Basisstufe - wer kann mir berichten?

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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frani
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Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von frani »

Unsere Tochter besucht zurzeit das 1. Jahr in einem "normalen" Kindergarten. Im Sommer ziehen wir in die Nachbarsgemeinde und sie wird dort die Basisstufe besuchen. Wer hat(te) auch ein Kind in der Basisstufe und mag mir etwas berichten?

Meine Bedenken sind v.a dass es sehr "schulisch" sein könnte, mit wenig Zeit zum Spielen, und sehr viel Selbständigkeit erwartet wird.
Weiter würde mich speziell interessieren, wie der Kontakt zwischen den verschiedenen Jahrgängen ist, d.h. gibt es auch Freundschaften zwischen Kinder unterschiedlicher Jahre oder bleiben die jeweils eher unter sich?
Auch sonst bin ich sehr interessiert an positiven und eher schwierigen Aspekten...

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Tinky
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von Tinky »

Hallo Frani

Beide Kids gehen in die Basisstufe, bis Sommer sogar in dieselbe Klasse.

Der Kleine ist in der 1. Basisstufe (1. KiGa). Hier hat er vor allem "freie Tätigkeit", das heisst: spielen nach Lust und Laune. Sie haben aber teilweise auch "Unterricht". Da werden ihnen spielerisch einige Sachen beigebracht.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass die Kids relativ früh bei den Grossen mitmachen wollen. Meine Tochter hatte deshalb schon im 2. KiGa Hausaufgaben. Sohnemann hingegen will lieber noch spielen.

Gerade im Sozialen sehe ich den grossen Vorteil. Die Freundschaften gehen über verschiedene Klassen - allerdings auch die Streitigkeiten.

Wie in jedem Schulsystem lebt und stirbt das ganze mit der guten/schlechten Lehrerin. Die Förderung nach Wissenstand wäre sicher sehr gut - in unserer Basis jedoch nicht Realität.
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Anjas Mami
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von Anjas Mami »

Die Basisstufe bietet Vorteile für die Kleinen, wie für die Grossen. Die Kleinen treffen zukünftige Themen, wie das Lesen und Schreiben oder auch Themen der Mathematik bereits durchs Zuschauen an und beobachten die Grossen beim Lernen. Dadurch sind Kindergartenkinder, welch eine Basisstufe besuchen später oft Leistungsstärker, wie Kinder aus dem Regelkindergarten. Für die Grossen findet sich der Vorteil im Sozialen, wie im Schulischen. Sie lernen Wissen weiterzugeben, wodurch sie dieses repetieren und vertiefen. Dabei lernen Sie zugleich auf kleinere Rücksicht zu nehmen und übernehmen früh Verantwortung.
Die Sorge, Der Kindergarten könne verschult werden ist zum Glück unbegründet. es ist viel eher so, dass dein Kind in der Unterstufe noch länger Kind bleiben darf. Es wird spielerisch gearbeitet mit allen Kindern. Wo is für die Unterstufe Kinder an der Zeit ist, sie schulischen Themen zu widmen, wie dem Lesen und Schreiben oder der formalen Mathematik werden sie in separaten Räumlichkeiten geschult. In dieser Zeit spielen die Kindergarten Kinder frei und können sich dabei altersgerecht entfalten.
Zm das zu veranschaulichen möchte ich dir gerne ein Beispiel aus meinem Unterricht erzählen: wir hatten das Thema Post. Das heisst, der ganze Klassenraum war themengerecht eingerichtet, wie man das aus dem Regelkindergarten kennt. an den Postschaltern spielten die Kinder von der Kindergartenstufe, wie auch die 1. und 2.Klässler. Der Fokus bei den Kindergartenkindern lag auf dem Kennenlernen der Post (der Beruf Postbeamter, Wortschatzbildung zum Thema, Gesprächsführung, Briefmarken malen, Briefe verteilen...). Die Unterstufen Kinder schrieben je nach Fähigkeiten eigene Briefe, korrigierten Briefe, lernten den Aufbau eines Briefes kennen, rechneten das Porto zusammen oder verkauften Lösli, Briefmarken, Umschläge und so weiter am Postschalter.

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sillyspider73
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von sillyspider73 »

In unserer Gemeinde gibt es drei Parallel-Basisstufenklassen. Unser Ältester kommt im Sommer ins 3. Basisstufen-Jahr (also in die 1. Klasse), mein Mittlerer ins 1. Jahr.
Ich war am Anfang sehr skeptisch, vor allem in der Hinsicht, ob mein recht zurückhaltender Sohn da nicht unter die Räder kommen würde, wenn es auch Schüler in derselben Klasse hat, die 3 Jahre älter sind als er...
Ich kann aber ausschliesslich Positives berichten. Die Schüler der oberen Basisstufen verhalten gegenüber den Kleinen sich wie ältere Geschwister. Sie helfen den Jüngeren und sind stolz darüber, etwas Verantwortung übernehmen zu dürfen. Natürlich gibt es auch mal Streit, aber alles im erträglichen Rahmen.
Der Unterricht ist in den unteren Klassen gar nicht "verschult", die Kleinen haben sehr viel Raum für freies Spiel, können aber auch jederzeit ohne Druck am Unterricht der "Grossen" teilnehmen, wenn sie das möchten. Der Übergang von Kindergarten zu Schule ist sehr fliessend; die Kinder haben auch mehr Zeit, eventuelle Defizite in einem Bereich aufzuholen. Mein Ältester hat sehr stark vom Basisstufen-Konzept profitiert und quasi im Vorbeigehen viel "aufgeschnappt".

mael
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von mael »

auch unsere Kinder haben die Basis besucht oder besuchen sie aktuell noch.
Wie Tinky schreibt ist das ganze System wie überall sehr Lehrperson abhänging, da sie doch recht grosse Freiheiten haben, wie sie die Basis umsetzen wollen. Bei uns ist es so, dass es zwei Räume gibt, einer ist wie ein klassischer KG eingerichtet, der andere Raum ist ein Schulzimmer und hat einen "grossen Kreis" wo alle Kinder der Basis den Unterricht gemeinsam starten. Danach gehen die 1.und 2. Basiskinder (also eig die KG-Kinder) in den Spielbereich und die Grossen gehen an die Pulte. Es gibt aber immer wieder "Projekte" an denen altersdurchmischt gearbeitet wird und auch die Kleinen "Schulluft" schnuppern und ihrem Können entsprechend Input beitragen. Die "Schüler" haben ein mal pro Woche auch Freispiel im Kindergartenraum, in dieser Zeit dürfen die Kleinen, die wollen an die Pültli.
es gibt vor und Nachtteile dieses Systems. Vorteile wurden in den vorderen Posts viele erwähnt, hier deshalb noch ein paar andere Erfahrungen:
Bei gemeinsamen Ausflügen wird logischerweise dem Schwächsten angepasst, das sind mittlerweile 4jährige Kleinkinder....diese haben einfach andere Bedürfnisse als knapp 9 jährige. Ich denke dass dieses System einfach nie allen gerecht werden kann. Die Schere ist zu gross wie ich finde. Bei allem Verständnis, dass die Grossen lernen Rücksicht zu nehmen und im Sozialen weiter sein sollen, häufig werden sie auch etwas als "kleine Lehrer" ausgenutzt. unser Kind ist jetzt im letzten Basisjahr und hat es langsam satt ständig auf die Kleinen aufzupassen, bei Projektarbeiten die Kleinen zu instruieren und nicht selber seinen Wissensdurst stillen zu können. Wir sind froh kommt im Sommer endlich der Wechsel.
Ich persönlich würde eine Grundstufe ( 3 Schuljahrgänge zusammen) viel mehr begrüssen als die Basis mit 4 Jahrgängen. Der fliessende Übergang von KG zu Schule ist wirklich toll und wäre mit einer Grundstufe perfekt. bei 4 Jahrgängen ist einfach die Schere zu gross vom Altersunterschied. Wenn ein Kind zB noch später eingeschult wird, sind das schlussendlich 5 Jahre Altersunterscheid, da ist es einfach klar, dass irgendwer zu kurz kommt, seien es nun die Älteren oder die Jüngeren.
Einen weiteren Nachteil finde ich auch, dass es wenige "Jahrgangskinder" zur Auswahl hat um Freundschaften zu schliessen. In der Basis ist das ja kein Problem, da sind die Kinder altersdurchmischt befreundet, aber ab 3.Klasse werden die Kinder getrennt und kommen bei uns in eine Doppeljahrgangklasse. Aktuell sind es im Jahrgang unseres Kindes 7 Kinder, 3 Mädchen und 4 Jungs. Bei den Mädchen ist das relativ schwierig mit den 3...

Alles in allem haben wir die Basis nicht als schlecht empfunden, es gibt wie gesagt überall Vor-und Nachteile.
Wir hatten jahrelang beide Systeme in unserer Gemeinde (Basis war Pilotversuchsklasse), die Erfahrung,dass die Basisstufenschüler danach leistungsstärker sein sollen hatten und haben wir hier nicht. Auch gibt es nicht mehr Kinder die fliessend "Ehrenrunden" schieben oder früher eingeschult werden (weil sie die Möglichkeit haben früher dem schulischen Unterricht beizuwohnen).

frani
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von frani »

Vielen Dank für eure Berichte - sie haben mich schon ziemlich beruhigt bzw. schaue ich dem Wechsel nun optimistisch entgegen ;-)

@tinky
Es freut mich zu hören, dass bei euch die Kinder altersdurchmischt Kontakt haben und einander auch helfen, etc. Bei meiner Tochter im Regelkindergarten habe ich nämlich den Eindruck, dass die "Grossen" und "Kleinen" ziemlich unter sich bleiben, was ich sehr schade finde. Dass das Ganze von der Lehrperson abhängt, macht Sinn - ist ja immer so. Da können wir nur hoffen...

@ Anjas Mami
Vielen Dank für die interessante Beschreibung. Ich finde es eben sehr wichtig, dass die Kinder spielerisch Lernen dürfen. Das ist leider beim jetzigen Kindergarten meiner Tochter nicht wirklich so, es geht sehr schulmässig zu und her. Sie hat mit noch nicht mal 5 (!) bereits eine gewisse Abneigung gegen "Arbeiten" entwickelt (die Kindergärtnerinnen bezeichnen die Übungen, die sie im Kindergarten machen, als "Arbeiten"). Aber in deiner Beschreibung z.B. des Themas Posts tönt die Umsetzung super.

@Sillyspider
Super, dass ihr die Basisstufe rundum positiv erlebt hat. Das macht mir viel Hoffnung fürs nächste Jahr.

@mael
Interessant dein Bericht. Wie die grösseren Kinder die Basisstufe erleben, habe ich mir noch gar nicht überlegt. Aber das kann ich mir schon gut vorstellen, dass das Rücksichtnehmen auch seine Grenzen hat und nicht nur immer Positiv erlebt wird. Auch das mit der kleinen Anzahl Jahrgangskinder ist sicher ein Punkt - allerdings ist das bei unserer Tochter auch im Regelkindergarten so: bei den Jüngeren sind es auch 3 Mädchen und 4 Jungs, die Dynamik entsprechend auch nicht immer ganz einfach.

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Phase 1
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Re: Basisstufe - wer kann mir berichten?

Beitrag von Phase 1 »

Meine Erfahrung.
Es kann muss aber nicht funktionieren.
Es steht und fällt mit dem Lehrer.
Wir haben zwar auch Basis Stufe aber sie werden schon eher nach altem system unterrichtet.
Also nix da mir helfen ect.
Und die grossen hier nutzen ihre Machtposition ab und an leider aus.

Im grossen und ganzen hat es Vorteile.
Die Lehrer bleiben lange die gleichen und so kann die Entwicklung auch besser eingeschätzt werden.
Andererseits kann es mit einem schwierigen Lehrer dann auch zum Kampf werden.

Die grossen Kids sind bei uns auch oft unterfordert und das merkt man besonders jetzt kurz vor den Ferien.

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