Der Schock kam eigentlich schon in der 30. Woche. Ich war so sicher gewesen, dass unser Baby sich gedreht hatte, spürte ich doch deutlich die Füsschen in meinen Rippen. Nur: Das Baby sass noch immer in meinem Bauch wie ein Klappmesser, Kopf oben, Füsse oben. Nun ja, wir hatten ja noch Zeit, aber die Fä meinte, wir sollten uns doch überlegen, was wir im Falle einer Steisslage machen möchten.
In der 36. Woche hatte sich nichts getan. Indische Brück, Glöcklein, Taschenlampe - hat alles nichts genützt. Für uns war klar, dass eine Steissgeburt nicht in Frage kam, wir hätten zu grosse Angst gehabt, dass etwas schiefgeht. Es sollte also ein geplanter Kaiserschnitt werden. Dies erfüllte mich mit einer gewissen Wehmut, da ich vor zwei Jahren mit unserer Tochter eine wunderschöne Wassergeburt erleben durfte.
Das Datum war schnell klar: 4. September. Am Mittag sollte unser Sohn geholt werden. Um 10 Uhr waren wir im Spital - ich mit einem Bärenhunger, mein Schatz, der vor Nervosität gar nichts runterbrachte. Tja, und nun sollte er noch essen, sonst kippe er um im OP, und ich durfte nicht...

Die Hebamme, die Dienst hatte, holte uns ab. Ich erkannte sie sofort: Sie hatte vor zwei Jahren unserer Gioia auf die Welt geholfen. Sie führte uns in ein Gebärzimmer und übergab uns "meiner" Hebamme, mit der ich schon vor Wochen abgemacht hatte - damals noch für eine natürliche Geburt. Es war aber genial, Silke auch jetzt dabei zu haben, mit ihrer coolen, witzigen Art hat sie uns alle Nervosität und Angst genommen. Das Prozedere ging also los: Sexy Krankenhausnachthemd anziehen, CTG, Infusion, sexy Trombosestrümpfe... und dann: warten, warten, warten. Zuerst hiess es, eine Viertelstunde verschoben, dann wieder verschoben, auf unbekannt. Mein Schatz ging also kurz nach oben um zu telefonieren - kaum war er draussen holten sie mich ab! Ich wurde in den Vorbereitungsraum gebracht und es erschienen immer mehr Leute mit grünem Mundschutz - nur mein Freund war weg! Schliesslich erbarmte sich der nette Anästhesist und ging ihn suchen. Da war ich doch ganz froh, als ich hinter einem der Mundschütze den Vater meiner Kinder erkannte

Den Piks in den Rücken spürte ich überhaupt nicht, und nach einem kurzen Kreislaufabsacker und dem Gefühl, ich könne kaum atmen, gings mir dann recht gut. Im OP war total lockere Stimmung, das war wirklich angenehm. Ich spürte es rucken und ziehen, hätte aber nicht sagen können, ob jemand an meinen Beinen reisst oder ob mein Bauch schon aufgeschnitten ist. Und dann, um 12.33 Uhr war er da: Gian Albert, ein kleines Bündelchen Mensch, am Po ins Leben gezogen

Ich durfte ihn sofort sehen, und noch während sie mich zunähten, war er wieder bei mir. Dann gingen wir zurück ins Gebärzimmer, wo mein Unterleib wieder zu sich kam

und wir einander kennenlernen durften.
Die nächsten zwei Tage waren furchtbar: Ich hatte grauenhafte Schmerzen, trotz Schmerzmitteln, konnte kaum schlafen, hatte grausige Nachwehen, und es war furchtbar, nur liegen zu können. Drei Mal versuchte ich, aufzustehen, aber es tat so weh, dass ich es bleiben liess. Am zweiten Tag habe ich nur noch geheult, weil ich dachte, ich könnte nie mehr normal laufen...

Aber es ging von Tag zu Tag besser, die Schmerzen liessen nach, ich konnte endlich aufstehen, duschen, und mein baby selbst wickeln. im nachhinein muss ich sagen, ist man auch nach einem ks erstaunlich schnell wieder fit - aber ich würde eine natürliche geburt jederzeit einem ks vorziehen.
schlussendlich ist aber nur wichtig, dass gian gesund ist, egal wie er ins leben geholt wurde. und: so gemütlich er im bauch war (er mochte sich ja nicht mal umdrehen...) so ist er auch heute: er schläft viel und kann eine stunde mit offenen augen in seinem bettchen liegen und in die welt schauen. so richtig schreien habe ich ihn noch fast nie gehört. und das ist ja auch ganz schön...
wir sind unendlich dankbar, dass unser zweiter sonnenschein gesund zur welt kam. gian und gioia, was ihr für uns bedeutet, können wir in einem wort zusammenfassen: alles!