aber mein gefühl hat mich nicht getäuscht, der gbmh ist auf 15mm verkürzt und es hat sich bereits ein trichter gebildet. sie legt mir eine cerglage und schickt mich mit briophyllum und bettruhe nach hause.
also lege ich mich brav aufs sofa, dein bruder ist bei oma bis papa nach hause kommt. bis hierhin ist niemandem von uns der ernst der lage bewusst.
gegen nachmittag bekomme ich plötzlich schmerzhafte wehen, aber noch auszuhalten. also ab ins bett, aber es wird immer schlimmer. als dein papa nach hause kommt habe ich so starke schmerzen das ich nicht mehr aufrecht gehen kann. wir melden uns im spital heiden, wo sie uns direkt nach st.gallen schicken.
dort werde ich untersucht. die ärztin meint, bereits die fruchtblase zu sehen, es gäbe kein zurück mehr. ich weis nicht wo mir der kopf steht, alles zieht an mir vorbei wie ein schlechter film.
nicht noch ein frühchen! nicht so früh!
aber kurz darauf gibt sie erste entwarnung. sie hat das pessar gesehen und es für die fruchtblase gehalten. trotzdem, die wehen werden nicht schwächer, trotz höchstdosis adalat. ich werde in den kreisssaal verlegt und ans ctg angeschlossen. nach noch mehr adalat werden die wehen schwächer, es ist jetzt bereits morgens um drei. ich schicke deinen papa nach hause, er muss ja morgen arbeiten. kaum ist er weg kommen die wehen zurück. die ärzte sagen mir, wenn jetzt der wehenhemmer nicht anschlägt, müssen wir die nächsten tage mit deiner geburt rechnen. also werde ich an die tokolyse angeschlossen, der anästhesist klärt mich über einen möglichen notkaiserschnitt auf.
ich mache mir grosse vorwürfe. von anfang an war ich nicht gerne schwanger, wünschte mir es möge bald vorbei sein. aber doch nicht so, nicht so früh!!
mattias wir haben uns von anfang an über dich gefreut, nur die 40 wochen zwischen entstehung und geburt müssten nicht sein

am nächsten tag bekomme ich die erste lungenreifungs-spritze. die brauchst du, falls du bald zu uns kommst. wir hoffen jede stunde das du noch bis zum abschluss der lungenreife in meinem bauch bleibst.
nach 48h wird die tokolyse abgehängt, die wehen sind nur noch schwach. nach fast vier tagen darf ich endlich aufstehen um zu duschen! das war eine schlechte idee, die wehen kommen sofort zurück. also bekomme ich wieder adalat.
wir werden gefragt, ob wir die neo besichtigen wollen. wozu? wir kennen es ja schon von deinem bruder. und wir möchten nicht den teufel an die wand malen, wir glauben an dich und deinen kampfgeist

trotzdem blättere ich durch das neo-buch und mir kommen die tränen. ich will und kann das nicht noch einmal erleben!
mein liebster mattias, bitte bitte bleib noch ganz lange in meinem bauch! ich möchte nicht noch einmal erleben müssen, mein baby nach der geburt abzugeben, nacht für nacht alleine zu lassen!
ich möchte dich bei mir haben vom ersten moment an, möchte dich riechen, deinen herzschlag hören, dich kennenlernen!
nach zwei wochen absoluter bettruhe im spital darf ich endlich wieder nach hause. mit baby im bauch!

zuhause bin ich immernoch ans bett gefesselt, wir sind um jeden tag dankbar. die ganze verwandtschaft macht reisst sich ein bein aus um meinem mann unter die arme zu greifen, uns zu bekochen, deinen bruder zu hüten und den haushalt zu schmeissen. dafür bin ich unendlich dankbar!
nach einer woche zuhause bekomme ich wieder wehen. mein mann steht schon mit der spitaltasche im wohnzimmer und wird nervös. aber, zum glück nur fehlalarm!
ab der 37.ssw darf ich mich wieder mehr bewegen, aber ich schone meine kräfte für die geburt. in ssw 37+5 habe ich am mittag den letzten kontrolltermin vor der geburt. die hebamme meinte, es gäbe keinerlei anzeichen mehr für einen baldigen geburtsbeginn. der gbmh ist wieder bei 2cm. etwas enttäuscht fahren wir wieder nach hause und stellen uns auf eine lange wartezeit ein. obwohl ich doch am besten wissen müsste, das jeder weitere tag wertvoll für dich ist, kannich es kaum mehr erwarten dich endlich kennenzulernen!
um 23.00 gehe ich ins bett um noch ein wenig zu lesen. um 23.30 machts zweimal laut plopp.. die fruchtblase ist geplatzt! wir organisieren deine oma um auf deinen grossen bruder aufzupassen, und opa fährt uns ins spital heiden. wehen habe ich noch keine. doch kaum angekommen, kommen die wehen im 3-minuten takt. es ist jetzt 24.15 und ich werde ans ctg angeschlossen. die hebamme ist die ruhe selbst, was sich sehr bald ändern wird

von einer sekunde zur nächsten überfällt mich ein heftiger wehensturm. innerhalb von 30 minuten bin ich von 0 auf 10cm offen und ich hab panische angst das ich das nicht schaffe. nach nur 20 minuten in der wanne verlange ich nach etwas schmerzlinderndem. also wieder rauf aufs bett und die hebamme bringt mir lachgas. die schmerzen umwirbeln mich wie ein orkan, ich nehme nichts mehr war ausser diesen unglaublichen schmerz. das lachgas nimmt den wehen zwar die spitze, aber von linderung kann keine rede sein. ich schreie meinen ganzen schmerz hinaus, töne und kreische wie eine verrückte, aber so bin ich halt. der schmerz ist wirklich zum verrücktwerden. wärend den presswehen meint die hebamme, ich solle sofort aufhören, sie müsse dich zurechtrücken. spinnt die?!? ich presse wie verrückt, will nur noch das du endlich da bist und die schmerzen aufhören! nach nur 80 minuten kommst zur welt.
dieser unbezahlbare, nicht mit gold aufzuwiegende moment, als du endlich da bist! du wirst mir sofort auf die brust gelegt, und deine nabelschnur darf auspulsieren. kein vergleich zur geburt deines bruders, der sofort weggebracht wurde um mit sauerstoff versorgt zu werden.
dieses menschlein, so zart und doch unendlich stark. du hast allen widrigkeiten getrotzt und um jeden weiteren tag gekämpft, nun bist du da. kerngesund und zufrieden liegst du hier bei mir, und ich werde dich nie wieder loslassen!
mein mattias, ich liebe dich unendlich.
bis zum mond und wieder zurück
