Wenn-Dann-Pläne

[Susanne39]

Ähm - zur Klärung: anders als es im Titel und im ersten Beitrag dieses Threads steht: dieses Thema habe nicht ich eröffnet, sondern es ist die auf Wunsch von Userinnen von den Mods abgekoppelte Fortsetzung dieses Themas hier, wo es mein erster Beitrag dazu war:

viewtopic.php?f=45&t=207724


Statt dir vorzunehmen, dass du nein sagen lernen solltest, könntest du dir einen Wenn-dann-Plan machen. WENN dich jemand für hüten fragt, DANN sagst du „oh, ganz schlecht heute „ oder „uh, blöd, ausgerechnet heute geht es nicht „ oder „leider nein„ oder „ein andermal gerne“ oder was immer dich einen lustigen Satz deucht.
Dann musst du nur noch warten, bis WENN eintritt und schon kommt DANN zum Tragen. Beim dritten Mal musst du nicht mal mehr drüber nachdenken.

Wenn-dann-Sätze sind sozusagen Allheilmittel.
(Bei mir grade hoch im Kurs: immer wenn das Kind nach dem 2./3. etc Glace fragt, sage ich: hou, da muss ich drüber nachdenken. Ich gebe dir morgen eine Antwort. )

Im Falle des frechen Vaters mit der Testosteronkarosse wäre es: immer, WENNder Vater mit dem Mädchen vor der Tür steht, DANN machst du nicht auf. Oder so.

PS: das Fragezeichen in deinem Threadtitel müsste dann noch weg, wenn das dein Ziel wäre

[stella]

Susanne
Wenn-dann- Sätze funktionieren überall im Leben gut. Ich arbeite oft mit den Jugendlichen mit WEnn-dann-Sätzen... (Wenn ich nicht mehr sitzen kann, dann frage ich Frau X, ob ich eine Runde drehen darf. Wenn ich meine Franzwörtli drei Mal lerne, dann werden meine Leistungen besser...)

Ich finde die Wenn-dann-Sätze super!

me
Heute musste ich an den Fred denken und habe ganz einfach "nein, heute will ich das nicht" gesagt, als ich noch Gspändli mit in die Badi hätte nehmen sollen. Die Mütter wollten sich fürs "Vorbereiten" (sind Lehrerinnen) frei spielen. Ja, das hätte ich auch gerne und ich muss mich auch organisieren und ich mag in einem Seebad nicht noch auf zwei weitere Kinder aufpassen. Darum "nein, heute will ich das nicht" zu meinen Kindern. Es muss so überzeugend gewesen sein, dass sie nicht einmal mehr nachgehakt haben...

[Susanne39]

Ans Wasser nehme ich grundsätzlich keine fremden Kinder mit und gebe meine auch nicht mit.
Übrigens: WENN ich aufstehe, DANN mache ich mir einen /TeeKaffee. WENN ich ins Bett gehe, DANN putze ich mir die Zähne: Beispiele für komplett automatisierte Wenn-dann-Geschichten.

[Pippo]

sehr coole Methode - und so einfach! Muss ich mir merken
Hilft ja schon, sich bewusst zu werden, DASS man was nicht will, dann kann man das "alte" wenn/dann muster mal ausmerzen .... )

WENN die nachbarin um meine Hilfe bittet, DANN springe ich natürlich in die Bresche....

[Susanne39]

Pippo: immer? Oder nur WENN die Nachbarin um Hilfe bittet UND es mir gut in den Plan passt, DANN...?
Was ja WENN die Nachbarin einen lebensbedrohenden Notfall hat, DANN helfe ich immer noch einschließen würde ..

[Pippo]

Hab mich unklar ausgedrückt, sorry

Bei

WENN die nachbarin um meine Hilfe bittet, DANN springe ich natürlich in die Bresche....

läuft der automatismus ab und man sagt "ja sicher, gut, kein problem" . (also ein alter Wenn-Dann-Mechanismus welcher erwiesenermassen nach hinten los ging )

es sollte viel mehr ein

Oder nur WENN die Nachbarin um Hilfe bittet UND es mir gut in den Plan passt, DANN...?

werden.

Aber dazu muss es einem erst mal bewusst werden, dass man so einem mechanismus unbewusst folgt )

[stella]

Susanne
Ich nahm auch keine Kinder mit, als meine noch jünger waren. Jetzt sind sie 11 und 14 Jahre alt. Da sage ich schon mal ja dazu. Aber es ist bei diesen Gspändli eben bis jetzt eine einseitige Geschichte... Und ich bin nicht so auf dem Damm - darum nein.

[lipbalm]

Ich habe mich auch oft über eine Mutter aufgeregt, sie ging arbeiten und hat bestimmt jede 2. Wochen gefragt, ob ihr Kind zu mir darf. Ich fand es lange nicht fair, da sie ja in der Zeit Geld verdient. Aber für diese sporadischen Anfragen Geld zu verlangen wollte ich auch nicht. Ich habe dann angefangen auch mal die Kinder zu ihr zu bringen und wandern oder shoppen zu gehen. Sie findet das absolut okay(das ich shoppen gehe) und so stimmt es für mich.

[danci]

Und WENN man brav Platz macht, DANN gibts ein Leckerli
Dieser Autmatismus ist eigentlich klare Konditionierung und so in etwa das Gegenteil von freiem Willen und freiem Handeln. Gerade bei den Kindern versuche ich das, soweit ich es schaffe, zu vermeiden und nicht noch einzuführen. Man muss nicht lernen, in einer bestimmten Situation nein zu sagen, sondern weil man gerade nicht will. In der genau gleichen Situation ist das nächste Mal ein Ja die richtige, frei gewählte Antwort.

[LadyBlue]

Und WENN man brav Platz macht, DANN gibts ein Leckerli
Dieser Autmatismus ist eigentlich klare Konditionierung und so in etwa das Gegenteil von freiem Willen und freiem Handeln. Gerade bei den Kindern versuche ich das, soweit ich es schaffe, zu vermeiden und nicht noch einzuführen. Man muss nicht lernen, in einer bestimmten Situation nein zu sagen, sondern weil man gerade nicht will. In der genau gleichen Situation ist das nächste Mal ein Ja die richtige, frei gewählte Antwort.

WENN sie das nächste Mal fragt, DANN überlege ich, was ICH wirklich will, bevor ich antworte

[stella]

Wenn sie das nächste Mal fragt, dann verschaffe ich mir mit „ich muss darüber nachdenken“ Zeit.

Bei Jugendlichen benutze ich diesen Satz im Zusammenhang mit IHREN Zielen in der Schule. Und bei meinem Adslerli benutze ich ihn, um Routine zu erlernen. Logisch geht zum Voraus ein Gespräch darüber, was sie verändern wollen. Hat sehr mit freien Willen zu tun.

[Pippo]

Dieser Autmatismus ist eigentlich klare Konditionierung und so in etwa das Gegenteil von freiem Willen und freiem Handeln.

Genau. Und aus irgendeinem Grund hat sich diese Konditionierung andersrum eingeschlichen: man darf nicht nein sagen, wenn jemand mit dem Kind vor der Tür steht, sei es aus Höflichkeit, aus Hilfsbereitschaft oder sonstwas. Ich habe jeweils vor lauter überrumpelung "ja klar" gesagt und neben 3 kindern und job und allen möglichen terminen noch die kinder der anderen beaufsichtigt, damit die in ruhe einkaufen gehen können.
Das ist grundsätzlich ja nicht falsch ("ich helfe wenn jemand hilfe braucht"), wird aber dann zur Belastung, wenn dies von anderen ausgenutzt oder die situation einseitig wird.

Man muss es ja nicht umdrehen und ab sofort immer gleich "nein" sagen, aber die alte Konditionierung ("ich muss immer helfen") ablegen und sich jedesmal neu überlegen, ob es denn wirklich notwendig ist oder mir grad reinpasst.

[Lotus]

Sehe das wie danci!

Nein sagen ist das in der Schweiz überhaupt möglich ? Wäre glaub ein heisses Thema. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ein klares, unerklärtes Nein zu Unmut führen kann. Auch möglich ist ständiges Kompromiss suchen. Echt anstrengend!

Gerade gestern sagte ich laut und deutlich NEIN zu jemandem in einer bestimmten Situation auf der Strasse und der fing an auf mich einzureden und beleidigte mich abschliessend. Klar war das eine Ausnahme, aber ich kann mir gut vorstellen, dass wenn man "einfachso" Nein sagt, schnell zum Gespräch im Quartier wird und nicht, dass andere das "einfachso" akzeptieren...leider!

Grüssli

[Pippo]

ich habs grad andersrum erlebt.... die, die das ausgenutzt haben, haben die message wohl verstanden, denn seither kam es nicht mehr vor (ok, es sind auch grad ferien ) und die anderen, mit denen es wirklich gut funktioniert (gegenseitige Kinderhüeti, nach Absprache) die wissen ja dass es gut funktioniert. und was Dritte denken ist mir total egal, ich muss mich ja vor niemandem rechtfertigen.

hier im Dorf wird mehr über diejenigen geredet, die ihre Kinder eben immer bei anderen lassen und dann weg gehen - denn lustigerweise sinds immer dieselben, die ihre Kinder gut unterbringen und dann shoppen gehen

[Susanne39]

Danci: wenn-dann-Pläne sind ein Tool aus der Motivationspsychologie. Sie helfen, Ziele umzusetzen. Eigene Ziele. Man sagt sie (innerlich) zu sich selbst.
Maja Storch benutzt sie z. B., siehe hier: http://majastorch.de/download/artikel/a ... 090201.pdf

Mit der Kinder-Konditionierung (Drohungen à la "wenn du nicht xy machst, DANN passiert xz") hat das wenig zu tun.

(Der Eindruck entstand vielleicht, weil ich zuerst korrekt von Wenn-Dann-Plänen schrieb und dann den falschen Begriff "Wenn-dann-Sätze" benutzte. Es heisst korrekterweise "wenn-dann-Pläne".
Die Physiotherapie macht sie sich auch zunutze: "Immer, wenn ich Zähne putze, dann spanne ich meinen Beckenboden an" z.B. hilft, ans Beckenbodentraining zu denken und es auch auszuführen.
Für Kinder können Wenn-dann-Pläne durchaus nützlich sein, siehe hier die Folie 17:
http://www.schul-in.ch/myUploadData/int ... ichten.pdf
Der Benefit an Wenn-Dann-Plänen ist, dass man sich nicht mehr an das lästige "Ich sollte" erinnern /halten muss (das wäre der Teil nach dem DANN), sondern nur noch auf das Auftreten von WENN warten muss, damit automatisiert das "DANN" abläuft.

[danci]

@ Lady Blue
So ist es natürlich ok

@ Susanne
Ich kenne die Herkunft, ich bin ja auch nicht davon gefeit. Auch nicht bei meinen Kindern. Ich frage mich jeweils dann einfach, warum mir das Ziel an sich, ohne zusätzliche Motivation nicht reicht. Und falls nein: will ich es wirklich?

[Susanne39]

Ich frage mich jeweils dann einfach, warum mir das Ziel an sich, ohne zusätzliche Motivation nicht reicht

Im obigen pdf von Maja Storch findest du eine Erklärung. Zweite Seite des PDFs, rechts unten, vorletzte Spalte:

"Die übergeordneten Haltungsziele können immer mal wieder in Gefahr geraten, auch wenn sie geprimt sind. Wenn zu viele Reize von aussen da sind, ist die Gefahr gross, dass alte Automatismen wieder durchbrechen. Aber auch zu wenig Erregung ist hinderlich. Wer träge und phlegmatisch ist, kann das übergeordnete Haltungsziel ebenso aus den Augen verlieren. Wichtig ist auch, dass die menschlichen Grundbedürfnisse gedeckt sind: Hunger, Durst, Zuneigung, Sex, genügend Schlaf. Immer wenn diese Grundbedürfnisse nicht ganz gedeckt sind, kriegen wir solche Ziele, bei denen das Würmli nicht so leicht mitmacht, schwer hin.

Ein Gegenmittel sind die sogenannten Wenn-Dann-Pläne. Wenn-Dann-Pläne sind Vorsätze, deren besonderes Kennzeichen darin besteht, dass sie die sprachliche Struktur haben: ‹Wenn X passiert, dann werde ich Y tun.› Allein durch ihre sprachliche Form gelingt ihnen ein kleines Wunderwerk: Sie verbinden eine Situation, die vom Ziel ablenken kann, im Unterbewussten direkt mit dem zielführenden Verhalten.
Diese vom Psychologen Peter Gollwitzer entdeckte Phänomen konnte in mittlerweile über 100 Studien nachgewiesen werden. Durch diese sprachliche Form Wenn-Dann werden andere Gehirnareale aktiviert, als wenn ich mir ein Ziel in einer anderen sprachlichen Form vornehme. ‹Wenn es Mittwochabend acht Uhr ist, dann mache ich meine Aufgaben› ist etwas anderes als zu sagen ‹Ich mache am Mittwoch um acht die Aufgaben.› Wenn-Dann-Pläne bieten Aussicht auf eine bedeutend grössere Anzahl von Erfolgserlebnissen, verglichen mit der althergebrachten Form."
http://majastorch.de/download/artikel/a ... 090201.pdf

[Sternli05]

Lotus
Ein klares Nein kann ich gut akzeptieren und ist kein Problem. Aber irgend eine Ausrede und man findet dann doch raus das es anders war, dass finde ich daneben. Dann lieber einfach nein sagen.

[Lotus]

Sternli, ja gell, finde ich auch! Aber ich gerate dennoch immerwieder an Menschen, die mich dann "zu direkt" finden das wiederum finde ich komisch

[LadyBlue]

Wenn-Dann mit Kindern: Also ich benutze das knallhart mit meinem "Rennwagen"-Büebli, ihm gewisse Abläufe einzuprogrammierern, der hat nämlich sonst überhaupt keine Zeit, an gewisse Dinge zu denken: Wenn ich durch die Haustüre gehe, mache ich sie hinter mir zu. Wenn ich aus dem Haus gehe, ziehe ich Schuhe oder Crocs an. Wenn ich in die Schule gehe, nehme ich den Schulsack und das Busabi mit. Wenn ich einen Raum verlasse, lösche ich das Licht........ es gibt Millionen solcher Sätze und ja, natürlich ist das Konditionierung. Aber sorry, mit freier Persönlichkeitsentfaltung hat das in-den-Socken-loslaufen oder das Licht-löschen-vergessen meines Erachtens nichts zu tun.