Lohnfrage

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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Sunne12
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Sunne12 »

Es ist sehr interessant für einen Betrieb Lehrlinge auszubilden! Je nach Branche sogar überlebesnotwendig. Einige Branchen müssen gar aktiv suchen und sich attraktiv machen. Wer will man dann anstellen, wenn man niemand ausbildet?! Manche Betriebe meinen auch sie müssen sich nicht so anstrengen bei der Ausbildung. Ich war auch in der Ausbildung tätig und habe immer entgegengehalten, dass man die Leute so ausbilden muss wie man sie dann auch einstellen möchte. Alles andere ist sehr, sehr kurzfristig gedacht.

Wenn die Löhne nicht einigermassen fair sind und der Betrieb quasi sagen kann "wenn du nicht für den Betrag arbeiten kommst, nehmen wir jemand anderes", drückt das grundsätzlich auf die Löhne. Das ist dann auch später so, man hilft seinen Berufskollegen überhaupt nicht, wenn man extrem unter dem branchenüblichen Lohn arbeiten geht. Was sollen den die Lernenden? Irgendwann für einen 5.- arbeiten gehen?
Soweit muss es ja nicht kommen - Lunida hat sehr gute Argumente für einen vorgeschriebenen Lehrlingslohn nach Branche und Kanton usw. gebracht.

Zudem sind ja noch Ausgaben da! Klar gibt es Eltern die dem Sprössling vielleicht alles zahlen. Aber das ist wohl bei den wenigsten so. Das GA oder sonstige Fahrkosten, Krankenkassen, evtl. Zimmer wegen Wochenaufenthalterstatus, Telefon, Kleider usw. usw. Und natürlich auch Freizeitaktivitäten :-)

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Ups...
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Ups... »

@Sunne12

also, ich empfinde es nicht als Interessant für einen Betrieb, Lehrlinge auszubilden. Die Kosten sind immens höher, als was der Stift bringt (abgesehen davon, dass eine Lehre machen für die Schweiz etwas sehr positives ist). Aber für die einzelne Unternehmung ist das eher ein Kostenpunkt als ein Verdienst.

Und früher war es normal, dass man für einen Lehrplatz etwas gezahlt hat...

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Sandy84
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Sandy84 »

Ich hab vor 15 Jahren die Verkaufslehre gemacht und im 1. Lehrjahr 400.- verdient.
Anschliessend hab ich noch das KV gemacht und 600.- im 1. Lehrjahr verdient (beide Male plus Spesen)

Zum Thema Lehrlinge ausbilden: Rein finanziell lohnt sich ein Lehrling grad im 1.-2. Lehrjahr überhaupt nicht.
Wir in unserem Betrieb legen aber sehr viel Wert auf eine gute Ausbildung, den je schneller der Stift selbstständig arbeiten kann und ein gutes Know-How hat, rendiert er ganz klar. Und nach der Lehre wird er als kompetente Fachkraft entlassen oder übernommen..

Sunne12
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Sunne12 »

Doch klar sollte der Betrieb ein Interesse haben Lernende auszubilden,sonst hat er einfach keine Fachkräfte mehr. Vor allem wenn alle so denken...
Ein weiterer Aspekt ist,dass wenn man nahe am Lernenden ist,dass man auch durchaus profitieren kann. Man bleibt ajour,solche Inputs können auch mal etwas in der Praxis ändern.

Es kommt auch immer auf die Branche an wie sehr man die Leute einsetzen kann. Im Gesundheitswesen und dem Hotelfach beispielsweise ersetzen sie schon nach 2-3 Wochen eine Arbeitskraft. Mir punktuellem Begleiten ab und zu.

Lunida
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Lunida »

Also ich bin da grad etwas schockiert, was Ihr offenbar für Erfahrungen mit Lernenden gemacht habt bzw. was Ihr da für eine Meinung habt (im 1.-2 Lehrjahr gar nicht rentieren) :shock: .

Also unsere Lernenden packen da echt mit an - ab dem ersten Lehrjahr! Und eine unserer Lernenden hat im 2. Lehrjahr für unsere Unit ganz alleine das Projekt "neues Intranet" übernommen und durchgezogen. Sie hat hervorragende Arbeit geleistet :!: Die Abteilungen bei uns freuen sich auch immer auf die Lernenden, weil es auch für die Praxisbildner immer wieder eine Bereicherung ist. Und wie gesagt: Unsere Lernenden sind echt eine Unterstützung - auch ab und zu mal bei ganz blöden Arbeiten, wo sie auch tatkräftig mitanpacken und uns toll unterstützen! Aber eben: Wir geben den Lernenden im Gegenzug auch viele tolle Aufgaben und waren bisher ab ihrem Arbeitseifer und den Resultaten immer begeistert! :D

Klar kostet die Ausbildung eines Lernenden auch Zeit (und Geld). Aber dass Lernende gar nicht rentieren, kann ich aus meiner zwischenzeitlich 15jährigen Erfahrung als Berufsbildnerin und Lehrlingsbetreuerin gar nicht bestätigen :!: Auch wenn sie grad am Anfang eher einfachere (Routine-)Aufgaben erledigen: Auch diese müssen gemacht werden und sparen uns Zeit, wenn sie nicht von einem ausgebildeten Mitarbeiter gemacht werden müssen.

Sunne12
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Sunne12 »

Wo ist da der "Gefällt mir" Button :-)
Kann voll bei Lunida unterschreiben....
Evtl. sind es eben auch Betriebe, die möglichst nichts in die Lernenden investieren wollen, diejenigen, die dann auch erst im letzten Lehrjahr profitieren. Von nichts kommt eben nichts....

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Sandy84
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Lohnfrage

Beitrag von Sandy84 »

Das ist aber Tatsache.
Aber ich habe nicht gesagt ein Lehrling wäre nicht wichtig für einen Betrieb oder weniger Wert was seine Arbeit betrifft.
Unser Lehrling und seine Arbeit ist für uns sehr wichtig und wir sind darauf angewiesen und schötzen es sehr.
Rein finanziell rendiert er aber wirklich nicht, zumindest bis der Stift selbstständig arbeitet.
Die investierte Zeit ins lernen mit dem Stift, ein Mitarbeiter betreut ihn und kann nicht im normalen Tempo arbeiten, er kann noch nicht 100% ausgelastet werden (und damit meine ich mit produktiver, geldbringender Arbeit), er fehlt mind. 20% (Schule), dann noch div. Kurse usw.. Diese Kosten gehen alle zu unseren Lasten.

Und das ist, zumindest in unseren Branchen oder ähnlichem Tatsache und hat nichts mit "Abwertung" oder "Nicht schätzen" zu tun..

Wie gesagt, der Lehrling und die Arbeit die er macht ist sehr wichtig und hat rein gar nichts mit "nicht investieren wollen" zu tun. Im Gegenteil! Wir stecken eine Menge! Geld in unsere Lehrlinge DAMIT sie ja eine gute Ausbildung bekommen, und DRUM rediert es ja die erste Zeit auch nicht..
Sonst würden wir keine Lehrlinge ausbilden, sondern einen "Allrounder" aus einem Temporärbüro einstellen.

Lunida
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Lunida »

@Sandy84
Sorry, dann macht Ihr aber irgendwas falsch. Unsere Lernende rotieren alle 6 Monate, d.h. sind alle 6 Monate wieder in einer neuen Abteilung, mit neuen Aufgaben, neuem Team, etc. und haben in jedem Einsatz auch wieder eine ALS. Wir könnten uns von daher gar nicht erlauben, dass ein Lernender monatelang nicht "rentiert". Unsere Lernende haben bei einem Abteilungswechsel immer 1-2 Monate Zeit - dann kommt die Beobachtungsperiode via ALS, d.h. Sie müssen in einem vordefinierten Aufgabengebiet ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Wir könnten uns es gar nicht leisten, dass ein Lernender 6 Monate nicht selbstständig arbeiten kann. Unsere Lernenden kriegen schon im 1. Monat ihre eigenen Aufgabengebiete, für die sie spätestens ab dem 2. Monat alleine verantwortlich sind bzw. alleine schmeissen müssen. So sind sie für uns eine Entlastung und Hilfe, andererseits haben sie auch selber Freude daran, Tätigkeiten weitgehend selbstständig und möglichst eigenverantwortlich erledigen zu können - und daran wachsen sie auch. Und klar: Es ist immer jemand da, der ein Auge drauf hat oder da ist, wenn Fragen/Probleme auftauchen und die Lernenden lernen die ganzen 6 Monate in der Abteilung immer neues dazu (sie sollen ja in jedem Einsatz einen möglichst breiten Erfahrungsschatz gewinnen), aber unsere Lernende können sicher in jeder Abteilung mind. 4 Monate (wenn nicht mehr) selbstständig ihre Aufgaben bearbeiten und ihrer Abteilung damit eine echte Hilfe und Entlastung sein - und von daher wie gesagt: Ich kann wirklich nicht bestätigen, dass sich das nicht rentiert.

Aber eben: Wenn das bei Euch nicht so ist, müsstet Ihr allenfalls mal Euer Ausbildungskonzept überdenken. Ich denke, es liegt dann eher daran, als an den Lernenden.

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Sandy84
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Re: Lohnfrage

Beitrag von Sandy84 »

Naja, wir sind ein 8-Mann-Betrieb (inkl. Lehrling und Büro). Sind also ein sehr sehr kleiner Familien-Betrieb. Und Abteilung wechseln geht nicht, wir sind eine Autogarage in der Lehrling Automech lernt..
Von daher können wir keine "Ausbildungs-Maschinerie" (und das meine ich nicht abwertend, finde nur grad kein anderes Wort) bieten. Unser Werkstattchef ist gleichzeit der Hauptausbildner und die anderen 3 nehmen ihn abwechslungsweise unter die "Fittiche".
Kann sein dass es in einem Grossbetrieb durchaus rendiert Lehrlinge auszubilden, aber in einem Kleinbetrieb ist das mit Sicherheit nicht so.

Es geht hier auch um Verantwortung, heisst: Ein Lehrling mach im 1. und 2. Lehrjahr ganz sicher noch keinen Service alleine. Das wäre zu gefährlich.
Eine lockere Schraube kann Leben kosten und das wird genaustens kontrolliert und die Arbeit ständig überwacht.

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