst mal akzeptieren und ihn einen Moment sein lassen. Ihm einfach sagen, dass er zu mir kommen kann und ihm mitteilen, dass ich hoffe, dass die Wut/Frust/Traurigkeit bald vorüber geht. Vielleicht noch sein Kuscheltier/Nuscheli/Trösterli geben. Die Option mit dem Zimmer scheint mir vom Gedanken her nicht schlecht, aber ich befürchte (zumindest aus meiner Sicht mit unserem Kleinen), dass sie dafür noch etwas zu jung sind. Ob du ihn während eines solchen Anfalles überhaupt ruhig ins Zimmer begleiten und dann noch Erklärungen abgeben kannst - ich weiss nicht. Bei uns ginge das wohl nicht bzw. nur, wenn ich ihn quasi ins Zimmer schleifen würde und dann hat das Ganze vermutlich genau die Botschaft, die wir nicht möchten.
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Coccolina
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Coccolina »

@Abigail: die ambulante Geburt plante ich nicht nur wegen meinem Sohn :-) Aber ich hätte es auch für ihn schön gefunden. Wegen den überhöhten Erwartungen: Ich bin kein Perfektionist. Ich kann den Haushalt gut liegen lassen und es stört mich nicht, wenn der Menueplan mal nicht nach den aktuellsten Ernährungsempfehlungen zusammengestellt ist. Nur in der Kindererziehung habe ich sehr hohe Ansprüche an mich. Speziell dann, wenn ich im Mutterschaftsurlaub bin, das ging mir beim ersten Kind schon so. Ich denke sonst habe ich jeweils gar nicht die Zeit mich diesbezüglich permanent zu hinterfragen. Hm, ja kann sicher sein, dass er merkt, dass es seiner Mama manchmal grad nicht so gut geht. Die Geburt und die Probleme der Kleinen haben ihre Spuren hinterlassen. Am Anfang gings recht gut, da war ich einfach nur glücklich, dass sie lebt. Das Verarbeiten vom Erlebten hat, so denke ich, erst begonnen.

Ja, wahrscheinlich ist das mit dem ruhig ins Zimmer begleiten eher unrealistisch. Ich werde es mal versuchen und schauen was passiert. So ein klassisches Lieblings-Kuscheltier oder Nuscheli hat er nicht. Einfach einen heiss geliebten Nuggi. Den setzte ich dann jeweils auch ein, mit mässigem Erfolg (er schreit neben dem Nuggi vorbei sozusagen :-) )

Liebe Grüsse

Coccolina
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Tiramisu
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Tiramisu »

Coccolina hat geschrieben:Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!

Wie macht ihr das, wenn das Kind in dem Alter weint, sich nicht von euch trösten lassen will (nei, lami la si!!) und der Anfall aber kein Ende zu nehmen scheint? Ich ertrag das echt manchmal fast nicht. Wie findet ihr die Option ihn ruhig ins Zimmer zu begleiten, ihm zu erklären, dass er jederzeit zu mir kommen kann, wenn er meinen Trost oder meine Nähe möchte und er solange in seinem Zimmer so laut schimpfen und schreien darf wie es ihm grad gut tut? Und ihn dann somit "alleine" (bei offener Türe natürlich!" zu lassen? Ich finde das grad sehr schwer abzuschätzen, was er in diesen Situationen konkret grad braucht.
Ja das kenn ich auch. Meine hatte ne Phase, da durfte nur Papa trösten, ich wurde vereinzelt sogar getreten :| ich denke wichtig ist, dass man es versucht, es dann aber nicht aufzwingt.
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Mamamia
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Mamamia »

Hallöchen
:oops: hab nur kurz überflogen was ihr geschrieben habt,- bin drum nicht sicher ob das The,a schon behandelt wurde.
Seit einigen Wochen schlägt, krazt, kneift, beisst und zerrt mich meine 18 Mte alte Tochter, Ich habe drei Kinder, sie ist die erste bei der das echt extrem ist- sprich wird. Habe es versucht mit ignorieren, mit neinen neinein sagen, mit weg setzen mit Hände festhalten und mit bösem lauteüm NEIN :oops: ! Alles nützt nix!Eie anderen beiden hatten das nach kurzer Zeit eingestellt,- bei ihr wirds nur noch schlimmer :shock: ! Kennt das jemand und wie habt ihr das bekämpft ohne Lob/Strafe? Ich finde einfach dass Mama hauen gar nicht geht... Haue sie ja auch niemals!!!
Purzel '07, Püppli '08 und Chäferli '12
... Und eis Stärndli wo am Himmel obe lüchtet

humeli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von humeli »

Tiramisu hat geschrieben:
Coccolina hat geschrieben:Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!

Wie macht ihr das, wenn das Kind in dem Alter weint, sich nicht von euch trösten lassen will (nei, lami la si!!) und der Anfall aber kein Ende zu nehmen scheint? Ich ertrag das echt manchmal fast nicht. Wie findet ihr die Option ihn ruhig ins Zimmer zu begleiten, ihm zu erklären, dass er jederzeit zu mir kommen kann, wenn er meinen Trost oder meine Nähe möchte und er solange in seinem Zimmer so laut schimpfen und schreien darf wie es ihm grad gut tut? Und ihn dann somit "alleine" (bei offener Türe natürlich!" zu lassen? Ich finde das grad sehr schwer abzuschätzen, was er in diesen Situationen konkret grad braucht.
Ja das kenn ich auch. Meine hatte ne Phase, da durfte nur Papa trösten, ich wurde vereinzelt sogar getreten :| ich denke wichtig ist, dass man es versucht, es dann aber nicht aufzwingt.
Yep, hier auch! Der Grosse hat momentan die "mamidubischdieblödschti-Phase", braucht zeitweilen uhuere Nerven... :roll:
Üses Ranggifüdli (21.03.2007)
Üses Fägnäschtli (23.09.2008)
Üses * im Härze (März 2006)

MIR SI UNÄNDLECH STOUZ UND MEGA DANKBAR :D!

Sanoe
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Sanoe »

Coccolina: was meinst du mit erziehung während ded mutterschaftsurlaubs (beim ersten kind)? Ich fand immer, dass erziehung erst so mit drei, vier monaten anfing. Davor musste ich doch einfach nur die bedürfnisse des babys erfüllen, wenn baby zufrueden, dann alles gut.

Mamamia, hände solange festhalten bis sie aufhört zu hauen?! So mache ich es jedenfalls. Und sage, dass mir das wehmacht und ich es nicht mag.

Coccolina
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Coccolina »

Sanoe ich sprach von meinen Erwartungen an mich selbst und meinte damit nicht nur Erziehung sondern einfach meine Aufgaben als Mutter. Bei einem Baby seine Bedürfnisse zu erkennen, adäquat darauf zu reagieren, Gelegenheiten zum Lernen ermöglichen usw.
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Chürbis
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Chürbis »

ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich möchte auch gerne hier einsteigen und mich austauschen und lernen...

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stella
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von stella »

Mamamia
Kennst du das Konzept der Spiegelneuronen? Ich habe diesbezüglich und punkto "drein schlagen" eine sehr spannende Erfahrung machen dürfen.

Bei uns hat auch nichts gefunkt. Weder das Festhalten der Hände noch deutlich Nein sagen. Sie hat gehauen, mehrmals am Tag, eigentlich nur mich,gelegentlich meinen Mann. Es hat mir physisch wie psychisch weh getan.

Ich habe auch immer gleich gehandelt: "Nein, hör auf, das tut mir weh!" und die Hände fest gehalten.
3 !!! Jahre hat das nicht funktioniert. Es hat nie aufgehört.
Dann bin ich in eine Beratung.. Deswegen… Habe eine super Frau gefunden.. Und dort habe ich das Konzept der Spiegelneuronen kennen gelernt. Es erklärt, warum wir Menschen ein Gegenüber "lesen" können und woher unsere Intuition kommt.
Ich habe fest gestellt, wenn ich ehrlich war mit mir selber, dass ich das Verhalten immer irgendwie entschuldigt habe. "Wurde grosse Schwes" oder "Kigaeintritt ist schon streng"… Natürlich war mir das in Gedanken nicht präsent, aber ich habe es doch insgeheim gedacht.
Und nun habe ich ein so sensibles Kind, welches "mich gelesen" hat und keine eindeutige Haltung erkennen konnte. Und sie hat so lange weiter gemacht, bis ich diese Haltung klar bezogen hatte.
Ich bin mit dem Auftrag aus der Beratung nach Hause, nichts an meinem Verhalten zu ändern. Das sei gut. Ich solle spazieren gehen und dann heim. (Komische Anweisung.. aber gut, ich habe es gemacht..)
Ich kam zur Türe rein, erster Konflikt, Kind zieht auf, ich reagiere wie immer, nur meine Haltung war klar, nämlich 0 Toleranz, es gibt KEINEN Grund, hier wird nicht gehauen, und ich habe die Hand gehalten, mein Sätzli wie immer gesagt. In dem Moment drehte sich meine Tochter um und von da an hat sie nie, nie mehr geschlagen. War also sehr, sehr nachhaltig.

Nun… Es war ein ganz schön grosses Stückchen Arbeit, zu erkennen, dass ich doch nicht so eine klare Haltung habe, wie ich gedacht hatte!
Auch noch heute, wenn sich irgendwas einschleicht, dann muss ich zuerst meine wirkliche Haltung überprüfen und allenfalls ändern. DANN funktioniert in der Erziehung alles. Aber bis ich dann MEINE Haltung gefunden habe und allenfalls geändert habe, das ist immer ein schwieriger Prozess, der länger dauert und bei schwierigeren Fällen brauche ich auch ein Gegenüber (Freundin, Mann, allenfalls diese Beraterin,…), die mich spiegeln.

Kannst du was damit anfangen?
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Chürbis
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Chürbis »

danke stella, das nehme auch ich mir zu herzen, ich habe mich darin selber auch erkannt!

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F. Scarpi
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von F. Scarpi »

Wie ist es denn, wenn ein Kind ein kleineres Geschwister schlägt?

Wenn der Grosse der Mittleren weh tut, kann ich gar keine klarere Haltung mehr dagegen haben. (Entweder gibt es also keine klarere oder ich kann sie definitiv nicht erreichen :lol:)
Ich hatte auch schon keine klare Haltung, ich hatte tatsächlich schon ganz unterschiedliche Haltungen dazu, aber egal, was ich für eine Haltung hatte, der Einfluss auf das Schlagen war immer quasi Null. Der Grosse nimmt sich aber wahrscheinlich bereits so zurück wie er das kann, und mehr geht nicht mehr (es ist ja nicht so, dass er hemmungslos ist und fröhlich drauf los schlägt).

Ich kann also mit einer klaren Haltung vielleicht erreichen, dass ich selber nicht mehr geschlagen werde, aber ich kann nicht erreichen, dass ein grosses Kind kein kleines schlägt.

Im Gegenteil, durch meinen (und durch meines Mannes!) ganzen Fokus auf das Schlagen und auf das Schlägerkind und auf meine Haltung dazu ist mir die längste Zeit die Rolle entgangen, die das geschlagene Kind in diesem Szenario spielt...
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blub
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von blub »

Bei uns schlägt die kleine 1 den grossen 4. Er ist unglaublich tolerant und whrt sich nicht. Das ist unglaublich, denn er ist gross und stark und wehe den grösseren kindern, die ihm was zuleide machen!

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Themis
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Themis »

Habe hier still mitgelesen.
Danke Stella für Deinen Beitrag.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (David Hilbert)

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