@Manasota
Mit "in anderen Ländern wird ganz anders damit umgegangen" meinst Du aber wahrscheinlich nur die - ein paar wenigen

- Länder, in denen es besser ist, oder?

Ich habe mich von Berufs wegen länger mit dem Arbeitsrecht in anderen Ländern beschäftigt - und ich kann Dir sagen: Uns geht es - verglichen mit ganz vielen anderen Ländern - verdammt gut

Und ich rede jetzt nicht von "extremen" Ländern wie China oder Russland, wo der Arbeitnehmerschutz wirklich scheisse ist bzw. es fast keine Arbeitsgesetze zugunsten des Arbeitnehmers gibt (oder zumindest kaum welche, die eingehalten werden

), sondern von absolut zivilisierten und modernen Ländern wie z.B. USA. Dort hast Du null Arbeitnehmerschutz. Kind krank - interessiert keine Sau. Deswegen Zuhause bleiben? Forget it. Und wenn doch, dann garantiert unbezahlt. Und sonst kannst Du am nächsten Tag grad Deinen Platz räumen - nix von wegen Kündigungsfristen... da musst Du froh sein, wenn der Chef es Dir innert 5 Minuten noch selber sagt, wenn Du entlassen bist und 10 Minuten Zeit hast, Deinen Krempel einzupacken. 4-5 Wochen Ferien? In den meisten US-amerikanischen Firmen ein Traum. So wie in vielen anderen Ländern auf dieser Welt. In Südamerika z.B. sind die Bedingungen für Arbeitskräfte auch alles andere als traumhaft - genau so wenig wie in Asien oder eben in Russland. Und wenn man die Arbeitsbedingungen und den Arbeitnehmerschutz in osteuropäischen Staaten anschaut, wird es einem auch fast schlecht

, Innerhalb Europas gibt es schon einzelne Länder, die strengere Auflagen in Sachen Kündigungsschutz, etc. haben - aber dafür gibt es dort wieder andere Sachen, die schlechter als bei uns geregelt sind. Ich habe auf jeden Fall von unseren ausländischen Mitarbeitern (DE, Spanien, Italien) immer nur gehört, wie wunderbar hier alles in der CH ist und wie gerne sie hier arbeiten, dass sie unsere Arbeitsgesetze als fast paradiesisch empfinden

- sowas habe ich von einem Schweizer echt noch nie gehört... im Gegenteil

.
Hier auch noch ein interessanter Artikel dazu:
file:///C:/Users/Alexandra/Downloads/TOS_liberales_ch_arbeitsrecht.pdf
Damit sage ich nicht, dass es bei uns perfekt ist - ABER: Perfekt ist es nirgends!

Du kannst mir aber glauben: Du wirst doch recht lange suchen müssen, um ein Land zu finden, in dem Du ansatzweise gleich gute oder bessere Arbeitsbedingungen hast - und dort, wo Du vielleicht das eine oder andere findest, dass besser ist, passt Dir wieder ganz viel anderes dafür nicht

. Bezahlt frei wegen kranken Kindern zu bekommen, ist auf jeden Fall recht selten.
Und wenn man div. Statistiken anschaut, sieht die CH auch nicht sooooo wahnsinnig schlecht aus. Zum Beispiel Arbeitslosigkeit - da haben wir (obwohl auch steigend) immer noch verlgleichsweise luxuriöse Zustände vgl. mit anderen europäischen Ländern (sogar im hochgelobten Schweden ist die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie in der CH

):
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... -laendern/
Und wenn man den Anteil teilzeiterwerbstätige Angestellte anschaut, belegt die CH fast schon einen Spitzenplatz - in ganz vielen anderen Ländern ist es massiv schwieriger, eine Teilzeitarbeit zu finden (und schon bei uns ist es ja nicht immer einfach!). Trotz allem ist bei uns der Anteil der teilzeit erwerbstätigen Personen sogar steigend:
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/i ... essID=9411
Von daher wie gesagt: Ich will die CH nicht hochjubeln - aber eben: Ich höre hier so viel "Gejammere", wie scheisse alles bei uns ist und wie viel besser es in anderen Ländern ist. Wenn man es dann wirklich mal anschaut, ist es in der Mehrheit der anderen Ländern keineswegs besser - im Gegenteil! Und die Länder, die da und dort vergleichsweise "bessere" Arbeitsbedingungen haben, haben wieder woanders ihre Schwächen, wo die Leute jammern

.
Aber klar - und das will und kann ich nicht abstreiten: Berufstätigkeit (vor allem >40%) und Kinder ist ganz oft ein Spagat. Und ganz oft ist es schwierig, allen gerecht zu werden - nicht zuletzt sich selber

. Ich denke, ganz wichtig ist es halt auch, den passenden AG zu finden - wo sich Geben und Nehmen die Waage hält. Und klar: Je flexibler ein Job in Sachen Arbeitszeiten, Arbeitstage, Arbeitsort (Homeoffice) ist, je einfacher ist es, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. Und je nach Job ist halt diese Flexibilität wirklich nicht möglich. Das ist so - hat aber auch dann nichts mit den Arbeitsgesetzen zu tun, sondern liegt einfach in der Natur der Sache.