Uebertragen, Einleiten und Notsectio

[naima81]

Ich hatte eine unproblematische Schwangerschaft, der ET rueckte naeher und langsam loeste sich mein Schleimpfropf (oder Teile davon).Ich war guter Dinge dass es wohl doch losgehen wird. Aber nichts passierte.Zwei Tage nach ET dann FA Besuch und CTG, eine einzige flache Linie, nix von Wehen. Da ich inzwischen 18 kg schwerer war und mit Elephantenfuessen und einer riesiegen Kugel kaempfte mochte ich langsam echt nicht mehr. Die FA meldete mich daher fuer ET plus 4 im Spital an. Nochmals dasselbe, CTG (ohne Wehen), Untersuch (Mumu 1 cm offen Gebaermutterhals 1,5cm).Zwei Tage spaeter nochmals dasselbe, ein zwei Wehen sind auf dem CTG aber spuer davon nichts. Obwohl ich eigentlich ueberhaupt nicht mehr mag, entscheid ich mich trotzdem dem Baby noch Zeit zu geben uebers Wochenende zu kommen und Montagabend bei ET plus 9 einleiten zu gehen. Da ich weiss, dass Babylein ein Sterngucker ist, man mir aber gute Chancen gibt, dass es auf normalem Weg klappen koennte lass ich mich auf das Einleitungsabenteuer ein. Endlich hab ich ein Datum, weiss dass es endlich losgehen wird. Das emotionale Chaos nimmt ab, GG und ich verbringen ein ganz entspanntes Weekend. Montag sput ich noch in der Stadt rum, mach Grosseinkauf zu Fuss putz das Haus, damit ich in der Nacht schoen muede sein werde und trotz Aufregung hoffentlich im Spital schlafen kann.

Montag 19.11. um 22.00 ist Spitaleintritt. Wieder werd ich ans CTG gehaengt, wieder untersucht, Kanuele wird gelegt, Geburtswuensche besprochen. Die Hebamme huscht immer wieder raus weil im Nebenzimmer ne Geburt in vollem Gange ist. Ich muss daher extrem lange warten, schlaf zwischendurch fast ein und wuensch mir nichts sehlicher als endlich ins Bett zu gehen. Endlich um 1 Uhr sind sie auch mit mir fertig, erste Tablette wird gelegt ich krieg einen Tee und dann versuchen GG und ich zu schlafen. Mitten in der Nacht gibts WC Stop, schon wieder eine Frau am Gebaeren und bei mir lauft nichts, grummel. Morgens um 6 folgt ein weiterer Boxenstopp, der stolze Papa traegt das Baby inzwischen im Arm und ich kann von Wehen immer noch nur traumen. Werd schon fast eifersuechtig... Die Hebi will auch gleich Kontrolle machen und das naechste Zaepfli legen. CTG schlaegt aus und zeigt Wehen, ich spuer ueberhaupt nichts. Befund Mumu 2 cm offen, GMH 1,5. Nach dem naechsten Zaepfli gehen GG und ich Fruehstuecken beim Buffet mit allen Schonmamis zusammen. Wie lange es wohl noch geht, bis ich mich auch endlich mit Baby zu dieser Truppe zaehlen darf? Der Morgen vergeht unspektakulaer, immer mal wieder CTG, GG und ich versuchen uns irgendwie die Zeit um die Ohren zu schlagen, Mittagessen kommt wieder mal CTG, Wehen von denen ich nichts merke. Nachmittags Spaziergang, komisches Gefuehl im Bauch aber sonst nichts. Ende Nachmittag werd ich wahnsinnig muede, schlaf und schlaf und schlaf, bin so was von erschoepft. Hebi kommt und weiteres CTG, Wehen von denen ich nichts merk und Befund wie immer. Passiert denn gar nichts? Ich besprech mit der Hebi was passiert wenn es nicht losgeht. Sie meint ich koenne am naechsten Tag nach Hause und einen Tag spaeter nochmals einleiten gehen. Nein danke, dann lieber KS...Sie meint ich soll noch nicht aufgeben und legt mir das dritte Zaepfli. Ploetzlich hab ich das Gefuehl ich laufe leicht aus. Frag die Hebi ob das Fruchtwasser sein koenne, ich haette das in den vorhergehenden Tagen auch schon gehabt. Sie tippt auf Urin schaut aber doch kurz nach kommt zurueck und meint es sei Fruchtwassser. Endlich geht was, auch wenn nur troepfchenweise. Ob Baby doch noch kommt? Abendesssen kommt, finds scheusslich aber ess trotzdem.Brauch ja etwas Energie fuer die Geburt, denk ich. Danach gehen Gg und ich auf nene Spaziergang an den See. Es ist wunderschoen und ploetzlich spuer ich Wehen, geh immer langsamer. Als wir im Hafen sind wirds dann deftig und ich beginn zu veratmen, GG schaut mich komisch an, ich komm kaum mehr vom Fleck. Ich klaeglich:I ch will zurueck, sofort ich hab Wehen. GG nervt sich, dass wir soweit gelaufen sind. Hab immer gleich drei Hammerwehen am Stueck und komm dann nicht mehr vom Fleck, kaum sind sie durch kommen schon die naechsten drei. KuIrgendwann schaffen wirs doch ins Spital. Ich hab Traenen in den Augen wuerd am liebsten davonrennen zurueck nach Hause, weit weg von dem was jetzt passieren wird. Die Hebi henkt mich ans CTG und macht nochmals Untersuch. Mumu 2cm GMH 1,5. Ja geht denn gar nichts? Ich krieg noch Schmerzmedis und fragt mich ob ich nochmals in mein Zimmer will oder in den Gebaersaal. Was fuer ne Frage, ich hab Wehen, ich will jetzt gebaeren, Gopf. Geh mich schnell umziehen, doch bevor ichs zurueck in den Gebaersaal schaff wird mir so uebel, dass ich das Bruenneli mit dem Abendessen fuell. Danach gehts ab in den Gebaersaal, setzt mich auf den Ball und kreis was das Zeugs haelt. Die Hebi ist meistens draussen (fuehl micht etwas allein) da sie naechstens Dienstuebergabe hat und es noch einiges zu tun gibt. Bei jeder Wehe (es sind nach wie vor immer drei am Stueck) huepf und kreis ich auf dem Ball rum wie ne Furie. Irgendwann merk ich, dass ich in den minimen Wehenpausen dauernd einschlaf und fast vom Ball kippe. Ich hab Angst ploetzlich ganz auf den Boden zu knallen und will mich hinlegen. Obwohl nein, ich hab Angst mich hinzulegen, will mich bewegen koennen, aber die Angst Baby werde was passieren wenn es mich schlafend aud den Boden haut ist groesser. Also hinlegen, autsch. Schmerzen werden unertraeglich, wenn man sich nicht bewegen kann.Hebi meint sie gebe mir nun Wehenmittel, damit die Wehen hoffentlich etwas regelmaessiger werden, meine Wehen seien ineffektiv. Okay, ist mir doch egal. Irgendwann gibts Schichtwechsel, neue Hebi stellt sich vor. Komm eigentlich nicht viel mit von ihr, bin im Delirium, kotz mir bei jeder Wehe die Seele aus dem Leib (Hebi und GG rennen im Akkord mit den Spuckkuebelchen hin und her). Irgendwann krieg ich Wehenhemmer dann wieder Wehenmittel. Um 2 Uhr morgens (7 Stunden nachdem es mit der Weherei losging) kommt die Aerztin untersucht mich wieder, Befund wie immer. Sie fragt mich ob ich nicht ne PDA wolle, da ich doch fuer die Geburt Kraft brauche. Ich koenne mich dann etwas entspannen. Schon bevor die Aerztin kam, schrie mein Kopf innerlich nach PDA obwohl ich riesig Schiss davor hatte. Diesen Wunsch auszusprechen schaffte ich aber nicht. Die Angst davor war groesser. Bei jeder Wehe denk ich, ich kann nicht mehr, eine naechste schaff ich nicht mehr, wimmer au, au vor mich hin und werd zum atmen angehalten. Nach einem riesigen inneren Kampf schaff ichs dann doch auszusprechen: Duerft ich doch eine PDA haben? Das Anaestesieteam wird telefonisch aufgeboten mir werden wieder mal Wehenhemmer gegeben. Um 2.30 sind die zwei Anaestesisten da. Ich sollte mich zu ner Kugel zusammenrollen. Wie soll das bitte gehen, ich hab immer noch Wehen und kotz wie ein Weltmeister? Krieg nochmals Wehenhemmer und roll mich zusammen, kaum hab ich das gemacht ruf ich nach dem Spucknapf. Ne naechste Salve kommt, mein Magen ist leer. Wuergen muss ich trotzdem. Ich moechte Wasser, da werd ich von der Anaestesistin gebeten nicht mehr zu trinken, falls es einen Kaiserschnitt geben wuerde sei es besser, wenn ich einen leeren Magen haette. Mist, ich verdurste, nehm ich halt nur einen Schluck...
Kaum ist die PDA gelegt, sagt mir die Hebi ich solle versuchen etwas zu schlafen, auch GG wird ins Bett geschickt. Does vor mich hin. Es ist herrlich, endlich keine Schmerzen mehr, ab und zu hoer ich wie das CTG schreibt oder wie mir der Blutdruck gemessen wird. Mir ist alles so pipegal, hab das Gefuehl stundenlang zu schlafen. Um 3.00 werd ich geweckt, man wolle jetzt den Oberarzt noch dazuziehen vielleicht sei es besser GG zu wecken. Ich noch so oberdoof: Kann er nicht noch ein wenig weiterschlafen, brauchts ihn dringend auch? Hebi denkt, es sei schon gut GG waer auch dabei, also wird er geweckt. Oberarzt kommt untersucht mich nochmals :3cm offen und gmh1cm. Das darf doch nicht wahr sein...Passiert denn ueberhaupt nichts? Wofuer hab ich jetzt so lange gelitten? Schliesslich informiert uns der Arzt dass seiner Ansicht nach das Kind nach wie vor ein Sterngucker sei, den Kopf aber so ungluecklich ueberstreckt sei, dass es wohl nicht von selbst rauskaeme. Ausserdem seien nun seit einiger Zeit bei jeder Wehe die Herztoene des Babies abgefallen. Er wuerde uns zu einem Kaiserschnitt raten. Man koenne schon noch zuwarten aber das wuerde wohl im akuten Notfall enden und sehr hektisch werden. Jetzt habe man Zeit ohne Hektik den Kaiserschnitt vorzubereiten.
Ich habe einen totalen Frieden, weiss, das ist die einzig richtige Entscheidung. Wir werden noch ueber die Risiken aufgeklaert, muessen einen Zettel unterschreiben und schon werd ich Richtung OPS geschoben.Vor dem OPS muss ich Bett wechseln. Ich helf fleissig mit und hieve mich mit den Beinen hoch auf das andere Bett. Alle sind erstaunt dass das trotz PDA noch geht. Im OPS werd ich vorbereitet, die PDA wird nachgespritz, der Anaestesist erklaert mir was jetzt vor sich gehen wird. Ich solle nicht erschrecken wenn es ruckelt an meinem Bauch, man spuere zwar keine Schmerzen aber einen Druck. Er checkt mit dem Eisbeutel nochmals ob die PDA gut gelegt wurde danach gehts los. Ich bin halb am schlafen, hoer ab und zu wie der Arzt nach Skalpell oder sonst nem Instrument fragt. Es ruckelt und macht und drueckt. Ich finds so unangenehm dass ich beginn zu veratmene. Darauf ist der Anaestesist verunsichert und fragt mich ob ich Schmerzen hab.Nach langer Zeit dann ein kurzer Schrei. Ich heul los und denk ich ein paar Sekunden zeigt man mir mein Kind. Doch kein Baby. In meinem Kopf rattert es tausend Fragen durch. Wo ist mein Baby, bitte,bitte zeigt mir mein Baby? Was ist los, geht es ihm gut, ist es ein Maedchen? Bitte, ich moecht mein Baby sehen. Doch nichst. Endlich nach langer Zeit schaff ichs die Frage zu stellen. Wo ist mein Baby, darf ich es sehen? Fuer mich dauert es eine Ewigkeit bis die Hebi endich mit dem eingepackten Haeufchen kommt und es mir kurz hinstreckt. Es ist so nahe, dass ich die Kleine nur verschwommen seh und auch nicht beruehren kann, ich moecht sie doch so gern auf die Brust nehmen. Die Hebi macht sich aber wieder auf richtung Gebaersaal, mein GG ebenso und ich muss im OPS liegenbleiben, da man mich am zunaehen ist.
Endlich um 5 Uhr, ein Stunde nach der Operation werd auch ich in den Gebaersaal geschoben. Mein GG habe eine schoene Stimme, meint jemand. Im Gebaersaal steht GG mit Baylein im Arm und singt ihr was vor. Die Kleine schaut ihn mit Riesenaugen an. Endlich nach einer Ewigkeit darf ich das Buendelchen an die Brust nehmen. Vor lauter Erschoepfung klappts aber nicht mit Stillen, egal, Hauptsache Klein Naima ist endlich bei uns. Von 5 bis 11 Uhr haben wir nun Zeit im Gebaersaal uns zu beschnuppern, alle Tests werden mit Klein Naima gemacht und sie schneidet trotz turbulenter Geburtsgeschichte und Notkaiserschnitt super ab.

Endlich 11 Tage nach ET um 4.06 durften auch wir unsere Naima in die Arme schliessen. Sie war 3850 gr schwer, 49 cm gross und sah zuerst mal aus wie eins dieser Gnoemli aus Lord of the Rings und ist unser ganzer Stolz.

[schumacher05]

@naima81
das ist ein sehr schöner Geburtsbericht!!!
Klingt fast so ähnlich wie bei mir. Konnte dir sehr genau nachfühlen. Bei mir hatte sich die kleine aber Gott sei Dank nach 8 Tagen nach ET von selbst auf den Weg gemacht. Immer diese Sternguckerli.

Wünsche euch noch eine angenehme Kennlernzeit!
Und geniesst eure Tochter!!!

[Antje]

uhi, da habt ihr aber was mitgemacht.

dein geburtsbericht ist fast wie bei mir.
erst übertragen, dann einleiten und zum schluss KS wegen sternguckerli.

wünsch euch alles gute und geniesst die zeit

[naima81]

Herzlichen Dank fuer die Komplimente. Hat jetzt aber eine Weile gebraucht bis ich mich endlich ueberwunden habe das ganze zu Papier zu bringen. Irgendwie sitzts doch tiefer als ich dachte.

Antje
Du hast aber auch ganz schoen was mitgemacht. Habe deinen Bericht auch gelesen. Ich war dann eigentlich froh gabs denn KS und wurde ich von diesem sinnlosen Leiden erloest, denn auf normalem Weg haette es ja gar nicht geklappt und haette im Desaster geendet.

[naima81]

Heute wird das ganze nochmals Revue passieren. Ich habe mir endlich ein Herz gefasst und mach heute Nami ein Hebigespraech um meine offenen Fragen und Aengste mal mit ihr diskutieren zu koennen.