Samuel erfüllt Mama's Weihnachtswunsch

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
aysu

Samuel erfüllt Mama's Weihnachtswunsch

Beitrag von aysu »

Kaum wurde ich schwanger und war überglücklich, brach auch schon eine andere Welt zusammen. Mein Mami, dein Grosi, wurde mit der Diagnose Eierstockkrebs im Stadium IIIc konfrontiert. Mehrere schwere Operationen und natürlich die Chemotherapie folgten, sie begleitete praktisch deine ganze SS.
Mitte SS trabte ich bei meinem neuen FA an (meine alte neue FÄ war alles andere als das gelbe vom Ei) und er konnte mir mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es diesmal ein Junge würde. Juhui, bald würde also auch noch ein Büebli zu unserer Familie gehören!
Anfangs des letzten Drittels der SS hatte ich noch einen Asthmaanfall und eine damit verbundene beginnende Lungenentzündung. Vielleicht, weil mir alles zuviel wurde?
Schon ab der 36. Woche ging ich wieder in die Akkupunktur, weil es mir so gut getan hatte in der ersten SS.
Auch hatte ich noch ein Vorgespräch mit einer Hebamme, weil ich doch ziemlichen Bammel hatte vor der Geburt. Beim ersten Mal hatte ich nämlich einen Dammriss dritten Grades und es ging mir nach der Geburt nicht wirklich gut. In diesem Gespräch meinte die Hebammen, sie könnte verstehen, wenn ich nach so einer ersten Geburt einen KS möchte. Das lehnte ich aber ab, ich wollte dich so „normal“ wie möglich gebären, war aber für alles offen.
Gegen Ende der SS wurde ich immer ungeduldiger. Ich hoffte insbrünstig, du würdest dich schon ein paar Tage früher auf den Weg machen, damit ich an Weihnachten (dein ET war der 24.12.) mit Dir zuhause sein könnte.
Dann am 17.12. mein letzter Akkupunkturtermin (das es mein letzter war wusste ich da noch nicht). Ich sprach mit der Hebamme unter anderem auch darüber, dass ich doch so gerne an Weihnachten zuhause wäre. Sie schaute noch aufs Blatt und meinte: Beim ersten haben sie 8 Tage übertragen? Dann rechnen sie diesmal auch damit, dass es Januar wird.. Pffffffrrrrrt ging bei mir das „Lädeli“ runter und ich war den Tränen nahe. Ja-nu-ar?! Weiss die gute Frau, was sie da sagt? Das halte ich unmöglich noch aus. Obwohl mir die Akku gut getan hatte ging ich niedergeschlagen nach Hause und weinte am Abend deinem Papi etwas vor... Er sagte: Ich kanns schon verstehen, aber reiss dich noch etwas zusammen, das Baby kommt dann, wann es will. Nach reiflicher Überlegung dachte ich mir: Gut, jetzt ist mir alles sch...egal, werde mich überhaupt nicht mehr um die SS kümmern und mich auf anderes konzentrieren. Jeden Tag machte ich noch eine Sorte Guetzli; falls ich über Weihnachten im Spital wäre, sollte es wenigstens dein Papi mit deiner grossen Schwester gemütlich haben zuhause.
Am Abend des 18.12. hatte ich es mir mit einer Tasse Tee, ein paar Guetzli und einem Geo auf dem Sofa bequem gemacht. Mit Freude stellte ich fest, dass ich wilde?! Wehen hatte, die zwar sehr leicht waren, aber zunehmend regelmässig kamen. Irgendwann dachte ich, huch, jetzt fängt das auch noch an, jetzt werde ich noch am Ende der SS inkontinent.
Erst gegen zwölf ging ich ins Bett. Um halb zwei wachte ich auf, weil meine Fruchtblase platzte. Da war ziemlich genau halb zwei. Da ich mich nicht allzu gross bewegen wollte ohne Handtuch – das Nachthemd war total durchnässt – wollte ich deinen Papi wecken, damit er mir ein Handtuch hole. Den soll mal jemand wecken um halb zwei! Schlussendlich hab ich ihn wachgeboxt (er trägts mir nicht nach).
Ich telefonierte ins Spital und schilderte die Situation: Ja, dann macht euch auf den Weg, ist ja nicht das erste Kind.
Dein Papi polterte noch seinen Vater im oberen Stock aus dem Schlaf, damit er sich um deine grosse Schwester kümmert.
Um halb drei kamen wir mit ordentlichen Wehen im Spital an. Marina, mit der ich schon den GVK gemacht hatte, war da! Und sie war total positiv, dass ich noch fast in ihrer Schicht (bis sieben!) gebären würde. Denkste...
Um vier waren die Wehen wie weggeblasen.
Ein langes, zähes Warten beginnt. Ich bleibe im Spital wegen Infektionsgefahr. Dein Papi geht noch was arbeiten und ich lese noch das ganze Geo fertig. Am Nachmittag kommt dein Papi wieder und wir gehen Spazieren. Ausser einzelnen Wehen tut sich rein gar nichts. Aber wir entscheiden uns nun definitv für deinen Namen: Samuel sollst du heissen. Hey, wir haben deinen Namen! Komm raus!
Die Hebammen kommen und gehen, nur ich bleibe. Spätestens um acht Uhr am nächsten Morgen wird eingeleitet. Am Abend schicke ich deinen Papi nach Hause, wenigstens er soll noch gut schlafen, wenn sich etwas tut, werde ich ihn anrufen.
Genau 24h, nachdem die Wehen aufgehört haben fangen sie am 20.12. um vier Uhr morgens wieder an. Stärker, aber in relativ grossen Abständen. Mit dem Schichtwechsel kommt auch dein Papi wieder. Mir wird eine Hebammenschülerin vorgestellt. Sie wird mich den ganzen Tag begleiten (Danke!). Der morgen zieht sich dahin, die Wehen kommen schleppend, aber schmerzhafter als bei der ersten Geburt. Beim Versuch mit der Badewanne bleiben sie ganz aus, also keine Wassergeburt. Der Versuch mit dem Wehentropf beschert mir Wehen ohne Pause, aber zu schwache Wehen. Das ist weder für mich noch für dich gut. Also weg damit. Immer wieder werde ich untersucht. Pro eineinhalb Stunden ein Zentimeter. So langsam werde ich mürbe und immun gegen irgendwelche gute Ratschläge und Vorschläge. Nach den Untersuchen schmerzen die Wehen besonders. Lasst mich doch mal in Ruhe! Wenigstens massiert mich die Hebammenschülerin zwischen den Wehen und dein Papi ist immer für mich da und ich darf ihn als Ruhepolster zwischen den Wehen brauchen.
Um etwa halb zwei Uhr nachmittags werde ich nochmals untersucht und das ist das schmerzhafteste, was ich je erlebt habe! Warum quälen die mich während der Wehen auf den Rücken! 7 cm eröffnet... Erst... Es wird diskutiert, was als nächstes getan werden soll. Den Wehentropf lehne ich dankend ab. Dafür erhebe ich mich von meinem „Papisitz“ auf dem Rand des Gebärbettes. Und halte stehend die Wehen aus. Sie werden stärker, schmerzhafter und ich denke, dass ich das nicht lange aushalte. Etwa um halb drei wollen mich die Hebammen nochmal untersuchen. Ich ignoriere sie einfach und lasse Wehe um Wehe über mich hinwegrauschen und bin irgendwie wie in Trance. Nur die aufbauenden Worte von deinem Papi erreichen mich noch.
Dann merke ich, dass die Wehen anders werden, sie ziehen mich so richtig zusammen, ich glaube, du willst raus! Daraus schöpfe ich nochmals die nötige Kraft, die Wehen auszuhalten. Plötzlich ist auch die Ärztin da.
Ich kann nicht mehr anders, ich begebe mich aufs Gebärbett in eine seitliche Position, ich muss mitpressen, der Drang ist so stark. Die Hebammenschülerin sagt mir genau, was ich tun soll. Als es am stärksten brennt sagt sie: Stopp! Ich soll den Pressdrang verhecheln, damit meinem Damm diesmal mehr Zeit gelassen wird, sich zu dehnen. Wie durch ein Wunder geht’s! Bei der nächsten Wehe wird dein Kopf geboren. Noch eine, und du bist ganz da! Um 15:03 erblickst du mit 3700gr, 51cm Länge und 35 cm KU das Licht der Welt. Umgeben von deiner überwältigten Mami, deinem glücklichen Papi und zwei strahlenden Hebammen und einer lachenden Ärztin.
Sofort kommst du zu mir in die Arme, wie du duftest, wie hübsch du bist, wie winzig deine Händchen und Füsschen. Ein kleiner, perfekter Mensch und ich darf dein Mami sein. Auch jetzt kommen mir die Tränen vor lauter Dankbarkeit.
Nach einer kurzen Weile kommt auch noch mit einem leichten Pressen die Plazenta. Die Ärztin fragt mich, ob sie mich jetzt noch schnell nähen dürfe? Mein Damm ist wieder gerissen? Ich hab nichts gespürt... Die Ärztin erklärt mir, du habest ein wenig mehr Platz gebraucht, da du salutierend zur Welt gekommen seist. Salutierend? Ja, mit der rechten Hand am Kopf. Dein Papi und ich lachen, während der SS haben wir immer gewitzelt, du kämest sicher tanzend mit der Hand voraus zur Welt, weil du immer bei Musik so gepoltert hast in meinem Bauch.
Dein Händchen erklärt auch, warum die Wehen so schleppend kamen. Noch Wochen nach deiner Geburt sieht man deinem Köpfchen an, wo du angestanden bist wegen deinem Händchen.
Wir sind so dankbar, dass es dir gutgeht. Willkommen in der Welt, kleiner Samuel! Wir lieben dich und deine Schwester so sehr!

Nina
Member
Beiträge: 270
Registriert: Di 1. Mai 2007, 12:48

Beitrag von Nina »

Wow aysu so toll geschrieben! Beim lesen hat man fast das Gefühl man sei dabei. Alles alles Gute Euch Vieren!

Benutzeravatar
haeuptling antalis
Newbie
Beiträge: 36
Registriert: Fr 12. Aug 2005, 15:17
Wohnort: ZUERICHER UNTERLAND

Beitrag von haeuptling antalis »

aysu...snief....heul...tränewegwisch....total schoen geschrieben....ich habe mit dir mitgepresst :wink: :wink: :wink: ....
(geht beim 2.doch nicht immer schneller...)

wie gehts euch?habt ihr euch schoen eingelebt??...

liebe gruesse und ein winke winke richtung berg...antalis :wink:
Bild

Antworten