Guten Morgen, ihr Lieben
Vielen Dank für die ganzen Beiträge, Denkanstösse und Inputs.
@Sonrie: Also erstmals vielen, vielen Dank, dass du auch die Arbeitgeber*innen-Perspektive mit rein bringst. Die hab ich ziemlich ausgeblendet – sonst hätte ich auch nicht so gut so egozentriert sein können
Nachvollziehbar, dass es für den AG komplizierter ist, mehr Menschen zu niedrigen Stellenanteilen zu beschäftigen, als weniger hochprozentig. Zu den Vorurteilen – naja, es sind eben VORUrteile. Manchmal fällt ja wirklich eine Betreuungsperson wegen «Kind krank» aus und tendenziell ist das schon eher die Frau, weil doch die Familienkonstellation noch so ist, wie sie ist. Na, und die «fehlende» Flexibilität würde ich eigentlich nicht so sehen. Aber klar, ein bisschen Entgegenkommen, Mut und Bereitschaft, sich auf eine veränderte Situation einzulassen, wird vom AG natürlich gefordert.
Noch zur Arbeitszeit: Ich hatte die letzten fünf Jahre nebenher eine Weiterbildung laufen und daher bis zu dieser Stelle noch nie längerfristig eine 100% Anstellung. Meine Erfahrung ist eher, dass ich mit niedrigerem Stellenanteil meine zur Verfügung stehende Arbeitszeit produktiver und effektiver nutze. Das habe ich auch bei anderen – vor allem Kolleginnen mit Kindern – so beobachtet. Die Zeit wird einfach kostbarer, wenn man weniger davon hat. Aber auch diese Logik ist beim Grossteil der Arbeitgeber*innen in der CH (noch) nicht wirklich angekommen, wenn man sich die mediale Berichterstattung so anschaut.
Danke für den Tipp mit «Und manchmal ist es schlauer sich einen Weg IN einem system zu finden, welcher einem passt». Ja, das sollte ich vermutlich. Und ja, ich bin sicher immer noch etwas naiv. Vielleicht sogar ziemlich, aber es hat sich auch schon sehr gebessert. Ist trotzdem noch ausbaufähig.
Naja, das mit der «schnellen Schwangerschaft» ist nun wirklich kein Problem. Das hatte ich vielleicht falsch formuliert. Es ging einfach überraschend schnell und ist ja eigentlich ein ganz grosses Geschenk, für das ich auch sehr dankbar bin. Und solange sind wir wirklich noch nicht in der CH (seit 2021), dass ich da schon eine jahrelange Diskussion mitbekommen hätte können. Im Vordergrund stand auch zuerst der ganze Corona-Kram, dann habe ich mich mit berufspolitischen Belangen auseinandergesetzt und ich hatte mich im Vorfeld wirklich nicht informiert, weil Familienplanung für uns eigentlich kein Thema war. Wenn ich das getan hätte, hätte ich mich wahrscheinlich vorher schon aufgeregt. Überhaupt war ich von einigem hier überrascht. Und ich denke, es ist auch legitim, manches nicht gut zu finden. Aber vielleicht eben an manchen Stellen zu direkt oder plakativ formuliert. Ich glaube, ich habe mich wirklich erstmals nach Kenntnis der Schwangerschaft informiert und wusste das bis dahin wirklich nicht. Hab dann eh kurz überlegt, ob ich nicht wieder nach D ziehen und pendeln will, aber das wäre doch recht kompliziert und auch nicht unbedingt beziehungsförderlich gewesen.
Und nein, so grausam finde ich die Fremdbetreuung nicht. Im Gegenteil bin ich gar nicht abgeneigt, recht bald mit stundenweiser Betreuung durch andere anzufangen. Vom Sozialisationsaspekt her finde ich es sehr sinnvoll und für das Kind auch gut, wenn es viele verschiedene Bezugspersonen und Modelle hat. In meiner Vorstellung bricht es mir nur das Herz, das Kind vor sechs Monaten schon wegzugeben. Und dann kommt einfach noch hinzu, dass ich natürlich eine Kita möchte, die möglichst «unsere Werte» teilt. Wir möchten für den Anfang auch mal schauen, wie und ob das mit «windelfrei» klappt und da muss man zu Beginn wohl einfach mehr Zeit investieren und sensibler auf die Zeichen des Kindes achten.
Mittelfristig ist ohnehin der Plan, dass wir beide unser Pensum reduzieren. Ich glaube sogar, dass die 70% vom Pensum her (zumindest nach 6 – 10 Monaten) für mich voll okay wären. Und ja, du hast schon recht, der Hund liegt wohl woanders begraben und ich bin schon sehr enttäuscht. Da kamen einige Sachen zusammen. Aber auch da finde ich deine Aussage dazu, dass AG lieber Lösungen statt Probleme sehen, sehr hilfreich. Und ich neige schon dazu, Probleme sehr deutlich aufzuzeigen. Meist habe ich auch Lösungsvorschläge parat, bedenke dabei aber nicht, dass die Umsetzung sicherlich nicht so einfach ist.
Ich glaube, vom unbezahlten Urlaub verspreche ich mir vor allem, dass dann offiziell keine «Lücke» im Lebenslauf entsteht und ich eben Zeit gewinne und vom Gefühl her noch irgendwie abgesichert bin. Überhaupt merke ich, dass es bei diesem ganzen Thema vor allem um das Gefühl von «Sicherheit» geht und mich die anstehende Unsicherheit und der Umstand, dann evtl. für eine bestimmte Zeit kein Einkommen zu haben, einfach ziemlich weit aus meiner Komfortzone rausbringt…
@ChrisBern: Wie gesagt, du hast recht, ich war da wirklich naiv. Ich habe mich nun auch nicht eingehend über die Schweiz informiert, bevor ich gekommen bin. Klar, über ein paar Sachen schon, aber eben doch recht selektiv und mir vor allem Infos gesucht, die mein Vorhaben stützen. Und vieles hier finde ich auch sehr, sehr gut. Manches andere eben weniger. Und oft bin ich mit meinen Urteilen recht schnell und weiss alles besser. Aber mit der ultrakurzen Elternzeit, die auch noch als «Urlaub» bezeichnet wird, ist glaube ich niemand, der Kinder bekommen hat, so glücklich, weil sie eben kaum ausreicht.
Und sicher macht es Sinn, das Kind zu kriegen und dann mal zu schauen

das ist eigentlich auch der Plan und es kommt eh recht bald – errechneter Termin ist der 08.03..
Und natürlich ist kündigen eine Option, genauso auch möglichst lange unbezahlten Urlaub zu nehmen. Das sind wohl auch die beiden besten Optionen. Job finden finde ich nun nicht wirklich schwierig, hat bisher immer geklappt und ich bin ausreichend qualifiziert.
@Mialania: Das wirkt nun schon ein wenig polemisch. Aber eben, wie du sagst, es ist (d)eine Meinung. Je mehr ich darüber nachdenke, um so weniger verwerfliches kann ich daran entdecken, wenn man sich wünscht, dass man einfach nach der Geburt statt unbezahlten Urlaub nehmen zu müssen, lieber noch weitere 2-3 bezahlte Monate Zeit mit dem Kind hätte. Ob irgendein X-beliebiger Arbeitgeber wegen MEINEM VERHALTEN anderen Frauen Steine in den Weg legt – na, das scheint mir schon recht weit hergeholt. Und auch sehr stereotyp. Klar, Männer werden nicht schwanger. Ich habe aber nun die Schwangerschaft nicht als gravierend negativ erlebt. Im Gegenteil ist es eine wahnsinnig krasse Grenzerfahrung, die in meinen Augen mehr Respekt vor Frauen schürt. Wenn wir schon beim Sexismus sind, glaube ich hat sich die Natur schon was dabei gedacht, Männern dieser doch sehr herausfordernden Erfahrung nicht auszusetzen. Ob die das so gut wegstecken würden

? Ehrlich gesagt möchte ich auch nicht bei einem AG arbeiten, der lieber einen Mann einstellt, nur weil der nicht schwanger wird. Möchtest du das denn? Diskriminierend ist das ja noch dazu und somit auch rechtlich nicht okay.
Schade an der Aussage finde ich einfach, dass «wir Frauen», statt uns gegenseitig fertig zu machen, abzuwerten und zu schwächen, lieber gemeinsam für unsere Rechte einstehen sollten. Eben, gemeinsam den grösseren Kuchen fordern.
@Moreen: herzlichen Dank für deinen Beitrag und dafür, mich an deinen Erfahrungen und eurem Familienmodell teilhaben zu lassen. Das hört sich wirklich sehr stimmig an. Freut mich, dass das so für euch funktioniert!
Berufliche Ambitionen halten sich bei mir in Grenzen. Ich mache meinen Job gerne und möchte dem auch weiterhin nachgehen. Und eben, weil ich die Tätigkeit eigentlich sehr gerne mag, gerne dann auch mit Kind eben in einem Pensum, dass für uns beide stimmig ist. Dauerhaft «nur» eine Sache zu machen, kann ich mir für mich, so wie ich gestrickt bin, einfach schwer vorstellen. Weiterentwickeln will ich mich in meinem Bereich auf jeden Fall, das ging an der letzten Stelle leider auch nicht. Weiterbildungen wurden nicht wirklich gefördert, gefühlt wurde ich einfach verheizt und ich glaube, dass ist mit ein Grund, warum ich auch ein Stück weit daran festhalte oder mir das loslassen etwas schwerfällt: Das Gefühl, dass mir dort ein Stück weit geschadet und ich ausgebeutet wurde. Eben diese Enttäuschung.
Vor allem dein Beitrag hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass hier einfach viel bei mir «getriggert» wird: Meine Mutter war auch nur daheim, hat sich finanziell komplett abhängig gemacht und Geld war bei uns immer knapp. Unter anderem, weil ich das so belastend erlebt habe und merke, dass ich gerade in diesem Punkt noch emotional etwas in der Vergangenheit festhänge, möchte ich diese Art von Belastung (und am liebsten generell jegliche) von meinem Kind fernhalten. Aber wahrscheinlich muss ich einfach raus aus meiner Komfortzone – also mal eine Zeit lang ohne Einkommen sein – um zu sehen, dass es doch gar nicht so schlimm ist. Und eben, es wird ja vermutlich auch nur temporär sein. Und wenn es dann aber stimmig wäre, wäre länger sicher auch okay.
Umziehen werden wir sicher tatsächlich. Es war nun nämlich so, dass wir beide etwa 50 min Arbeitsweg in unterschiedliche Richtungen hatten und für uns beide mit Kind Zeit einfach kostbarer wird, als sie es vorher war. Da ich jetzt ja nicht besonders am aktuellen Job hänge, zügeln wir näher an den Arbeitsort meines Partners. Habe mich dort auch schon nach Jobs und Kitas oder auch Tagesmüttern umgeschaut. Eben auch schon für eine Stelle, die mich interessiert initiativ beworben und die meinten, ich solle mich doch im Sommer mal melden. Der Ort ist allerdings noch kleiner, als der aktuelle, aber mit sehr, sehr guter Infrastruktur. Und ein bisschen Sorge habe ich da auch, weil es doch recht ländlich – konservativ ist. Aber eben, ich denke, es gibt überall ganz wunderbare Menschen und von daher kommt das sicher gut. Naja, und dann hätte ich eben zwei Stunden Arbeitsweg zur «alten Stelle»… das lässt die Kündigung dann auch naheliegender erscheinen und macht sie leichter, denke ich… bzw macht es eigentlich unmöglich, der Tätigkeit weiterhin nachzugehen.
Und eben, ich weiss halt auch noch nicht, wie ich mich als Mama fühle. Also ob ich nicht tatsächlich dann voll in dieser neuen Mutterschaft aufgehe … Mal sehen