Montag, 20.2.06
Termin! Aber nicht mehr und nicht weniger „Wehen“ als sonst in den letzten Tagen und Wochen. Schlapp wie immer verging der Tag. War noch in der Akkupunktur - hoffentlich das letzte Mal.

Dienstag, 21.2.06
Kontrolle im Spital bei den Hebammen. Alles bestens. FW genügend, CTG i.O . Tja, also wieder über Termin. Ich merke, dass ich je länger es geht ängstlicher werde. Hat das warten bei Ronja doch schliesslich in der verhassten Notfallsectio geendet. Die Hebamme im Spital macht mir Mut und auch X.(meine Hebamme) rät zu abwarten und Tee trinken. Nächste Kontrolle am Samstag.
Samstag, 25.2.06
Wieder Kontrolle im Spital.. Immer noch alles ruhig. Aber ich mag nimmer. Nach der Kontrolle und Beschluss mit Chefärztin, dass wir am Montag Morgen einrücken und eine sanfte Einleitung versuchen.
Wir haben noch mit X. abgemacht. Bin völlig am Boden, will doch nicht einleiten, will endlich mein Baby in den Armen halten und das alles spontan und natürlich. Es tut so gut X. zu sehen. Sie macht uns Mut und gibt uns ein Fläschli Bachblüten mit auf den Weg. Wir sollen uns melden, falls was ist.
Sonntag, 26.2.06 + Montag, 27.2.06
Hmm, erwache um 04.00 und habe regelmässige, schmerzhafte Wehen. Sie dauern etwa eine Stunde und ich schlafe dann aber nochmals ein. Am Vormittag, fühle ich mich einfach komisch. Anders als sonst, habe aber keine regelmässigen Kontraktionen mehr. Ist mir auch grad recht, schliesslich ist heute Andis Geburtstag. Und ich möchte nicht dass Baby und Papa am gleichen Tag Geburi haben...

Also, backe ich noch einen Geburtstagskuchen und im Lauf des Nachmittags kommt auch noch meine Freundin „ungebeten“ zu Besuch. Fühle mich mit den immer wiederkehrenden Wehen einfach nicht wohl und will aber nicht, dass es schon jemand weiss. Sitze also einfach still auf dem Sofa und versuche alles gelassen über mich ergehen zu lassen. Gegen Abend werden die Wehen stärker und auch regelmässiger. Als Ronja um 20.00 im Bett ist, halte ich es im sitzen überhaupt nicht mehr aus und muss jede Wehe stehend veratmen. So beschliesse ich nun doch einmal X. anzurufen. Will sie einfach vorwarnen, dass sie diese Nacht vielleicht noch gebraucht wird. X. ist ganz ruhig und sagt, ich solle einfach sagen, wenn ich dann kommen wolle. Wir würden uns wie abgemacht im Spital dann treffen.
So weit so gut. Die Wehen werden regelmässiger (5-7’) und auch immer schmerzhafter. Ich muss gestehen, ich bin ab der Schmerzhaftigkeit doch ziemlich erschreckt

Um ca. Mitternacht treffen wir begleitet von Schneegestöber im Spital ein. Werden noch von der Diensthebi in Empfang genommen, da X. noch nicht da ist. Wir bekommen das rote Gebärzimmer, und bald kommt auch X.. Eine Kerze erhellt das Gebärzimmer und es herrscht eine ruhige Stimmung. Wir schreiben also einmal ein CTG. Siehe da, wirkliche Wehen und auch relativ regelmässig in 5-6’ Abständen. Ich halte die Wehen weiter nur stehend aus, am besten leicht vornübergebeugt. X. untersucht mich noch vaginal, da ich ja doch schon länger Wehen hatte. FRUST: MM sozusagen noch zu.


In der Nacht, muss X. noch schnell an eine Hausgeburt. Sie versichert mir am Morgen wieder da zu sein und fragt ob es okay sei, wenn sie gehe. Klar.
Am Morgen um 07.00 wird mir plötzlich übel. X. ist wieder da. Die Hausgeburt nach zwei Stunden vorbei -Baby geboren.


X. macht den Vorschlag ein Bad zu nehmen. Also, machen wir das. Im Wasser ist es wunderschön und ich kann das erste Mal etwas dösen zwischen den Wehen und mich etwas entspannen. Pia ist die ganze Zeit bei mir. Nadelt mich auch noch und ist einfach da. Andi erholt sich etwas im Gebärzimmer für sich. In der Wanne werden die Wehen zwar länger, aber die Abstände dazwischen auch. Gegen 12.00 untersucht mich X. nochmals, der MM ist immer noch 1-2cm. Nach einem langen Gespräch fassen wir den Entschluss zur PDA, so klappt es nicht und ich bin wirklich inzwischen völlig entkräftet.
PDA wird gelegt und ich schlafe fast sofort für ca. zwei Stunden ein. Eine Wohltat, habe ich doch schon mehr als 24 Stunden nicht mehr geschlafen. Wie so oft bei einer PDA, nehmen die Wehen ab und ich muss zusätzlich noch Synto kriegen. Um 16.30 ist der MM nun 5cm offen. Mir und dem Baby geht es gut und ich bin frohen Mutes. Wir unterhalten uns, und sind gespannt auf das Baby und wann es wohl endlich geboren wird. Um 19.00 ist der MM bei 7cm und plötzlich habe ich verstärkte Wehen Schmerzen. X. erhöht die PDA und ich habe auch ganz plötzlich Angst. Angst, dass etwas nicht gut ist mit dem Baby, dass es vielleicht nicht gesund ist. X. ist da und lässt mich weinen. Die Schmerzen nehmen wieder ab. Um 19.50 eröffnet X. meine FB und senkt die PDA, MM ist jetzt offen. Von einem Moment zum anderen habe ich stärkste Schmerzen. Ich habe noch nie im Leben solche Schmerzen gehabt.

Ja und schliesslich um 21.12 kommt unsere kleine Maus zur Welt. X. gibt sie mir sofort auf die Brust und ich bin völlig hin und weg von diesem mit Käseschmiere und Blut verschmierten kleinen Menschlein. Erst nach einigen Minuten kann ich fragen, was es denn ist. Es ist ein Mädchen!! Jella ist etwas schlapp und braucht am Anfang etwas Sauerstoff, sie wird aber rasch fit. Ich habe sie die ganze Zeit auf der Brust, während der Stunde in der mein „kleiner“ Dammriss genäht wird. Doch ich merke, dass etwas nicht stimmt. Ich kriege wieder unheimlich starke Schmerzen im Bauch und im Halsbereich. Vor lauter Schmerzen muss ich Jella aus den Armen geben - ich habe nicht die Kraft sie zu halten. Das tut mir soo weh, obwohl ich weiss, dass Jella bei Andi in den besten Händen ist. Als ich nach dem Nähen nach oben rutschen soll, kann ich nur sagen „nein, geht nicht“. Ich schreie wieder vor Schmerzen, wimmere vor mich hin und fühle mich so elend. Irgendwie spüre ich, dass etwas nicht stimmt, habe aber keine Ahnung was. Weiss einfach ich habe so verdammt starke Schmerzen, dass das nicht sein kann. Man gibt mir per Infusion ein Schmerzmittel (1gPro Dafalgan) aber das nützt nichts. Ich schreie immer wieder und habe irgendwie das Gefühl, dass etwas schiefläuft. Gegen 22.30 entschliesst sich der Arzt ein US zu machen. Er schallt und schallt und dabei schwafelt er was von freier Flüssigkeit im Abdomen. Für mich als Pflegefachfrau ist klar, dass das nicht so sein sollte. Bin aber irgendwie zu verladen und mit den Schmerzen beschäftigt zum mir der Situation klar zu sein. Die Chefärztin wird noch avisiert und es wird beschlossen, dass ich operiert werden muss. Plötzlich geht alles sehr schnell. Andi hat immer noch die Kleine im Arm, als mich die Chefärztin fragt ob ich alles verstanden habe, kann ich nur noch sagen ja, sie solle mir aber versprechen, dass ich meinen Mann und Jella wieder sehen werde. Sie drückt meine Hand und sagt ja. Also mit Hilfe von 5 Leuten werde ich vom Gebärbett auf ein normales Bett umgebettet und in den OPS geschoben. Jeder kleine Holper und ich schreie. Im OPS nochmals umbetten auf den OPS Tisch. Ich kann nicht mehr und weine und schreie nur noch. Das letzte was ich noch höre, ist wie der Anästhesist zum Team sagt, sie hätten jetzt keine Zeit zum reden, die Patientin schockiere gleich.
Zwei Stunden später erwache ich aus der Vollnarkose und erfahre, dass ich eine Uterusruptur hatte und dass Jella und ich nur haarscharf am Tod vorbei kamen.
Gott sei dank. Jella Emilia und ich, wir sind beide gesund und munter heute.
Wir hatten ganz viele Schutzengeli an diesem Abend und ich bin allen Beteiligten soo dankbar, dass alles gut kam, es ist nicht selbstverständlich. Mein grösster Dank geht aber an X. Sie hat mir und Jella ermöglicht diese Geburt zu erleben. Sie war all die Stunden bei mir/uns. Sie hat mich würdevoll und einfühlsam betreut. So dass trotz allem diese Geburt das prägendste Erlebnis meines Lebens ist.
Danke natürlich auch dem Ärzteteam das Jellas und mein Leben gerettet hat.
Und zuletzt danke an Andi. Du weißt, dass ich mir einiges anders vorgestellt hätte…
