Finger zeigen

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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aryu
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Re: Finger zeigen

Beitrag von aryu »

Sternli05 hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 12:08 Seit einfach alle, die ein Kind haben das meist normal funktioniert, froh.
Ganz genau!

Ich werde so, so oft gelobt für meine anständigen, gut erzogenen Kinder. Und immer sage ich einfach: "Glück gehabt". Systemkompatible Kinder erziehen ist einfach. Die nehmen Konventionen einfach hin und halten sich dran; es ist fast nicht möglich, da etwas falsch zu machen. Und als Mama kann man sich dann auf die Schultern klopfen: Alles richtig gemacht, Bravo...

Sternli, ich denke, es ist gut, dass genau DU die Mama deines Kindes bist, und ihr seid bestimmt auf einem guten Weg. Ich wünsche euch dabei viel Durchhaltevermögen und Verständnis in eurem Umfeld!

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F. Scarpi
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Re: Finger zeigen

Beitrag von F. Scarpi »

Ich möchte "zur Sicherheit" noch anmerken, dass ich mein Post nicht so meinte, dass, wenn ein Kind "nicht funktioniert", der Grund an der fehlenden Führung der Eltern liegt! Ich hoffe, es wurde so klar. Die Gefahr ist höchstens mit einem sehr "schwierigen" Kind noch grösser als sowieso schon, die Führung immer wieder zu verlieren, aus der Überforderung heraus (aber die Überforderung lauert immer, auch mit "normalen" Kindern). Aber was ich vor allem einfach sagen wollte, ist, dass eine bestimmte Art von Autorität (Druck, Gewalt, "Durchgreifen"), die eben oft gefordert wird, wenn ein Kind scheinbar frech, gewalttätig, unverschämt und egozentrisch ist, ein Nicht-Wahrnehmen von Verantwortung ist oder zumindest sehr oft ist, genau so wie eben das "Laisser faire" (das eben meines Erachtens fälschlicherweise immer der "klassischen", autoritären "no nonsense"-Erziehung entgegen gesetzt wird).
Was ich aber nicht sagen wollte, ist, dass das Wahrnehmen von Verantwortung heisst, dass das Kind dann "funktioniert", und das dann alles easy ist und sowieso gut kommt. Die Chancen sind dann zwar sehr viel grösser, vor allem langfristig betrachtet, aber weder als Eltern, noch als Erzieher in irgendeiner Funktion hat man die Allmacht.

Wenn ich erwarte, nein: brauche (darum der Druck, die Gewalt, die Drohungen), dass ein Kind funktioniert, mir folgt, tut, was ich will, dann will ich im Grunde einfach Bestätigung - es heisst noch nicht, dass ich das Beste für das Kind will. Als Mutter - oder als Erzieherin in der Krippe, Kindergärtnerin, Lehrerin... - muss aber das Wohlergehen meines Kindes oder der mir anvertrauten Kinder mir immer an erster Stelle kommen (nicht im Gegensatz meinem Wohlergehen, das ja auch wichtig ist, aber im Gegensatz zum Prestige, zum Beispiel, im Gegensatz zu Anerkennung von Aussen, einwandfreies Funktionieren des Kindes und Erfolg in der Gesellschaft, etc.). Wenn das Kind ausschert, Dinge tut, die ich schlimm finde, oder die andere schlimm finden, etc., dann zeigt sich an meinem Verhalten, ob ich meine Verantwortung gegenüber dem Kind wahrnehme. Schon nur wenn ich sagen, "ich bin gescheitert, ich muss von Vorne anfangen, ich brauche Hilfe", auch schon das ist Wahrnehmen von Verantwortung.
Ich könnte ewig so weiterschreiben, da es mir sehr beschäftigt.
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LadyBlue
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Re: Finger zeigen

Beitrag von LadyBlue »

F. Scarpi hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 13:50 Ich möchte "zur Sicherheit" noch anmerken, dass ich mein Post nicht so meinte, dass, wenn ein Kind "nicht funktioniert", der Grund an der fehlenden Führung der Eltern liegt! Ich hoffe, es wurde so klar. Die Gefahr ist höchstens mit einem sehr "schwierigen" Kind noch grösser als sowieso schon, die Führung immer wieder zu verlieren, aus der Überforderung heraus (aber die Überforderung lauert immer, auch mit "normalen" Kindern). Aber was ich vor allem einfach sagen wollte, ist, dass eine bestimmte Art von Autorität (Druck, Gewalt, "Durchgreifen"), die eben oft gefordert wird, wenn ein Kind scheinbar frech, gewalttätig, unverschämt und egozentrisch ist, ein Nicht-Wahrnehmen von Verantwortung ist oder zumindest sehr oft ist, genau so wie eben das "Laisser faire" (das eben meines Erachtens fälschlicherweise immer der "klassischen", autoritären "no nonsense"-Erziehung entgegen gesetzt wird).
Danke für diese Worte.
Was lunida schrieb - dass es in manchen Fällen halt eine Ohrfeige brauche - ist ganz besonders zynisch in Anbetracht der Tatsache, dass die Zahlen klar zeigen, dass gerade Kinder mit gewissen neurologischen Auffälligkeiten (ASS, ADHS, POS, HKS,....) besonders gefährdet sind, Kindesmisshandlung zu erleben, sprich: Regelmässige körperliche Gewalterfahrungen auch mit Verletzungsfolge. Und das ist einfach nur reine elterliche Überforderung. Die ständigen Bemerkungen von Aussen, man müsse halt nur strenger sein, das Kind sei verwöhnt, laisser-faire, mal eine Ohrfeige würde nicht schaden und der ständige Druck, sich rechtfertigen zu müssen, erhöht diese Überforderung, trägt dazu bei, dass der Druck noch höher wird
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Sternli05
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Re: Finger zeigen

Beitrag von Sternli05 »

Aryu
Hätte ich nur die grossen zwei Kinder würde ich auch ständig gelobt werden. :)

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F. Scarpi
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Re: Finger zeigen

Beitrag von F. Scarpi »

Ui, aber Erziehung ist nie einfach. Vergessen wir nicht, dass in der Normalität der Wahnsinn steckt :lol:
Normal ist nicht gleich gut. Das normalste Kind kann plötzlich böse werden. Zum Beispiel zu einem Geschwister. So böse wie Menschen eben sein können, ganz normale Menschen. Das angepassteste Kind kann plötzlich Teil eines Mobs werden. Undsoweiterundsofort.
Ich verstehe nicht, wieso ihr schreibt, die Erziehung eines normalen Kindes sei einfach. Das ist mir ein Rätsel.
Sicher, als Eltern eines speziellen und vor allem eines scheinbar "gewalttätigen" Kindes wird man mit seinen Unzulänglichkeiten doppelt und dreifach, hundertfach, konfrontiert sein, denke ich mir, aber wenn man ehrlich ist, wird man auch mit "neurotypischen" Kindern (ich schreibe jetzt das, obwohl ich diesen Ausdruck absolut verachte), täglich Grund finden, seinen Stolz abzulegen. Ich jedenfalls schon.
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Minchen
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Re: Finger zeigen

Beitrag von Minchen »

dan79 hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 13:08
Yoghurt hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 12:15
dan79 hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 11:59Wenn man ernsthaft das Gefühl hat, dass die anderen einen nicht verstehen, dann soll man sich doch gar nicht mitteilen, oder???
Und wie sollen "die anderen" ihren Horizont erweitern, wenn sie überhaupt nicht damit konfrontiert werden, dass es nicht bei jedem Kind so einfach ist? Mütter mit besonderen Kindern sind wirklich in einer Zwickmühle: Wenn sie sich äussern, werden sie gleich angegriffen, wenn sie sich nicht äussern, lernen andere nichts dazu, um sich beim nächsten Mal ein wenig empathischer zu verhalten.
Mein Problem ist, und das ist MEIN Problem, dass ich halt einfach kein Unterschied mache zwischen diesen Kinder, oder zwischen Mütter/Eltern mit „anderen“ Kinder.....ich mag das einfach nicht.
Deine Sicht finde ich lobenswert. Dass du jedes Kind so nimmst, wie es ist. Ohne dass du dir Gedanken über mögliche Diagnosen etc. machst.
Dennoch ist es ENORM lehrreich und hilfreich, wenn man 'betroffenen' Eltern zuhört. Meine eigene Toleranz diesbezüglich ist gross und ich habe weitaus mehr Verständnis als davor. Und dass sich die Eltern von Kindern mit Special Effetc hin und wieder 'frustriert' abwenden und 'die verstehen mich alle nicht' murmeln, kann ich absolut verstehen. Denn es ist leider oftmals die Realität, dass Eltern von 'normalen' Kindern, Kinder mit SE nicht verstehen und meinen, mit einem bisschen gutem Willen und der nötigen Erziehung "wird das schon wieder".
Das ist falsch und eine Ohrfeige für diese Eltern.

Sternli, gehe weiter deinen Weg. Aus deine Zeilen lese ich, dass ihr alles in eurer Machtstehende tut und euch das einiges abverlangt. Ich hoffe sehr, dass ihr - und insbesondere euer Sohn - am Ende dieses Weges dafür belohnt werdet.

Liebe Grüsse
Minchen
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stella
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Re: Finger zeigen

Beitrag von stella »

Scarpi
Ich möchte nur kurz auf das Begleiten eines "neurotypischen" Kindes eingehen, dann werde ich das wieder sein lassen.
Da ich beide "Arten" von Kindern begleite, darf ich mich hier sehr pointiert äussern.
Die Begleitung eines so genannt "neurotypischen" Kindes ist einfach von der Intensität her und von dem, was machbar ist, ganz anders. Da greifen eben die herkömmlichen "Methoden" (dieses Wort verabscheue ich zutiefst, weil es impliziert, dass man ein Kind mit "Methoden" erziehen kann) und es kommt nicht zu sooooo viel Krisen.

Dann möchte ich mich zum Thema Verantwortung in der Erziehung übernehmen und Führung äussern:
Genau solche Posts sind doch sehr wertvoll. Was heisst es denn, Verantwortung und Führung in der Begleitung eines Kindes zu übernehmen? Wie sieht das konkret aus? Was ist es eben nicht?
Du schreibst da von "sich Hilfe holen" ist Verantwortung zu übernehmen - ja genau! Und sich eingestehen, dass man nicht weiter weiss. Und sich eingestehen, dass man wohl etwas aushalten muss und immer wieder versuchen muss, die Beziehung trotz schwierigem Verhalten, zu pflegen.
Was heisst es noch?

Und ja: Schlagen heisst eben nicht "Führung" und auch nicht "Verantwortung". Es macht die Beziehung kaputt, die vielleicht fein aufkeimt. Druck machen heisst auch nicht "Verantwortung" zu übernehmen.
Die Frage müsste doch lauten: Was müssen wir tun, damit sich unser Kind (dies ist bei allen Kindern der Fall!) möglichst positiv entwickeln kann?
Und vielleicht noch: Wozu zeigt ein Kind sein Verhalten? Was will es uns damit zeigen und wie könnte es dies auch anders tun?

Ich finde das fruchtbarer, als wenn Menschen mit gängigen Methoden um sich werfen und damit quasi die eine Seite beschuldigen. Yoghurt hat den Mechanismus so schön beschrieben.

Ach... Und LB hat ja auch noch geschrieben, dass man ein solches Verhalten auch in der Entwicklung des Kindes sehen muss! Vielleicht ist es für ein Kind ein Fortschritt, wenn es eben nicht mehr gleich dreinschlägt und halt mit untolerierbaren Äusserungen seinen Unmut kund tut.

all
Ich bin soooo froh, habe ich ein zweites Kind, denn das zeigt mir a auf, dass meine Art, mit den Kids umzugehen, so falsch nicht sein kann und b, dass ich wahrscheinlich einen viel kleineren Einfluss auf das Verhalten habe, als wir alle meinen, wir hätten es auf unsere Kinder.
Schlafen - Was bin ich verzweifelt bei der Grossen!? Dann kam die Kleine zur Welt und hat schon als kleiner Säugling Selbstregulation gezeigt. Und was habe ich dazu getan? Nix. Das Kind konnte das einfach.

Noch...
Dan
Deine Einstellung ist sehr lobenswert. Nur: Ich bin in meinem Reallife mehr den anderen begegnet, die mir ungefragt RatSCHLÄGE verteilt haben. Darum bin ich vorsichtig geworden.

Sternli
Ich bin mit meinem SE Kind ja nun schon etwas länger dran. Langsam trägt unsere Arbeit Früchte. Darum möchte ich dir ganz viel Vertrauen mitgeben. Es ist oft ein Aushalten, bis das Kind den nächsten Milestone genommen hat. Oft hinken SE Kinder auch emotional und sozial hinter her und müssen viele Anforderungen meistern, wofür sie noch gar keine Fähigkeiten haben. Das müssen wir immer und immer wieder im Hinterkopf behalten.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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aryu
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Re: Finger zeigen

Beitrag von aryu »

F. Scarpi

Ich bin ja gar nicht stolz, ich schreibe ja: "Glück gehabt"! Ich nehme mich gar nicht so wichtig, als dass ich glauben würde, ich hätte mit aktiver "Erziehung" irgend einen extrem wesentlichen Beitrag dazu geleistet, wie sich meine Kinder benehmen. Aber wenn du meine Mutter fragst, ob sie die Erziehung aller ihrer mittlerweile erwachsenen Kinder als gleich streng empfunden hat, wird sie sagen "nein, definitiv nicht, xy war mit Abstand am Schwierigsten, seit dem ersten Tag."

Es gibt Kinder, denen kann man erklären: "Du darfst nicht auf die Herdplatte fassen, sie ist heiss und das tut sehr weh!". Damit ist der Fall erledigt. Herdplatte = nein. Es gibt aber auch Kinder, bei denen das nicht reicht, die wollen/müssen erfahren, WIE heiss die Platte ist und WIE weh das tut. Es gibt Kinder, denen sagt man zweimal ernst, dass man keine Fluchwörter hören will, dann ist der Fall erledigt. Und es gibt Kinder, die müssen ausprobieren, ob das auch für Frau Müller von nebenan gilt, und was denn überhaupt genau passiert, wenn sie eben doch fluchen. Es gibt Kinder, mit denen hat man ein Problem, man überlegt sich, wie man es lösen könnte, ergreift entsprechende Massnahmen, und die greifen dann tatsächlich. Und es gibt Kindern, bei denen helfen Massnahmen 1 bis 25 nicht, egal, was man probiert, es schlägt nicht an. Und das Umfeld reagiert: "Ui, die hat ihre Kinder nicht im Griff..." Jeden Tag, jahrein, jahraus. Das stelle ich mir sehr energieaufwändig, streng, kräftezehrend vor, und ja, deshalb glaube ich, dass Mütter mit angepassten Kindern den einfacheren Job haben als mit "auffälligen" Kindern. Und damit meine ich mitnichten, dass "angepasste" Kinder die "besseren" Kinder sind. Das wäre ja Quatsch.

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Re: Finger zeigen

Beitrag von LadyBlue »

Stella, ich würde dein Posting gerne mit Herzen zuherzeln <3 <3 <3
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Yoghurt
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Re: Finger zeigen

Beitrag von Yoghurt »

Danke, stella!
stella hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 18:43Noch...
Dan
Deine Einstellung ist sehr lobenswert. Nur: Ich bin in meinem Reallife mehr den anderen begegnet, die mir ungefragt RatSCHLÄGE verteilt haben. Darum bin ich vorsichtig geworden.
Mehr als den Leuten, die RatSCHLÄGE verteilen, bin ich bis jetzt relativierenden Besserwissern begegnet. Sie hören nur "Mein Kind schreit extrem" und fahren mir gleich über den Mund "Ach, das ist ganz normal!", ohne überhaupt einmal nachzufragen, weshalb ich das Schreien als so schlimm empfinde. Wenn sie zugehört hätten, dann hätten sie begriffen, dass das Schreien bei uns die Grenze des Normalen weit übersteigt (bezüglich Anlass, Dauer, Häufigkeit, Lautstärke und weit über das übliche "Schreialter" hinaus) und es eben nicht so ist wie bei ihnen. Das ist die Sorte Mensch, bei der ich sehr schnell die Geduld und teilweise auch die Höflichkeit verliere.

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badeentli84
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Re: Finger zeigen

Beitrag von badeentli84 »

Yogurt: Die Leute meinen es gut, um dich zu beruhigen, hat nichts mit Besserwisser zu tun, oder sollen sie besser sagen, erzieh dein Kind besser? Wie ich sehe, egal was man sagt, kann falsch hineinpretiert werden, schade, eigentlich.
Quikquikquik

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Re: Finger zeigen

Beitrag von LadyBlue »

F. Scarpi hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 17:07 Ui, aber Erziehung ist nie einfach. Vergessen wir nicht, dass in der Normalität der Wahnsinn steckt :lol:
Normal ist nicht gleich gut. Das normalste Kind kann plötzlich böse werden. Zum Beispiel zu einem Geschwister. So böse wie Menschen eben sein können, ganz normale Menschen. Das angepassteste Kind kann plötzlich Teil eines Mobs werden. Undsoweiterundsofort.
Ich verstehe nicht, wieso ihr schreibt, die Erziehung eines normalen Kindes sei einfach. Das ist mir ein Rätsel.
Nein, du verstehst es nicht. Es geht weder um "lieb vs. böse" noch um "unartig vs. folgsam" etc. Es geht um die Intensität und die Energie, die gewisse Kinder nicht nur ihren Eltern, sondern allen Personen, die sie betreuen, abverlangen. Es hat niemand geschrieben, "normale" Erziehung sei einfach. Man kann es einfach nicht vergleichen. Und dieses "immer ein Mü mehr" (ein Mü intensiver, ein Mü lauter, ein Mü impulsiver, ein Mü schneller, ein Mü unüberlegter, ein Mü sensibler, ein Mü verletzlicher, ein Mü explosiver, ein Mü angespannter,... und zwar nicht Phasenweise sondern 24/24, 7/7, 365/365), von dem so viele Eltern und BetreuerInnen solcher Kinder berichten, kann glaubs wirklich niemand nachvollziehen, der nicht regelmässig mit einem solchen Kind zu tun hat. Ein solches Kind zu betreuen braucht extrem viel Energie und Ressourcen und da ist es - ich glaube, das wurde schon gesagt - noch sehr viel anstrengender, wenn man dann gegen Aussen auch noch kämpfen und sich ständig gegen ungefragte Einmischngen und Vorwürfe wehren muss. "Darf ich dir das Kind mal einen Nachmittag lang abnehmen" wäre da sehr viel hilfreicher als "du musst nur mehr von diesem oder weniger von jenem, dann klappt das auch mit der Eziehrung..."
Neurologische Störungen sind NICHT pädogosich zu lösen!
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Re: Finger zeigen

Beitrag von LadyBlue »

badeentli84 hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 19:13 Yogurt: Die Leute meinen es gut, um dich zu beruhigen, hat nichts mit Besserwisser zu tun, oder sollen sie besser sagen, erzieh dein Kind besser? Wie ich sehe, egal was man sagt, kann falsch hineinpretiert werden, schade, eigentlich.
Irgendwie klingt das, was Yogurt berichtet aber schon ein wenig nach "ich kenne dein Kind besser als du selber und du weisst nicht mal was normal ist und was nicht". Wie soll man das anders nennen als "besserwisserisch"?
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Re: Finger zeigen

Beitrag von badeentli84 »

Lb:

Hmm, normal ist Norm, hat nicht damit zu tun ob jemand das Kind besser kennt oder nicht, ich bin auch dafür, dass man empathisch kommuniziert, aber man kann's auch übertreiben... Wenn man aus jedem Wort einen ganzen Roman draus macht, ist meiner Meinung nach nicht mehr ganz gesund fuer die Seele. Aber es kommt denks sehr auf die Konstellation und Ton drauf an.
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Re: Finger zeigen

Beitrag von F. Scarpi »

LadyBlue, aryu, stella
Doch, ich weiss, was ihr meint. Es tut mir leid, dass meine Posts zum Teil den gegenteiligen Eindruck erweckten :|

Ich möchte jedoch lieber auf das Thema "Führung"/"Verantwortung wahrnehmen" eingehen, da mich dieses sehr beschäftigt und weil ich denke, dass dies für alle Eltern, die meisten, oft wahnsinnig schwierig ist und dass wir immer wieder daran scheitern. Mich interessiert es für meine Familie sowie auch beruflich.
stella hat geschrieben: Mo 21. Mai 2018, 18:43 Dann möchte ich mich zum Thema Verantwortung in der Erziehung übernehmen und Führung äussern:
Genau solche Posts sind doch sehr wertvoll. Was heisst es denn, Verantwortung und Führung in der Begleitung eines Kindes zu übernehmen? Wie sieht das konkret aus? Was ist es eben nicht?
Du schreibst da von "sich Hilfe holen" ist Verantwortung zu übernehmen - ja genau! Und sich eingestehen, dass man nicht weiter weiss. Und sich eingestehen, dass man wohl etwas aushalten muss und immer wieder versuchen muss, die Beziehung trotz schwierigem Verhalten, zu pflegen.
Was heisst es noch?
Möglicherweise muss das jede/r für sich selber formulieren, was es konkret genau heisst.
Für mich heisst es zum Beispiel, das Verhalten der Kinder nicht persönlich zu nehmen und von ihnen oder ihrem Verhalten, ihren Leistungen usw. keine Bestätigung meines eigenen Werts zu brauchen. Es heisst, dass ich es nicht nötig habe, "Machtkämpfe" zu gewinnen. Verantwortung heisst, keine Gewalt anzuwenden, im Frieden zu bleiben, nicht zu streiten, wenn die Kinder streiten, nicht zu schreien, wenn die Kinder schreien, auf keine Weise "zurückzugeben". Ich glaube, wir wissen alle, dass das theoretisch einfach klingt, in der Ausführung aber wahnsinnig schwer sein kann. Es kann auch heissen, dass ich tun muss oder dafür einstehen muss, was ich denke, was für die Kinder gut ist, und nicht, was für mich der einfachste Weg ist oder was mich besonders beliebt macht bei den Kindern oder bei anderen Leuten. Wiederum: manchmal wahnsinnig schwierig. Es heisst aber auch, dass ich akzeptieren muss, wenn die Kinder nicht so tun, wie ich das für gut halten würde. Ich darf ihren Willen nicht brechen. Es heisst, dass ich ihre Freiheit respektieren muss, aber dass ich mich immer für sie interessiere, für sie kämpfe und immer für sie da bin. Es heisst, kurz...: der gute Hirte sein. Sorry für die religiöse Anspielung :wink:

ich denke, was es nicht ist... hm: stets stark und überlegen zu sein bzw. das eben zu vorzuspielen (da es unmöglich ist stets stark und überlegen zu sein). Ich glaube, nicht weiter zu wissen... das ist menschlich und nicht schlimm. Aber ich glaube, was dann wieder wichtig ist, ist dem Kind Zuversicht zu vermitteln. "ich weiss im Moment nicht wie weiter, aber ich werde es wissen. Wir finden eine Lösung". Zum Beispiel. Man kann auch dem Kind sagen, dass man die Hilfe von dort und dort holen werde. Auch das ist Zuversicht.

Was sind deine weiteren Ideen oder deine Erfahrungen von Verantwortung und Führung?
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dan79
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Re: Finger zeigen

Beitrag von dan79 »

F. Scarpi: toll geschrieben.....mega schwierig umzusetzen, wünschte mir, dass es noch viel mehr gelingt!!!

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Lotus
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Re: Finger zeigen

Beitrag von Lotus »

Stella: ich verstehe dich, zwar kein solches Kind, aber 4Jahre Schlafentzug und Besserwisserei erlebt. Du hast mir ja sehr geholfen, mit deiner Ehrlichkeit. Auch andere natürlich! Es gibt aber leider viiiiiele andere, die solche Sachen sagen, wie "da musst du NUR etwas KONSEQUENTER sein" "du musst halt einfach mal durchziehen".

Dieses Verhalten findet übrigens nicht nur in der (Klein)Kinder und Teenie-Erziehung statt...sondern ich persönlich erlebe das zum Thema Gesundheit auch sehr oft. Man erklärt anderen, dass man "einfach" oder "halt mal richtig" dies oder jenes tun muss. Höre ich auch oft, wenn jemand ne Diät macht oder auch schlimm, das Thema Geburt!!! Das ist einfach jemand anderem einen Tipp zu geben, der bei einem selbst, unter gewissen Bedingungen funktioniert hat. Aber für mich persönlich ist es die Haltung, die etwas ausmacht. Ich bin nicht gegen Ratschläge, sondern diese kleinen Worte wie "nur" "halt" "einfach" "mal" .

Grüssli
"Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." Mark Twain

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