Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

frausteiner
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Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von frausteiner »

Hallo
Nimmt mich nur mal Wunder, wie es bei euch läuft in der Primarschule. Hier haben die Lehrpersonen eigene Systeme, Kinder zu bestrafen/disziplinieren oder belohnen.Je nach LP gibt es rote oder gelbe Karten. Bewölkt, Regen oder Gewitter-Karten. Murmeln, die dazu kommen oder weg genommen werden. Einträge, Striche, Punkte, Kreuze für die Art und Anzahl Vergehen. Meldezettel. Farben von blau bis schwarz.
Ich weiss nur von einer LP, die Smileys verteilt. Meistens basiert der Unterricht auf dem Bestrafungssystem. Es geht nicht um schlimme Vergehen wie Mobbing oder Gewalt. Sondern nicht zugehört, nicht aufgeräumt, wüstes Wort gesagt, schwatzen etc.

Ist das bei euch auch so? Ich finde es schade, dass das System nicht ressourcen orientiert ist. Aber vielleicht sind die Kids heutzutage so krass drauf, dass es anders nicht mehr geht?
Was denkt ihr darüber?

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Honigblume
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Honigblume »

Hier ist es leider auch so. Das Bestrafungssystem ist all gegenwärtig. Bei meiner Primarschülerin gibt es eine Art Leiter. Wenn sie zu unterst sind, werden sie bestraft. Schön für alle den ganzen Tag ersichtlich.
Für alles werden sie damit bestraft. Manchmal auch obwohl es nur eine Unterstellung von Seiten der LP ist. Teils Kinder trauen sich nicht mal mehr das ganze Richtig zu stellen, aus Angst noch eine Stufe runter zu müssen.
Selbst im Turnen muss zuerst die Strafbank aufgestellt werden.
Ins Hausaufgabenheft mussten sie einen Zettel kleben damit sie sehen wann ihnen eine Strafe droht. Natürtlich wird dies nicht als Strafe verkauft, soll nur eine Kontrolle für uns Eltern sein. :roll:
Zudem wurden nun auch noch die Kollektivstrafen eingeführt.
Ich finde es sehr tragisch, vorallem auch, weil die LP immer davon spricht, das es wichtig ist dass die Kinder vertrauen fassen.
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Shiva
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Shiva »

Mein Sohn ist nun in der 6. Klasse und hatte bei jeder Lehrperson (also alle zwei Jahre) nun ein anderes Belohnungs- / Bestrafungssystem. Er hat nun also das 4te System.

Belohnt / bestraft wird die saubere Arbeitsweise, das fristgerechte erledigen der Arbeiten, ob die Hausaufgaben gemacht werden, schwatzen im Unterricht usw.. Gewalt, Mobbing und derartiges ist nicht Bestandteil dieses Systems. Das ist Thema in der Stunde Ethik, Klassenrat usw. Und das finde ich auch richtig so.

Ich persönlich fand manche Systeme gut, andere schlecht. Das beste System hat die jetzige Lehrerin. Die Kinder bekommen Bonus- resp. Minuspunkte für eine ganze Reihe festgelegter "Regeln" und wenn das Kind 6 Wochen lang keinen Minuspunkt erhalten hat, bekommt es eine Woche keine Hausaufgaben (und darf den Zeitpunkt sogar selbst bestimmen). Letztes Jahr haben die Kinder es so gut gemacht und die hausaufgabenfreie Wochen aufgespart, sodass sie die letzten 3 Schulwochen alle keine Hausaufgaben hatten. Gekoppelt an dieses System ist ein Klassenbonussystem. Wenn die Klasse gut zusammenarbeitet und sich gegenseitig unterstützt (auch hier gibt es definierte "Regeln"), dann erlangen sie die Möglichkeit nach erreichen einer bestimmten Anzahl Bonuspunkte einen halben Tag den Schulunterricht selbst zu gestalten. Ich finde dieses System toll. Es spornt die Kinder an sich an die Regeln zu halten und es belohnt sie mit Freizeit. Und einen halben Tag den Schulunterricht zu gestalten ist ja auch toll (einmal gab es eine Party, ein anderes Mal gab es einen Filmnachmittag, einmal gingen sie alle schwimmen usw.).

Bestraft wird natürlich auch mal, aber die Lehrerin macht das eher in Form von Nachsitzen, wenn man den Unterricht zu oft gestört hat (was natürlich vorher den Eltern kommuniziert wird) oder wer nicht zügig gearbeitet hat muss die Aufgaben am Wochenende erledigen oder man muss ein Ämtli einmal öfters machen als regulär. Die Lehrerin hat es wirklich raus, logische Konsequenzen als Bestrafung anzuwenden, was leider nicht bei allen Lehrern der Fall ist.

Alessandra87
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Alessandra87 »

Also ich bi selber Primarlehrerin vonere 1.-3. Klasse. Ich möcht mich etz da nöd über Sinn und Unsinn vo Bestrafigssystem üssere, aber für mich persönlich passt es Bestrafigssystem nöd. Ich chan aber guet verstah, dass das gwüssi bruched, da mer als Lehrperson würkli extrem unter Druck staht (Extrem viel Lernstoff, grossi Klasse, wenig unterstützig, vieli verschiedeni Erwartige, wo uf eim pralled...etc.)

Ich ha i minere Klass es System mit Lernziel. Jedes Chind veribart mit mir sis persönliche Lernziel (jede imene Bereich, wo für sie/ihn passt zb Ordnig, ufes Fach bezoge, Konzentration, Soziales etc.) Mir mached zeme ab, wie das Ziel erreicht werde cha und wos Chind zurziit staht ufere Skala vo 0-10.
Nachher chönds nach jedem Schueltag zu mir cho und segs, öb sie findet, dass sie ihres Ziel a dem Tag erreicht hend. Sie münds begründe und selber uf mich zuecho. Wenn mir beidi im Gspröch findet, dass er / sie ziel erreicht het, denn gits en Sticker. Bi 10 Sticker chömeds e chlini Belohnug über, wos dörfed ussueche zb en Radiergummi. Denn cha s Chind entscheide, öbs nomal wieter am glieche Ziel schaffe wett, oder mir veribaret e neus.
Ich stah völlig hinterdem und d Kind sind immer mega stolz. Wasi aber sege muss, es isch scho sehr ufwändig.

Ich wür dir empfehle imene Eltergspröch d Lehrperson ufs Bestrafigssystem azspreche nöd im Sinn vo, du findsch es scheisss sondern meh zum mal nahfröge, wieso sie/ er das so handhabt und öbs au positivi Bestärkig gibt oder nur bestrafig. Prinzipiel isch jedi Lehrperson froh, wemmer mit ihne s Gspröch suecht und au ihri Siite mal alost. Also mir gahts so.

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stella
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von stella »

frausteiner
Grundsätzlich dürfen LP in ihrem Klassenzimmer solche Dinge umsetzen, so lange sie das Gesetz nicht verletzen (Kollektivstrafen gehen z.B. gesetzlich nicht...).
Meine Kinder waren bei LP mit den verschiedensten Systemen. Ich selber bin Reallehrerin und funktioniere ohne. Selber kann ich aber nachvollziehen, dass LP an solchen Systemen festhalten und die brauchen. Es wird ihnen auch so an der PH gelernt.

Im Moment führe ich an verschiedensten Orten Gespräche über "schlecht sozialisierte Kinder". Und wenn du dir das vielleicht nicht vorstellen kannst: Es gibt in der Tat heute mehr Kinder, die sich z.B. nicht in eine Gruppe einfügen können, die ihre Impulse nicht kontrollieren können, die Reinschwatzen, sich zu wichtig nehmen.
Wenn ich mich austausche mit Mütter aus dem frankophonen Raum, ist das für die meist nicht verständlich. Dort ist in meinen Augen dann schon der andere Trend, dass die Kinder wie kleine Erwachsene behandelt werden, der auch nicht wirklich gangbar ist.
Der begehbare Weg liegt wohl irgendwie dazwischen.

Als Mutter ist es mir aber lieber, wenn ich eine Lehrerin habe, die klar durchgreift. Meine Girls sind schon unter die Räder gekommen von solchen Jungs und das ist echt nicht lustig.
Die letzte Lehrerin meiner Kleinen hatte die Klasse am Schluss im Griff. Eltern von Jungs und Mädelz, die oft im Klinch mit dieser Lehrerin waren, fanden die LP doof. Eltern von Kids, die sich an die geltenden Regeln in der Schule halten, waren froh, kehrte Ruhe und Klarheit ein. Wenn nun ein solches System dazu dient, diese Ruhe und Klarheit zu schaffen, dann ist das doch okee.

Ich musste meinen Girls einfach beibringen, dass für sie nix ändert. Sie waren jedes Mal, bei Lehrerwechsel wie auf Nadeln, damit sie auch nix falsch machen. Beide Kids mussten z.B. beim Eintritt in die Mittelstufe ein Regelwerk von 30 Artikeln, was man darf, soll und muss, unterschreiben und sie waren so verwirrt, dass sie nicht mehr wussten, wie sie eigentlich tun sollen. Das legte sich aber nach einer gewissen Zeit wieder.
Meine Girls haben keine Marmeln abgeben müssen, keinen Strich bekommen, keine rote oder gelbe Karte. Aber bei anderen Kids konnte so sichtbar gemacht werden, was eben nicht gut läuft. (Als LP gehe ich einen anderen Ansatz: Ich schaue mit dem Jugendlichen, welche Ressourcen er hat und wie er sein Verhalten verbessern kann... Ist aufwändiger. Lohnt sich in meinen Augen aber. So Bestrafungssysteme ändern am Verhalten der Kids wenig oder es dauert lange... siehe auch Bsp. von der Klasse meiner Kleinen...)

Am Bsp. Zuverlässigkeit lässt sich übrigens schön aufzeigen, wie sich die Gesellschaft eher zu grossen Individualisten entwickelt hat --> ist in meinen Augen nicht gut.
Vor 25 Jahren hatten grundsätzlich alle SuS die Hausaufgaben. Heute haben sie fast alle nicht. Und es ist so aufwändig, dem Sch* (sorry für den Ausdruck) nachzurennen. Termine? Gelten heute grundsätzlich nicht. Individualität ist alles. Der innere Sauhund ist wichtiger, als Leistung zu erbringen. Ich bin sehr gespannt, wohin das führen wird.

Zurück zu diesen Systemen: Ich verstehe, wenn LP diese brauchen. Kids können damit meist gut leben. Die LP ist wenigstens transparent. Und sie wird sich nicht ändern, nur weil ich so ein System nicht gut finde.
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carina2407
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von carina2407 »

Ist bei bei meinem Sohn jetzt in der Mittelstufe auch so, fürs schwatzen, gähnen ohne Hand vor den Mund, fürs Kopf aufstützen, nicht zuhören, Kopf drehen usw. Sie haben eine Magnettafel mit Töggeli und Stufen. Die Töggeli sind in der Mitte. Wer 4x runter musste , muss eine Lektion nachsitzen, wer 4 x rauf durfte ( für besondere Leistungen) darf sich etwas aus der Schatzkiste nehmen. Fürs Vergessen von Hausaufgaben, Schulmaterial oder Turnzeug gibt es einen Eintrag auf der „Schülerkarte“ (ich nenn es Petzkarte) , den muss ich dann jeweils unterschreiben. Im Grossen und Ganzen sind beide LP gerecht, hin und wieder gibt es schon mal eine ungerechte Situation, und das nervt dann schon, aber es sind keine gravierenden Sachen. Er brauchte anfangs 4. Klasse ein paar Monate bis er sich daran gewöhnt hatte, kommt aber mittlerweile gut damit zurecht, und sie reissen sich alle insgesamt halt schon mehr am Riemen, meinem Sohn tut das auch ganz gut, und sie hat die Klasse schon ziemlich gut im Griff, das muss man ihr lassen.
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Malaga1
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Malaga1 »

Alessandra87: Als Primarlehrerin ist es dir doch sicher möglich, Schriftdeutsch zu schreiben. Ich und noch viele andere hier überlesen Mundartbeiträge konsequent. Gerade wenn die Themeneröffnerin Hochdeutsch schreibt, finde ich es angebracht, in der gleichen Sprache zu antworten. Hier verstehen nicht alle Mundart.

Zum Thema: Meine Kinder hatten bisher vier Lehrpersonen. An Belohnungs- und Bestrafungssysteme gab/gibt es bisher:

1) Die Kinder bekamen Steine, wenn sie etwas gut gemacht hatten. Die Steine kamen in eine grosse Vase. Wenn die Vase voll war, gab es eine Belohnung (Film schauen etc.). Die Regeln, wann man etwas gut machte, kenne ich nicht. Das System fand ich aber super.
2) Alle Kinder haben eine Wäscheklammer mit Namen drauf. Diese ist standardmässig bei grün. Macht man Blödsinn, kommt es auf orange, dann auf rot. Bei rot gibt es eine Strafaufgabe. Am Ende des Tages sind alle wieder auf grün. Die Regeln dahinter kenne ich ebenfalls nicht. Das mit der Strafaufgabe kam seit den Sommerferien einmal bei einem Kind vor. Es scheinen also vernünftige Regeln zu sein.
3) Die Kinder bekommen anfangs Woche drei Karten. Bei einem Vergehen müssen sie eine abgeben. Haben sie keine mehr, gibt es eine Strafaufgabe. Das kam seit den Sommerferien ebenfalls einmal vor. Ende Woche bekommen diese Kinder, die noch alle drei Karte haben, einen Joker. Die Joker können dann eingetauscht werden (Spiel wählen im Turnen etc.). Die Kinder, die nur eine Karte abgeben mussten, haben die Möglichkeit, diese Ende der Woche wieder zurückzugewinnen - irgendwie mit würfeln. Die Regeln kenne ich ebenfalls nicht im Detail. Es sind Dinge wie Ufzgi vergessen, schwatzen etc.. Mein Sohn ist kein Engel, aber er schafft es recht oft, einen Joker zu ergattern.
4) Es gab ein "Sündenregister" (Petzkarte ist auch ein guter Ausdruck) worauf alle Vergehen der Kinder notiert wurden. Dieses musste man einmal pro Monat unterschreiben. Ich klebte jeweils an der Decke, als mein Sohn dieses Blatt heimbrachte - nicht, weil er so ein furchtbares Kind wäre, sondern weil ich mich derart über diese Einträge nervte. "unsauber gearbeitet", "im Turnen mit Bändel gespickt" etc. etc. - völliger Pipifax. Wenn eine Lehrperson das mit den Kindern nicht selber regeln kann, hat sie aus meiner Sicht den Beruf verfehlt. Was soll ich mit der Info anfangen, dass mein Sohn vor drei Wochen geschludert hat? Dann soll sie ihn das ganze doch einfach nochmals machen lassen. Das ist echt nicht mein Problem. Konsequenten hatte das Blatt insofern nicht. Auf meine Nachfrage hin, was denn genau die Regeln sind, dass etwas auf dieses Blatt kommt, konnte/wollte mir die Lehrerin keine Antwort geben. Ich habe es dann nicht mehr unterschrieben. Mir ist eigentlich wurst, wie die Lehrer die Disziplin mit den Kindern regeln, aber sie sollen es direkt mit den Kindern machen. Gibt es gröbere Probleme, erwarte ich ein Telefon.

Ganz grundsätzlich verstehe ich nicht, warum es da schulhausweit nicht gewisse einheitliche Regeln gibt.
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Helena
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Helena »

Unsere hatten einmal die positive Variante mit den Steinen, zweimal die Ampel.

Wobei mir das Ampelsystem recht egal ist, denn ein Kind, welches sich halbwegs zu Benehmen gelernt hat und die Regeln beachtet, wird mit der Ampel keine Probleme haben. Für beide meine Kinder war/ist das System iwie kein Thema
Aber offenbar gibts Kinder, die können sich einfach nicht benehmen und brauchen das, damit sie sehen, dass ihr Verhalten nicht ok war.

Im Arbeitsleben wirst du auch nicht jedesmal belohnt, wenn du dch anständig, bzw. schlicht und einfach normal benommen hast, oder? Wieso belohnt man Kinder für ein zu erwartendes Benehmen?

Aber wenn du dich nicht benehmen kannst, wird dir gekündigt.

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Minchen
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Minchen »

Unser Sohn geht in die 1. Klasse.
Aktuell 'begleitet' sie ein Chamäleon durchs Schuljahr. Ganz passend hierzu wurden an jedes Kind 10 Papierfliegen ausgeteilt.
Vorne im Klassenraum wurde ein alter Fliegefänger (so wie sie früher in den Ställen hingen) aufgehängt.
Wenn ein Kind den Unterricht stört, Seich macht, Hausaufgaben vergisst oder ähnliches, nimmt die LP ein Fliege von dem Kind weg und klebt sie an den Fliegenfänger.
Nach den Herbstferien hatten alle wieder 10 Fliegen.
Am Schluss des Schuljahres werden die Kinder einen Schatz finden.
Je nachdem, wieviele Fliegen man noch hat, bekommt man entsprechend einen Teil des Schatzes. Dieser kann geringer ausfallen, je weniger Fliegen man hat. (Ich find das sehr witzig :mrgreen: )

Für mich stimmt das.

OT:
Ich weiss, dass einige ein Problem mit 'Strafen' und 'Belohnungen' zu haben scheinen (?), aber ich komme dann immer mit diesem Beispiel:
Wenn ich bei Rot über eine Ampel fahre und es mich blitzt, muss ich eine Busse zahlen (direkte Konsequenz? Gar nicht möglich..).
Und wenn ein Kind eine Fliege abgibt, weiss es ganz bestimmt, weswegen das jetzt so ist. Sind ja keine Kleinkinder mehr.
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Alessandra87
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Alessandra87 »

Liebe Malaga

Ich wusste nicht, dass hier so strenge Regeln gelten! Ja klar kann ich in Schriftdeutsch schreiben. Ich finde aber, man könnte dies auch ein wenig freundlicher mitteilen. Ist ja nicht so, als hätte ich jemanden damit beleidigt.

Schulhausweite Regeln gibt es selten, da die Lehrperson grundsätzlich Methodenfreiheit hat und ein vorgeschriebenes Belohnungs- / Bestrafungssystem ist auch nicht sinnvoll, weil

A) Jede Lehrperson ein Individuum ist und alle andere Ansichten/ Vorstellungen haben. Ich könnte, ein System hinter welchen ich nicht stehe, auch nicht authentisch rüber bringen.
B) Jede Klasse individuell ist und nicht alles bei allen Klassen gleich funktioniert.

Ich kann allen nur empfehlen, zu versuchen mit der Lehrperson ein „miteinander“ statt „gegeneinander“ zu finden. Es macht einfach alles leichter.

Grundsätzlich finde ich interessant, dass viele Eltern erwarten, dass man als Lehrperson die Klasse im Griff hat und eine gute Lernatmosphäre herrscht. Hierzu braucht es aber auch Regeln und Konsequenzen, sonst funktioniert dies mit 25 Kinder in der Klasse nicht. Eltern, die unzufrieden sind, empfehle ich, einmal ausserhalb des Besuchtages den Unterricht des Kindes zu besuchen. So kann nachher auch ein Gespräch mit der Lehrperson stattfinden.

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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von chöngi79 »

Diese „Strafregister“ oder Petzkarten, wie ihr wollt, dienen dazu, dass die Eltern nicht beim Zwischenbericht aus allen Wolken fallen, wenn bei der Sozialkompetenz dann halt bei „erledigt Arbeiten zuverlässig“ das Kreuz „nur“ im genügend ist. Was wir alles belegen müssen und wie oft mit dem Anwalt gedroht wird, würdet ihr nicht glauben. Diese Buchhaltung ist auch für uns LP‘s obermühsam, aber etwas aus dem Ärmel schütteln können und wollen wir auch nicht. Ergo führen wir Listen von vergessenen HA, nicht abgegeben Prüfunget etc.pp.

Glaubt mir, anders wäre mir auch lieber und ich könnte mich auf die Arbeit mit den SuS konzentrieren...

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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Malaga1 »

@chöngi: Warum kommen dann viele LPs ohne diese Sündenregister aus? Ich finde es ein äussert seltsames pädagogisches Verständnis, den Kindern ein mal monatlich mitzuteilen, was sie alles schlecht gemacht haben. Was sie gut gemacht haben, erfuhren sie (und wir Eltern) nie.
sie 2009
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von chöngi79 »

Mit der Klasse und im Schulzimmer komme ich gut aus mit aufzeigen, was nicht ok war und Lösungen suchen auch mit dem Schüler oder der Schülerin zusammen. Unterrichte aber an der OS.. und doch, ich gebe auch tàglich positive Rückmeldungen beim adieu sagen..
Ich weiss nicht, ob du kürzlich einmal in einem Schulzimmer auf Realstufe warst? Viele meiner SuS haben das Gefühl, die Welt drehe sich um sie und sind nicht bereit, ihre Bedürfnisse aufzuschieben und schwatzen bei jeder Erklärung/jedem Gespräch permanent rein.. oder 3/4 der Klasse hat keine HA und ich würde gerne weiterfahren mit dem Unterricht. Was mache ich? Arbeite ich mit dem Viertel, der sie hatte, einfach weiter oder beschäftige ich sie, bis die anderen nachgearbeitet haben? aus diesem Grund gebe ich übrigens fast keine HA mehr..
Und gerade auf Realstufe sind die Sozialkompetenzen von enormer Bedeutung und sie können und sollen es üben dürfen.. aber allen einfach ein sehr gut ankreuzen kann und will ich auch nicht..
du siehst, wir überlegen schon auch e bitz und es ist immer wichtig, mit den Jugendlichen im Dialog zu bleiben und ihnen aber auch klar Rückmeldungen geben, welches Verhalten nicht tolerierbar ist.. und meiner Meinung nach müssen auch auf der OS die Eltern informiert sein.

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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Malaga1 »

@chöngi: Ich glaube dir, dass es auf deiner Schulstufe sehr herausfordernd ist, eine Stimmung in der Klasse zu schaffen, dass gut gearbeitet werden kann. Ich sprach in meinem Bsp von Zweitklässlern. Und wenn sich meine Kinder in der Schule daneben benehmen, dann ist das Anlass zu einem sehr ernsthaften Gespräch. Es gab bei meinem Sohn im letzten Jahr eine solche Situation. Ich bekam es aber zuerst gar nicht mit. Im Sündenregister stand „hat geärgert und gestritten“, was ich nicht ernst nahm - irgendwelcher Pipifax halt wie immer. Über eine andere Mutter erfuhr ich dann, was vorgefallen war. Das war dann Anlass für eine SEHR unmissverständliche Ansage meinerseits. Ich habe mich dann wirklich sehr gewundert über die Prioritätensetzung der Lehrerin. Ich habe mich aber auch noch über vieles Anderes gewundert...

@all: Ich verstehe voll und ganz, dass es ein System braucht, wenn man 20 - 25 Kinder in einem Schulzimmer im Griff haben muss. Und ich habe auch nichts gegen Strafen - sofern sie fair und nachvollziebar sind.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von chöngi79 »

Durch meine eigenen Kinder, welche noch in der Primar sind, diverse Stellvertretungen und aus diversen Gesprächen mit Kollegen/Innen aller Stufen, kann ich dir versichern, dass die genannten Probleme (HA, dreinschwatzen, sich selber sehr wichtig nehmen) schon längst nicht mehr nur das Problem auf Realstufe sind. Dass ein beträchtlicher Teil der Unterstufenkinder bereits systematisch keine HA dabei hat, ist eher die Regel als die Ausnahme...

Heute haben wir bereits im Kindergarten Probleme, die vor 20 Jahren klar auf einzelne SuS der Oberstufe beschränkt waren.. und ich rede da nicht von bitz „lusbuebetum“, das dazu gehört und jeder LP in meinem Umfeld klar ist...
aber das war jetzt OT und hat nichts mit dem Thema zu tun, sorry. Als Gesellschaft wird uns aber dieser „Individualismus um jeden Preis“ und diese mangelnde Leistungsbereitschaft noch teuer zu stehen kommen..

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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Honigblume »

stella hat geschrieben: Fr 16. Nov 2018, 15:51
(Kollektivstrafen gehen z.B. gesetzlich nicht...).
Gibt es dazu etwas schriftliches? Habe bisher im Netz nichts brauchbares gefunden.
Die LP meines Kindes bestraft gerne mal die gesamte Klasse.
Kürzlich stand Strafaufgabe schreiben für die gesamte Klasse auf dem Programm anstelle des Turnens weil 2-3 Kinder nicht gemacht haben was die LP gesagt hat.
Auch Mittags wird gerne die gesamte Klasse länger da behalten, obwohl es vereinzelt Kinder sind die nicht hingehört haben.

Mir ist auch bewusst das es Regeln gibt die eingehalten werden müssen, dass es sonst konsequenzen gibt. Aber gleich die gesamte Klasse zu bestrafen empfinde ich als unfair.
Mein Kind ist sehr bemüht nicht aufzufallen und gut hinzuhören um die Regeln zu befolgen. Sie kann dann nicht verstehen weshalb sie nun auch bestraft wurde.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von Dylana »

frausteiner hat geschrieben: Fr 16. Nov 2018, 13:30
Ist das bei euch auch so? Ich finde es schade, dass das System nicht ressourcen orientiert ist. Aber vielleicht sind die Kids heutzutage so krass drauf, dass es anders nicht mehr geht?
Was denkt ihr darüber?
Nein, bei uns war und ist es nicht so.

Im Sommer sind wir umgezogen, am alten Wohnort war es nie so und hier genau so nicht. Der Grosse ist in der 4. und die Kleine in der 2. Klasse.
Zu Beginn hatte ich grossen Bammel, dass es hier nicht so weiter geht wie am alten Wohnort. Doch wir haben wieder eine tolle Schule und tolle Lehrer. Ich weiss nicht, ob es auf die Größe der Gemeinde ankommt? Wir sind erneut in einem kleinen Dorf auf dem Land. Die Klassen sind harmonisch, der Austausch zwischen LP und Schulleiter klappt problemlos und die Kinder fühlten sich sofort sehr wohl.

Ich bin ein junges Mami, gerade 31 geworden und erinnere mich noch gut an meine Schulzeit. Es war, ab der Mittelstufe, der Horror. Kein Lehrer hatte eine Chance, regelmäßig weinte eine LP oder hörte nach uns auf. Ich empfand das als sehr prägend und wusste ab da, dass ich meine Kinder nie in solchen Klassen sehen will. Und wenn ich meine Erfahrung mit Erfahrungen anderer vergleiche, habe ich sehr den Eindruck, dass der Wohnort entscheidend ist. Es gibt Gemeinde resp Städte, wo die Lehrer echt "armi Cheibe" sind.

Es ist wohl ein Problem der heutigen Zeit, leider. Die Kinder von heute sind nicht zu vergleichen mit den Kindern von "ano dazumal". Das Schulsystem jedoch, entwickelt sich langsamer. Die Lehrer haben oft wirklich keine andere Chance, als von Anfang an durch zu greifen. Leider.

Ich als Mami würde immer den direkten Austausch mit der LP suchen. Mit dem Wunsch, die LP zu verstehen und nicht zu (vor) verurteilen.
Es käme für mich jedoch nie in Frage, mein Kind ausgeliefert zu lassen, wenn es null Stimmig ist.

Es tut mir im Herzen weh, inmer wieder von solchen "Zuständen" zu lesen und hören.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von carina2407 »

Ich habe keine Probleme mit diesem System der LP, aber das hier immer gleich von ungezogen Gören die Rede ist stört mich etwas. Mein Sohn musste in diesem Schuljahr bis jetzt 1x nachsitzen, und zwar 2x wusste er nicht wo sie im Buch sind, 1x hat er im Unterricht den Kopf gedreht weil der hintr ihm was gefragt hat und 1x hat er den Kopf aufgestützt, das gibt 1Lektion nachsitzen. Das ist für mich auch völlig in Ordnung, es sind ihre Regeln, und meinem Sohn macht es nichts aus. Aber ist er deswegen gleich ungezogen? Er ist kein Querschläger oder Störer, und hat sehr gute Noten, wofür er nachsitzen muss sind Aufmerksamkeitssachen, und da wissen wir dass er hinterher ist, abschweifen in Gedanken und Kopf aufstützen, vergessen die Hand vor den Mund zu halten, ist genau seine Problematik. Deswegen ist er aber nicht gleich ungezogen.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von chöngi79 »

Falls du mich meinst, ich habe nirgends etwas von ungezogen gschrieben, von Gören schon grad gar nichts. Das Verhalten, wie du es beschreibst, ist absolut nichts Schlimmes, das sehe ich auch so. Und doch, wenn von 25 SuS, 20 „nur“ einmal nach hinten schauen, nur einmal reinschwatzen und nur einmal den Kopf aufstützen, habe ich bereits die Hälfte der Lektion verbraucht, Hansli, Fritzli und Peter zu sagen, dass sie bitte aufstrecken, sich gerade hinsetzen oder was auch immer sollen...
Meistens wird das dann nicht einfach so hingenommen, sondern versucht, eine Diskussion zu starten, warum das doch nicht schlimm sei und schon sind wieder 10min rum....
Ich liebe meinen Beruf und meine SuS (und die meisten abderen Kinder auch) werden ihren Weg gehen. Aber dass sich die Kinder mit Schuleintritt in eine Gruppe integrieren, sowie manchmal auch unterordnen müssen, ist längstens nicht mehr gegeben!

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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung

Beitrag von frausteiner »

Vielen Dank für die Rückmeldungen; sehr spannend, wie verschieden, aber doch meistens ähnlich gehandhabt wird.
Ich denke auch, es hat mit den Ressourcen zu tun. Die LPs sind sicher am Anschlag mit 23 - 28 Kindern. Da reichen dann 4, die schwierig tun und die Klasse aufwiegeln.
OS find ich nochmals ein anderes Thema, da braucht es bestimmt stärkere Massnahmen.
Ich glaube, mich stört auch vor allem, dass man das oft nur das Negative hört.

In dem Fall sind es zum Teil auch die Kinder, welche schwieriger sind als früher...Krass, wenn man den HA immer nachrennen muss und einfach Vieles nicht erledigt wird. Das geht dann wahrscheinlich nur mit Bestrafungssystem...

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