Berufliche Neuorientierung

[katinka]

Liebe Swissmoms

Hoffentlich könnt ihr mir weiterhelfen. In jungen Jahren habe ich eine Lehre gemacht (Lebensmittelsektor), gerne im Beruf gearbeitet und nach der Geburt unserer Kinder zurückgesteckt und nicht mehr gearbeitet.

Nun sind unsere Kinder dem Primarschulalter entwachsen, ich möchte wieder vermehrt auswärts arbeiten. Im Moment habe ich ein Mini-Pensum von 6h/ Woche in einer Betreuungseinrichtung einer Schule. Gefällt mit soweit gut, ich würde aber gerne mehr machen, evtl. auch etwas, dass mein Hirn etwas fordert , z.Bsp. eine Weiterbildung besuchen.

In meinem alten Job sind Teilzeitstellen rar, evtl. findet man saisonal zu Spitzenzeiten was vorübergehend, - hat sich aber bisher nichts konkretes ergeben.

Nun zur eigentlichen Frage- ich überlege mir, welche Weiterbildung / Neuorientierung für mich Sinn machen könnte, Büro würde mich z.Bsp. interessieren. Ich möchte aber nicht unbedingt 2-3 Jahre Vollzeit die Schulbank drücken.

Kann mir jemand Auskunft geben über die Ausbildung zum Sachbearbeiter? Lohnt sich das, respektive findet man danach auch einfachere Bürojobs? Bei den einen Anbietern wird es als Ausbildung auf KV- Niveau, einfach ohne Fremdsprachen, angepriesen. Ist das glaubhaft?

Bin auf eure Rückmeldungen gespannt

[Moreen]

Ideal wäre, wenn du zuerst einen Job im kaufmännischen Sektor finden würdest, und dann - parallel dazu - die Ausbildung zum Sachbearbeiter (welche Fachrichtung?) machst. Umgekehrt ist es schwierig bis fast unmöglich, einen Job zu finden, denn die Ausbildung alleine ist kein Garant dafür, dass du danach eine Stelle findest...

Bei der Weiterbildung unbedingt darauf schauen, dass du eine Bildungsstätte mit anerkannten Zertifikaten/Diplomen (z.B. edupool) wählst, alles andere bringt keinen Mehrwert. Und ja, für einen edupool-Abschluss musst du locker 2-3 Jahre Zeit in die Weiterbildung investieren...

Schau mal hier: https://www.bildung-schweiz.ch/topics/s ... nistration

[Berlin]

@katinka,
Da Du im Kanton Zürich wohnst: Du kannst Dich jederzeit beim BIZ beraten lassen. Die können Dir sicher aktuelle Informationen geben:
https://www.zh.ch/de/bildung/berufs-studien-laufbahnberatung/laufbahnberatung.html

[MissDiamond]

Liebe Katinka

Ich will dich nicht entmutigen, aber das, was du suchst, ist glaube ich das, was sich alle Mamis (oder Papis - je nach Rollenaufteilug) wünschen resp. suchen. Einen "bequemen" Bürojob, geregelte Arbeitszeiten, im Idealfall im 40-60% Pensum, mit etwas Verantwortung.
Im Idealfall in Wohnortsnähe.

Diese Stellen sind heiss begehrt und leider auch nicht wie Sand am Meer vorhanden. Ich weiss von Stellen, wo sich 150-250 Personen beworben haben. Was ich damit sagen will: Auch Personen mit KV-Hintergrund, mehrsprachig und langer Büroerfahrung haben es nicht einfach, eine solche Stelle zu finden - es sind schlicht sehr viele Bewerber da - gerade in Coronazeiten ist die Stellensuche noch schwieriger.

Es ist leider wirklich so, dass die Person, die sich über mehrere Jahre der vollumfänglichen Kinderbetreuung angenommen haben, und nach x Jahren wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, per se nicht einfach haben. So gibt es bei fast allen Berufen, junge Personen, die a) noch nicht so viel kosten und b) die Berufserfahrung bereits mitbringen oder es c) Studenten gibt, die auch einfache Bürojobs erledigen können.

Da haben es diejenigen, die nach der Geburt auf ihrem Beruf am Ball geblieben sind und keinen Gap von 4-6 Jahren haben, wesentlich einfacher. Mir hat mal eine HR Frau gesagt: That's the price you have to pay, wenn man sich für dieses Modell entscheidet.

Nichts desto trotz ist in Weiterbildung zu investieren nie falsch - aber halt auch kein Garant, für eine Stelle danach.
Ich würde mich aber auch beraten lassen und keine falschen Erwartungshaltungen an den Arbeitsmarkt haben.

MissDiamond

[Lilyrose]

Auch von meiner Seite nicht grad viel Ermutigung. Bürojobs sind recht begehrt, wir hatten jeweils auch über 100 Bewerbungen für eine Sachbearbeiterstelle. Wenn dann würde ich mich als Sachbearbeiter auf etwas spezialisieren, dass eher gesucht ist. Meine Buchhaltung/Payroll sind eher gesucht.

Aber würde mich auch mal beraten lassen. Wenn Weiterbildung, dann sollte es ja etwas sein, dass dich effektiv interessiert und nichts.. Weils halt grad gäbig tönt. Und Weiterbildung die nur ein Jahr gehen, werden in den meisten Fällen nicht ausreichen, um jemanden auszusprechen, der KV hat, sich vielleicht noch spezialisiert hat usw. Das ist tatsächlich ein Grund, wieso aufhören für mich nie in Frage kam...

[Engeli88]

Ich kann dir "nur" von meiner aktuellen Lage erzählen.
Unser Sohn kommt nächsten Sommer in die 1. Klasse, für mich stimmt der Moment um eine Ausbildung zu machen. Wir nehmen auch in Kauf, dass er zur Tagesmutter muss. Warum? Weil ich es brauche, weil ich mich nicht mehr wohl fühle, und es so langsam auf unser Familienglück schlägt.
Aktuell bin ich wieder am Schnuppern und nur schon das fühlt sich für uns alle gut und richtig an. Die Ausbildung ist in der Pflege und wird je nach Ausbildung 2 bis 3 Jahre dauern. Wenn es auf den Sommer 2021 nicht klappt, dann mache ich weiter und suche für 2022. Ich will und manchmal muss es auch unbequem sein, um ans Ziel zu kommen.

[naura]

Ich finde es eine tolle Idee, wenn du eine neue Ausbildung wagst. Aber gehe zur Berufsberatung und schaue dich mal ein wenig um, was es alles gibt. Einen KV-Job wirst du nur über Vitamin B bekommen ohne entsprechende Laufbahn/als Quereinsteigerin. Da gibt es viele viele gut ausgebildete, erfahrene Leute (mit Fremdsprachen), die vor dir den Job bekommen würden (ich habe bereits vor 15 Jahren pro Stelle ca 200-300 Dossiers erhalten in einer KMU für eine TZ-Stelle). Wenn du wirklich ins Büro willst, frag mal in deinem Umfeld nach einem Praktikum, dass du es dir mal genau anschauen kannst.. bei Freunden/Bekannten klappt sowas eher mal, dass sie dich dann wenns passt auch behalten. Ob du für einen einfachen Bürojob wirklich eine zusätzliche Ausbildung brauchst wage ich zu bezweifeln..

Es gibt so viele tolle, spannende Berufe ich würde dir wirklich eine Laufbahnberatung oder ein Coaching empfehlen. Eine Freundin von mir hat ihren heutigen Beruf mal bei einer astrologischen Beraterin als Idee gehört oder einige in meinem Umfeld machen eine Ausbildung weil sie etwas sehr interessiert inhaltlich.. Was sind deine Interessen? Deine besonderen Fähigkeiten? Was ausser, dass es sich mit den Kindern vereinbaren lassen müsste, sind denn noch Kriterien? Denn die Kinder sind bald mal weg, dann hast du eine Ausbildung auf sie angepasst, die dich schlimmstenfalls nicht mal wirklich interessiert...

[sonrie]

Von den kurzen Aus- und Weiterbildungen zum Sachbearbeiter würde ich abraten, ausser du machst es einfach aus Interesse. KV Stellen in Teilzeit sind sehr gefragt und bei vielen bewerbern punkten immer die mit Erfahrung und einer soliden Ausbildung.

Du schreibst, dass deine Kinder dem Primarschulalter entwachsen sind, du bist also bereits bald relativ frei was deine Zeiteinteilung angeht und bist vielleicht auch nicht mehr auf einen TZ Job angewiesen. Solide Aus- und Weiterbildungen dauern immer einige zeit, das ist so, aber wenn man bedenkt dass du noch 15 oder 25 oder 30 Jahre Berufsleben vor dir hast, ist es das eventuell sogar wert?
Ich würde auch mal eine Berufs- oder Laufbahnberatung aufsuchen und Möglichkeiten anschauen. Was interessiert dicc, was möchtest du unbedingt, was auf keinen fall und welche Ausbildungen gibt es hierzu.
Wäre allenfalls die Rückkehr in deinen angestammten Beruf mit einem hohen pensum eine Möglichkeit?

[katinka]

Hallo ihr lieben
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

Eine Rückkehr in meinen "alten" Beruf könnte ich mir durchaus vorstellen, jedoch nicht Vollzeit. Ich habe aber ein paar Betriebe direkt angeschrieben, ob sie Interesse hätten, mich während den saisonalen Spitzenzeiten/ oder allenfalls Teilzeit zu beschäftigen. Es ergaben sich Gespräche, im Moment aber noch nichts konkretes- ich bleibe aber dran.

Wahrscheinlich gehe ich am besten mal zur Berufsberatung, vielleicht entdeckt ja man plötzlich noch ganz neue Seiten an sich

[Leela]

Bei einem Beruf im Lebensmittelbereich findet man oftmals relativ leicht stellen im entsprechenden Verkauf.
Ich hab zb Konditor/Confiseur gelernt und da findet man meist problemlos eine Stelle im Verkauf in einer Bäckerei.
Verkauf ist ja eigentlich nichts was man extra lernen muss, wenn man etwas das Flair dazu hat.

[Alebri]

Von der Idee mit dem Sachbearbeitungs-Job im Büro (bzw. der entsprechenden Weiterbildung) würde ich Dir auch abraten.

Grad im Sachbearbeiter-Bereich ist der Markt in den letzten 10-20 Jahren extrem dünn geworden - SB werden je länger je weniger gebraucht. Wenn wir mal eine SB-Stelle ausschreiben, bekommen wir mind. 100 Bewerbungen... wenn wir sie teilzeit (40-60%) ausschreiben, meistens mind. doppelt so viele. Und: Ein grosser Teil von den Bewerbungen sind von Quereinsteigern aus anderen Berufen, die die WB zur SB gemacht haben und nun verzweifelt auf Stellensuche sind. Da zieht man dann doch meistens die vor, die ein KV haben oder zumindest schon Berufserfahrung im Bürobereich haben.

Auch auf dem RAV gibt es jedes Jahr wieder zig KV-Abgänger (die ja auch auf SB-Level sind) und mangels Erfahrung oft monatelang keinen Job finden.

Und: Der SB-/Büro-Bereich wird in den nächsten 20 Jahren garantiert nicht besser werden - im Gegenteil. Von daher wären da auch Deine Zukunftsaussichten alles andere als vielversprechend.

Und: Bei den Weiterbildungen ist es halt schon so, dass diese "Schnellbleichen" (die max. 1 Jahr dauern) meistens nicht WB sind, die extrem anerkannt oder gesucht sind (weil die halt dann entsprechend viele machen). Weiterbildungen die mind. 2-3 Jahre dauern (was Du eben nicht willst) oder zumindest zu einem anerkannten Abschluss führen, sind da sicher um Welten wertvoller bzw. oft auch zielführender.

Aber wenn Du abgesehen von Büro eh noch keinen Plan hast, würde ich Dir - bevor Du Zeit und Geld in eine WB steckst - auch den Gang zu einem (praxiserfahrenen!) Berufs-/Laufbahnberater empfehlen. Ich betone das "praxiserfahren" deshalb, weil es ganz viele gibt, die den Job seit 20 Jahren machen und noch nie in der Privatwirtschaft tätig waren, d.h. keine Ahnung vom Arbeitsmarkt haben. Die geben Dir dann vielleicht einen Tipp in Bezug auf Deine Fähigkeiten (mit entsprechenden Tests, etc.), aber wenn genau in diesem Bereich der Arbeitsmarkt ausgetrocknet ist, nützt Dir das auch nichts. Wenn schon, dann musst Du etwas finden, was a) zu Deinen Fähigkeiten passt und b) auf dem Arbeitsmarkt auch gesucht ist - letzteres ganz wichtig, vor allem wenn man um die 40 Jahre alt oder sogar drüber ist (weil es dann auf dem Arbeitsmarkt in ganz vielen Jobs nochmals enger wird).

[carina2407]

Kann mir jemand Auskunft geben über die Ausbildung zum Sachbearbeiter? Lohnt sich das, respektive findet man danach auch einfachere Bürojobs? Bei den einen Anbietern wird es als Ausbildung auf KV- Niveau, einfach ohne Fremdsprachen, angepriesen. Ist das glaubhaft?

Also aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es den "einfachen Bürojob" so nicht mehr gibt, auch nicht bei Teilzeitstellen. Bis vor kurzem habe ich parallell zu meinem Bibliotheksjob noch in einer Mosterei gearbeitet, hatte da ein kleines Jöbli seit der Geburt meines Sohnes und regelmässig mitbekommen, was meine Kolleginnen im Büro alles leisten mussten, auch in Teilzeit. Da muss man super flexibel sein, und man bekommt nicht mehr nur noch eine Aufgabe, man hat mehrere, das Tempo ist hoch, man wird auch mal ins kalte Wasser geworfen und muss selbst Lösungen finden und parat haben. Aussuchen gibts nicht, und als Teilzeitlerin muss man oft die ungeliebte Arbeit machen, die liegen geblieben ist und keiner machen will. Für mich war das der Grund gleich komplett zu wechseln, nie hätte ich wieder aufs Büro gewollt.
Ich hatte Glück und konnte vor 1.5 Jahren in unserer Stadtbibliothek anfangen, mein Traumjob. Ich habe nun auch den Grundkurs für Bibliothekarinnen gemacht, und möchte später noch den Leiterinnen-Kurs machen. Aber auch hier, für eine Kantonsbibliothek z.b. reicht mein Niveau nicht, ist aber auch nicht mein Ziel, von daher o.k. Aber einfach zum Sagen, dass so 1-Jährige Ausbildungen halt nicht für "Höheres" reichen. Und obwohl ich meinen Job liebe, das erste halbe Jahr war happig. Ich arbeite sicher zwei Nachmittage und noch ein Morgen, meine Kinder sind jetzt 10 und 13, aber die Kleine hat teilweise immer noch Mühe wenn ich sie alleine lasse. Sie geht noch oft zur Grossmutter (wohnen im gleichen Quartier) oder mein Mann kommt früher nach Hause. Eine zeit lang hatte ich das Gefühl, weder meinem neuen Job noch den Kindern gerecht zu werden, denn bei meiner Arbeit geht es um mehr als nur Bücher ein-und auszulesen. Ich musste so viel Neues lernen und das im Schnelltempo. Aber jetzt hat sich alles eingependelt und ich liebe es, aber einfach fand ich es nicht. Von daher kann ich dir auch nur empfehlen, dich beraten zu lassen. Es gibt so viel coole Jobs, auf die man selbst gar nicht so kommt, vielleicht gefällt dir ja was ganz Anderes.