
Voller Freude vereinbarte ich gleich einen Termin bei der FA; der wollte mich erst in der 9. SSW sehen, was mich ein bisschen nervte, denn ich wäre am liebsten gleich vorbeigestiefelt. So zogen sich die Wochen in die Länge. In der 7. SSW hatte ich auf einmal mensstarke Blutungen und dachte, dass nun eh alles vorbei wäre. Mein Mann und ich beschlossen, einfach bis zum vereinbarten FA-Termin zu warten, denn ändern konnten wir ja eh nichts. Unsere Überraschung und Freude war natürlich riesig, als dann auf dem Ultraschallbild ein normal entwickelter Embryo und ein kräftig schlagendes Herz zu sehen war. Die Blutung stammte von einem Hämatom; wie dieses entstanden war, konnte die FA uns nicht sagen. Sie bemass die Chancen für die SS als recht gut.
Beim nächsten Ultraschall in der 13. Woche war das Hämatom dann weg. Alles war an seinem Platz, und auch die Nackenfalte war im normalen Bereich. Andere Tests liessen wir bewusst nicht machen.
So schritt die Schwangerschaft weiter voran, und das Baby (ein Mädchen!) entwickelte sich völlig in der Norm. Die letzten paar Wochen waren aber sehr beschwerlich, da ich nachts kaum mehr ein Auge zutun konnte und trotzdem tagsüber – sei es auf der Arbeit oder zuhause mit unseren zwei Rackern – funktionieren musste. Deshalb wurde mit der FA vereinbart, dass die Geburt kurz nach ET eingeleitet würde, falls es bis dann nicht spontan geklappt hätte.
So kam der ET immer näher, nichts tat sich. Deshalb wurde beschlossen, dass am 31.1. eingeleitet werden sollte. Leider wurde der Termin dann noch wegen Überbelegung um einen Tag verschoben

11.00 Uhr:
GG und ich kommen mit Sack und Pack in der Klinik an. Wir dürfen uns gleich im schön eingerichteten Zimmer breitmachen (wir haben uns für definitiv letzte Kind den Luxus eines Privatzimmers gegönnt… ). Ich bestellt mir ein Birchermüesli als Mittagessen. Wenig später holt uns die Hebamme ab für die Anamnese und ein erstes CTG. Wie erwartet zeigt sich da weit und breit keine Wehe, auch der Muttermund ist zwar weich, aber geschlossen, und vom Cervix-Hals ist auch noch ein Rest vorhanden. Sie schlägt uns deshalb vor, mit Cytotec einzuleiten. Wir gehen zurück ins Zimmer, während mein Mann wieder zur Arbeit geht.
13.00 Uhr:
Die Hebamme legt eine Vierteltablette Cytotec vor den Gebärmuttermund. Nun muss ich eine Stunde liegen. Die Zeit vertreibe ich mir mit Essen und Lesen.
14.00 Uhr:
Die Hebamme hört die Herztöne der Kleinen ab – soweit alles in Ordnung. Schon seit ca. 13.15 Uhr spüre ich ein leises Ziehen im Unterbauch.
15.00 Uhr:
Wieder wird ein CTG geschrieben. Leider zeigen sich darauf nur kleine „Hügelchen“, die man beim besten Willen nicht als Wehen bezeichnen kann. Das Ziehen ist etwas stärker geworden und kommt in regelmässigen Abständen.
16.00 Uhr:
GG war kurz da. Weil es nicht so aussieht, als würde es demnächst losgehen, holt er jetzt erst mal die Kids von der Kita ab und fährt mit ihnen nach Hause.
17.00 Uhr:
Die Hebamme kontrolliert den Muttermund – immer noch ein Rest Cervixhals vorhanden…wir einigen uns darauf, mindestens 19 Uhr abzuwarten und dann zu entscheiden, ob es noch mehr Cytotec braucht oder nicht. Das CTG zeigt nun regelmässige Wehen an, die ich aber maximal als mittelstarke Mensschmerzen wahrnehme.
18.00 Uhr:
Mir geht es nach wie vor sehr gut, die Wehen strahlen nun aber auch in den Rücken aus, sind aber immer noch problemlos auszuhalten.
18.30 Uhr:
Wieder eine Muttermund-Kontrolle; es ist immer noch ein kleiner Rest des Cervix-Halses da

19.00 Uhr:
Ich werde ein weiteres Mal ans CTG angeschlossen. Der Schreiber zeigt deutliche Wehen an, es wird so langsam ungemütlich, aber nach wie vor gut auszuhalten. Die FÄ kommt vorbei. Als sie das CTG sieht, meint sie, die Kleine würde etwas zu ruhig sein; evtl. habe sie ein bisschen Stress. In diesem Fall müsste man schauen, dass die Geburt noch vor Mitternacht stattfinden würde. Kaum hat die FÄ das gesagt, strampelt die Kleine wie wild und bewegt sich wieder mehr – offenbar will sie noch einige Stunden im Mamabauch bleiben…

19.40 Uhr:
Die Hebamme kommt vorbei. Nach Rücksprache mit der Ärztin will sie zwar keine weitere Cytotec-Tablette einlegen, da sie keinen Wehensturm provozieren möchte. Um das Ganze aber etwas in Gang zu bringen (Muttermund ist immer noch zu) und den Druck auf den Muttermund zu erhöhen, soll ich etwas auf dem Flur hin- und hergehen. Falls die Schmerzen zu gross würden, könne ich bei ihr ein Buscopan-Zäpfchen abholen, meint sie. Bevor ich mich also auf den Weg mache, rufe ich GG an. Ich rate ihm, die Kids schon mal an die Nachbarin zu übergeben und dann langsam in die Klinik zu kommen, auf die „Gefahr“ hin, dass er dann halt hier warten muss. Irgendwie möchte ich nicht mehr länger allein sein. Er verspricht, dass er sich demnächst auf den Weg machen wird.
20.05 Uhr (ab hier konnte ich die Zeiten anhand der Uhren auf dem Gang, dem Anruf-Protokoll des Handys, dem Partogramm und den Aussagen von GG rekonstruieren):
Die Schmerzen sind jetzt doch stärker geworden. Statt klar definierter Wehen habe ich jetzt aber ständig Schmerzen und einen starken Druck nach unten. Ich beschliesse, bei der Hebamme das versprochene Buscopan-Zäpfchen abzuholen und mache mich auf den Weg Richtung Gebärsäle.
20.11 Uhr:
Ich mache mich mit dem Zäpfchen in der Hand und den Ermutigungen der Hebamme im Ohr auf den Rückweg ins Zimmer. Sie will frühestens um 21.00 Uhr vorbeischauen und sehen, wie es weitergeht. Ich soll GG anrufen und ihn an die Blutgruppenkarte erinnern, die er noch mitbringen soll. Uff, mittlerweile tut es schon ganz schön weh. Ich verschwinde also auf die Toilette meines Zimmers und appliziere das Zäpfchen. Nur mit Mühe kann ich wieder aufstehen. Autsch!
20.16 Uhr:
Ich schleppe mich zum Bett und rufe GG an – er ist noch zu Hause. Als er nicht gleich versteht, wo die Blutgruppenkarte zu finden ist, hänge ich auf mit den Worten, dass ich zu starke Schmerzen für lange Erklärungen habe. (GG hat nachher gemeint, das sei der Zeitpunkt gewesen, an dem er gemerkt habe, dass er sich wohl jetzt schleunigst in die Klinik begeben sollte…

20.25 Uhr:
Mit Mühe und Not habe ich mich auf dem Bett platziert, die Schmerzen sind unbeschreiblich. Die Hebamme verständigt den Anästhesisten wegen der PDA, die ich mir im Vorfeld gewünscht hatte. Der macht sich gleich auf den Weg. Die Hebamme untersucht den Muttermund: Cervixhals weg, aber noch keine Eröffnung…meine Güte, wie lange soll das denn noch gehen, denke ich und hoffe, dass der Anästhesist sich etwas beeilt. Das CTG zeigt mittlerweile ziemliche Wehen an, aber die Hebamme ist nicht gerade beeindruckt. Sie meint, ich mache das gut, und weist die Praktikantin an, so langsam die Sachen für eine Geburt vorzubereiten, aber ohne Eile. Mittlerweile kralle ich mich an der Matratze fest und jammere, ob denn der Arzt nicht bald da sei?! So vergehen die Minuten, die mir aber eeeewig vorkommen.
20.35 Uhr:
GG trifft in der Klinik ein. Da er mich nicht mehr im Zimmer vorfindet, kommt er in den Gebärsaal. Er stellt sich an meine rechte Seite und versucht, mich zu beruhigen. Da ich aber bei Schmerzen nicht gerne angefasst werde, schlage ich erst mal seine Hand weg. Die Hebamme meint nur, ich hätte wohl gerade ziemliche Schmerzen. Dann untersucht sie den Muttermund erneut. Sie bittet GG, zu schauen, dass ich auf dem Bett bleibe, und hastet zur Praktikantin: „Du musst kommen und mithelfen, das Kind kommt JETZT!“ In diesem Moment trifft auch der Anästhesist ein. Sie wollen gerade mit der Vorbereitung beginnen, als die Hebamme ihnen zuruft, dass es für die PDA zu spät sei. Sie sollen versuchen, einen Spinalbolus (also eine Einfachdosis) zu spritzen, um mir evtl. das Ganze noch etwas zu erleichtern. Gerade hat der Arzt die Spinalspritze gefunden, als die Hebamme meint, auch dafür sei es jetzt zu spät, aber möglicherweise reiche es ja noch für eine Gabe von Schmerzmittel über den Venflon-Zugang. Dazu wird es aber nicht mehr kommen. Die Hebamme versucht die ganze Zeit, mich anzusprechen, ich solle das Atmen nicht vergessen. Ich höre sie zwar, aber kann nicht reagieren.
20.45 Uhr:
In dem Moment merkt die Hebamme, dass es jetzt wohl schnell gehen muss. Sie fragt mich, ob ich schon pressen muss, aber ich kann nicht antworten. Gemeinsam mit der Praktikantin und GG ziehen sie mir Hose und Slip, die ich noch so halb anhabe, ganz aus. Ich bin mittlerweile nur noch am Schreien (GG hat mir zwar versichert, es sei gar nicht so laut gewesen; ich hoffe nur, dass die Wände des Gebärsaal gut isoliert waren…

20.50 Uhr:
Nach wenigen Sekunden ist unsere Tochter da, und alle Schmerzen sind wie weggeblasen. Die Geburt an sich hat nur 15 Minuten gedauert! Die Kleine wird mir sofort auf den Bauch gelegt. GG hat Tränen in den Augen und muss sich erst mal hinsetzen. Nach einer kurzen Kontrolle des Kindes kümmert sich die Hebamme um die Plazenta. Jetzt kommt auch noch die FÄ dazu; sie hat es trotz aller Eile nicht mehr rechtzeitig geschafft. Sie macht eine kurze Kontrolle; zum Glück hat es trotz der rasanten Geburt keine Geburtsverletzungen gegeben. Die FÄ gratuliert mir und meint, dieses rasante Fortschreiten der Geburt sei der Grund, warum sie Mehrfachmüttern anrate, sich möglichst frühzeitig auf den Weg in die Klinik zu machen, da man ja nie wisse, wie schnell es gehen könne

Meinem fantastischen GG kann ich für seine immerwährende Unterstützung nicht genug danken

Auch die Hebamme und das Personal im Spital war einfach super.
Zur Geburt unserer Tochter Muriel Viviane, die am 01.02.2013 mit 48 cm/3510 g geboren wurde.