Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

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Moderator: Phönix

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inka
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Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von inka »

Mein Geburtsbericht beginnt eigentlich schon viel früher als die Geburt selber. Als in der 36ten SSW immer unwahrscheinlicher wurde, dass die Kleine sich noch dreht und uns mein FA bereits den KS-Termin aufs Auge drückte, begann wir uns - dank der Ermunterung einer Hebamme - aktiv mit einer BEL-Spontangeburt auseinanderzusetzen. Das bedeutete Spitalwechsel, umfangreiche Untersuchungen und viele Gespräche. Als die Ärzte uns schlussendlich grünes Licht gaben, es zumindest zu versuchen, war die Erleichterung gross. Endlich konnte ich mich wieder auf die Geburt freuen.

Der 18. April war ein regnerischer Sonntag. Ich war seit einer Woche krankgeschrieben und hatte alles erledigt. Endlich fühlte ich mich bereit und unternahm alles mögliche, damit ich die Kleine nicht übertragen würde. Wie jeden Tag unternahmen wir mit unserem Hund einen rund einstündigen Fussmarsch. Ich war schweren Schrittes unterwegs und an diesem Tag quälten mich wieder besonders starkes Sodbrennen. Meine Laune sank... Das bedeutete, dass der Kopf noch sehr weit oben war. Auch die Nacht verlief nicht traumhaft. Unsere Haustiere waren unruhig und ich schoss mehrmals im Bett auf. Als gegen 6 Uhr morgens der Wecker von GG losging, erwachte ich mit leichten Unterleibskrämpfchen. Irgendwann fiel mir auf, dass es ein Kommen und Gehen war und kein permanenter Schmerz. Das war neu und ich entschloss mich, meine Freundin anzusimslen, ob sich den Wehen möglicherweise wie Menskrämpfe anfühlen. Die Antwort kam postwendend - und wurde bejaht. Meine Freundin schien sich sogar zu freuen, dass es bald losging. Ich schleppte mich als wieder ins Bett und weckte GG auf. Den allerdings schien das gar nicht zu beunruhigen und so legte ich mich auch wieder hin und versuchte mal, ob ich eine Regelmässigkeit feststellen konnte. Da mir meine Ärzte eingebleut hatten, mich sofort zu melden, wenns losgeht, entschloss ich mich um 7.30 mal anzurufen. Die Hebamme riet zu einem warmen Bad - gesagt, getan. Ich wälzte mich also in die Wanne, beobachtet von GG der immer noch frischfröhlich war und sich mal für die Arbeit bereitmachte. Immerhin, so versicherte er mir, habe er sich für alle Fälle einige Sandwiches geschmiert und sei wenn nötig in 10 Minuten zu Hause. Aha…

Um 8.15 stieg ich wieder aus der Wanne. Nun mit deutlich verstärkten Krämpfen. Ich entschloss mich, mal etwas zu frühstücken und mich gesellschaftstauglich zu machen. Man konnte ja nie wissen. Dann packte ich die restlichen Dinge in meinen Geburtskoffer und rief um ca. 9.15 wieder im Spital an. Die Hebamme meinte, es wär wohl dann doch mal an der Zeit, sich auf den Weg zu machen. Mittlerweile waren meine Krämpfe echt fies geworden und ich beorderte GG mit einem einzigen Satz nach Hause. Als er eintraf, lag ich schon keuchend über der Couch und nun endlich kam auch er in die Gänge. Um 9.45 fuhren wir endlich los und erstmals verfluchte ich den längeren Anfahrtsweg von rund 35 Minuten. Die Position im Auto trug auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei und meine Krämpfe hatten sich zu handfesten Wehen gemausert. Mir schliefen Hände und Füsse ein – wohl ein Zeichen für Hyperventilation.
Endlich beim Spital nahm GG gleich die Anfahrt zum Notfall und ich wurde mit einem Rollstuhl Richtung Gebärsaal geschoben. Zu diesem Zeitpunkt war ich davon überzeugt, dass mein MuMu sicher schon WEIT geöffnet war und ich froh sein konnte, wenn das Baby nicht schon hier im Lift zur Welt kam… :oops:

Im Gebärsaal angekommen, wurde mir dann direkt ein Zugang gelegt – von mir als Spitalhasserin misstrauisch beäugt. Dann gabs einen US um zu schauen, ob die Kleine noch „richtig“ lag und schliesslich wurde der der MuMu kontrolliert: 1cm offen… tja. Da der Druck auf das Schambein beinah unerträglich war und mir mehr Schmerzen als die Wehen selber bereitete, rieten mir die Hebammen zur Wanne. Obwohl ich das immer augeschlossen hatte, landete ich also im Wasser. Nach einer kurzen und leicht entspannteren Phase gings weiter in den Vierfüssler. Nach kurzer Zeit wurden die Wehen heftiger und regelmässiger. Inzwischen hatte man mir die richtige Veratmung beigebracht, was die Schmerzen einiges erträglicher machte. Nach rund einer Stunde imk Wasser war der MuMu 3cm offen. Die Wehen rollten nun richtig über mich her, zwei bis drei gleich hintereinander und ich hatte kaum Zeit, zu atmen oder mich zu erholen. GG sass tapfer am Beckenrand und wusste nicht so recht, was mit sich oder mir anfangen. Nach einer weiteren halben Stunde waren wir bei 5cm. Die Wehen kamen ohne Pause und ich geriet in eine mentale Erschöpfungsphase, wo ich die ganze Übung am liebsten abgeblasen hätte. Auch die Hebamme und ihr Kommentar, die Hälfte sei nun schon geschafft, halfen nicht. Plötzlich konnte ich spüren, wie die Fruchtblase platzte und das Fruchtwasser unter mir wegschoss. Das machte mir wieder Mut und ich konnte die folgenden Wehen besser veratmen. Eine Weile später – ich hatte das Zeitgefühl komplett verloren – musste ich plötzlich raus aus der Wanne und wurde aufs WC geschickt. Anschliessend platzierte man mich auf dem Petziball und ein paar Wehen später wieder aufs Geburtsbett. Nochmals wurde der MuMu kontrolliert und ich bekam am Rande mit, dass er vollständig geöffnet sei. Endlich!! Ich war so erleichtert, dass nun endlich der aktivere Teil der Geburt begann und somit konnte es ja nicht mehr lange dauern. Mittlerweile waren der Chefarzt und eine ganze Armada von Assistenzärzten und Anästhesisten eingetroffen. Man nahm mir gleich wieder den Wind aus den Segeln und erklärte, es könne also schon noch dauern. Dafür wurden wir um Erlaubnis gefragt, ob der Moment der Geburt für eine Studie fotografiert werden dürfte. Mir war das zu diesem Zeitpunkt total egal…
Als die nächste Wehe heranrollte, wurde ich instruiert, beim Höhepunkt zu pressen. Gar nicht so einfach, den nicht zu verpassen. Zudem musste ich mich zusammenreissen, meinen Mund zu schliessen und nicht die ganze Kraft herauszuschreien. Ich hatte das Gefühl, es gehe gar nicht vorwärts… GG sass an meinem Kopfende und nickte mir Mut zu. Nach rund 5 Presswehen musste ich vom Vierfüssler wieder in die Rückenlage. Endlich hatte ich ein besseres Gefühl, wann es Zeit war zu pressen. Immer wieder erklärte der Arzt, er sehe bereits das Füdi und plötzlich nach einer weiteren Presswehe, sah ich zwischen meinen Beinen einen kleinen, schlaffen Körper. Wie ein Blitz schoss mir der Super-Gau einer BEL-Geburt durch den Kopf und ich war überzeugt, dass etwas nicht stimmte. Der befehlerische Ton des Arztes, nun zu pressen, verstärkte das noch. Ich war verzweifelt, konnte die Wehe nicht mehr spüren und presste einfach aus Geratwohl. Zwischen meinen Beinen wurde ein Dammschnitt diskutiert und ich war sicher, dass der Kopf steckenblieb. Der Schnitt fühlte sich kalt an aber es war mir egal. Ich wollte nur noch dass mein Kind heil rauskam. Einen Moment später war der Schmerz vorbei und der Augenblick erschien mir endlos. Ich war müde und verzweifelt. Und plötzlich lag da dieses kleine, verschmierte Etwas auf meinem Bauch, das mich anblickte und die Ärzte die strahlten und mir zu unserer Tochter gratulierten. Ich begriff, dass alles gut gegangen war – der Arzt versicherte mir, dass zu keinem Zeitpunkt ein Risiko bestanden hatte. Ich genoss den Anblick unseres kleinen Schatzes und während mein Dammschnitt genäht wurde, durfte ich sie bereits an die Brust anlegen. Wir blieben noch für eine gute Stunde im Gebärsaal, bestaunten unser Baby und GG durfte sie ein erstes Mal baden. Vom Eintritt ins Spital bis zur Geburt waren nur 4 ½ Stunden vergangen. Wir waren beide erstaunt, wie eilig es unsere Kleine gehabt hatte.

Auch heute, rund 4 Wochen nach der Geburt, bin ich jeden Tag froh darüber, dass wir so viele Menschen getroffen haben, die uns für die BEL-Spontangeburt unterstützt haben und wir die Möglichkeit erhalten haben, unser Baby so auf die Welt zu bringen. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden und finde es schade, dass so vielen Frauen davon abgeraten wird. Bei entsprechender Abklärung ist das Risiko nicht grösser als bei einer normalen SL-Geburt. Mein Bericht soll deshalb auch unschlüssigen Frauen Mut machen, dass es auch bei einer Erstgeburt möglich ist. Ich bin stolz, dass wir es geschafft haben!
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siri
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von siri »

inka, ich gratuliere Dir zu Deiner Tochter und zu Deinem Mut für eine BEL Geburt. Alles Gute und geniesst das Eltern sein.
Liebe Grüsse Siri

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Eyela
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von Eyela »

Hallo inka

Gratuliere Dir ganz herzlich zu Deiner Tochter. So schön hattest Du eine komplikationslose BEL-Erstgeburt. Ich konnte mich beim Lesen sehr gut in Dich einfühlen. Deine Gedanken während der Austreibungsphase, ob nun alles rund läuft, kann ich sehr gut nachvollziehen. Du hast das toll gemacht!
Dafür wurden wir um Erlaubnis gefragt, ob der Moment der Geburt für eine Studie fotografiert werden dürfte. Mir war das zu diesem Zeitpunkt total egal…
Das war wohl defintiv der falsche Zeitpunkt! :lol:

Liebe Grüsse
Eyela

josie

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von josie »

liebe inka,

ein schöner bericht! nochmals herzliche gratulation zur geburt eurer kleinen! ich bewundere deinen mut und deine willenskraft für die entscheidung zur bel-spontangeburt! schön, dass es frauen wie dich gibt! :wink:

surimi

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von surimi »

Bravo!!! Danke für den schönen, sicher mutmachenden Geburtsbericht! Ich habe ebenfalls mein erstes Kind spontan in BEL geboren, total komplikationslos! Auch noch nach bald sechs Jahren denke ich immer wieder glücklich an jene intensiven Stunden zurück. Nr 2 kam dann kopfvoran und war anstrengender und schmerzhafter. Nr 3... wieder BEL und erst recht problemlos!
Herzlichen Glückwunsch und alles, alles gut euch als Familie!

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leoninchen
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von leoninchen »

Darauf kannst Du zu Recht stolz sein :D ! Schön, hat alles so wunderbar geklappt. Danke für den eindrücklichen Bericht.
Alles Gute
leoninchen
so verliebt i euch...
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*häx*
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von *häx* »

hach inka
so en schöne bricht!!!
und es isch wörkli alles total rassig gange!! Bild
Grüessli Häx

minihäxli 2006 & BadBoys 2009 & stärnli

schlingel

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von schlingel »

Vielen Dank für den mega spannenden Geburtsbericht. Ich finds einfach super, dass ihr es gewagt habt und euch nicht einschüchtern liessen. Das mit dem fotografieren ist ja schon die Höhe. Wie wenn sie das nicht schon davor gewusst hätten. Habt ihr wenigstens die Bilder bekommen?

Wünsche euch von Herzen alles Liebe und Gute und viel Spass mit dem kleinen BEL :-)

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signorina
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von signorina »

vielen dank für den schönen geburtsbericht und herzliche gratulation! ich war bis vorgestern auch noch mit einer BEL-lage konfrontiert und ich wurde zum glück extrem vom spital unterstützt und zu einer spontangeburt ermutigt. mittlerweile liegt das kleine wieder in schädellage, aber ich traue dem kleinen schlitzöhrchen erst, wenn es dann tatsächlich endlich mal in dieser lage bleibt. :wink:

alles gueti!
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Elisa 04.08.06
Ava 02.11.08

mittelmaus

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von mittelmaus »

vielen dank für den schönen und ermutigenden BEL-Geburtsbericht. Das macht doch mut es im Falle des Falles auch zu probieren.

geniesst die zeit zu dritt

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Trochantor
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von Trochantor »

sehr schöner bericht und danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
finde es schön, dass du genügend unterstützung gefunden hast für eine BEL geburt.
wünsche euch alles gute
Trochantor mit Boy 2007 und Girl 2009

Java

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von Java »

Herzliche Gratulation zu Eurer kleinen Maus! Ich find's super habt ihr eine spontane BEL-Geburt gewagt auch wenn's die erste war, mir hätte beim ersten Kind wohl der Mut gefehlt, da kannst Du wirklich stolz auf Dich sein!

Wünsch Euch alles Gute und geniesst die schöne wenn auch manchmal anstrengende Anfangszeit
Java

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Shajana
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Registriert: Di 31. Jan 2006, 11:08

Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von Shajana »

@Inka
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt euer Tochter!!! Schön, durftest du eine "Traumgeburt" erleben und toll, dass du an deine Kräfte geglaubt hast!!! Wart ihr in der Paracelcus-Klinik?

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inka
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von inka »

@schlingel
nein wir haben die bilder nicht gesehen und ganz ehrlich, mir ist es auch lieber so :wink: :lol:

@shajana
nein, wir waren in grabs im st. galler rheintal. die haben sich fast ein wenig spezialisiert auf BEL-spontangeburten, auch bei zwillingen und nach einem erstkaiserschnitt.

@us
uns gehts bestens. unsere maus ist ein riesenschatz und ich bin jeden tag stolz und froh, dass sie soviel geduld mit uns hat. sie entdeckt grad ihre händchen und es ist so süss ihr zuzusehen :mrgreen:
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Laris
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Registriert: So 4. Sep 2005, 17:29
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Re: Rassige BEL-Spontangeburt unserer Mügglimaus

Beitrag von Laris »

Ganz ä schöne bricht hesch du gschriebe :D
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*stärndli's 01.2011, 09.2012 und 12.2012 ganz töif im härz...

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