Am 10.6. hatte ich wieder Untersuch. Dabei sah man im CTG Wehen und es wurde festgestellt, dass der Gebärmutterhals nur noch knapp 3 cm lang war und der MuMu weich. Du warst schön mit dem Kopf nach unten, aber für ein Geburt wäre es noch etwas früh gewesen. Ausserdem musstest du ja noch zunehmen, da du immer noch nur auf der 2% Perzentilen lagst. Seit ich wusste, dass du auf der 2% Perzentilen liegst, habe ich jeden Tag ganz viel Eiweiss gegessen. Deshalb wurde bestimmt, dass ich ab sofort nicht mehr lange reisen und auch nicht mehr zur Arbeit gehen darf.
Da ich an dem Tag immer wieder Wehen hatte beschloss ich, das Schonen sehr ernst zu nehmen. Ich versuchte 1 ½ Wochen lang (bis zur 37. Woche) möglichst zu liegen und nur zum Allernötigsten aufzustehen.
Du hast dich während der SS und auch in diesen letzten Wochen immer wieder sehr fest bewegt. Und dich bis am Schluss immer wieder von rechts auf links und umgekehrt gedreht. Ich hatte langsam Angst, dass du dir die Nabelschnur um den Hals wickelst und ich dann einen Kaiserschnitt brauche. Das war meine absolute Horrorvorstellung. Ich wollte einfach wieder schnell und natürlich ohne irgendwelche Hilfsmittel gebären.
Am 29.6., als du dich wieder mal von der einen Seite auf die andere gedreht hattest, fanden dein Vater und ich, wir wären eigentlich schon froh, wenn du bald kommen würdest, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist. Leider waren die Wehen immer weniger geworden und ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass du noch im Juni zur Welt kommen würdest.
Am Abend fühlte ich mich aber einfach nicht so wohl und ich hatte keine Lust mit Juna zum Einschlafen ins Bett zu liegen (wie ich das fast jeden Abend machen musste). Stattdessen lag ich auf dem Sofa, schaute fern und wartete. Auf was? Ich wusste es eigentlich gar nicht.
Ich hatte immer wieder mal etwas Bauchweh, aber die iPhone App zeigte, dass es nicht regelmässig genug war. Deshalb beschloss ich um 1:30 dass es wohl doch noch nicht losgehen würde und ich noch etwas schlafen sollte.
Ich legte mich ins Bett. Und mit der ersten Wehe spürte ich, wie mein Unterhosen und Pijamahosen nass wurden. Für mich war klar: vorzeitiger Blasensprung! Das Wasser lief aber nicht gross. Die Binde wurde nicht richtig nass, es tröpfelte höchstens etwas. Trotzdem rief ich im Spital an. Sie sagten, wir sollen vorbei kommen. Also organisierten wir mitten in der Nacht die Betreuung für Liv und gingen ins Spital.
Der Teststreifen im Spital zeigte kein Fruchtwasser an. Nur Schleim. Muttermund noch zu. Ein paar Wehen, aber nicht stark. Im Ultraschall sah auch alles gut aus. Sie würden uns wohl nach Hause schicken und es war evtl. doch kein Blasensprun. Dabei war ich mir so sicher!
Aber während des Ultraschall spürte ich plötzlich, wie das Wasser wieder lief. Also sagte ich der Ärztin nach dem US, dass ich jetzt wohl wieder Wasser verloren hätte. Sie schaute nach und mass es mit dem Teststreifen und siehe da: Eindeutig Fruchtwasserabgang! Wir würden also bleiben.
Ich versuchte mein Doula zu erreichen, aber leider hörte sie das Telefon nicht. Wir warteten im Gebärsal, übrigens dem gleichen, in dem schon deine Schwester zur Welt kam, darauf, dass die Wehen endlich einsetzten würden.Um 7 Uhr rief dann auch endlich die Doula zurück und als sie erfuhr, dass wir im Spital sind, kam sie sofort.
Der Morgen war erreignislos. Um 10 gingen wir mal spazieren, da ich absolut keine Wehen spürte. Es war ein schöner Tag und die Doula machte viele schöne Fotos. Wir hatten eine gute Zeit und erzählten einander unsere Lebensgeschichte.
Nach dem Mittagessen und Wehentee und immer noch keinen Wehen entschieden wir uns gegen 15 Uhr nochmals spazieren zu gehen. Diesmal wollte ich weiter aufwärts. Zum Glück ist es ja steil um das Spital herum. Auf dem Weg kam mir in den Sinn, dass wir ja auf dem Weg Richtung Masseurin waren. Da ich im Spital absolut keine Akkupunktur haben wollte dachte ich, dass vielleicht eine Akkupressurmassage oder so auch helfen könnte. Also rief ich sie kurzerhand an. Und sie sagte trotz Sonntag zu. Sie sei in 15 min bereit.
Die Massage tat gut aber machte auch weh. Und ich spürte Wehen.

Nach der Massage entschieden wir uns doch noch bis zum Spital zu Fuss zu gehen. Und nun kamen die Wehen. Endlich!
Um 16 Uhr waren wir zurück im Spital. Es war gerade Schichtübergabe. Die Hebamme hatte Freude als sie sah, dass ich nun Wehen hatte und man das sah. Man fragte uns, ob wir auf das Zimmer möchten. Ich wollte irgendwie lieber im Gebärsaal bleiben. Trotzdem wurde alles zusammengepackt. Da wir aber noch nicht wussten in welches Zimmer, warteten wir noch etwas. Aber schon nach 5 min war offensichtlich, dass wir wohl im Gebärzimmer bleiben würden. Die Wehen wurden immer heftiger. Ich weiss nicht mehr viel von dieser Zeit. Ich weiss, dass ich die Pausen zwischen den Wehen bewusster wahrgenommen habe als bei Liv. Ich konnte es etwas geniessen. Aber manchmal nutzte ich auch die Pausen um zu schreien und sagen, dass ich nicht mehr will. Anscheinend habe ich manchmal in den Pausen auch gelacht. Ich weiss auch noch, dass ich um 16:30 und 17 Uhr auf die Uhr geschaut habe. Um 17 Uhr dachte ich: „Juhui, die Hälfte ist geschafft, wenn es ähnlich schnell geht wie bei Liv“.

Ich spürte, dass ich vor Schmerzen wohl bald erbrechen müsste und fragte schon mal nach den Kotztütchen, die ich umgehend bekam. Und es ging nicht lange und ich musste erbrechen. Auch als kaum noch was kam. Danach war das Trinken nicht mehr so angenehm, weil dieser komische Geschmack und diese Rauheit im Mund lag.
Nun waren auch die Hebamme und die Ärtzin anwesend. Die Doula und ich setzten uns auf die Matte. Die Doula hinter mir. Kurz vor Schluss wollte sie mit deinem Vater die Position wechseln. Aber das ging gar nicht! Es war nur noch unbequem. Es ging nicht lange und dein Kopf war schon draussen! Die Doula führte meine Hand zu deinem Kopf. Was für ein Gefühl! Dann noch etwa 3 Presswehen und du warst geboren! Es war gerade mal 17:30.
Die Doula sagte der Hebamme, dass ich die Nabelschnur gerne auspulsieren lassen möchte und so wurdest du mir inkl. Nabelschnur auf den Bauch gelegt. Kurze Zeit später durfte dein Vater die Nabelschnur durchtrennen. Ich wurde dann auf das Bett gelegen und da kam die Nachgeburt. Und es mussten noch 3 Stiche im Schamlippenbereich genäht werden. Dann durftest du an mein Brust und hast sofort mit saugen begonnen. Was für ein schönes Gefühl.

Als du an beiden Seiten warst, durften wir endlich auf unser Zimmer. Ich bin selber gelaufen, obwohl es am anderen Ende des Gebäudes war. Ich fühlte mich total fit. Und so sollte es auch weitergehen. Das kam bestimmt von der Massage.

Am nächsten Tag hatte ich bereits den Milcheinschuss. Und alle Kontrollen hast du du mit Bravour gemeistert.
Am Mittwoch gingen wir schon nach Hause da es uns gut ging und das Stillen klappte. Und das Essen fand ich einfach grauenhaft!

Liv freute sich sehr auf dich und hat dich von Anfang an ins Herz geschlossen. Vielleicht lag es ja auch am Obstgartenspiel, dass du ihr zu deiner Geburt geschenkt hast.

Alles in allem nochmals ein Traumgeburt vor allem auch, weil du es bis zur Geburt doch noch auf die 50% Perzentile gebracht hast und ich deine Nabelschnur noch etwas dran lassen durfte.
