Nachdem die Geburt unseres 1.Sohnes einige Narben (körperlich und seelisch) hinterlassen hat bei mir, (nachzulesen unter David Joshuas Geburtsbericht) wünschte ich mir für die 2.Geburt, dass der Natur ihren Lauf gelassen wird. So entschied ich mich während der SS mich auf meinen Körper, unser Baby und Gottes Gnade zu verlassen. Ich meldete mich mitte SS im Geburtshaus Artemis an und liess von da an die Kontrollen von den Hebammen durchführen. Ich genoss diese Zeit sehr, da die Hebammen mir immer wieder Mut machten und mich unterstützten. Mein Umfeld reagierte grössten Teils negativ. Sie machten mir Angst, dass ich nach einer solchen 1. Geburt besser im Spital aufgehoben sei...man wisse ja nie.
Ich liess mir aber nicht die Hoffnung nehmen und so freute ich mich schlussendlich immer mehr auf die Geburt und wusste auch, dass es gut kommen würde. Der ET war der 27.Juni 07.
Jael liess sich aber noch 4 Tage Zeit und während eines Familienfestes kündigte sie sich langsam an. Ich hatten den ganzen Nachmittag unregelmässige Wehen, gut auszuhalten und die Familie hat gar nichts bemerkt. So gegen 18 Uhr hatte ich aber langsam die Nase voll vom Sitzen auf dem Gartenbank und sagte meinem Mann, dass ich langsam nach Hause möchte. Zu Hause hab ich mich mit meinem Sohn unter die Dusche gestellt (wir haben keine Badewanne). Dies hatte aber keinen wirklichen Effekt. Die Wehen blieben gleich unregelmässig- war auch nicht wirklich entspannend, in der kleinen Duschwanne mit einem 2 Jährigen Racker

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David ging wie gewohnt um 20 Uhr ins Bett und ich informierte mal vorsichtshalber meine Mutter. Sie müsse evtl. heute nacht noch ausrücken. Sie entschied sich dann um 22 Uhr zu kommen, damit wir frei wären zu gehen, wann immer er nötig würde. Um diese Zeit hab ich auch mal ins GH telefoniert, da die Wehen nun regelmässig, alle 5 Minuten waren. Die Hebamme meinte, wir könnten ruhig noch einen Spaziergang machen. Mein Mann und ich machten uns dann auf die Socken. Der Vollmond ging gerade auf über dem Wald. War wunderschön. Die Wehen musste ich bereits etwas veratmen und so kehrten wir bald wieder um. Zu Hause macht sich mein Mann noch schön (mann will ja sein Kind frisch rasiert begrüssen können) und legte sich dann aber hin. Nach einer halben Stunde weckte ich ihn, es sei ernst, ich fahre nun los. Ob mit oder ohne ihn! Eine Stunde später waren wir im GH. Es war ca. 01 Uhr. Die Hebamme begrüsste und führte uns in Gebärzimmer. Dort war alles ins Kerzenlicht getaucht und die Wanne war voll. Wunderschön hats ausgesehen, wir wussten im 1. Moment gar nicht mehr, warum wir eigentlich hier waren

Doch die Wehen wurden bald wieder stärker. Ich musste mich ganz kurz hinlegen, um ein CTG schreiben zu lassen. Es war alles tiptop. Die Hebamme liess mich selbst entscheiden, ob sie mich untersuchen solle. Ich wollte dann doch wissen, ob ich überhaupt mit einem trifftigen Grund hier war und sie schaute kurz nach. MM 3cm. phhuu...nicht grad gwaltig. Janu, dachte ich. Wenigstens etwas. Mein Mann döste noch etwas im Bett und ich stieg in die Wanne. Dort wurden die Wehen bald stärker und ich kniete mehrheitlich und hielt mich am Wannenrand fest. (von dieser Stellung hatte ich im Nachhinein eine "Bläuele" an der Stirn

) Ich rief dann mal meinen Mann zu mir, der sollte doch auch was mitabbekommen...Ich hab ihm dann einige Male die Finger zerquetscht. Die Hebamme war immer anwesend, aber völlig ruhig und sie liess mich und meinen Körper selbständig arbeiten. Dies war sehr gut. So wusste ich, dass sie immer da war und mir Hilfe geben konnte, aber sie mischte sich nicht unnötig ein. Ich musste dann einige Male aus der Wanne um Wasser zu lösen. Das war mühsam. Waren die Wehen doch schon sehr, sehr schmerzhaft. Um ca.4 Uhr wünschte ich nochmals zu erfahren, ob die Wehen auch was bewirkt hätten und die Hebamme untersuchte mich nochmals. 7-8cm, immerhin, aber das Köpfchen war noch weit oben. Zu dieser Zeit dachte ich, dass ich das nie, nie schaffen würde und äusserte halb im Ernst, hab im Witz: es geht nix über eine PDA!

Ich merkte, dass ich etwas Blödsinn lallte, doch ich konnte irgendwie nicht anders. War noch witzig, mich Blödsinn sprechen zu hören und mich irgendwie gut dabei zu fühlen. Einige Zeit später hatte ich das Bedürfnis zu pressen. Die Hebamme meinte, ich dürfe natürlich schon, sie war wohl aber eher überrascht...Ich presste einigemal und merkte, dass das Köpfchen nun ganz runterrutschte. Kurz darauf wurde der Druck in der Scheide so stark, dass ich dachte, es zerreisse mir alles und ich fasste mal runter und spürte...hmmm...was war das wohl? Zu erst hab ichs nicht kappiert. Aber als ich merkte, dass da Haare waren, wars mir klar. Die Hebamme hats sehr überrascht und ist ans Telefon gesprungen, um die 2. Hebamme zu informieren, die eigentlich bei der Geburt anwesend sein sollte. Sie zog auch die Handschuhe an, um mir zu helfen. Die Presswehen gingen nur 10 Minuten und ich spürte wie jedes Mal das Köpfchen weiter raus kam. Ich dachte mir, dass diese Schmerzen eigentlich unerträglich seien und doch war da unentlich viel Kraft in mir. Bei einer Wehe sagte die Hebamme: Das Köpfchen ist da. Warte auf die nächste Wehe. Doch ich konnte gar nicht mehr aufhören und presste weiter, worauf gleich der ganze Körper kam. Die Hebamme liess mich zurücklehnen und gab mir die Kleine auf die Brust. Oh, war das ein Gefühl! Wir staunten alle. Ich zitterte so fest, dass ich Angst hatte, ich liesse die Kleine fallen. Und ich hatte auch Angst, dass ich viel bluten würde (Trauma von der letzte Geburt) und so drängte ich aufs Aussteigen aus der Wanne. Die Hebamme half mir sofort, drückte meinem Mann unsere Tochter in die Arme und da ging die Türe auf und die 2. Hebamme kam rein. Sie half dann beim Rausklettern, Sauber machen, Stärkung bringen,...Wir lagen dann noch einige Zeit im grossen Bett. Es war einfach nicht zu fassen- auf so natürliche, eigentlich schöne Weise, kam unsere Tochter Jael Grace zur Welt. Ich sagte dann den Hebammen, sie sollen mal nachschauen, ob etwas gerissen sei. Und ich war überfroh, dass da nicht mal die kleinste Schürfung war! Jael kam um 5.30 zur Welt. Sie wurde dann warm angezogen und wir durften in unser Zimmer, 2 Stock höher, wechseln. Um 10 Uhr gabs dann einen Brunch. Es war Sonntag. Ich konnte es nicht glauben, dass ich 4 Stunden nach der Geburt bereits fähig war ins Esszimmer zu spazieren und den Zmorgen zu geniessen.
Ich blieb dann 3 Tage im GH, vermisste dann aber meinen David und ging nach Hause.
Die Geburt und die Wochenbettzeit im GH war ein unvergessliches Erlebnis. Eine Wiedergutmachung- ein Trost und eine Stärkung des Glaubens an die Kräfte der Frau!
Herzlichen Dank allen Beteiligten.