Asperger Syndrom - Teil 4

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Brösmeli
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Brösmeli »

...ich spür dann oft, wie die Leute denken, die Pödagogin mit den unerzogenen Jungs... :(


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Garibalda
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Garibalda »

@brösmeli
ja das spür ich auch das so gedacht wird.... meiner war als Kleinkind echt gaaanz schlimm, überall wo wir waren gabs Geschrei und getobe... :oops:
zu der zeit wurde ich sogar von einer fremden angesprochen ob ich nicht mal hilfe holen wolle um besser mit meinem Kind umgehen zu können.... :evil:
und dan hab ich noch ein paar Tattoos und so werde ich natürlich gleich in eine Schublade "unterste stufe" gesteckt.... aber egal...

tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von tin »

Ich bin die Mami, dessen Kind im Sommer eine dicke Jacke trägt.. :wink: Teilweise wäre das zu Hause lassen der Jacke schon zuviel Veränderung, damit es noch klappt, in den KiGa zu gehen..
Und die mit dem ungezogenen Jungen bin ich wohl auch...

Garibalda, ich hab fast niemand, der Abends zu den Kids schaut...Mann schläft meist an wechselnden Arbeitsorten, je nach dem wie weit weg dieser ist, kann es auch sein, dass er mehrere Wochen nicht heim kommt. Eine Schülerin wäre wohl überfordert mit dem ASS und eine ausgebildete Babysitterin kann ich mir glaub nicht leisten.. naja..

Brösmeli, interessante Familie. Wie geht es dir damit? Wie ging es dir als Kind damit?

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Brösmeli
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Brösmeli »

Garibalda, seufz, ja... Bei mir gibt's zur Zeit oft die doppelte Portion Geschrei/Getobe, wenn wir irgendwo sind. Vor einem knappen Jahr zum Beispiel, Taufessen in einem Restaurant. Stundenlanges Rumsitzen, enger Raum, viele - unbekannte - Leute und kleine Fläche für die Kids zum Spielen. Alle anderen anwesenden Kinder super brav und pflegeleicht an den Tischen, unsere beiden bzw. dort vor allen der Kleiner praktisch NUR am Brüllen. Irgendwann hörte man Sprüche, alles schien genervt. Aber einfach gehen an der Taufe von gg's Patenkind ging ja auch nicht...
Auch im Quartier etc., wenn es wieder nur meine sind, die sich bei allem querstellen, brüllen und toben... Ich kann richtig die Gedanken lesen.

Und, hehe, ich bin eben auch nicht das typische Mami, wechsle Frisuren wie Unterwäsche, hab' meinen Style und halt meine Art. Bei den "alteingesessenen" Dorfmamis spür ich teilweise förmlich die totale Ablehnung. Aber naja, da verzicht ich dann gern...


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Garibalda
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Garibalda »

@tin
oje oje nicht einfach deine Situation....

@brösmeli
oje das kenn ich auch mit den Restaurants.... ich hab angefangen ihm mein natel zu geben damit er Fotos und filme schauen kann, so kann er doch länger sitzen und "dabei" sein...

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Brösmeli
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Brösmeli »

@tin
Du hast ja noch nachgefragt... :)
Mir geht es gut damit; als Kind war es sicherlich nicht immer einfach, meine Eltern haben das aber wirklich bewundernswert toll hingekriegt. Unsere Wohnsituation sowie der Job meines Vaters, der ihm ermöglichte, flexibel zu sein und viel zuhause zu helfen (Kochen, Einkaufen, Arzt mit uns, Badi, Chauffieren etc.), da meine Mama durch meine Schwester nicht weg konnte (bis heute...), haben viel dazu beigetragen. Dennoch wäre es mir schon lieber, ich würde nun bei den eigenen Kindern nicht auch noch damit konfrontiert, "normal" wäre einfach auch mal schön. Aber mal schauen, wie sich alles entwickelt... ;)


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Manana
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Manana »

Hallo zusammen

Ich möchte hier mal eine Frage in die Runde werfen betreffend Schule für unsere Kinder.
Mein Junge geht zur Zeit in die Regelklasse mit ISM (ca. 4 L). Bis dahin lief es recht gut.
Nun kommt aber plötzlich die Frage auf (seitens der Schule) ob man Lernziele anpassen sollte oder evtl. sogar
einen Übertritt in eine Sonderschule vorsehen.
Ich finde angepasste Lernziele besser als eine "unpassende" Sonderschule (gibt m. E. hier keine passende).
Wie seht ihr das ? Habt ihr schon Erfahrungen gemacht ? Wie sind später die Chancen auf Arbeit ?

buntschatten
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von buntschatten »

@ Manana
In welchen Fächern würde man denn die Lernziele anpassen und wie? Was ist für die LP's das Hauptthema, das sie zu diesen Überlegungen führt? Geht es deinem Jungen denn gut in dieser Klasse - gefällt es ihm? Was ist ISM? (Nur 4 Lektionen Unterstützung ist nicht viel - da könnte man sicher noch was ausbauen bevor Sonderschule...)

LG buntschatten
"Civil rights practise, after all, is fundamentally about who has to change." Kenji Yoshino (2001)

Manana
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Manana »

@buntschatten

Danke für deine Antwort.

ISM heisst "integrative schulische Massnahmen". Unser Junge ist in der Regelklasse als Integrierter Schueler einer Sonderschule, hat aber bisher eben genau die gleichen Lernziele wie die andern Schueler.
Es kommt einfach ein Integrationslehrer und macht mit ihm Sachen betreffend Sozialverhalten und Kommunikation und arbeitet in der Sprache mit ihm, weil er Mühe hat Texte zu erfinden.
Die Schule meint jetzt einfach, er sei überall zu langsam und er stosse an seine Grenzen in Mathe und Deutsch. (Noten hat er aber bisher keine schlechten.) Und wenn er eben einen schlechten Tag hat, sitzt er halt einfach nur da und macht nichts, stört aber auch die andern nicht.
In der Klasse fühlt er sich immer noch wohl. Er ist auch eingebunden und hat 2-3 Kinder mit denen er
ab und zu abmacht.
Nach den Sommerferien kommt er in die 3. Klasse.

buntschatten
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von buntschatten »

@ Manana
Das tönt doch gut - ich glaube, ich würde ihn in der Regelschule lassen und Lernziele anpassen. Vor allem, wenn er so happy ist und Freunde hat!!! Gäll, Texte konzipieren, das könnte mit ihm auch die Logopädin angehen. Die ist Fachfrau für geschriebene und gesprochene Sprache (und eigentlich auch Kommunikationstherapeutin). Dann hat der SHP schon wieder mehr Zeit für andere Sachen. (Da Noten ja gut sind - shp könnte Stoff autismusangepasst nochmals aufarbeiten etc.)

Alles Gute euch :-) .
"Civil rights practise, after all, is fundamentally about who has to change." Kenji Yoshino (2001)

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mech16
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von mech16 »

Uh, da läuft ja grad viel hier drin :D

Habe mich schon lange nicht mehr gemeldet....

Bei uns war immer viel los. Nicht so sehr mit unser Aspi aber sonst so.

Jetzt ist der Wunsch von der Schule aber gekommen in Bezug auf Hilfsmittel. Sie dachten an ein Handy wo man Termine und Sachen die nicht vergessen werden dürfen eintragen können.
Ich kenne da ein Programm/App welches mit Piktos und Text funktioniert und habe sofort an das gedacht. Für das braucht es eben ein Handy oder Tablett + Abo oder Kauf vom Programm.

Meine Frage an euch: Wisst ihr ob man (oder wie) ein Antrag bei der IV für elektronische Hilfsmittel stellen kann?

Wir werden es so oder so kaufen, aber ein Zustupf wäre echt schön.

Unser Aspi ist IV anerkannt und bezieht HE Stufe 1

Herzlichen Dank im Voraus an euch allen
LG Mech16

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mech16
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von mech16 »

@Manana
Unser Tochter geht in der Regelschule, 5. Klasse mit IS (integrierter Sonderschülerin). Sie ist Notenbefreit, bekommt ein geschriebenes Zeugnis, Lernziele angepasst, Logo, SHP und Begleitperson für ein Paar Lektionen.

Es läuft eigentlich alles sehr gut. Beim letzten Gespräch kam auch aus, dass Sonderschule sicher nicht in Frage kommt, worauf der Kanton alle Leistungen streichen wollte. Unser Schulleitung hat aber durchgeboxt, dass alles bleibt wie bisher.

In der Oberstufe werden wir denn sehen wie es weitergeht, aber wir haben ja noch ein Jahr Zeit.

Wir können nur positives berichten über die IS, und hoffen dass es für euch auch so kommt.
LG Mech16

Manana
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Manana »

Vielen Dank buntschatten und mech16 für eure Antworten.
Ihr bestärkt mich doch wieder etwas mehr darin, für meinen Jungen zu kämpfen dass er in der
Regelschule bleiben kann.

Ich meine auch, dass man erstmal die IS Lektionen erhöhen sollte. Er bekommt auch keine Logo und die schulische Heilpädagogin, die in der Klasse sonst noch ist, arbeitet nicht mit ihm (ist aber hier auch ein komisches System. Die arbeitet mit keinem Kind einzeln. Es heisst immer, es sollen keine Kinder ausgeschlossen werden etc. Es wird also auch bei andern kein Stoff wiederholt oder zusätzlich etwas erklärt durch diese Person). Bis jetzt hat es immer geheissen, es sei nicht nötig mehr mit ihm zu machen.

Mal schauen wies dann weiter läuft. In der 3. beginnt er jetzt sicher mal in der Regelklasse. Bekommt auch eine neue Lehrerin. Ist ja vielleicht auch eine Chance.

@mech HE haben wir bisher keine Beantragt. Aber unserer hat z.B. statt Bleistift zum schreiben so frixion pointer. Die besorgt jeweils der Integrationslehrer der Sonderschule. Wir bezahlen die also nicht selber. (Läuft dann wahrscheinlich über die Sonderschule, d.h. über den Kanton). Ich würde dort mal anfragen. Sonst kennen die sich sicher aus und wissen, wie es beantragt werden muss.

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Kathies Mama
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Kathies Mama »

Hallo zusammen

@ Tin / Brösmeli
Geht uns auch so, dass wir leider sehr wenig Kontakte haben. Zum einen haben wir viele frühere Kontakte verloren durch das Verhalten des Grösseren (ADHS/AS). Zum anderen ist es schwierig, neue Kontakte zu knüpfen weil nun auch der Kleine (wohl ADHS) sehr schwierig ist zur Zeit. Gemütliches Käfele oder ähnliches geht gar nicht und auch auf dem Spielplatz eckt er immer an, sodass sich viele Mamis distanzieren. Natürlich sind auch wir die "unfähigen" Eltern, die falsch erziehen - dabei wird leider auch völlig ausser Acht gelassen, dass 3 unserer 5 Kinder nie negativ auffallen und ganz normal integriert sind. Das finde ich immer traurig, da so auch sie drunter leiden.
Familienausflüge gibt es auch nur selten, da der Grosse fast nie irgendwohin gehen will. Er ist am liebsten zu Hause oder dann draussen am Fussball spielen. Vor allem grosse Menschenansammlungen wie Abschlussfeste, Freizeitparks etc. sind ihm total zuwider. So ist es leider oft so, dass entweder mein Mann oder ich Ausflüge macht mit den übrigen Geschwistern oder auch mal nur mit 2 oder 3 Geschwistern. Wäre schön, wenn wir wieder mehr als Familie unternehmen könnten.

@ Garibalda
Bei uns ist ebenfalls das einzige Mittel um die zwei Jungs zum still sitzen zu kriegen der I-Pad, I-Phone oder ähnliches. Pädagogisch nicht so toll aber oft die Rettung, wenn es nicht anders geht.

@ Manana
Silvan ist in einer Sonderschule (also nicht Sonderschule im klassischen Sinn sondern eine Schule in altersdurchmischten Kleingruppen). Er hat keine angepassten Lernziele und sie benützen auch die normalen Schulbücher der Regelschule. Der Unterschied liegt darin, wie sie den Stoff vermitteln und natürlich auch darin, dass der Stundenplan den Bedürfnissen der Kinder individuell angepasst ist. Es gibt auch in den Stundenplan integrierte Sozial-Trainings wo Kinder ähnlicher Altersgruppen verschiedene Themen des Zusammenlebens und der Konfliktlösung bearbeiten. Die Kinder haben bereits ab der 1. Klasse 3 Nachmittage Schule, dafür ist aber der Zeitplan während den Lektionen nicht so eng und die Kinder haben so mehr Freiheiten, falls sie nicht in Form sind. Silvan darf auch mal einen Morgen lang nur ein Buch lesen, wenn er die Motivation für den Unterricht nicht findet an dem Tag. Sie dürfen auch viel am PC arbeiten und es gibt immer wieder Zeiten wo sie z.B. werken dürfen um sich danach wieder besser konzentrieren zu können. So läuft es bisher sehr gut. Seine Noten sind gut bis sehr gut und er fühlt sich sehr wohl. Zudem hat man die Möglichkeit, die Kinder auch zum Mittagstisch anzumelden. So kann er während dem einen Tag, wo ich ganztags arbeite in seinem geschützten Rahmen Mittagessen ohne an den "grossen" Mittagstisch der Regelschule zu müssen. Für mich ist es so insgesamt die bessere Lösung als die Regelschule mit Lernzielbefreiung, da ich denke, dass das Kind im Endeffekt mehr davon hat obwohl "Sonderschule" bei vielen Menschen immer noch einen negativen Klang hat. Es kommt aber sicherlich sehr darauf an, ob die Sonderschule genau auf die Bedürfnisse des Kindes passt um zu entscheiden, ob dies eine gute Lösung ist. Es gibt auch viele Schulen/Lehrer die sehr gut auf die Kinder eingehen können und den Rahmen bieten können damit die Kinder an der Regelschule gut zu Recht kommen. Nicht immer so einfach.

Wünsche einen schönen Tag
Liebs Grüessli
Daniela
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Melissa 03.08.12, Katharina 03.07.04, Leandro 11.07.10, Silvan 04.08.06, Fabian 07.09.08

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Brösmeli
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Brösmeli »

@kathies Mama
So war es bei uns damals auch. Als Familie konnten wir glaub ich noch gemeinsam verreisen, bis isch 9 war oder so. Vo da an ging mein Paps mit meinem Bruder, ich mit den Grosseltern, und Mama blieb mit meiner Schwester zuhause, weil es mit ihr (frühkindlicher Autismus) gar nicht mehr ging...


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Garibalda
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Garibalda »

ich wünsche euch allen ein schönes sonniges Wochenende!!!

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Phönix
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Phönix »

Hallo zusammen

immer wieder in den letzten Jahre habe ich zwischendurch mal bei euch reingelesen.

Als erstes hätte ich eine Frage an euch. Gibt es unter euren Asperger-Kids auch solche, die sehr feinfühlig sind und "atypisch autistisch" vor allem bei Familienmitgliedern spüren, wenn es ihnen nicht gut geht und es auch zeigen?

Warum die Frage... Wir habe 4 Kinder. 3 Mädchen (99/00/06) und einen Sohn (04). Unser Sohn wurde mit ca. 2,5 "auffällig", was wir aber erst im Nachhinein merkten. Er war halt einfach anders, Punkt. Erst als er in den Kiga kam, gab es die ersten Probleme inkl. 1. Abklärung durch das SPD. Keine Diagnose, einfach das 1. Kiga-Jahr wiederholen wegen "sozialer Schwäche". In der ca. 1. Klasse kam dann die Lehrerin und wir haben mit ihm im Kispi ZH eine Entwicklungsuntersuchung mit Verdacht auf AD(H)S gemacht. Soweit alles normal, im Fragebogen der Lehrerin 1 "Ausschlag" Richtung AD(H)S, der Rest i.O.

Dann kam der Verdacht der Lehrerin auf "Autismus" da unser Sohn sehr selten Augenkontakt hält und sich auch nicht wie andere Kinder im "Klassenkreis" verhalten hat. Er zappelte rum, schaute in der Gegend rum, hat aber zum grössten Teil alles mitbekommen.
Diagnose wieder im Kispi, kein "autismus Spektrum". Es gäbe sicher Züge, wo er da rein fällt, aber nicht genug für eine Diagnose. Das mit dem Anschauen könne auch von seiner Weitsichtigkeit kommen wenn er sie von Geburt an hatte. Das weiss man ja aber nicht.

Er hatte 2 Jahre lang Psychmotorich, IF (integrative Förderung) in der Schule und später dann Logopädie. Zum KJPD gehen wir nun auch schon ca. 2 Jahre.

Nun in der 4. Klasse kam die neue Lehrerin auf uns zu, nachdem sie ein Gespräch mit der Psychologin und der Schulsozialarbeiterin hatte. Es ginge vor allem darum, ihm alles was irgend möglich ist an Hilfe zu verschaffen. Die Logo laufe bald aus, da gäbe es max. 2 Jahre. Wenn wir weiter nichts unternehmen, gibt es bald nichts mehr für ihn.
So haben wir uns entschlossen, ihn beim KJPD nochmals auf Asperger abklären zu lassen.

Diesen Dienstag hatten wir nun ein Gespräch dort. Die Auswertung der Lehrerin hatte sie noch nicht machen können (kam erst an). Anhand meines Fragebogens meinte sie, sie tendiere zu frühkindlichem Autismus oder atypischem Autismus. Wir alle werden ihm sicher eine Diagnose geben, damit er die nötige Unterstützung weiterhin erhält.
Aber irgendwie stört mit die von ihr erwähnte Diagnose. Habe mich ein wenig im I-Net schlau gemacht, aber irgendwie seh ich bei ihm von allem etwas, aber doch am ehesten am meisten beim Asperger.

Was halt am meisten dagegen spricht, ist seine Empathie. Mir ging es psychisch sehr lange nicht gut. Wenns mir wirklich mies ging (ohne weinen oder so), spürte er das und kam mich immer trösten. Er fragt uns auch immer, wie es uns geht. Auch wenn eine seiner Schwestern was hat, fragt er nach.
Schon als Baby konnte er z.B. Streit nicht ausstehen. Er begann gleich zu weinen. Heute kommt er einen umarmen oder reisst Witze das sich die Situation beruhigt.

Deshalb meine Frage von oben.

Ich bin noch ziemlich verwirrt. Die Diagnose stört mich überhaupt nicht, darum geht es nicht. Eigentlich bin ich inzwischen sogar froh, wenn wir sagen können, er hat halt ???, anstatt immer sagen zu müssen, er ist einfach anders, aber halt nichts "diagnostierbares".

Ach, ich könnte noch viel weiter schreiben :lol:

Nun denn, danke fürs lesen und allenfalls Tipps oder so.

Liebe Grüsse
Phönix
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fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von fläcki »

Hallo Phönix

Frühkindlich, atypisch, asperger... Schlussendlich ist Autismus ein Spektrum und kein Autist gleicht dem anderen. Jeder kann aus jedem Bereich des Spektrums Teile haben. Irgendwo wird der Schnitt gemacht und die Diagnose bekommt ihren Namen.
Unser Sohn fiel schon als Säugling auf. Im Nachhinein gab es viele Anzeichen von Autismus, noch bevor er zwei war. Seine Diagnose ist Asperger Syndrom, obwohl deutlich früher diagnostiziert als normalerweise. Grund, er spreche und sein IQ liege mindestens im Normbereicht. Einige seiner Verhaltensweisen, bzw. deren Ausprägung passen (va. in Stresssituationen) mehr zu frühkindlichem Autismus, dann heisst es dann, er sei sehr schwer betroffen. Im Endeffekt spielt es keine Rolle.
Ich kann durchaus verstehen, dass du - auch wenn das von vielen Seiten oft kritisiert wird - froh um eine Diagnose bist. Kinder sind unterschiedlich und manche etwas anders. Das ist gut so. Aber wenn es für das Kind und das Umfeld ein Problem wird, ist es gut dem Ganzen einen Namen geben zu können und gezielt Hilfestellungen zu geben. Grad bei autistischen Kindern bedeutet das nämlich eine 180 Grad Wendung und alles über den Haufen zu werfen, weil neorotypische Erziehung und Lernen eben nicht greift. Bei aller Liebe und bei allem Verständnis nicht.
Ich hoffe, ihr bekommt nun die Hilfe, die ihr braucht.

Deine Frage war, ob es feinfühlige Kinder mit AS gibt. JA! Ich selbst finde die Annahme, Autisten hätten keine Empathie anmassend. Ich bin der Ansicht, dass sie sehr wohl und sehr viel spüren, oftmals aber nicht angemessen auf diese Gefühle reagieren können.
Google mal die Intense World Theory und die Empathy Imbalance Hypotesis. Die IWT geht grob gesagt davon aus, dass Menschen mit AS nicht zu wenig empfinden, sondern im Gegenteil, zu viel und zu intensiv. Was sehr viel Stress auslösen kann. - Und zu dem nahe liegt, da sie auch bezüglich anderen Reizen dazu neigen davon überrollt zu werden.

Ich empfinde Unseren Sohn als sehr feinfühlig, allerdings nicht in der Lage auf diese, auf ihn einfallenden Emotionen richtig reagieren zu können. Etwas, das er nach und nach, relativ mühsam über die kognitiven Wege lernen muss, da er es nicht intuitiv kann. Das kann auch mal daneben gehen und er tröstet dann zBsp. gut gemeint auf eine eher unpassende Weise und löst damit dann eventuell sogar noch Wut und Unverständnis aus.
Er kann Menschen schlecht lesen, spürt aber jede schlechte Schwingung (klingt esotherisch, ich weiss). Oftmals, ausserhalb der Familie merkt er, dass etwas zwischen Menschen nicht ok ist, wo viele andere es nicht merken. Er kann dem natürlich keinen Namen geben (er ist zudem auch erst knapp fünf), aber er reagiert darauf gestresst. Er kann diese Spannung nicht ertragen. Die Reaktionen darauf sind dann das, was man als autistisch bezeichnen würde.
Er hasst auch angeregte Diskussionen, da er sozusagen nur den Ton erkennen kann, nicht aber die Musik. Für ihn ist diese "Aufregung" zwischen den Diskutierenden wie ein Streit. Und vor lauter Gestik, Mimik, Stimmveränderungen, kann er den Inhalt eines Gesprächs gar nicht mehr raus filtern.
Mich und meinen Mann kann er inzwischen recht gut lesen und merkt nun manchmal auch ohne Tränen, wenn wir traurig sind, oder Schmerzen haben. Oder ohne Rumschreien, dass wir wütend sind.
Bei anderen Menschen kann er das nicht, da er sie zu selten in solchen Situationen sieht. Da läuft es weniger subtil ab. Blut=Schmerz. Tränen=Trauer. Verzerrtes Gesicht= :? Anstrengung? Lachen? Wut? Schmerz? Schon wird es schwierig.
Er hat sehr feine Antennen für Menschen, die ebenfalls anders sind. Für Menschen mit Verständnis für Andersartigkeiten und solche, die dieses Verständnis nicht haben.

Ich persönlich finde nicht, dass deine Beschreibung von der Feinfühligkeit deines Sohnes eine Diagnose im Autismus Spektrum ausschliesst. Grad die neueren Ansätze gehen dies bezüglich andere Wege und halten Autisten längst nicht mehr für Eisberge.

Viel Glück auf eurem Weg!
Zuletzt geändert von fläcki am Fr 17. Jul 2015, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Phönix
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von Phönix »

fläcki:
Wow, danke für deine ausführliche Antwort. Ein sehr interessanter Aspekt.
Seine Intelligenz ist völlig ok, sprich, bei allen ausser einem ist er an der oberen Grenze des Durchschnitts.

Sein aller grösstes Problem ist, wie die anderen Kinder auf ihn reagieren. Mit dem kann er nicht umgehen. Oftmals wollen sie ihn auch trösten, dies akzeptiert er anscheinend jedoch nur von einigen, nicht von allen. Wenn eines ihn mehrheitlich "stresst" kann er dem Kind nicht trauen, dass es ihn auch wirklich trösten will, so als Beispiel. Er kann die anderen Kinder auch nicht wirklich deuten. Dies kommt aber auch bereits aus seiner Erfahrung. Er wurde oft gehänselt und "geplagt" und hat lange hinter allem einen erneuten "Angriff" gesehen, auch wenn das überhaupt nicht der Fall war.
Mit dem älter werden wird aber auch einiges besser.

Ich muss sagen, wir haben sehr grosses Glück was das schulische Umfeld angeht. Es kümmern sich alle sehr und versuchen alles mögliche, ihm helfen. Deshalb ja auch die nochmalige Abklärung damit er mehr als die 2 "Therapien" bekommt, die die Schule vergibt. Psychomotorik täte ihm auch wieder gut, aber eben, da er scho IF hat und Logo, sind dies bereits 2 Massnahmen. Wir haben zwar eine Stelle, wo jemand schauen kommt, ob das Kind mehr Unterstützung braucht und die dann auch vergeben kann. Beim ersten Anlauf hat es jedoch nicht geklappt. Wohl auch, weil keine Diagnose da war. Da erhoffen wir uns nun alle, dass wenn wir eine Diagnose haben und die Psychologin vom KJPD weitere Massnahmen für wichtig hält, er noch etwas zusätzliches bekommt.

Es ist schwierig, und doch belastet mich seine Situation kaum. Er ist ein so wahnsinnig liebenswürder "kleiner" Mann, der keiner Fliege etwas zu leide tun kann. Menschen die etwas "weiter sehen" und spüren, merken dies sofort und haben ihn in nullkommanichts ins Herz geschlossen.

Was du von deinem Sohn schreibst wegen der Empathie sage ich auch von unserem. Genau so wie du deinen beschreibst ist auch meiner :wink:


Genau, wie ist es mit Blut? Unser Sohn dreht immer fast durch wenn er sich mal verletzt und Blut fliesst. Da wird er richtig hysterisch :lol:
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk, der andere eine Lektion.

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 4

Beitrag von fläcki »

@Blut sehen :wink:
Ist nun nicht mehr so schlimm, seit er weiss, dass er mit Sicherheit nicht völlig auslaufen wird :wink: Und dass durch den Schlitz in der Haut auch kein Wasser oder Luft in ihn reinlaufen kann und ihn aufbläst wie einen Ballon, bis er platzt. Er denkt einfach zu viel...

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