Jarons Schwangerschaft war bei weitem die aufregendste von allen bisherigen Schwangerschaften, die ich erlebte

In der 20. SSW hab ich mich (und der Rest der Familie) mit Ringelröteln angesteckt. Diese, mir bis dahin unbekannte Erkrankung, ist an und für sich total harmlos, nur in einer Schwangerschaft können Komplikationen auftreten. Ringelröteln hat nichts zu tun mit Röteln und lässt sich nicht impfen. Es kommt hauptsächlich zu einem typischen Ausschlag und zu harmlosen anderen Symptomen. Das Ungeborene Kind kann sich jedoch bis zu 10 Wochen nach der Ansteckung der Mutter anstecken. Dies kann zu einer Anämie führen, was wieder um zu Körperödemen und zu Ödemen an Herz und Hirn führen kann. Dies wäre sehr gefährlich für das Ungeborene. Ob es zu Komplikationen kommt, kann via Doppler-US der Hirnarterie in regelmässigen Abständen (1-2wöchentlich) kontrolliert werden und gegebenenfalls würde man eine Anämie beim Baby mit Bluttransfusionen via Nabelschnur behandeln können (aber der 18. SSW). Nun gut…wir haben diese 10 Wochen einer möglichen Ansteckung gut überstanden…dem Baby ists immer gut gegangen. Was mir bei den regelmässigen US aufgefallen ist, ist, dass das Baby immer (schon von Anfang an) in Steisslage war. 1x lag es quer und ansonsten immer genau die gleiche Position…so gegen die 30. SSW hab ich mich begonnen zu fragen, ob das Kind überhaupt weiss, wie man sich anders (richtig) positionieren würde

Als dann aber klar war, dass die Ringelröteln-Geschichte und auch die Steisslage sich erledigt hat, ging ich voll Freude ins Geburtshaus Artemis für weitere Kontrollen. Dies war nur noch 2 mal nötig bis Termin. Wie alle, hofften wir natürlich, das Baby möge sich früher auf den Weg machen…War wohl nichts.
ET +1 war wieder Kontrolle angesagt. Alles gut. Nur Lage des Kindes sehr schwer zu beurteilen. Die Hebamme, Ursina, musste noch eine weiter hinzurufen, um sich einig zu werden, wie denn nun das Baby lag. Köpfchen war zwar unten, aber der Rücken des Babys war gegen meine Wirbelsäule gerichtet. Diese Lage erschwert es, dass das Baby ins Becken rutschen kann. Und wie erwartet, lag es auch noch weit oben. Janu…warten war angesagt.
Unterdessen hatte ich 2 Wehennächte. Mit Wehen alle 5 Minuten, die jedoch am Morgen wieder vorbei waren. Viele denken wahrscheinlich, ich hätte auch noch Mut, nicht ins Geburtshaus zu gehen, bei regelmässigen Wehen über 6-7 Stunden. Tja, irgendwie merkte ich einfach, dass das alles für die Katz war. Und häufiger wurden sie auch nicht, sonst hätte ich mich dann schon gemeldet….Schleimpfropf ging am Montag, ET + 5 weg.
ET +7 waren wir wieder im Artemis zur Kontrolle. Ich war schon recht müde und gefrustet wegen diesen „sinnlosen“ Wehennächten. Und Cornelia sagte mir dann auch, warum das so war. Und zwar lag das Baby wieder mit dem Rücken zu meinem Rücken. Es mangelte mir zwar nicht an Wehen, aber der Druck des Köpfchens auf den Muttermund fehlte dadurch und die Geburt ging nicht vorwärts. Cornelia stellte zwar fest, dass der Muttermund fingerdurchlässig und weich war, aber eben…Kopf irgendwo im Juhheee oben. Sie meinte, wir sollten uns mal damit befassen, wohin wir gehen wollten, falls ein US oder ein Einleiten nötig werden würde.
Dies hat mich wirklich sehr frustriert und ich hab ihren Rat, möglichst viel auf der Seite zu liegen (dies hilft dem Kind sich auf die Seite zu drehen und sich dann ins Becken zusenken) in die Tat umgesetzt und den Nachmittag hinterm Haus auf dem Liegestuhl verbracht, während die Grossen im Bädli spielten.
Am Abend war ich müde, aber nicht mehr ganz sooo frustriert. Wir gingen alle ins Bett.
Um 1 Uhr bin ich erwacht, weil ich zur Toilette musste. Leichter Durchfall…und oje…nicht schon wieder Wehen…wie ich es schon kannte von den vorherigen Nächten. Es graute mir vor einer weiteren sinnlosen Wehennacht. Ich hab bei der letzten Kontrolle aber gesagt, dass ich, wenn es wieder so kommen sollte, einfach ins Geburtshaus kommen würde, vielleicht könnten sie mir ja helfen…
Gut, ich beobachtete die Wehen und legte mich brav auf die Seite. Da lag ich und siehe da, Wehen alle 5 Minuten. Um 2.45 Uhr weckte ich mal meinen Mann und sagte, dass ich ins Artemis anrufen würde. Claudine, welche Dienst hatte, sagte, wir sollen kommen. So rief ich meine Mutter an, damit sie auf die Grossen aufpassen kommt. Wir fuhren dann nach 3 Uhr los und waren gegen 4 im Geburtshaus. Unterwegs hatte ich alle 4 Minuten Wehen (immerhin eine Steigerung




Ich hatte noch einige Wehen und die Plazenta war auch geboren, nachdem ich etwas an der Nabelschnur zog. Claudine zeigte sie uns ausführlich. Ich fühlte nach, ob die Nabelschnur noch pulsierte. Interessant diese Vorgänge. Danach durchtrennte sie mein Mann. Nach 15 Minuten stieg ich aus der Wanne, GG hatte Jaron in einem Tuch auf dem Arm…wir legten uns wieder ins Bett. Dort schrie Jaron und ich versuchte ihn das 1. Mal anzusetzen. Brauchte aber Claudine’s Hilfe, da ich es in dieser flachen Lage einfach nicht fertig brachte. Nachher saugte er schon wie ein Grosser für etwa eine halbe Stunde. Claudine hat uns lange allein gelassen und kam nachher mit einer feinen Ovi zurück. Mann, hatte ich Hunger. Sie kontrollierte noch, die Blutung und ob es allfällige Verletzungen hat, was Gott sei Dank nicht der Fall war. Mit ihrer Hilfe ging ich aufs WC und zog mich anschliessend an. Wir gingen nämlich zum Sonntags-Brunch einen Stock höher- es war schliesslich „Auffahrt“

Tja…nach einer Viertelstunde genoss ich es, mich ins Bett verkriechen zu können…Wir hatte eine Pause nötig. GG, Jaron und ich schliefen. Bis zum Mittag, da ging GG heim , die Grossen abholen, die unterdessen bei meiner Schwägerin waren, da meine Mutter arbeiten musste.
Wow…das war eine Geburt. Schön? Sie war okay, aber nicht grad schön. Weil schmerzhaft war es sehr. Aber so bewusst, hab ich noch keine Geburt erlebt. Bewusst das Köpfchen runterschieben und spüren, die Fruchtblase und das Kindchen in Empfang nehmen…ein Kind, das ich geboren hab, aus eigener Kraft, mit viel Intuition und Wissen, dass alles in Gottes Händen liegt!
Die Hebamme sagte mir im Gespräch, dass mir die Geburt deshalb so weh tat, weil es doch relativ schnell ging und weil Jaron wieder einen grossen Kopf hatte. Seine Masse waren KU 37 cm, 3480gr. Und 50 cm.
Jaron, du hübscher, kleiner Bub, du ergänzt unsere Familie und machst uns froh. Herzliche willkommen.