Ariadne hat geschrieben:Wenn man mal die vielen Religionen und Weltanschauungen miteinander vergleicht, die Philosophie und die Ethik dazunimmt, dann merkt man eben, dass die Werte, von denen manche behaupten, sie seien christlich, einfach nur menschlich sind. Also die Werte sind vielleicht auch christlich, aber eben vor allem menschlich, weil sie überall und zu jeder Zeit vorkommen da, wo Menschen sind. Deshalb ist es meiner Meinung nach nicht sinnvoll, so darauf zu bestehen, dass sie unbedingt christlich oder westlich genannt werden, weil damit wieder ein "Gegeneinander", ein "Wir sind so - ihr seid anders" proklamiert wird. Während man, wenn man auf die Gemeinsamkeiten und Parallelen fokussiert, herausfindet, wie vieles von einem Grundbedürfnis des Menschen herauskommt, ein gutes Zusammenleben auf der Welt zu leben.
Da stimme ich Dir (und den anderen, die diese Ansicht vertreten) zu.
Wenn man hier "Religion" oder "christlich" ins Feld führt, dann ist wohl eher die Art und Weise, wie in unserer hiesigen Kultur diese Werte vermittelt wurden und werden, gemeint.
Die Werte sind einfach menschlich, unterschiedlich sind die Wege der Vermittlung.
Vermittlung geht nun einmal über Kopf, Herz und Hand, also über Geschichten und Philosophie, über Rituale und Regeln, über Lieder, Feste und gelebte Traditionen. Dabei ist es eigentlich egal, wie diese gestaltet sind, Hauptsache, sie sind so eingänglich, dass das Zentrale, also die Werte, im Kopf und im Herzen der Menschen bleiben.
Unsere Kultur, also die hiesige, ist nun einmal tatsächlich vom Christentum geprägt, also ist die Mehrzahl von uns mit christlich geprägter Wertevermittlung aufgewachsen. Anspielungen auf das Christentum gibt es zuhauf: Wochentage, Feste im Jahreskreislauf, ganz zu schweigen von den zahllosen Anspielungen in Kunst und Literatur. Es wäre schlichtweg schade, das Hintergrundwissen dazu aufzugeben, denn in meinen Augen fehlt dann ganz viel Verständnis hinsichtlich der Welt, die uns umgibt.
Das heisst aber nicht, dass eine andere Vermittlungsart dieser Werte besser oder schlechter ist, sondern sie ist einfach anders. In der kulturellen Vielfalt heutzutage finde ich es sehr wichtig, auch auf andere Arten der Wertevermittlung (andere Religionen, Ethik, Kunst, Medien) einzugehen.
Für mich ist guter Religionsunterricht einer, der auf die Werte eingeht, der Geschichten präsentiert und darüber spricht. Der Parallelen zieht und Sichtweisen erweitert. Der Raum gibt, sich darin zu üben, über Werte zu sprechen, und über religiöse Fragen zu sprechen.
Religionsunterricht darf und soll auf die christliche Art der Wertevermittlung eingehen, aber offen für andere Wege sein.
Er sollte in meinen Augen jede Freiheit zulassen, den eigenen Weg zu finden, Werte zu verinnerlichen.
Religionsunterricht sollte auf keinen Fall Glaubenszwang bedeuten.
Wobei das Wort "Glauben" auch diskutiert werden könnte
(ich muss ja auch nicht glauben, dass Darth Vader tatsächlich im All sein Unwesen treibt, um darüber nachzudenken, dass Gut und Böse nicht immer ganz einfach ist)
Ich finde es gut, wenn im Religionsunterricht Geschichten der Bibel, also Geschichten mit Wertevermittlung präsentiert werden.
Ich finde es schlecht, wenn erwartet wird, diese Geschichten wörtlich zu glauben.
Ich finde es gut, wenn man über am Inhalt arbeitet, den Werten der Geschichte begegnet und damit in die Tiefe geht, im Gespräch oder anders.
Ich finde es gut, wenn man in unserer vielfältigen Welt diese Vielfalt stimmt und damit arbeitet.
Man muss nicht den christlichen Weg aufgeben, um die Augen für andere zu öffnen.

Was nun den konkreten Religionsunterricht an einer konkreten Schule angeht. Ich glaube, es steht und fällt mit der Reigionslehrperson. Ich habe solche und solche LehrerInnen erlebt. Wenn man nicht sicher ist, ob der konkrete Religionsunterricht das Richtige fürs eigene Kind ist, dann sollte man einfach mal in die Schule gehen, es sich ansehen und danach entscheiden.