Mondschrein hat geschrieben:Ich habe auch die Erfahrung gemacht, das teils lehrer nichts von hp hören wollen. Viel wird es als eine unart von den eltern abgestempelt, oder einfach zur Kenntnis genommen, ohne zu verstehn was es überhaupt bedeutet. Viel wird gesagt (wiebei goldbeeres kind) das es sozial nicht so weit ist. Doch man sieht nicht dahinter.
Um einmal die Seite der Lehrpersonen anzusehen: Ihr glaubt gar nicht, wie viele Eltern der Meinung sind, dass ihr Kind hochbegabt ist und jedes problematische Verhalten als Resultat von Unterforderung erklärt wird. Dies ist tatsächlich eine Modeerscheinung.
Da müssen die Lehrpersonen nun versuchen, den Eltern einen "realitätsnahen" Blick beizubringen.
Ich glaube kaum, dass Goldbeere eine von diesen Eltern ist, zumal eine Diagnose vorliegt. Diese Diagnose nicht anzuerkennen, finde ich in der Tat unmöglich. Ebenso die Tatsache, die Einschätzung der Eltern völlig ausser acht zu lassen. Ich fände es wünschenswert, wenn Lehrpersonen zumindest versuchen, das Kind auch mal mit den Augen der Eltern zu sehen und versuchen, die angesprochenen Probleme zu erkennen.
Aber eben, das ist wünschenswert.
Insofern finde ich, wie ich schon öfters hier geschrieben habe, das Hinzuziehen einer Fachperson äusserst wichtig. Diese kann das Kind einschätzen, positive wie negative Seiten, und diese hat dann eine ganz andere Autorität den Lehrern gegenüber.
So kommt man zumindest aus dieser Rolle heraus: diese "Mutter-bildet-sich-besondere-Begabung-ein"-Schublade, in die man von den Lehrern gesteckt wird. Aus eigener Kraft und allein wird man es kaum schaffen, dass die Lehrer das Kind mit anderen Augen betrachten.
F. Scarpi hat geschrieben:Sie schreibt vor allem von seinen Problemen. Wie er scheinbar viel von seinem Lebensmut verloren hat, wie er kein Selbstvertrauen mehr hat, dass er sich selber die Fingernägel blutig reisst und dass er einkotet. Wenn das mal keine psychischen Probleme sind. Und sie sieht den Grund für diese Probleme: die Unterforderung. Es ist sehr plausibel. Warum jetzt noch seine “negativen Eigenschaften” aufzählen oder seine Schwächen? Das tut doch nichts zur Sache?
Mit "Schwächen" meine ich, meine Frage, ob das Sozialverhalten nicht vielleicht doch eine Schwäche ist. Goldbeere schreibt einerseits, dass sie ihn aufgrund seiner Entwicklung ein Jahr zurück gestellt haben, und andererseits, dass er eigentlich in die zweite Klasse gehört. Dass er intellektuell weit ist, das glaube ich gern. Dass er psychische Probleme hat, auch. Nur fehlt mir persönlich die Information, wie denn sein Sozialverhalten ist. Hat er Freunde? Spielt er gern mit den anderen Kindern? Versucht er, sich in die Gruppe einzuordnen oder ist er "bockig"? Ist er nur der Clown oder plagt er andere? Ist er introvertiert oder extrovertiert? Führt er Gespräche mit anderen Kindern? Wie sieht die komplette Situation im Kindergarten im Vergleich zur Schule aus?
Gibt es eine denn eigentlich eine Diagnose darüber, wo er in der sozialen und emotionalen Entwicklung steht?
F. Scarpi hat geschrieben:Ich würde einfach nicht generell das Problem des problematischen Verhaltens als solches angehen, weil es für mich ganz klar und zweifellos aus der Unterforderung herrührt.
Kennst Du den Jungen? Warst Du schon mal im Kindergarten und hast ihn erlebt? Und auch in der Schule? Kannst Du beurteilen, wie der Unterschied in beiden Situationen ist? Wäre es nämlich klare Unterforderung, dann wäre es ja in der Schule wahrscheinlich anders. Wir wissen es nicht.
Mir persönlich erscheint es daher nicht "ganz klar und zweifellos".
Goldbeere schreibt sehr wenig Informationen über das Sozialverhalten. Sie schreibt nur, dass sie es als Zeichen von Unterforderung ansieht. Ich denke aber, um die Situation beurteilen zu können, bräuchte man mehr Informationen darüber, wann welches Verhalten wo und wie oft auftritt.
Ich persönlich kann anhand ihrer wenigen Informationen über das Sozialverhalten nicht herausnehmen, ob es tatsächlich Unterforderung ist oder ob andere Probleme auch noch mit reinspielen. Insofern wage ich, die "totale Inkompetenz" der Kindergartenlehrperson in Frage zu stellen. Aber ich sage es deutlich: ich stelle es in Frage, denn beurteilen kann es letztlich nur eine Fachperson, die das Kind in verschiedenen Situationen erlebt.
Spannend hierzu fände ich z.B. die Frage, welches denn konkret die Probleme im Kindergarten sind und ob diese Probleme auch auftreten, wenn er in der Schule ist.
Dass hier etwas passieren muss, das finde ich auch. Ganz eindeutig.
Der Termin beim Kinderpsychologen ist doch ein guter Schritt. Könnt Ihr nicht einen früheren Termin als Oktober bekommen, wenn Du ihnen die Dringlichkeit erklärst?