
Meine heilende Hebammengeburt – Spontangeburt nach zwei Kaiserschnitten
Ich muss zuerst etwas ausholen und von meinen beiden ersten Geburten erzählen:
Meine erste Geburt begann mit unregelmässigen Wehen einen Tag vor errechneten Geburtstermin. Als Erstgebärende ging ich viel zu früh ins Krankenhaus. Zweimal gingen wir wieder nach Hause, bis sie mich schliesslich behielten und mir zu einer PDA rieten. Durch die PDA ging meine Wehentätigkeit zurück und ich bekam einen Wehentropf. Schlussendlich stagnierte die Geburt bei vollständig geöffnetem Muttermund, später hiess es das Kind sei ein Sternguckerli gewesen. Mein Gynäkologe entschied sich für einen Kaiserschnitt. Dem Baby und mir ging es immer gut. Die PDA wurde aufgespritzt und ich wurde operiert. Obwohl ich beim Kältetest auf der rechten Seite noch reagierte, begann die Sectio. Ich habe die ganze „Geburt“ einseitig gespürt und vor lauter Schmerzen und Erbrechen konnte ich meine Tochter erst etwa 20 Minuten nach der Geburt zu mir nehmen. Ich fühlte mich um meine Geburt betrogen.
Erfogreich verdrängte ich die Ereignisse, bis ich das zweite Mal schwanger war. Leider war ich schon zu spät um eine Beleghebamme in unserem Regionalspital zu finden. Somit suchte ich einfach das Gespräch mit den Spitalhebemmen und schrieb eine Geburtswunschliste. Ich bereitete mich mit Hypnobirthing auf die Geburt vor und war sehr zuversichtlich, dieses Mal eine natürliche Geburt erleben zu dürfen. Etwa im siebten Monat kam dann der Anruf vom Spital, um mit mir einen Termin für die Sectio zu vereinbaren. Ich konnte verhindern, dass dieser vor dem Errechneten Termin geplant wurde, aber darüber hinaus durfte ich auch nicht warten. So fühlte ich mich bereits sehr unter Druck gesetzt.
Als dann zwei Wochen vor dem gefürchteten Termin die Fruchtblase platzte, freute ich mich sehr. Leider blieb jegliche produktive Wehentätigkeit aus und ich musste nach Ablauf der 24-Stundenfrist wieder eine Sectio machen lassen. Dieses Mal war die Operation zwar schmerzfrei, dafür lief mit der Anestesie etwas anderes schief. Nachdem mir mein Sohn gezeigt wurde und ich noch dachte, dass die Sectio gar nicht so schlimm war, verlor ich das Gefühl im Unterkiefer. Ich konnte dies gerade noch mitteilen, bevor die Lähmung weiter wanderte. Zuletzt konnte ich nur noch mit den Armen zucken aber nicht mehr atmen. Ich weiss noch genau, wie ich dacht:“Zmingscht hani mi Sohn no dörfe gseh.“ bevor ich das Bewusstsein verlor. Sie mussten mich intubieren. Dementsprechend konnte ich mein zweites Baby auch erst etwa eine halbe Stunde nach seiner Geburt in die Arme schliessen.
Nun kam der Tag, als ich zum dritten Mal einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Die Freude war etwas verhalten, hatten wir doch bereits Panik vor der Geburt. Zudem weilten wir zu dieser Zeit für einige Monate im Ausland.
Schon ganz am Anfang meiner Schwangerschaft machte ich mich dieses Mal auf die Suche nach einer Person, die mich bei einer Spontangeburt nach zwei Kaiserschnitten unterstützt. Und ich fand diese in meiner Beleghebamme.
Gleich nach meiner Rückkehr in die Schweiz, traf ich mich mit ihr im Spital, wo die Geburt stattfinden sollte. Sie war von Anfang an sehr zuversichtlich und vermittelte mir Vertrauen in meinen Körper und in mein Baby. Sie riet mir auch dazu, einen Stützgurt und gegen Ende der Schwangerschaft ein Tragetuch zu tragen um meinen Bauch zu stützen. Da ich sehr schlechtes Bindegewebe habe, hatte ich in allen Schwangerschaften immer einen riesigen Bauch und warscheinlich haben meine beiden ersten Kinder wohl gar nie richtig Kontakt zum Muttermund gemacht. Eine Tatsache, die meinem Gynäkologen leider nicht auffiel.
Dieses Mal hatte ich bereits Wochen vor der Geburt immer wieder Vorwehen und ich spürte, das sich etwas tat. Das stimmte mich sehr zuversichtlich für eine Spontangeburt. Am errechneten Termin hatte ich schon starke Wehen, die aber wieder aufhörten. Die Kinder brachten wir aber bereits zu meinen Eltern, wohin ich mich tags darauf auch begab um noch etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Kaum dort in der geborgenen Umgebung setzten regelmässige Wehen ein. Am Abend, nach einem Telefonat mit meiner Hebamme, fuhren mein Mann und ich ins Spital. Ich hatte grosse Angst, dass der Muttermund noch geschlossen war. Der Befund war aber gut und die Geburt schritt gut voran. Ich durfte fast die ganze Zeit in der Wanne sein und konnte so zwischen den Wehen gut entspannen. Ich musste aber meiner Hebemme verspechen, dass ich zur Entbindung aus der Wanne komme, da sie die Geburt mit mir nur unter dieser Voraussetzung durchführen durfte. So konnte ich meine Geburt fast bis zum Schluss erleben, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Den grössten Teil der Presswehen durfte ich ebenfalls noch im Wasser veratmen.
Meine Tochter kam dann sehr schnell und ich war völlig überwältigt von dem Augenblick, als mir mein Baby, frisch geschlüpft, auf den Bauch gelegt wurde. „Ig ha es Bebe gebore!“ Immer wieder musste ich für mich diesen Satz wiederholen um ihn zu begreifen. Die Nabelschnur war noch dran, es ist mein Baby. Lange kam mir gar nicht in den Sinn zu schauen, ob es ein Mädchen oder ein Knabe ist. Ich hatte einfach ein Baby geboren. Unglaublich! Überwältigend! Wunderschön!
Nur dank meiner Beleghebamme, die sich für mich und meine Geburt so eingesetzt hat, durfte ich dieses Wunder erleben! Vielen Dank, mein Engel!
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass der diensthabende Arzt ihr schon gesagt, habe, wir sähen uns dann im OPS. Auch mein Mann war skepisch, ob's zu einer Spontangeburt kommen würde, hat mich dies aber nie fühlen lassen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Also haben nur meine Hebamme und ich wirklich daran geglaubt. Und die ganze Geburt hindurch gab es nie ein Problem, dem Baby und mir ging es zu jeder Zeit gut, ohne dass irgendwo in den Geburtsverlauf eingegriffen wurde.
Für mich war diese Geburt enorm heilend. Frau sagt sich zwar immer, dass es die Hauptsache ist, dass es den Kindern und einem selber gut gehe. Und trotzdem fühlte ich mich immer irgendwie ncht als vollwertige Mutter, etwas als Versagerin und um das Erlebnis der Geburt, sowie die ersten Minuten im Leben meiner Kinder betrogen.
Wenn ich mit diesem Bericht einer einzigen Mutter oder Hebamme Mut machen kann, es nach einer oder zwei Kaiserschnitten spontan zu versuchen, dann hat sich mein Kampf doch bereits doppelt gelohnt, nicht?
Lasst euch nicht unterkriegen von Wahrscheinlichkeitsrechnungen vom Spital vorgegebenen „Geburtsplänen“ und Medizinern, die immer schon mögliche Komplikationen im Geburtsverlauf sehen! Traut eurem Instinkt und Eurer Hebamme!