Schon ewig haben wir auf unsere kleine Prinzessin gewartet !! Mittlerweile war ich bei 41+1, es war bereits Juni und ich hatte das Gefühl, wohl ewig schwanger zu bleiben. Es war Samstag. Morgen Sonntag hatte ich den Termin zum Einleiten im Spital, von dem her war ich relativ relaxt, anscheinend würde es ja doch keine Ewigkeit mehr dauern.
Der Abend zuvor
Bereits am Samstag Morgen bin ich mit einem Ziehen im Bauch erwacht, sogar so, dass ich doch glatt mal die Funktion Wehen aufzuzeichnen auf der entsprechenden iPhone App ausprobierte. Dann ist aber Léo erwacht und sobald ich mit dem Kleinen beschäftigt war, vergingen die « Wehen » wieder. Wir verbrachten noch einen gemütlichen Tag und erledigten noch einen Grosseinkauf, es regnete wie blöd, wie schon die ganzen Tage davor, Frühling oder Sommer war weit und breit nicht in Sicht. Einziges Anzeichen für eine bald bevorstehende Geburt, war die häufige Darmentleerung. So als letztes Festmahl vor dem Einleiten hatten wir Roastbeef mit selbstgemachter Sauce Bernaise und hausgemachten Pommes Frites geplant. Die ganze Familie schlemmte gemütlich. Dann brachte ich den Kleinen – bald Grossen – ins Bett und machte mich an die Mixtur des Wehencoktails. (Das war so ein spontan Entscheid um 15.50h kurz bevor die Apotheke schloss : « Schnell GG ! Geh noch Rizinusöl kaufen ! Vielleicht wage ich es doch… ». ). Ich begann das Gesöff zu trinken und merke schon bald, dass mir total schlecht wurde davon, ich hatte glaubs einfach zu viel gegessen und jetzt noch so ein Aprikosen-Saft-Prosecco-Rizinus-Öl-Zeugs da drauf, bekam mir gar nicht gut (war so ein Gefühl wie ein Pina Colada nach dem Essen, da kann man sich den Dessert auch sparen..). Wir gingen dann ins Bett, sobald ich mich hinlegte, egal wie, drückte es so gegen meinen Magen, irgendwie fuhr mir auch der Prosecco recht ein, kurz – zum Glück hatte ich das Kotzbecken mit zum Bett genommen. So fand ich mich damit ab, medizinisch einzuleiten.
Es geht los (2.6.13 2.00h)
Um 2 Uhr nachts weinte Léo, eher ungewöhnlich… Er schlief dann sofort weiter, nur ich konnte nicht mehr, da ich *tatata* Wehen hatte. Es war ein deutliches Ziehen alle 8min. Als mir klar war, dass ich schlafen vergessen konnte, stand ich auf, zog mich bequem an, und ging runter aufs Sofa mit dem Laptop bewaffnet. In den nächsten Stunden stellte ich das Schwangerschaftsalbum der Kleinen fertig und schrieb auf Facebook mit einer lieben Mit-Schwangeren, die auch am Übertragen war und bei der tatsächlich auch die Wehen in dieser Nacht eingesetzt haben, wir waren irgendwie gleichweit ☺ So gegen 5Uhr kamen die Wehen alle 3-4min, dauerten 60-80 Sekunden und ich musste schon recht atmen. Sobald die Wehe vorbei war, kam mir aber alles wieder ganz harmlos vor. Ich beschloss in die Badewanne zu gehen. Die Wehen blieben gleich, aber es war mir mega wohl. Da blieb ich bis GG aufstand – um 5.45 Uhr, wie immer. Er war mega überrascht mich in der Badewanne vorzufinden (ist ja auch ein Wunder, dass die Kleine doch noch rauskommen wollte). Er stresste mich aber eher, als dass er eine Hilfe war, so schickte ich ihn zu seinem Vater/ins Geschäft ins Büro, noch etwas lernen und arbeiten, alles aufzuräumen für die 2 Wochen Ferien, die er ab Geburt haben wird. Ich ging dann aus der Wanne, um alles fertig zu packen. Ich musste recht veratmen, und irgendwie habe ich so für mich beschlossen, dass es wohl besser ist, wenn wir ins Spital gehen bevor der Kleine aufwacht, als wenn er mich dann noch « so » sieht und wir trotzdem gleich gehen müssen. Zudem kam mir definitiv wieder in den Sinn, wie schmerzhaft Wehen waren, und da es das letzte mal so ziemlich vom einen Moment zum anderen kaum mehr aushaltbar wurde (für mich), hatte ich dann doch etwas schiss, zu diesem Zeitpunkt noch zu Hause zu sein. Schwiemu kam und übernahm den Grossen, sie fing sich noch fast eine Ohrfeige ein, als ich eine Wehe hatte und abknien musste zum veratmen und die gute Frau anfing mich zu streicheln. Ich war froh aus unserer Wohnung weg zu kommen.
Ins Spital (2.6.13 7.30h)
Ca. um 7.30 Uhr waren wir im Spital. Und es war eine riesen Freude : « meine » Hebamme hatte gerade ihren Dienst begonnen. Ich ging vorher schon zu ihr zur Akkupunktur (zuerst wegen BEL, dann Geburtvorbereitend), wir hatten immer soooo tolle Gespräche und ausserdem hatte sie (zufälligerweise) schon Léo entbunden. Wir begannen sofort zu schnäddere und witzeln und fandens einfach der ober Hammer nocheinmal zusammen gebären zu können – und mit dem ganzen Geschwafel, haben wir glatt die Wehen vertrieben. Es war echt doof, im Auto hatte ich noch alle 2-3 Minuten sehr heftige Wehen, GG getraute sich fast nicht vorwärts zu fahren, vom Parkplatz bis ins Gebärzimmer hatten wir ca. 15min anstatt 3min, und im Gebs angekommen hatte ich noch genau eine Wehe, dann war es vorbei. Die Untersuchung ergab zumindest, dass ich schon 2-3cm offen war, und es kam auch gleich eine Menge Schleim raus (Am Freitag vorher bei Kontrolle noch unreifer Befund). Die nächsten Stunden kann man kurzfassen : wir versuchten alles die Wehen wieder natürlich herbeizuführen, aber es blieb relativ ruhig, alle 10min eine Wehe die ich leicht veratmen konnte… Also entschieden wir uns um 11.30Uhr, den Wehentropf anzuhängen, es würde ja sowieso am Abend eingeleitet, also brachte nach Hause gehen auch nichts mehr.
Wehentropf – Es geht jetzt richtig los (2.6.13 11.30h)
Ich ging wieder in die Wanne und *läckmier* der Wehentropf hatte es in sich… Die Wehen kamen schnell zurück, und das in doppelter oder dreifacher Wucht wie noch am Morgen zu Hause. Ich kam mit dem Atmen irgendwie nicht mehr so ganz mit, es wurde mir wieder schlecht, wie bei der ersten Geburt (mein Horrorszenario, damals war ich nur noch am k***** und hyperventilieren), bald musste ich mich auch übergeben, aber ich hatte zum Glück in weiser Voraussicht nichts mehr gegessen. Ein paar mal ging ich schier unter in der Badewanne, weil ich mich so wand vor Schmerz, es regt mich auch heute wenn ich darüber schreibe auf : Ich war einfach nicht im Stande mit dem Schmerz umzugehen. In zig Gesprächen mit der Hebi hatte ich mich darauf vorbereitet, so viel gelesen und mental mich vorbereitet, aber jetzt wo der Schmerz da war, war es wie beim letzten mal. Ich hatte grosse Mühe, das zu akzeptieren, da die Alternative dazu aber war, die Wehen auszuhalten, was ich auch nicht konnte, musste ich mich schweren Herzens dazu durchringen… Aus meiner gewünscht natürlichen Geburt, würde eine Geburt mit PDA. Ich hatte ein schlechtes Gewissen der Hebi gegenüber, die mir so geholfen hat in der Vorbereitungszeit, mein Geburts-« Trauma » von damals zu überwinden und ich war demotiviert und enttäuscht von mir selber. Zudem hatte ich nun Angst, dass die Endphase auch wieder so schlimm wird, wie das erste Mal – es war wie ein Flashback, ich wusste plötzlich wieder jedes Detail der ersten Geburt und sah mich einfach in einem Tunnel, ich konnte nur in die eine Richtung gehen, ein Zurück gabs nicht, aber ich wusste genau, dass da noch was total Schlimmes auf mich wartet. Ich hatte also so richtig die Schnauze voll, als ich mich um 13.00Uhr zu einer PDA entschlossen habe, ich war bei 4cm. Es ging noch eine Ewigkeit (hihi 20min halt) bis der Anästhesist da war, in diesen 20min pumpte mich meine liebe Hebamme zum Glück mit einem Wunderzeugs das Gynopram oder so ähnlich hiess voll, sollte die Wehen hemmen und tat es zum Glück auch einigermassen. Ich weiss nur noch wie ich ihr – nackt und noch immer pflotschnass auf einem Tuch am Boden kauernd (alle Überzeugungsversuche mich auch nur 1mm zu bewegen, wurden deutlich von mir abgelehnt) - immer wieder meinen Arm hinhielt mit der Bitte : « meh vo dem Züg !! ».
PDA wird gesetzt (2.6.13 13.30h)
Als dann der Anästhesist (endlich

Was drückt da so ?? (2.6.13 14.00h)
Ich entspannte mich, bekundete mehrmals meine Freude, schmerzfrei zu sein und belehrte alle Anwesenden, dass sie keeeeiiiine Ahnung hätten, was für ein riesen Glück sie haben, keine Wehen zu haben, man sollte das jeden Tag im Leben schätzen ! - und richtete mich gemütlich ein auf dem Bett. Die PDA war wirklich perfekt eingestellt, ich spürte meine Beine, konnte mich tiptop bewegen, aber die Wehen spürte ich nicht mehr. Die Hebi legte mich wieder an den Wehentropf und fragte ob sie noch was für mich tun könne. Ohja, ein Vorhaben hatte ich noch : Ich hatte mir im Vorfeld geschworen, dass falls es soweit kommen würde, dass ich wieder eine PDA brauche, ich diese bis zum Schluss will und nicht wie letztes mal weggenommen bekomme für die Pressphase. Also richtete ich meinen Wunsch an die Hebi. Lange Rede kurzer Sinn : Wir handelten den Deal aus, dass solang ich gut presse und es vorwärts ginge, sie sich dafür einsetze, dass die PDA nicht runtergefahren werde, aber versprechen täte sie nichts. Damit konnte ich leben. Sie untersuchte mich noch einmal, es ging gut vorwärts, wir waren bei ca. 7cm (was mich nun doch erstaunte, ging ja plötzlich mega schnell). Ich musste mich dann in den Vierfüssler begeben, da die Kleine immernoch so weit oben war mit dem Kopf und irgendwie nicht richtig runterrutschen konnte. Während diesen Turnübungen verspürte ich plötzlich einen recht starken Druck nach unten, wiederholte Male… Ging es jetzt etwa schon aufs Ende zu ? Ich hatte doch erst gerade die PDA gekriegt und wollte eigentlich noch etwas entspannen ? Die Hebi glaubte mir auch nicht so wirklich und untersuchte mich nocheinmal. Dann kam auch GG wieder zurück von seinem *ichbrauchmaletwasLuft*-Spaziergang und schaute die Hebi etwa gleich überrascht an wie ich bei ihren Worten : « Oha ja, du bisch fasch ganz offä, nur no en chliine Suum ! ».
Da bist du endlich meine kleine Prinzessin (2.6.13 15.05h)
Ich ging dann zurück in den Vierfüssler und durfte so langsam einfach etwas mitschieben, ich hielt den Schmerz so besser aus, aber der Kopf war noch immer nicht ganz unten. Im Vergleich zur ersten Geburt, wo ich zu diesem Zeitpunkt die PDA nicht mehr hatte, war es sehr angenehm und ich würde es jederzeit wieder so wollen, ich spürte « untenrum » alles ganz genauso wie bei der ersten Geburt und ja es tat sauweh, aber die Wehe selber über den ganzen Bauch und im Rücken, das spürte ich nicht und ich konnte mich so viel besser erholen zwischen den Wehen und war klarer im Kopf. Ja ich riss mich richtig zusammen, war ganz ernst bei der Sache und folgte den Anweisungen (so ziemlich gegenteilig zu damals). Dann kam auch die Frauenärztin dazu. Ich lag mittlerweile auf der Seite und presste bei jeder Wehe, jedoch nicht voll, denn die Kleine war immernoch viel zu weit oben, aber nennen wir es warming-up ☺ Als der Kopf dann doch langsam in die « gefährliche Zone » rutschte, hatte ich noch kurz meinen « ich will nach Hause » Anfall, kriegte mich aber sehr schnell wieder ein und arbeitete wieder mit, immer im Hinterkopf, ich muss mich benehmen sonst stellen sie mir die PDA ab ! Ich folgte allen Anweisungen, hielt mich sogar mit Pressen zurück, damit der Kopf langsam kommen konnte, da es schonender für die Kleine und mein Gewebe war (wenn auch nicht schonend für meine Nerven grr..). Es brauchte vier ernsthafte Presswehen bis durch ein kleines Brennen und ganz viel Wärme die kleine Prinzessin da war. Ich gebar auf der Seite, mein Bein in meinem Arm (hatte noch tagelang Muskelkater) und konnte das kleine Wunder sofort selber nehmen und mir auf den Bauch legen. Ich sah die glänzenden Augen meines Mannes, er war so stolz und glücklich wie ich und sagte mir immer wieder, wie toll ich es gemacht hätte, wie schön ich sei, wie schön die Kleine sei, wie glücklich er sei. Die Tränen liefen mir nur so runter – Naoëlle sah genauso aus, wie ihr Bruder damals und plötzlich hatten all die kitschigen Sprüche von wegen die Liebe müsse nicht geteilt werden, sondern verdopple sich einen wirklichen Sinn. Das kleine Geschöpf, dass da so warm und glitschig auf meinem Bauch lag, das löste auf Anhieb wieder diese unglaublichen Gefühle aus, die Muttergefühle, die Mutterliebe, welche ich schon für meinen Sohn in mir tragen darf. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich das nochmals so erleben darf.
Abspann
Mit der Nachgeburt gab es keine Probleme und ich hatte nur einen kleinen Vaginalriss. Die FA nähte mich und da nutzte ich die Gunst der Stunde : Eigentlich hätte ich nun wieder zurück in die Arztpraxis meines ehemaligen FA müssen für die Nachuntersuchungen etc., der wurde eben überraschend aus dem Berufsleben gerissen und hat mich daher für die Geburt an diese FA überwiesen, die eigentlich keine neuen Patienten mehr nimmt. Ganz lieb fragte ich also die zwischen meinen Beinen beschäftigte Frau, ob ich nicht doch bitte bitte ihre Patientin werden dürfe. Sie schaute mich erstaunt an, ich dachte sie « will » mich nicht und fügte an : « wir haben den Kinderwunsch auch eigentlich abgeschlossen, ich werde Ihnen also nicht viel Arbeit machen ! ». Sie lachte laut und meinte, das sei kein Problem, wir hätten jetzt ja einiges zusammen durchgestanden, ich sei herzlich willkommen in ihrer Praxis. Gut, also wandte ich mich wieder meiner Tochter zu. Die ersten 90 Minuten ihres Lebens verbrachte die kleine Naoëlle ganz nah bei mir, wir setzten sie bald an die Brust an, und im Gegensatz zu ihrem grossen Bruder, welcher damals ziemliche Probleme hatte zu trinken, wusste das Frölein sofort etwas damit anzufangen und saugte kräftig los. Der Papa durfte sie dann zum wägen und messen begleiten und das erste mal anziehen. Sie war 48cm, 3290g und hatte einen KU von 35cm. Die Hebi fragte mich, ob ich aufstehen wolle. Nach Léo’s Geburt damals war ich sofort umgekippt – diesmal wollte ich es schaffen. Ich hatte mir fest vorgenommen, diesmal besser zwäg zu sein, also kämpfte ich mich hoch und stand tatsächlich wenige Minuten später unter der Dusche. Sehr besorgt um die weissen Handtücher und den weissen Badzimmerteppich versuchte ich mich dann anzuziehen, schlussendlich sah die Dusche aber dennoch einem Schlachthof ähnlich, was mich irgendwie amüsierte. Die körpereigenen Drogen nach einer Geburt sind einfach ein toller Tripp.
Ab nach Hause
Ich einigte mich mit der FA, dass ich morgen nach Hause dürfe. Die eine Nacht im Spital empfand ich klar als eine zu viel. Unglaublich was für ein Stress mit Untersuchungen gemacht wird, die in meinen Augen absolut nicht nötig waren, allpot wurden Naoëlle und ich geweckt, irgendwie machte es die Pflegerinnen nervös, dass ich bereits in ein paar Stunden nach Hause wollte. So bangte ich ungeduldig dem Moment entgegen, dass mein Mann und unser Sohn uns abholen kommen. Um 15.00 Uhr montags war es dann so weit, ich stand mit der kleinen im Bettchen vor dem Lift, die Türe öffnete sich und mein « Grosser » stand erstaunt mich zu sehen in der Türe. Er grinste verschmitzt hinter seinem Nuggi hervor und kam zu mir in den Arm. Das war dann abgesehen von den beiden Geburten der schönste Moment in meinem Leben. Mein Mann und meine beiden Kinder alle waren wir nun zusammen. Schnell entdeckte Léo das « bébé » und zeigte von Beginn weg sein Talent als grosser Bruder. Sehr liebevoll und neugierig erkundete er die Kleine und war sehr zufrieden, dass wir sie mit nach Hause nahmen. Seit diesem Tag, ist das erste was er am morgen fragt « bébé ? » und die letzte Person, der er am Abend ciao sagt das « bébé ». So durften wir dank GG’s 2 wöchigem Urlaub ein wunderschönes Wochenbett zu Hause erleben. Nun ist die Kleine schon 4 Wochen alt – und ja, unser Glück ist einfach perfekt, wir vier gehören zusammen und machen uns Tag für Tag trotz manchmal anstrengenden und müden Momenten einfach glücklich.
Ende