Da die Geburt bei deinem grossen Bruder (P.) 8 Tage nach ET eingeleitet wurde, rechnete ich auch diesmal damit, zu übertragen...obwohl ich dies natürlich nicht hoffte und deine Geburt herbei sehnte...lieber früher als später.
An besagtem Dienstagmorgen hatte ich einen Kontrolltermin im Krankenhaus. Erst wurde ein CTG geschrieben welches keine einzige Wehe aufzeichnete. Anschliessend untersuchte die Hebamme mich vaginal – Muttermund 2 Finger breit geöffnet, dein Kopf war gut tastbar. „Jetzt brauchen Sie nur noch Wehen und dann kommt das Kind“ meinte die Hebamme. All dies hatte ich schon gehört, alles war genau so wie bei deinem grossen Bruder am ET, deswegen blieb ich auch nach diesen Neuikeiten noch sehr gelassen....Die Hebamme meinte, sie wolle noch ein bisschen „nachhelfen“ und die Membranen lösen....
Anschliessend an den Untersuch hatte ich noch Akkupunktur und auch diese Hebamme sagte, dass sie nun die „effizientesten“ Punkte bearbeiten werde.
Den Rest des Tages verbrachte ich mit deinem grossen Bruder am See, am Mittag assen wir mit GG und anschliessend fuhren wir nach Hause. Zu Hause ankommen machte P. seinen Mittagsschlaf und ich setzte mich erst etwas an den Computer fand dann aber, dass ich besser noch etwas aktives tun sollte....also bügelte ich GGs Hemden – mit dem Hintergedanken, dass er somit wenigstens was zum anziehen hat, wenns dann doch losgehen sollte.
Als P. gegen 16:30 Uhr erwachte und sein Zvieri gegessen hatte, entschloss ich mich um 17 Uhr dazu, schnell einkaufen zu gehen und GG auf dem Rückweg am Bahnhof abzuholen.
Vom Einkaufen zurück fuhren wir nach Hause wo P. unbedingt noch bisschen draussen spielen wollte, also taten wir dies...während dem Ballspielen bemerkte ich hin und wieder eine leicht schmerzhafte Wehe, dachte mir aber nichts dabei und spielte weiter mit P. Gegen 19 Uhr gingen wir dann hoch um zu essen, die Wehen waren immer noch da, nicht stärker und nicht schwächer und auch nicht regelmässig...ich sagte zu GG, dass ich lieber mal schnell in die Badewanne steige anstatt zu essen...
In der Badewanne kamen die Wehen dann alle 2-3min aber sie wurden schwächer. Na toll, dachte ich. Was mach ich denn jetzt? Ich blieb 40min im Wasser....regelmässige Wehen aber eben nicht mehr wirklich schmerzhaft. Als ich mich angezogen hatte, hatte ich mich entschlossen, im Spital anzurufen...um auf Nummer sicher zu gehen. Die Hebamme meinte dann, da die erste Geburt sehr schnell war, sei es besser, mal vorbei zu kommen, heim gehen könne ich ja immer wieder.
GG telefonierte seiner Mutter, welche 5min später da stand (mit ihrem gepackten „Geburtsköfferli“

Auf der Fahrt zum Krankenhaus kamen die Wehen wieder stärker aber noch immer gut aushaltbar. Noch immer dachte ich, dass sie mich bestimmt wieder heim schicken würden

Als wir im Spital ankamen war ich froh, aus dem Auto aussteigen und ein paar Schritte gehen zu können. Das tat gut und ich spürte die Wehen weniger.
Als wir im Gebärsaal ankamen und die Hebamme uns in Empfang nahm realisierte ich, dass es dieselbe Hebamme war, die damals bei P. meine Infusion zum Einleiten gelegt hatte. Sie erkannte mich auch wieder. Es war nun 20:30 Uhr und zuerst wurde wieder ein CTG geschrieben. Die Hebamme kam ein paar mal schauen wie’s uns geht und sagte jedes Mal, sie müsse mich dann noch untersuchen. Da meine Wehen aber noch nicht so heftig waren verschob sie dies immer wieder auf später da sie wohl dringenderes zu tun hatte.
Um 21:10 spürte ich plötzlich ein kurzes, schmerzhaftes Rumoren im Unterbauch und dann eine Art „Knacken“. Dieses Gefühl kannte ich und noch bevor ich das Fruchtwasser spürte, wusste ich, dass die Fruchtblase geplatzt war. Wir läuteten und die Hebamme kam. Sie schien etwas erstaunt zu sein, dass dies nun „so schnell“ passiert war und untersuchte mich nun endlich. Muttermund 4cm offen. Sie machte gleich alles bereit und sie legte mir einen Venenkatheter. Sie sagte, es ginge noch schnell ein paar Minuten, der Gebärsaal sei noch nicht ganz fertig geputzt...zumindest konnte ich nun aufstehen und musste nicht mehr liegen, denn im Liegen wars mir schon nicht mehr so wohl. Nur wenige Minuten später konnten wir dann unseren Gebärsaal „beziehen“ und kaum dort angekommen, hatte ich die nächste Wehe...und was für eine! Wie schon bei P.’s Geburt wurden die Wehen nach dem Blasensprung enorm viel heftiger. Die Freude darauf, mich während den Wehen bewegen zu können war weg. Ich stand da und war ziemlich überrumpelt von dem Schmerz und wusste erstmal nicht, was ich nun tun sollte, bzw. in welche Position ich mich nun am Besten begeben sollte. Die Hebamme machte ein paar Vorschläge, keiner davon sprach mich sonderlich an bis auf den Ball....den erhielt ich also aber ich setzte mich nicht drauf sondern „legte“ mich mit dem Oberkörper darauf, vor dem Ball knieend.
Die Wehen wurden stärker und stärker und ich fragte mich, warum um Himmelswillen ich mir DAS nochmal antue! So verharrte ich dann bis etwa um 21:45 Uhr, GG massierte mir den Rücken und gab mir zu trinken wenn ich es wollte, ich hatte mega Durst! Irgendwann zwischen 21:10 und 21:45 Uhr fragte GG die Hebamme, ob sie wisse, wie schnell die letzte Geburt gegangen sei...er sagte mir nachher, sie schien so relaxt und ohne Stress, da habe er lieber mal nachfragen wollen. Die Hebamme wusste aber Bescheid und ich fand das echt schön, dass sie keine Hektik aufkommen liess. Um 21:45 Uhr spürte ich den Drang zum Pressen worauf die Hebamme mich untersuchte und sagte, der Muttermund sei fast auf, aber es habe noch einen dünnen Rand, ich dürfe also unter keinen Umständen jetzt schon pressen. Sie fragte, ob ich auf dem Boden bleiben wolle oder ob ich eine andere Position vorziehen würde...ich wechselte dann auf das Bett. Auf dem Boden zu bleiben konnte ich mir echt nicht vorstellen...
Jetzt kam wohl fast der schlimmste Teil der Geburt...der Teil, wo ich pressen wollte/musste aber nicht durfte. Das war wirklich sehr schmerzhaft, wohl auch, weil die Hebamme bei jeder Wehe versuchte, den Restrand des Muttermundes über den Kopf vom Baby zu streifen. Ich weiss nicht genau, wie lange dies dauerte...aber eine gefühlte Ewigkeit. Dann endlich sagte die Hebamme ich dürfe pressen und schwupps, in der gleichen Wehe war der Kopf da und mit der nächsten Wehe wurde mir am 30.8.2011 um 21:58 Uhr ein kleines Menschlein auf den Bauch gelegt.
Das erste was ich sagte war, dass dieses Baby so klein ist. Die Hebamme versicherte mir, es sei ein absolut normal grosses Baby – aber mir kam es, im Vergleich zu P., klein vor. Und dann erst realisierten wir, dass sich die Ärzte dieses Mal wirklich nicht geirrt hatten. Diesmal war es wirklich ein kleines Mädchen.
Dann kam plötzlich ein Arzt herein und schaute bisschen komisch aus der Wäsche als er realisierte, dass er die Geburt verpasst hatte. Ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als uns zu gratulieren.
Ich bin froh, dass ich diesmal um einen Dammriss bzw. –schnitt herum gekommen bin. Ganz ohne Nähen ging es dann aber doch nicht, ich hatte, von der schnellen Geburt des Kopfes, einen Schamlippenriss welcher genäht wurde. Der Riss war nicht besonders tief aber aufgrund der guten Durchblutung dieses Gewebes sei es besser, meinte die Ärztin.
Ich bin glücklich, auch diese 2. Geburt erlebt zu haben. Bei P.’s Geburt war ich so überwältigt und überrollt von den Schmerzen und dem Geschehen, dass ich anschliessend grosse Erinnerungslücken hatte. Dieses Mal hatte ich das Gefühl, den Ablauf der Geburt bewusst wahrnehmen zu können.
Und nun bist du da, kleine Miss Mouse! Ein Wunder, ein Abenteuer und ein ganz neuer, kleiner Mensch den wir lieb haben und grossziehen dürfen. Du bist nun erst 3 Wochen alt und dennoch fühlt es sich an, als seist du schon immer bei uns.
In ewiger Liebe,
Dein Mami