Frühfranzösisch

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Manana
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Frühfranzösisch

Beitrag von Manana »

Hallo zusammen

Wir wohnen in einem Kanton wo wir ab der 3. Klasse Franz. haben. An sich finde ich es ein wichtiges Fach, aber habe sehr Mühe mit dem Lehrmittel und finde es schwierig da herauszufinden was die Kinder können sollten.

Die Kinder gingen am Anfang eigentlich gerne ins Franz. Aber recht schnell haben sie die Motivation verloren, da sie irgendwie von den Texten nicht angesprochen werden und regelrecht schwimmen.

Hat jemand eine Idee, wie ich sie wieder motivieren kann, da dranzubleiben und das zu üben ?
Ansonsten sind sie eigentlich gute Schüler. Wir haben auch im Umfeld Personen die Französisch sprechen, aber mit denen lernen sie ganz andere "Inhalte" sprechen als im Unterricht.
Gibt es evtl. ein gutes Buch/Spiel zum üben ?

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stella
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Re: Frühfranzösisch

Beitrag von stella »

Manana
Habt ihr mille feuille?

In der Tat ist das ein Lehrmittel, welches für die Eltern nicht ganz nachvollziehbar ist. Es ist eine Art neue Didaktik und auch wir Lehrpersonen müssen vertrauen darin haben, dass es funktionieren wird. Ich unterrichte auf der Oberstufe und habe den ersten Jahrgang im Englisch in der 8. Klasse und es funzt. Darum: Mal Vertrauen haben.

Beim mille feuille haben sie am Anfang eines Parcours immer die Lernziele auf einer Seite dargestellt. Da siehst du dann, was sie können müssen. Sie lernen nicht nur Strukturen und Grammatik (Sprachhandeln) sondern auch Strategien im Erwerb von Fremdsprachen, die dann z.B. auch im Englisch verwendet werden können und sie lernen etwas über die Kultur. Und das alles kannst du auch üben. Das Lehrmittel hat ja eine CD-Rom. Auf der sind viele computergestützte Übungen. Je älter die Kinder werden, desto mehr...
Auch gut ist, authentische Lieder, Texte zu hören, allenfalls TV zu gucken. Die neue Didaktik geht vom Spracherwerb des Kleinkindes aus und das lernt ja auch nicht an für ihns gemachten Texten Grammatik, sondern es bewegt sich in der Sprache, bis genügend Spuren gelegt wurden.

Was wir Oberstufenlehrpersonen dem Lehrmittel ankreiden, ist, dass es sehr wenig aus den Lebenswelten der Kinder drin hat. Erst auf der 8. Klasse kommt eine Rubrik, die "on bavarde" heisst, wo dann Gelerntes auf Alltagssituationen übertragen wird. Von mir aus müsste das schon viel früher kommen. Auf französisch "Ichöiferlis" spielen, das wäre doch auch was für die 3./ 4. Klasse...

Es ist nicht ganz unumstritten, das Lehrmittel. Aber es ist da und es haben schon einige Klassen damit Unterricht gehabt und es scheint recht gut zu funktionieren. Darum ist es auch gut, ein wenig Vertrauen darin zu haben und es mal "gut zu finden"... Das ist schon die halbe Miete für dein Kind.

Und die Lehrperson wäre Ansprechperson für deine Fragen. Scheue nicht, sie zu fragen. Mir tut es ame gut, wenn ich solche Fragen gut überlegen muss. (Ich gebe eben pro Magazin für die Eltern die Lernziele ausgedeutscht in einem Brief ab - so können sie die Kinder allenfalls unterstützen..
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Agathe
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Re: Frühfranzösisch

Beitrag von Agathe »

Ich würde auch die Lehrperson fragen. Möglicherweise haben andere Eltern dieses Problem auch und dann könnte man gleich alle informieren (wenn das nicht schon gemacht wurde?).

Geht es um Mille feuilles?
In der "Revue" (seperates Magazin) stehen u.a die Ziele drin und auch Wörter, Regeln, usw.
Mögen deine Kinder die Texte nicht, weil die Themen nicht interessant sind oder weil sie zu schwierig sind? Dann könntest du vielleicht mit ihnen über die Texte sprechen? Ein anderes Lehrmittel würde ich nicht einsetzen. Hier schimpfen die Leute über "Envol". :mrgreen:

Ist ja super, dass ihr im Umfeld französisch sprechende Menschen habt :-). Und es ist doch egal, wenn die über etwas anderes reden. Hauptsache die Kinder lernen Französisch zu sprechen. Das ist doch das Ziel der neuen Fremdsprachendidaktik.
Motivierend fand ich persönlich immer die Ferien in Frankreich. War nämlich doof, wenn ich nicht sprechen konnte.

Manana
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Re: Frühfranzösisch

Beitrag von Manana »

Ich habe die Revue studiert von Mille Feuilles. Das hat mir etwas weitergeholfen zu wissen, was sie können sollten.

Die Inhalte der Texte sind meinen Kindern zu schwierig und zu weit weg von ihrem Alltag.
Und wenn sie mit den Französisch sprechenden Personen im Umfeld sprechen möchten, bräuchten sie einen
ganz anderen Wortschatz für den Alltag. Das gleiche auch für die Ferien.
Die Leute fragen dann oft, was die Kinder schon können. Da sagen sie zum Beispiel was voltigieren ist oder was Höhlenforschen
auf Französisch heisst (das ist dann selbst für die Welschen zum Teil neu). Aber sprechen tun sie nicht, weil sie selbst die einfachsten Fragen
z.B. wies geht oder ob sie noch etwas Essen möchten, nicht beantworten können.

Vor allem unser Sohn (mit ASS) findet es gar nicht sinnvoll, Dinge zu lernen, die man nicht braucht.
Ich habe ihm schon gesagt, dass er das jetzt halt so lernen müsse, weil es die Schule so will und auf der Oberstufe darauf
aufgebaut wird. Aber das versteht er nun gar nicht. Er will Französisch lernen, damit er in Frankreich mit den Leuten sprechen kann.

Darum kam von mir auch die Frage wegen einem andern Lehrmittel, mit dem ich mit ihm üben könnte. Oder evtl. gibts ja auch eine Zeitschrift, wo Inhalte drin sind, an denen man üben könnte. Halt etwas einfaches.

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stella
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Re: Frühfranzösisch

Beitrag von stella »

Manana
Sprechen ist von den Kompetenzen her eine aktive und entwickelt sich erst zuletzt.
Vorher kommen Leseverstehen (als erstes), dann Hörverstehen, beide sind passiv. Und vor dem Sprechen kommt noch schreiben.

Wenn du das mille Feuilleton durchblätterst, siehst du oft "Sprechblasen". Ebenfalls hat es in der Revue eine Rubrik, die "Klassenzimmeraprache" heisst. Diese könntest du üben und auf neue Situationen übertragen. Dieser Transfer ist aber für viele sehr schwierig und gelingt nur mit Hilfe. Nach der Real sind die Kinder ungefähr im Sprachniveau A2. Fürs Sprechen heisst das, dass sie mit Hilfen und Unterstützung einfache Alltagssituationen meistern können. Es ist also eine Illusion zu denken, dass die Kinder nach der 9. Klasse fliessend auf C2 Niveau parlieren können.
SEK sollte ungefähr ein Sprachniveau B1 haben.

Also... Mille Feuille bietet ganz viele Sprechanlässe an, dort, wo es Sprechblasen hat. Und die Klassenzimmersprache bietet sich an, diese in den Alltag zu übertragen...

Ich weiss, wie es als Eltern schwierig ist, denn ich habe den Passepartoutkurs erst zwei Jahre nach Beginn vom Franz von Pfunzi gemacht. Das Lehrmittel ist undurchsichtig. Oft sind die LPs auch sehr skeptisch. Das wiederum überträgt sich auch die SchülerInnen.
Darum finde ich es enorm wichtig, dass ich als Mutter meine Schritte machen kann, damit ich zumindest Vertrauen haben kann.

Mit meinen eigenen Kindern übe ich Alltagssituationen in den Ferien oder im Kontakt mit französisch Sprechenden. Ich stelle fest, dass meine Kinder einen unverkrampften Zugang zur Sprache haben und sie motiviert sind, in den Ferien solche Dinge zu lernen.

Gestern habe ich ein neues Magazin der 8. Klässler gelesen. Gumsi, sie hat seit einem halben Jahr Franz, setzte sich neben mich und wir haben zusammen eine "Bucketlist" auf Franz gelesen. Und siehe da: Sie hat vieles verstanden und mit der Strategie "Parallelwörter und raten" konnte sie mir bei über 2/3 sagen, worum es geht. Ich hätte das nach einem halben Jahr Franz nicht gekonnt! Und ich bin natürlich sowohl als Mutter als auch als Franzlehrerin ziemlich beeindruckt.

Vielleicht ist der Ansatz darum auch der, mit den Kindern zu schauen, was sie schon können und nicht, was sie noch nicht können?!
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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