mitvielliebe hat geschrieben:Ajnat hat geschrieben:
Schwiegermutter: Eigentlich ist sie ganz eine liebe, nur ab und zu schimmern halt schon ihre Ansichten in Bezug auf Kindererziehung durch. Sie hat es ja gar nicht verstanden, dass ich während den ersten Monaten wegen jedem Pips zu meinem Kind gegangen bin. Sie musste aber dann ziemlich bald feststellen, dass meine Tochter praktisch nie weinte als sie älter geworden ist. Als sie meine Tochter mal gehütet hat, verteidigte sie dann sogar meine Erziehung gegenüber ihrem Mann, der das Gefühl hatte, dass ein Kind auch einmal weinen muss. Das hat mir dann gut getan, dass sie gemerkt hat, dass meine Art doch etwas gutes an sich hat.
Das finde ich das schwierige, dass die eigenen Kinder nicht immer die "leichtesten" sind. Aber für mich muss der "Erfolg" der Erziehung nicht ablesbar daran sein, wie brav die eigenen Kinder immer sind, sondern, darin, wie glücklich sie sind, wie angenommen, geliebt und ernst genommen sie sich fühlen und vielleicht auch, wie sehr sie Chancen haben als Erwachsene glücklich zu sein. Ich finde, das sollte man nicht zu sehr in einen Topf werfen und das macht es auch so schwierig, den Jesper Juul-Stil zu verteidigen. Weil das eben nicht heißt, dass die Kinder immer lieb sind und nie schreien. Aber genau das empfinden viele Menschen als "gute" Erziehung: Wenn die Kinder sich ordentlich benehmen und nicht auffallen. Das kann man aber auch mit extremer Einschüchterung und Drohung erreichen, mit Prügelstrafen und vielleicht auch mit Aufkleberli. Die Frage ist, ob man das will. Also ist eben das Ziel, die bravsten Kinder hervorzubringen oder ist das Ziel ein ganz anderes?
Was haltet ihr von meinen Gedankengängen?
mitvielliebe (willkommen im Forum übrigens!

): Ja, ich kann das auch voll unterschreiben: Es kommt darauf an, was man unter "Erfolg" versteht! Was wir hier (oder jedenfalls ich) mit unserer Erziehung erreichen wollen, kann man ja erst in 15 oder 25 Jahren oder so überprüfen: Sind unsere Kinder glückliche, selbstbewusste, differenzierte, empathische, engagierte, ... Erwachsene geworden? Um das zu werden, muss ein Kind nicht unbedingt mit 3, 5 oder 10 Jahren jederzeit super-"wohlerzogen" sein. Manches spricht sogar dafür, dass das kontraproduktiv sein kann (z.B. wenn man als Kind lernt, immer zu "folgen" und unhinterfragt alles zu machen, was die Erwachsenen von einem verlangen, hat man als Erwachsener vielleicht eher Mühe, selbständig unabhängige Entscheidungen zu treffen).
Aber ich glaube, das beisst sich nicht mit dem, was Ajnat geschrieben hat. Wenn ich sie richtig verstehe, dann geht es bei ihr um Folgendes: Anhänger eines gewissen, ich sage jetzt mal "konservativen" Erziehungsstils (z.B. ihre Schwiegermutter) sind der Ansicht, dass man ein Baby auch mal schreien lassen muss - denn sonst würde das Baby lernen, dass es die Erwachsenen mit Schreien dazu bringen kann, nach seiner Pfeife zu tanzen, und dies würde das Baby dann natürlich ausnützen und keine Ruhe mehr geben und die Eltern voll rumkommandieren...

Ajnats (und meine) Einstellung ist aber eine andere: Wenn man ein Bedürfnis befriedigt, verschwindet es und wird nicht stärker und schliesslich unersättlich eingefordert (siehe auch "Hunger -> Essen -> satt" und nicht "Hunger -> Essen -> immer noch mehr Hunger"!). Und ihre Erfahrung (und auch meine) bestätigt das: Obwohl wir stets prompt reagiert haben, wenn unsere Säuglinge unzufrieden waren, sind unsere Kleinkinder keine Haustyrannen geworden. Wir können nur hoffen, dass sie es auch als Schulkinder nicht plötzlich doch noch werden, gell, Ajnat

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