
Der errechnete Geburtstermin war der 14. Juni 2009.
Dienstag 2. Juni: Ich war am Mittag noch in der Massage. Die Masseurin hat noch ein paar Fussreflexzonen-Punkte massiert um die Wehen anzuregen, das hat sie schon in der Woche davor gemacht, da ist aber noch nix passiert. Wir haben noch Witze gemacht und ich habe für den darauffolgenden Montag noch ein neuen Termin gemacht. Anschliessend ging ich noch einkaufen, GG hat ja schliesslich ab Donnerstag 4 Tage frei. Einkaufen, Sachen im Auto verstauen, Parkticket bezahlen... Es war schon 16.30 und ich dachte: Geh noch kurz auf's WC, mit dem Abendverkehr weiss ich nie so genau ob es bis nach Hause reicht. Die Kleine hat schon den ganzen Tag so auf die Blase gedrückt... Als ich vom WC aufstehe "gutscht" es plötzlich. Hmmm, drückt unser Baby immer noch auf die Blase oder war das Fruchtwasser??? Och, das war bestimmt unser Zwergli... Hab mich ins Auto gesetzt und bin nach Hause gefahren! Zuhause hab ich ausgepackt und wollte Sachen ins Badezimmer im 1. Stock bringen, da "gutscht" es wieder... GG war noch auf einem Geschäftsauflug in Zürich mit anschliessendem Nachtessen in Zug... Was mach ich jetzt? Warten? Ich kann ja mal im Spital anrufen... Die sagen mir dann schon was ich tun soll. Gesagt, getan: Wenn ich nicht sicher sei, soll ich vorbei kommen! Gut, bloss wie! Die Nachbarn sind noch nicht zuhause... GG ist nicht da... Eltern in den Ferien, SchwiMu am Arbeiten, ÖV dauert zu lange... Taxi? Das kostet ein Vermögen, zurück müsste ich unter umständen ja auch wieder... Gut, ich fahre selbst!
Im Spital angekommen wurde getestet, meine natürlich neue Slipeinlage war trocken...


Mittwoch 3. Juni:
Um 8.00 Uhr hat mich unsere Nachbarin ins Spital gebracht zur Kontrolle. CTG: NIX! Blut okay, wieder nach Hause, wenn bis am Abend nichts geht, müssen wir um 23.00 Uhr zum Einleiten! GG habe ich nach der ruhigen vergangnen Nacht nochmal zum Arbeiten geschickt und ich hab mir den Tag mit Torte backen, lesen und Köfferli nochmal umpacken vertrieben! Am Abend waren wir dann noch bei den Nachbarn zum Nachtessen weil die Nachbarin runder Geburi feierte und um 22.00 Uhr gingen wir nach Hause um die letzten Sachen zu packen und ins Spital einzurücken. Jetzt war es also so weit! Die Hebamme nahm uns in Empfang, erklährte uns den Ablauf und legte mir die erste Tablette um Mitternacht. GG ging nochmal nach Hause um noch ein paar Stunden zu schlafen, auf die Wehen konnte ich auch alleine warten! Ich habe dann noch ein paar Seiten gelesen und machte anschliessend Lichter löschen.
Donnerstag 4. Juni:
Um 5.30 Uhr wurde ich von der Hebamme geweckt. Nix hat sich getan und ich bekam die 2. Tablette gelegt! Nach ca. einer Stunde fing es ganz leicht im Rücken an zu ziehen. Wie verlangt hab ich die Hebamme gerufen und ihr dies mitgeteilt. Sie hängte mich ans CTG: Wehen ja, aber viel zu kurz und viel zu schwach... Naja, das kann sich ja noch ändern!
Um 7.30 Uhr kam dann GG, wir haben zusammen gefrühstückt und anschliessend waren die Wehen wieder weg

Um 12.00 Uhr wurde dann die 3. Tablette gelegt. Nach 20 Min kamen wieder kurze, schwache Wehen im Rücken, nach dem Mittagessen waren die Wehen wieder weg. Die Hebamme meinte dann, wenn die Wehen bis um 18.00 Uhr nicht doch noch kommen würden, müsste man mein Blut nochmal kontrollieren und wenn das okay sei, müssten wir wieder nach Hause

Um 14.15 Uhr ist dann die Fruchtblase geplatzt und um 14.30 ging dann so richtig die Post ab! Wehenstürme: Alle 1-2 Minuten! Am Anfang auf dem Bett, dann auf dem Ball, im Stehen, im Gehen... und mein Zeitgefühl war dahin! Ich hatte durst, ich hatte wehen und vorallem hatte ich heiss!!! Nach einiger Zeit kam die Hebamme und fragte mich ob ich in die Wanne wolle! Jaaaa! Unbedingt! Das ging dann auch recht gut und war sehr angenehm. Leider musste ich da nach einiger Zeit wieder raus, weil ich in der Wanne nicht wasserlösen konnte... Kaum war ich draussen wurde ich nach 5h Wehenstürmen endgültig von den Wehen überrollt! Zuerst gab man mir Voltaren um die Schmerzspitzen zu nehmen, das machte die Abstände aber nicht länger und ich hatte trotzdem keine Erholung. Dann gab man mir homöopatische Globuli, wie wenn das noch nützen würde. Dann versuchte man mir nach 3 wehenfördernden Hormontabletten und einem Hormonschub durch den Blasensprung Wehenhemmer zu geben, ebenfalls erfolglos... Als nach der Kontrolle des MuMu noch der Befund 5 cm kam, war bei mir endgültig fertig!
Ich habe immer gesagt: Lieber ein bisschen länger und ein bisschen mehr Schmerzen, aber mit Sicherheit sticht mir NIE im Leben jemand eine Nadel in den Rücken!!! Ich habe darum gebettelt! Ich hatte sogar noch die Nerven zu drohen, falls ich die PDA nicht bekomme würde ich nachhause gehen

Am Anfang wurde die PDA so eingestellt, dass ich gar nichts mehr merkte und sie liessen mich eine ganze Stunde schlafen, was auch ganz dringend nötig war. Anschliessend wurde die Dossis runtergeschraubt, so dass ich mich wieder selbstständig auf dem Bett bewegen konnte und mit Unterstützung sogar selbst auf s'WC konnte. So konnte ich super mitarbeiten und als es dann um kurz vor Mitternacht zum Schlussspurt ging fühlte ich mich richtig bereit! Die Hebamme gab mir durch Druck mit den Fingern das Gefühl, wann die normalen Wehen in die Presswehen übergehen werden und somit war ich vorbereitet.
Freitag 5. Juni:
Tatsächlich merkte ich plötzlich wie es anfing zu drücken und sagte der Hebamme, dass die Presswehen jetzt glaub ich losgingen. Sie platzierte mich auf die Seite, das untere Bein gestreckt, das Obere aufgestellt und sagte mir, ich soll jetzt mit den Wehen anfangen zu pressen. Bei der 2. Presswehe nahm sie meine Hand und legte sie meinem Baby auf den Kopf der schon zur Hälfte draussen war. Um 0:21 Uhr mit den nächsten zwei Wehen kam unsere Tochter zur Welt und ich durfte sie mit meiner Hand auf ihrem Kopf in unsere Welt begleiten! Nochmal zwei Presswehen später war die Nachgeburt schon da! Unsere Jessica wurde mir auf den Bauch gelegt, GG durfte die Nabelschnur durchschneiden und nach fast einer halben Stunde des Kennenlernens, beschnuppern, anschauen wurde sie gemessen, gewogen, untersucht. Während dieser Zeit hat der Arzt mich untersucht und voller erstaunen festgestellt, dass ich nur beim Schambein eine kleine Schürfung hätte und man gar nichts nähen oder versorgen müsse.
Fazit: Trotz der 6 Stunden Wehenstürme, trotz der PDA, ich hätte mir keine schönere Geburt vorstellen können! Es ist das erste Erlebnis, welches wir als Familie gemeistert haben. Ich möchte keine der Wehen missen, denn jede Wehe hat uns unserer Tochter ein bisschen näher gebracht und somit war jede Wehe nötig um unsere Tochter das Licht der Welt erblicken zu lassen!
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinem geliebten Mann bedanken, der die ganze Zeit über an meiner Seite war, mich unterstützt hat so gut er konnte und mit mir mitgelitten hat!
Schatz, ohni Dech hät ech das ned gschafft ond ned so guet düregstande! Mer hend das zäme als Familie gschafft, das üsi Tochter jetz gsond ond munter of dere Wält esch! Ech bin so dankbar för das Erläbnis ond hoffe of na ganz en Huufe schöni Stonde als Familie!
Liebe Grüsse
Eure Nicole mit Jessica