Willkommen im Leben, Jaron!

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miki
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Willkommen im Leben, Jaron!

Beitrag von miki »

Geburtsbericht von Jaron Tobia, 21. Mai 2009

Jarons Schwangerschaft war bei weitem die aufregendste von allen bisherigen Schwangerschaften, die ich erlebte :lol: .
In der 20. SSW hab ich mich (und der Rest der Familie) mit Ringelröteln angesteckt. Diese, mir bis dahin unbekannte Erkrankung, ist an und für sich total harmlos, nur in einer Schwangerschaft können Komplikationen auftreten. Ringelröteln hat nichts zu tun mit Röteln und lässt sich nicht impfen. Es kommt hauptsächlich zu einem typischen Ausschlag und zu harmlosen anderen Symptomen. Das Ungeborene Kind kann sich jedoch bis zu 10 Wochen nach der Ansteckung der Mutter anstecken. Dies kann zu einer Anämie führen, was wieder um zu Körperödemen und zu Ödemen an Herz und Hirn führen kann. Dies wäre sehr gefährlich für das Ungeborene. Ob es zu Komplikationen kommt, kann via Doppler-US der Hirnarterie in regelmässigen Abständen (1-2wöchentlich) kontrolliert werden und gegebenenfalls würde man eine Anämie beim Baby mit Bluttransfusionen via Nabelschnur behandeln können (aber der 18. SSW). Nun gut…wir haben diese 10 Wochen einer möglichen Ansteckung gut überstanden…dem Baby ists immer gut gegangen. Was mir bei den regelmässigen US aufgefallen ist, ist, dass das Baby immer (schon von Anfang an) in Steisslage war. 1x lag es quer und ansonsten immer genau die gleiche Position…so gegen die 30. SSW hab ich mich begonnen zu fragen, ob das Kind überhaupt weiss, wie man sich anders (richtig) positionieren würde :roll: …35. SSW lag das Baby immer noch BEL und ich begann mich damit zu befassen, ob für mich eine spontane Steissgeburt in Frage käme…ich musste diese Frage klar mit Ja beantworten. Schliesslich war es meine 3. Geburt und mit meinem Erstgeborenen mit einem KU von 38cm hab ich wohl bewiesen, dass meine Becken genug breit ist, um spontan und auch spontan BEL gebären zu können- dies war meine Logik. Ich wurde aber von meinem Umfeld immer sehr kritisch angeschaut, wenn ich mein Wunsch, einen KS zu umgehen, äusserte. Tja…hab dann auch noch herausgefunden, dass längst nicht mehr alle Spitäler eine spontane Steissgeburt begleiten. In der 36. SSW war ich mit einer Freundin schwimmen und dabei merkte ich, dass das Baby ganz deutlich in Querlage lag. Das gab mir die Hoffnung, daran zu glauben, dass es sich doch noch drehen könnte. Und man staune…in der nächsten FA-Kontrolle lag es doch wirklich richtig. Aber noch nicht im Becken und mit viel Platz, um sich wieder zu drehen. So blieb die Spannung weiter bestehen…weil ich merkte ja selbst, dass das Baby noch massenhaft Platz hatte, um rum zu turnen wie wild.
Als dann aber klar war, dass die Ringelröteln-Geschichte und auch die Steisslage sich erledigt hat, ging ich voll Freude ins Geburtshaus Artemis für weitere Kontrollen. Dies war nur noch 2 mal nötig bis Termin. Wie alle, hofften wir natürlich, das Baby möge sich früher auf den Weg machen…War wohl nichts.

ET +1 war wieder Kontrolle angesagt. Alles gut. Nur Lage des Kindes sehr schwer zu beurteilen. Die Hebamme, Ursina, musste noch eine weiter hinzurufen, um sich einig zu werden, wie denn nun das Baby lag. Köpfchen war zwar unten, aber der Rücken des Babys war gegen meine Wirbelsäule gerichtet. Diese Lage erschwert es, dass das Baby ins Becken rutschen kann. Und wie erwartet, lag es auch noch weit oben. Janu…warten war angesagt.
Unterdessen hatte ich 2 Wehennächte. Mit Wehen alle 5 Minuten, die jedoch am Morgen wieder vorbei waren. Viele denken wahrscheinlich, ich hätte auch noch Mut, nicht ins Geburtshaus zu gehen, bei regelmässigen Wehen über 6-7 Stunden. Tja, irgendwie merkte ich einfach, dass das alles für die Katz war. Und häufiger wurden sie auch nicht, sonst hätte ich mich dann schon gemeldet….Schleimpfropf ging am Montag, ET + 5 weg.
ET +7 waren wir wieder im Artemis zur Kontrolle. Ich war schon recht müde und gefrustet wegen diesen „sinnlosen“ Wehennächten. Und Cornelia sagte mir dann auch, warum das so war. Und zwar lag das Baby wieder mit dem Rücken zu meinem Rücken. Es mangelte mir zwar nicht an Wehen, aber der Druck des Köpfchens auf den Muttermund fehlte dadurch und die Geburt ging nicht vorwärts. Cornelia stellte zwar fest, dass der Muttermund fingerdurchlässig und weich war, aber eben…Kopf irgendwo im Juhheee oben. Sie meinte, wir sollten uns mal damit befassen, wohin wir gehen wollten, falls ein US oder ein Einleiten nötig werden würde.
Dies hat mich wirklich sehr frustriert und ich hab ihren Rat, möglichst viel auf der Seite zu liegen (dies hilft dem Kind sich auf die Seite zu drehen und sich dann ins Becken zusenken) in die Tat umgesetzt und den Nachmittag hinterm Haus auf dem Liegestuhl verbracht, während die Grossen im Bädli spielten.

Am Abend war ich müde, aber nicht mehr ganz sooo frustriert. Wir gingen alle ins Bett.
Um 1 Uhr bin ich erwacht, weil ich zur Toilette musste. Leichter Durchfall…und oje…nicht schon wieder Wehen…wie ich es schon kannte von den vorherigen Nächten. Es graute mir vor einer weiteren sinnlosen Wehennacht. Ich hab bei der letzten Kontrolle aber gesagt, dass ich, wenn es wieder so kommen sollte, einfach ins Geburtshaus kommen würde, vielleicht könnten sie mir ja helfen…

Gut, ich beobachtete die Wehen und legte mich brav auf die Seite. Da lag ich und siehe da, Wehen alle 5 Minuten. Um 2.45 Uhr weckte ich mal meinen Mann und sagte, dass ich ins Artemis anrufen würde. Claudine, welche Dienst hatte, sagte, wir sollen kommen. So rief ich meine Mutter an, damit sie auf die Grossen aufpassen kommt. Wir fuhren dann nach 3 Uhr los und waren gegen 4 im Geburtshaus. Unterwegs hatte ich alle 4 Minuten Wehen (immerhin eine Steigerung :wink: ). Ich musste zwar heftig atmen, aber es war gut auszuhalten. Im Artemis angekommen, war es, wie wir es bereits kannten: einfach nur schön und friedlich. Kerzenlicht, feiner Duft, warm und schummrig. Claudine begrüsste und hängte mich mal kurz ans CTG. War alles in Ordnung. Sie brachte mir heisse Steinsäcke und liess uns etwas im Bett rumlümmeln. Und oh Wunder, oh Wunder: das Baby lag richtig. Also mit dem Rücken auf der Linken Seite und der Kopf war weit unten. Claudine fragte mich dann, ob sie mich mal untersuche dürfe, da ich ja geschrieben hätte, ich wolle nicht dauernd untersucht werden. Klar stimmte ich zu, wollte ja selber wissen, ob die Wehen nun produktiv waren. Ja, der Muttermund war 4 cm offen und alles geburtsbereit. Um 4.30 machte sie mir einen hohen Einlauf in der Hoffnung alles noch etwas anzuregen…das war dann unangenehm…verklemm mal nen Liter Flüssigkeit mit Wehen im Bauch!! Hatte dann eine WC-Session und legte mich nachher wieder zu GG ins Bett. Kurze Zeit später wurden aber die Wehen heftig und ich wollte aufstehen, um sie besser zu veratmen. Und vor allem wollte ich in die Wanne, die Claudine bereits gefüllt hatte. Ich stütze mich auf den CTG-Wagen und GG rief Claudine, welche im Büro oben war. Ich stieg in die Wanne, um ca. 5.30 Uhr. Wie herrlich. Setzte mich gleich in den Vierfüssler und hängte mich über den Wannenrand. Dies war schon bei Jael meine bevorzugte und produktivste Stellung. Die Wehen kamen häufiger. Und waren richtig fies…und wurden immer fieser…Bald hatte ich nur noch ganz kurze Pausen. Nach einer Stunde im Wasser äusserte ich, keine Kraft mehr zu haben. Ich will nicht mehr, es tut ja so weh und doch geht nichts vorwärts, hab ich das Gefühl. Claudine massierte mir das Kreuz während den Wehen und an GGs Hände klammerte ich mich. Claudine untersuchte mich um 6.45 Uhr nochmals und motivierte mich, da der Muttermund jetzt 9cm offen ist und sie meinte, es gehe nicht mehr lange. Ich solle doch schon mal spüren, ob das Köpfchen schon weit unten sei…mit jeder Wehe wurde ich lauter und das Köpfchen spürte ich nicht, was mich sehr frustrierte…begann nun einfach zu pressen, obwohl, so starken Drang hatte ich eigentlich nicht…aber das Kind musste jetzt raus!! Ich drückte einfach und suchte immer wieder selber das Köpfchen. Ich nervte mich, weil die Fruchtblase noch nicht offen war und hatte irgendwie das Gefühl, es würde dann vorwärts gehen. Ich sagte zu Claudine: Jetzt „chlüb“ ich denn die elende Blase auf. Sie meint, ich solle dies ruhig machen. Obwohl ich lange Fingernägel hatte, brachte ich diese zähe Blase nicht auf und plötzlich dachte ich, was wäre, wenn das, was ich spüre die Nabelschnur und nicht die Fruchtblase ist?!? So hörte ich wieder auf, da rein zu „chlübe“ :lol: . Dafür spürte ich jetzt das Köpfchen. Bald ist es so weit, das merkte ich auch den Schmerzen an. Es tat grässlich weh, als das Köpfchen mit 2 oder 3 Presswehen austrat und endlich die Fruchtblase aufging. Hatte wieder das bekannte Gefühl, es zerreisse mir alles. Phu, jetzt hatte ich den Kopf in der Hand. So feine, schmierige Haare :D . Als es sich drehte, flippte ich schier aus, weil es so weh machte. Sagte dem Kind, es soll doch endlich ruhig halten. Mit der nächsten Wehe schob ich das Kindchen ins Wasser. Es war 7.15 Uhr. Claudine half mir das rutschige Ding hoch zu nehmen. Jöh…armer Tropf, wurde einfach geboren…ob er wollte oder nicht…ja, es war wirklich ein ER. Musste nicht mal nachsehen, spürte nämlich den Hoden in meiner Hand :lol: . Unser Jaron Tobia schaute uns mit grossen, wachen Augen an.
Ich hatte noch einige Wehen und die Plazenta war auch geboren, nachdem ich etwas an der Nabelschnur zog. Claudine zeigte sie uns ausführlich. Ich fühlte nach, ob die Nabelschnur noch pulsierte. Interessant diese Vorgänge. Danach durchtrennte sie mein Mann. Nach 15 Minuten stieg ich aus der Wanne, GG hatte Jaron in einem Tuch auf dem Arm…wir legten uns wieder ins Bett. Dort schrie Jaron und ich versuchte ihn das 1. Mal anzusetzen. Brauchte aber Claudine’s Hilfe, da ich es in dieser flachen Lage einfach nicht fertig brachte. Nachher saugte er schon wie ein Grosser für etwa eine halbe Stunde. Claudine hat uns lange allein gelassen und kam nachher mit einer feinen Ovi zurück. Mann, hatte ich Hunger. Sie kontrollierte noch, die Blutung und ob es allfällige Verletzungen hat, was Gott sei Dank nicht der Fall war. Mit ihrer Hilfe ging ich aufs WC und zog mich anschliessend an. Wir gingen nämlich zum Sonntags-Brunch einen Stock höher- es war schliesslich „Auffahrt“ :D . Essen mochten wir nicht all zu viel. Das Geburtshaus war voll und die anderen Frauen begrüssten uns staunend, weil wir so kurz nach der Geburt schon am Tisch sassen, als wäre nichts gewesen…
Tja…nach einer Viertelstunde genoss ich es, mich ins Bett verkriechen zu können…Wir hatte eine Pause nötig. GG, Jaron und ich schliefen. Bis zum Mittag, da ging GG heim , die Grossen abholen, die unterdessen bei meiner Schwägerin waren, da meine Mutter arbeiten musste.

Wow…das war eine Geburt. Schön? Sie war okay, aber nicht grad schön. Weil schmerzhaft war es sehr. Aber so bewusst, hab ich noch keine Geburt erlebt. Bewusst das Köpfchen runterschieben und spüren, die Fruchtblase und das Kindchen in Empfang nehmen…ein Kind, das ich geboren hab, aus eigener Kraft, mit viel Intuition und Wissen, dass alles in Gottes Händen liegt!

Die Hebamme sagte mir im Gespräch, dass mir die Geburt deshalb so weh tat, weil es doch relativ schnell ging und weil Jaron wieder einen grossen Kopf hatte. Seine Masse waren KU 37 cm, 3480gr. Und 50 cm.
Jaron, du hübscher, kleiner Bub, du ergänzt unsere Familie und machst uns froh. Herzliche willkommen.
050709

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Re: Willkommen im Leben, Jaron!

Beitrag von Trochantor »

hallo miki :wink:
sehr schöner geburtsbericht hast du geschrieben, musste sogar ein paar tränene wegwischen. wünsche euch alles gute als 5-köpfige familie
Trochantor mit Boy 2007 und Girl 2009

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Kingskid
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Re: Willkommen im Leben, Jaron!

Beitrag von Kingskid »

Hallo miki
Wow, toller, langer Bericht! Herzlichen Glückwunsch!
Tobia wäre mein Wunschname für einen Sohn, leider gefällt er GG nicht :wink:

Wünsche euch Gottes Segen!
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