Zwangsstörung bei Schulkind

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Benutzeravatar
Hausdrache
Vielschreiberin
Beiträge: 1095
Registriert: Mo 22. Aug 2005, 10:04
Wohnort: Zentralschweiz

Re: Zwangsstörung bei Schulkind

Beitrag von Hausdrache »

Erstmal wünsche ich euch einfach viel Kraft.

Ich denke, es ist jetzt wirklich gut, bekommt ihr Hilfe von Aussen.
War mir bezüglich stationär oder ambulant gerade noch aufgefallen ist, ist folgendes. Du schreibst, dass er sich ausserhalb sehr zusammennimmt und dann zu Hause auslebt, was ihn belastet. Gerade wenn es schwierig ist, anderen klar zu machen, wie das zu Hause läuft und was da abgeht, kann es eine grosse Chance sein, ihn stationär aufnehmen zu lassen. Da kann er sich nicht über eine ganze Woche zusammennehmen, irgendwann wird er auch dort zeigen, wie es ihm geht.
Ich denke, es ist extrem wichtig, dass die Fachleute ihn als Gesamtes kennenlernen und er nicht den geschützten Rahmen zu Hause behalten kann. Ihr fangt vieles auf, was ja wunderbar ist. Aber im Moment hilft das nicht wirklich, es belastet dich und auch die restlichen Familienmitglieder.

Ein weitere Gedanke, der mir beim lesen gekommen ist. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es dir geht. Man verliert den Glauben an seine eigene Wahrnehmung, wenn Aussenstehende nicht nachvollziehen können, was man selber als belastend und schwierig empfindet. Aber, niemand kann beurteilen, wie das wirklich ist, niemand hat ein Recht an dir und deiner Wahrnehmung zu zweifeln. Ich habe eine lange Geschichte, mit mehreren Kindern, die nicht so 0815 passend waren. In der Schule ging es ja noch, war auch nicht immer ganz unproblematisch, aber die Ausraster zu Hause, das war irgendwann nicht mehr aushaltbar. Dann die gut gemeinten Ratschläge von aussen, gemischt mit den eigenen Gedanken. Ich wusste nicht mehr, wem ich vertrauen, glauben und vor allem, wie ich weiter mit unseren Kindern umgehen soll. Heute behaupte ich, das hat es noch schlimmer gemacht.
Du schreibst es schön, ihr seht, dass er nicht anders kann, trotzdem schreibst du auch, dass ihr viel zu viel auf ihn eingegangen seid und das wohl ein Fehler war. Ich spüre da heraus, dass du dir überlegst, ob du anders hättest handeln müssen. Nun, das wirst du nie wissen. Aber ich bin heute so weit, dass ich sage, Eltern handeln nach bestem Wissen und Gewissen und wenn das nicht reicht, wenn das nicht das Richtige war, dann ist das so. Aber letztlich weisst du auch das nicht wirklich, du weisst nur, es wurde noch schlimmer, somit war das, was du entschieden und getan hast wohl nicht hilfreich. Du weisst aber nicht, ob etwas anderes besser gewesen wäre oder ob es damit nicht noch schlimmer gekommen wäre.

Ich möchte dir einfach Mut machen. Mut zu dir, deinen Gefühlen und deinem Kind zu stehen. Ich habe vieles mit unseren Kindern erlebt und wenn ich eines gelernt habe, dann dies, dass keine Fachperson, die wirklich etwas versteht, von dem was sie macht, dir Vorwürfe machen wird. Auch Fachleute haben nur Ideen, wie man es machen könnte, sie haben etwas mehr Erfahrung und sie können es von Aussen betrachten, was ein wichtiger Blick ist in dem Ganzen drin. Aber sie sind auch nur Menschen, die etwas versuchen können und sie können es nur mit dir zusammen. Ich habe mich immer sehr wertgeschätzt gefühlt und auch wenn es manchmal Inputs gab, die sie als wichtig empfanden, so immer in einer Art, mit der ich gut umgehen konnte. Nie rückwärts gerichtet, sondern immer Lösungsorientiert und verständnisvoll. Sie haben akzeptiert, dass wir Eltern auch begrenzt waren in dem, was wir zu leisten vermochten.

Ich wünsche euch sehr, dass ihr gute Menschen trefft, die euch wirklich helfen können. Dass du wieder zu Kraft kommst und es auch Inseln für dich gibt und dass deinem Sohn geholfen werden kann.
Bild

Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

Benutzeravatar
Schwups
Vielschreiberin
Beiträge: 1200
Registriert: So 20. Mai 2007, 07:59

Re: Zwangsstörung bei Schulkind

Beitrag von Schwups »

Nicimelli
Wir haben auch ein spezielles Kind zu Hause. Die Probleme schwappten erst in der 4. Klasse nach einem Lehrerwechsel in die Schule rüber, zuhause war es schon immer anstrengend. Nach diversen Abklärungen konnten vor knapp einem Jahr Diagnosen gestellt werden. Ich habe gelernt, die Verantwortung an die diversen Fachpersonen (Psychologe, Schulsozialarbeiter, IF-Lehrerin, etc.) abzugeben und mich auf die Mutterrolle zu konzentrieren. Ich höre dem Kind zu und rate ihm, die Probleme mit Person X zu besprechen. Ich möchte vorallem schöne Momente mit dem Kind verbringen und die haben wir auf Ausflügen, in den Ferien, etc. Wichtig finde ich auch, dass ich mir Zeit für mich selber nehme, um wieder meine Batterien aufzuladen. Wenn ich Abstand und Ablenkung habe, sehe ich auch die Probleme klarer und habe das Gefühl weniger im Kreis zu drehen und ausgeliefert zu sein. Wir hätten im nachhinein das Kind früher abklären lassen sollen und haben uns zu lange durchgewurstelt. Man konnte zusehen, wie sich das Selbstwergefühl des Kindes verringerte. Ich wünsche Dir viel Kraft.
Meitli 12/05
Bueb 06/07

Antworten