Ende Februar 2014 erblickte unser zweites Kind das Licht der Welt. Die Schwangerschaft empfand ich als durchschnittlich. Die starken Verhärtungen an Oberschenkel und Becken bekämpfte ich mit meiner medizinischen Masseurin (das tut echt wirklich mega ultra stark weg) bereits im vierten Schwangerschaftsmonat, wodurch ich nie auch nur annährend so starke Probleme hatte, wie nach der ersten Geburt, wo ich nicht mehr auf der Seite liegen konnte, weil alle Muskeln und Sehnen so „verhockt“ waren. Daneben litt ich an den üblichen Schwangerschafts-Wehwechen –also nicht erwähnenswert. Eines war aber anders als bei der ersten Schwangerschaft. Ich fühlte mich schon im fünften Monat extrem hochschwanger. Ich wurde auch von meinem Umfeld immer wieder angesprochen, ob es denn nicht doch Zwilling gäbe. Ich erwiderte dann immer, dass es schliesslich nicht das erste Kind sei und mein Bauch halt auch sonst genetisch nicht gerade zu einem Sixpack neigt. Aber ich selber spürte auch, dass da etwas anders war. Ich kämpfte also von im 5. Monat mit „Problemchen“, die die meisten erst im 9. Monat haben. Ich dachte mir so: „Boah, wie nett. Das wird ja noch lustig“. Die Monate verstrichen, ich hatte Abschlussprüfungen, sass viel in Vorlesungen, Weihnachten kam ins Land und der Gynäkolog meinte bei jedem Untersuch: „Sie können froh sein, wenn das Kind nicht zu früh kommt mit ihrer schulischen Belastung“. Ich erwiderte: „Ich hatte die gleiche Belastung auch schon bei der ersten Schwangerschaft. Und da kam das Kind in der 38. SSW“. Er liess nicht locker. Und wir wetteten. Er sagte, er sei froh, wenn es nicht vor der 35 ssw käme. Ich sagte: „Ich werde bestimmt übertragen, weil ich es so unterdrücke“. Es wurde Januar. Und aus der 31 ssw, wurde die 32 ssw, die 33 ssw, die 34 ssw … und nichts tat sich. In der 35 ssw hatte ich wieder einen Termin bei ihm. Er meinte so: „Jetzt darf es kommen. Es wird wohl so 3.5 Kg schwer. Also völliger Durchschnitt“. Ich so „Es ist gut erzogen. Es wird nicht vor meinen letzten Prüfugnen kommen.“ Die letzten Prüfungen waren in der 38 ssw und ich stellte mich eigentlich darauf ein. Von der Klausur direkt in den Gebärsaal zu fahren, weil die Fruchtblase platzen würde;) …. Brav fing ich an den Frauenmantelteee zu trinken. Jeden Tag eine Tasse. Ein altes Geheimnis von meinem Grosi, welches 6 Kinder zur Welt gebracht hatte und auf diesen Tee schwört. In der 37 ssw fing ich mit der Akkupunktur im Spital an. Ich fand es extrem entspannend und habs richtig genossen die wöchentlichen Sitzungen. Ich werde da auch jeweils ans CTG gehängt und immer zeichnet es Wehen auf, die ich aber nicht spüre. Bei der ersten Schwangerschaft hätte die Akkupunktur just zu diesem Zeitpunkt begonnen, wo ich mit Wehen schon im Spital lag

Ich fahre nach Hause. Horche auf meinen Körper. Nix. Irgendwann fängts dann abends an. Ich schaue TV und es fängt an zu ziehen. Regelmässig. Und dann wenn ich mich schlafen lege, dann schlafe ich ein. Morgens wenn ich erwache ist alles wieder beim alten. So geht es Tagelang. Ich erreiche den ET. Muss also zu diesem Spitaltermin, wo sie mich sehen wollen. Mein Gyni ist zum Glück da. Ich bitte ihn, mir den MuMu manuell zu öffnen, damit es endlich losgeht. Er ist zum Glück so freundlich und macht es (es sind fürchterliche schmerzen). Er sagt noch so: „Fahren sie nicht zu weit weg. Es kann jetzt jeden Moment losgehen“. Ich fahre mit meinem Kind ins Einkaufszentrum. Möchte den Kühlschrank noch füllen. Auf dem Weg dorthin, habe ich fürchterliche Wehen. Ja, sehr regelmässig. Alle 4 Minuten. Ich rufe im Spital an, sage, „ich glaube ich komme wieder. Muss aber noch zuerst einkaufen gehen.“ Doch als ich aus dem Auto steige ist alles weg. Die Heftigkeit hat sich aufgelöst. Ich rufe wieder an. Die Hebamme ist hörbar genervt. Tag 2 nach ET. Mein Grossvater hat Geburtstag. Er macht ein Fest. Alle kommen. Ich gehe auch hin, obschon ich insgeheim immer dachte, dass ich dann an diesem Tag bereits mit dem neuen Nachwuchs dort anwesend sein werde. Stattdessen buxiere ich meine überdimensional grosse Baucke („Sind es wirklich keine Zwillinge?“, fragt meine Gotte besorgt nach) durch die Tür und nehme Platz. Als mich meine Tante auf die Schwangerschaft anspricht, heule ich hemmungslos drauf los. Ich bin nervlich komplett am Ende. Möchte nur noch Gebären und denke einfach jeden Tag daran, dass das Kind auch nicht leichter oder kleiner wird. Ich kann mich nicht beruhigen. Es tut mir so leid, weil es der Tag meines Grossvaters ist und ich heule hier im Saal Rotz und Wasser. Meine Tanten versuchen mir Mut zuzusprechen. Weil es nicht mein erstes Kind ist, nehme ich es nicht so Ernst. Wir gehen nach Hause. Die Wehen kommen wieder regelmässig. Ich lege mich schlafen und schlafe ein. Am nächsten Morgen ist alles wieder ganz normal.
Ich weiss langsam nicht mehr was mit Kind1 machen. Es ist zu diesem Zeitpunkt 19 Monate. Ich kann mich kaum mehr bewegen. Also packe ich Kind1 ins Auto und fahre mit ihr zum See. Nur damit ich zwei Stunden Ruhe habe im Auto. Abends lege ich sie schlafen. Die blöden Wehen sind wieder hier. Tag 3 nach ET. Ich fluche innerlich, weil ich mich damit abgefunden habe, dass ich wohl auch übertragen muss und es wohl anfang März wird, bis es da sein wird. Ich lege mich also wieder ins Bett. Drehe mich links, drehe mich rechts. Kann nicht einschlafen. „Ok, jetzt wird’s ernst“, denke ich mir. Ich stehe wieder auf. Es ist kurz vor Mitternacht.
Ich rufe im Spital an und melde mich an. Mein Mann ist noch unterwegs, sollte aber jede Minute zu Hause sein. Ich rufe meine Mutter an. Sie soll doch bitte kommen, es gehe los. Ich stehe, veratme Wehen und warte. Dann merke ich, dass ich im ultrahässlichen Pischi bin und krame etwas aus dem Wäschekorb raus. Ein Kleid. Es ist schmutzig, aber ich passe in fast nichts mehr rein und eigentlich wollte ich am nächsten Tag noch waschen. 00.30 kommt mein Mann nach Hause, ich schreie ihn an, er solle mich sofort ins Spital fahren. Ein paar Minuten später folgt meine Mutter und schaut zu K1, das friedlich schläft. Sie war bei einer Polizeikontrolle rausgenommen worden und hatte so länger als normal. Wir fahren los. Die Wehen sind schon ziemlich heftig. Ich schreie meinen Mann an, fluche, die Fahrt von 30 Minuten kommt mir ewig vor. Kurz vor 2 Uhr morgens kommen wir im Spital an. Eine junge Hebamme begrüsst mich, da mein Mann noch parkieren muss. Ich sage ihr, ich hoffe es sei kein Fehlalarm. Sie lacht, sagt,das sei in dieser SSW sehr unwahrscheinlich. Im Zimmer angekommen werde ich von ihr abgetastet. Beim Abtasten hält die Hebamme inne und schaut mich fragend an: „Wie gross und schwer soll das Baby sein, sagte der Gyni?“ – „3.5 Kg“, antworte ich. Sie schweigt und hängt mich ans CTG. Sie schaut drauf und sagt, „Ah, Wehen“. Ich: „Ja, die spüre ich;)“ Ich empfand das CTG aber sehr unangenehm. Deshalb liess sie es nur 10 Minuten dran. Als sie es abnimmt und ich mich bewegen muss, macht es Plopp und die Fruchtblase platzt. Ab dann geht alles ziemlich schnell. Wir kommen in den Gebärsaal und für die Hebamme wird es richtig stressig, weil sie mit mir noch 4 andere Frauen angemeldet haben. Bei mir nimmt die Intensität der Wehen von Mal zu Mal zu. Ich kaure am Boden und veratme. Irgendwas ist anders als bei der ersten Geburt die ich gänzlich ohne Schmerzmittel meisterte. Dieser Druck nach unten und diese Intensität des Schmerzens hatte ich bei der ersten Geburt erst ganz am Ende, als der Kopf schon rausschaute. Ich sagte es meiner Hebamme, dass es viel mehr weh tut als bei der ersten Geburt. Sie fängt mich an zu massieren am Rücken –was für eine Erleichterung. Ich kriege auch Öl zum einatmen. Entspannend. Die Minuten ziehen sich hin, der Muttermund öffnet sich rasant. Mein Mann sitzt in der Ecke und gibt keinen Ton (Hab ihm jede Einmischung verboten. Ich will bei der Geburt ganz für mcih alleine sein). Irgendwann lege ich mich aufs Bett. Ich schreie die Hebamme an, es sei too much. Ich möchte gerne eine PDA. Die Hebamme meint, es sei schon fast durch. Ich solle anfangen zu pressen, wenn ich das Gefühl hätte pressen zu müssen. Ich will aber nicht pressen, weils so verdammt weh tut. Ich liege also auf diesem Bett, die Augen geschlossen, bejammere mich selber, sollte eigentlich pressen aber ich verklemme es so fest, weil ich einfach nicht pressen will, weil dann wieder diese gigantischen Schmerzen da wären. Also eine völlig andere Geburt als beim ersten Kind. Die Hebamme ruft den Arzt an. Es ist jetzt morgens um 4. Er ist 10 Minuten später im Gebärsaal. Ich schreie ihn an: „Herr XY, die Hebamme will mir keine PDA stechen. Ich will aber eine. Ich gebäre sonst nicht.“ Er reagiert blitzschnell und entscheidet eine spinale anästesie (wirkung 2 stunden) zu stechen, weils für eine pda bereits zu spät war. Also wird der Anästesist geweckt, der ebenfalls 10 Minuten später da war, und mir in der zwischenzeit wehen-aussetzer gespritzt hat. Diese paar Minuten ohne Wehen habe ich so genossen. Endlich mal wieder durchatmen. Dann kam der grosse Engel mit der Spritze. Der Arzt sagte immer: „Jetzt einfach nicht pressen“. Ich halte mich dran, weil ich sowieso nicht will. Die Anästesie wirkte sofort. Und war so cool. Ich lag da, der Arzt sagte, pressen und ich presse. Hatte aber absolut keine schmerzen mehr. Eine halbe Stunde später war das Baby bereits auf der Welt. Während der Geburt haben wir viel gelacht und mit dem Arzt gewitzelt.
Dann der grosse Moment. Das Baby wird gewogen. Die Hebamme schaut fassungslos auf die Waage. Dann ruft sie den Arzt. Das Baby wird nochmals gewogen. Beide drehen sich zu uns rum und sagen: „Was denken Sie denn, wie schwer ihr Baby ist`?“ ich: „3.5 kg“ mein Mann „4 kg“. Beide zusammen: „Es ist 4450 Gramm!“ Schweigen. Jetzt wurde mir alles klar, wieso die Geburt so schmerzhafter war als die erste. Ich schaue entsetzt zum Gyni und frage: „Bin ich jetzt gerissen?“ Er sagt: „Nein, nichts gerissen. Alles intakt“. Ich schaue ungläubig. Was für ein riesen Wunder. Hätte ich das Gewicht vor der Geburt gewusst, ich hätte mich wohl geweigert zu gebären. Für mich war die zweite Geburt, wie bereits die erste Geburt ein unglaublich schönes Erlebnis. Sozusagen eine Traumgeburt. Obschon sich beide GEburten massiv voneinander unterschieden.
Im Nachgespräch mit Hebamme und Gyni stellte sich dann raus, dass die Hebamme beim Abtasten sehr wohl genau gecheckt hat, dass da ein ziemlich grosser Brocken unterwegs war, mir aber keine Angst machen wollte und deshalb nix sagte. Der Gyni sagte, da habe offensichtlich die Ultraschallmessung einfach nicht genau ausgesagt, weil er ja immer von 3.5 kg, maximal 4 kg ausging. Die Hebamme meinte dann wieder, es sei schad gewesen, dass ich die letzte halbe Stunde noch eine Anästesie gebraucht hätte, ich hätte das bestimmt auch ohne geschafft und ich hätte mich und das Kind so unnötig noch einem Kaiserschnitt oder anderen Geburtskomplikationen ausgesetzt. Ich antwortete: „Ich hätte bereits einmal ohne etwas geboren und könne sehr wohl die schmerzintensität einschätzen und bei Kind2 wusste ich instiktiv, dass ich da körperlich an meine Schmerzgrenze komme und es ohne Schmerzmittel nicht geschafft hätte.“ Ich sehe sie noch ab und zu und mittlerweilen erzählt sie meine Geburt anderen Frauen auch als Beispiel, wie man mit ein bisschen Schmerzlindernden Medis und einer ehrlichen Diskussion eine super Geburt herbeiführen kann, die sonst wohl sehr traumatisch verloffen wäre. Und was ich das erstaunlichste fand, war ja ihre Beichte, dass das Kind damals als sie den arzt rief bereits schon kurz vor der geburt stand und der Arzt beim setzen der anästesie echte angst hatte, dass ich das Kind nun gebäre und er den Anästesist unnötig geweckt hätte, weil man den Kopf bereits sah. Hat mir damals aber natürlich niemand gesagt. Hahahahaha….