Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Moderator: conny85
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Wenn auch OT, heute hatte ich ein spannendes Erlebnis.
Ich unterrichte Französisch, ein Fach, das vielen nicht liegt, viele nicht mögen und das halt mit Fleiss zu tun hätte, was auch längst nicht für alle gut ist.
So kommt es, dass man Schüler hat, die den Unterricht versuchen zu sabotieren, viel zu reden und das alles nicht so ernst nehmen. Strafen sind in einem solchen Fall recht schwierig, wenn man sie gewissen noch gibt, bringen sie sie nicht, den Eltern ist es zum Teil egal, oder sie sind selber überfordert, wie es halt so geht.
Da habe ich mir Zeit genommen und mit allen Kindern einzeln Gespräche geführt. Als ich einem Kind erklärte, dass ich verstehen könne, dass es nicht so wirklich Bock auf Französisch habe, dass ich es zwar nicht gut finden könne, wenn nicht gearbeitet werde, ich aber auch dafür ein gewisses Verständnis hätte, es mich aber massiv störe, wenn das Verhalten eines Kinder dazu führe, dass alle anderen auch nicht lernen könnten, da war grosse Betroffenheit. Da kam die Frage, bin ich so schlimm. Ich fand dann ja. Und siehe da, das Kind ging zurück in die Klasse und als ich in die Klasse kam, waren alle recht ruhig am Arbeiten.
Viel wichtiger als Strafen, oder was weiss ich was für Systeme, ist doch die Beziehung. Wie lange es anhält weiss ich nicht, aber ich beobachte das immer wieder, dass es funktioniert. Klare Feedbacks, was ich wahrnehme, was mich stört und was ich so nicht möchte. Aber auch das Signal, ich verstehe deine Haltung, ich kann nachvollziehen, dass Französisch nicht den grossen Stellenwert hat, dass man andere Prioritäten hat etc. Die Kinder wollen gesehen werden. Bin gespannt, wie es in der nächsten Stunde läuft.
Was mich als Mutter extrem störte, waren die vielen negativen Feedback an die ganze Klasse, die meine Kinder mithören mussten, ob sie da beteiligt waren oder nicht und am schlimmsten waren die Kollektivstrafen, damit kamen unsere gar nie klar.
Ich unterrichte Französisch, ein Fach, das vielen nicht liegt, viele nicht mögen und das halt mit Fleiss zu tun hätte, was auch längst nicht für alle gut ist.
So kommt es, dass man Schüler hat, die den Unterricht versuchen zu sabotieren, viel zu reden und das alles nicht so ernst nehmen. Strafen sind in einem solchen Fall recht schwierig, wenn man sie gewissen noch gibt, bringen sie sie nicht, den Eltern ist es zum Teil egal, oder sie sind selber überfordert, wie es halt so geht.
Da habe ich mir Zeit genommen und mit allen Kindern einzeln Gespräche geführt. Als ich einem Kind erklärte, dass ich verstehen könne, dass es nicht so wirklich Bock auf Französisch habe, dass ich es zwar nicht gut finden könne, wenn nicht gearbeitet werde, ich aber auch dafür ein gewisses Verständnis hätte, es mich aber massiv störe, wenn das Verhalten eines Kinder dazu führe, dass alle anderen auch nicht lernen könnten, da war grosse Betroffenheit. Da kam die Frage, bin ich so schlimm. Ich fand dann ja. Und siehe da, das Kind ging zurück in die Klasse und als ich in die Klasse kam, waren alle recht ruhig am Arbeiten.
Viel wichtiger als Strafen, oder was weiss ich was für Systeme, ist doch die Beziehung. Wie lange es anhält weiss ich nicht, aber ich beobachte das immer wieder, dass es funktioniert. Klare Feedbacks, was ich wahrnehme, was mich stört und was ich so nicht möchte. Aber auch das Signal, ich verstehe deine Haltung, ich kann nachvollziehen, dass Französisch nicht den grossen Stellenwert hat, dass man andere Prioritäten hat etc. Die Kinder wollen gesehen werden. Bin gespannt, wie es in der nächsten Stunde läuft.
Was mich als Mutter extrem störte, waren die vielen negativen Feedback an die ganze Klasse, die meine Kinder mithören mussten, ob sie da beteiligt waren oder nicht und am schlimmsten waren die Kollektivstrafen, damit kamen unsere gar nie klar.
- carina2407
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
@Hausdrache: Das hört sich richtig toll an und finde es gar nicht OT, ein gutes Beispiel dass es auch anders geht. Ich verstehe aber auch, wenn Lehrer manchmal für eine solche Lösung keine Ressourcen (mehr ) haben. Das ist ja sehr aufwändig solche Gespräche, grad wenn es dann mehrere sind die querschlagen. Ich finde es super dass du das so machen kannst.
Kollektivstrafen find ich auch ziemlich doof, man hetzt damit due Kinder gegeneinander auf, das finde ich gar nicht gut, damit hätten meine Kinder und auch ich grosse Mühe. Bei der Tochter gibt es das gar nicht, beim Sohn ist es schon vorgekommen, dass die ganze Klasse nicht turnen konnte, und ins Schulzimmer zurück musste, weil 1 Kind nicht folgen konnte ( nicht meins übrigens) , das fand er ziemlich unfair, hats aber gut akzeptiert. Ansonsten kennen wir das so nicht mit den Kollektivstrafen.
Kollektivstrafen find ich auch ziemlich doof, man hetzt damit due Kinder gegeneinander auf, das finde ich gar nicht gut, damit hätten meine Kinder und auch ich grosse Mühe. Bei der Tochter gibt es das gar nicht, beim Sohn ist es schon vorgekommen, dass die ganze Klasse nicht turnen konnte, und ins Schulzimmer zurück musste, weil 1 Kind nicht folgen konnte ( nicht meins übrigens) , das fand er ziemlich unfair, hats aber gut akzeptiert. Ansonsten kennen wir das so nicht mit den Kollektivstrafen.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Bravo, Hausdrache!! Vielen Dank für diesen tollen Beitrag ❤
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Hier wurd schon ein paar male geschrieben dass die Kinder von heute eher schwieriger sind oder verwöhnt sind, viel und für alles belohnt, usw. Ich kenne ja die Schweizer Kinder von früher nicht. Aber die von heute schon ein bisschen. Meine Tochter ist in 2 Kiga, wir wohnen in einem Stadtviertel der schweizweit bekannt ist für hohe ausländeranteil, probleme, getto, usw. Also fast die von "Glarner liste" aber nicht ganz. Und dazu noch, fast 80% der Kinder sind von klein an in fremdbetreung (soll doch alles noch schlimmer machen, oder?). Und ich sehe hier nur... 100% normale Familien. Ja, viele sind mit einer Ausländischen Elternteil, manche sprechen nicht sehr gut Deutsch, manche sind getrennt, alle mögliche Schichten - von Ärzten und promovierten Akademikern bis Migrolino angestellten und putzfrauen. Kein einziges Kind ist für mich irgendwie nicht normal. Manche sind zappeliger, machen mehr blödsinn, andere weniger. Ich war mehrmals in Wald mit denen (zwei Kiga klassen zusammen 45 Kinder) - und ich sehe wirklich kein Kind dass irgendwie in die obere Beschreibung passt. Wo sind sie dann, diese unmögliche Kinder, Prinzen und Prinzessinen von heute? Gibt es die überhaupt?
In Kiga gibt es bei uns keine bestrafungen/belohnungen und es funktioniert sehr gut. Aber in ersten Hort (wo meine Tochter nur 5 Wochen lang ginge) war es normal, ganze menge sinlosser Regeln, Strichen, Strafen. Das hat meiner Tochter sehr viel Angst gemacht, auch wenn Kiga kinder noch nicht so direkt betroffen waren. Seit der Hort wechsel geht sie sehr gerne in Hort und es geht auch ohne sinnlose regeln und strafen.
Die bestrafungssysteme noch so unterrichtet werden - ich habe gestern zwei Dozentinnen von FHNW und PHZug gefragt (per Zufall, waren wir an einer Sitzung zusammen) und beide sagen dass sie es so seit Jahren nicht mehr so unterrichten und dass es Sinnlos ist.
In Kiga gibt es bei uns keine bestrafungen/belohnungen und es funktioniert sehr gut. Aber in ersten Hort (wo meine Tochter nur 5 Wochen lang ginge) war es normal, ganze menge sinlosser Regeln, Strichen, Strafen. Das hat meiner Tochter sehr viel Angst gemacht, auch wenn Kiga kinder noch nicht so direkt betroffen waren. Seit der Hort wechsel geht sie sehr gerne in Hort und es geht auch ohne sinnlose regeln und strafen.
Die bestrafungssysteme noch so unterrichtet werden - ich habe gestern zwei Dozentinnen von FHNW und PHZug gefragt (per Zufall, waren wir an einer Sitzung zusammen) und beide sagen dass sie es so seit Jahren nicht mehr so unterrichten und dass es Sinnlos ist.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
frausteiner hat geschrieben: ↑Mo 19. Nov 2018, 21:28 Bin total einig mit dir, du hast es super geschrieben!
Dann heisst das also ja, es geht auch anders. Und was für Skills braucht die Lehrperson dann, damit sie es anders machen kann-so wie du? Oder andersrum gefragt-warum machen es so viele so und nicht wie du?
Braucht es persönliche Reife? Ein Kind mit SE zu Hause? 100 Prozent Motivation ? Was macht den Unterschied aus?
Es braucht Beziehungsfähigkeit. Und zwar eine solche, als dass man schnell in Beziehung treten kann mit aller Gattung von Menschen. Es braucht Echtheit und eine Art natürliche Autorität.
Wahrscheinlich spielen sehr viel mehr Faktoren noch eine Rolle.
Ich denke einfach, dass das vielen LP nicht bewusst ist und dass sie sich ein Gerüst zusammen bauen, in dem sie sich wohl fühlen. Und ja, dann geht viel Energie drauf für ein solches System.
Wenn meine Kids dann älter sind, dann werde ich wohl in die Weiterbildung der LP gehen und zusammen mit einem Päd-Dozenten einen Kurs "Classroommanagement - in Beziehung treten, warum lohnt sich das?" anbieten.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
stella - bitte mach das! Eine tolle Idee!
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Wie andere hier wundere ich mich auch immer wieder darüber, wie verbreitet Belohnungs- und Bestrafungssysteme immer noch sind. Manchmal habe ich tatsächlich auch das Gefühl, es habe wieder zugenommen - in den Schulen. Denn: ich arbeite als Erzieherin in der "frühkindlichen Bildung" (Kita) und merke, dass die Pädagogik zumindest auf dieser Stufe in eine sehr gute Richtung geht. Ich habe deshalb viel Hoffnung. Erzieherinnen, die mit viel Autorität (wenn auch nicht mit Belohnungs- und Bestrafungssystemen) arbeiten, sind immer noch verbreitet, aber gerade in den Berufsschulen lernen sie es eindeutig nicht mehr so, und die Kritik an allen rigiden Systemen und engen Vorstellungen hat gerade in den letzten Jahren, so wie ich das verstehe, sehr zugenommen. (Es ist natürlich schade, wenn es auf der Schulstufe dann wieder zunichte gemacht wird!)
Ich habe aber letztes Jahr mit einer Erzieherin zusammengearbeitet, die sehr streng und sehr autoritär war. Das Resultat war, dass die Kinder sehr gut erzogen waren. Ich habe Dinge erlebt in dieser Kita, wo ich erstaunt war, dass es überhaupt möglich sei, dass so kleine Kinder das schon können! Und welche Einsicht und welches Verständnis sie zu haben schienen. Es war die pure Autorität dieser Frau, und auch anderer Leute dort, die das zustande brachte. ABER: Sobald diese "Autoritätspersonen" weg waren, war die Hölle los. Die Kinder - nicht alle, aber viele - haben die Sau rausgelassen. Ich selber konnte deshalb die Kinder lange fast nicht handeln, wenn ich die Verantwortung hatte. Wenn ich mal die Autorität der besagten Erzieherin (ander anderer) dort "kopieren" wollte und auch mal "durchgreifen" wollte oder auch nicht mehr wusste, wie anders und überfordert war, hat es natürlich erst recht nicht geklappt. Ich brauchte lange um meine eigene Linie zu finden, es war unglaublich anstrengend für mich und ich war total verunsichert (ich bin recht neu in dem Beruf und arbeitete dort nur wenig). Aber die Kinder haben mich geliebt und ich habe immer einen Weg gefunden, auch wenn es chaotisch zu und her ging, wenn ich die Freiheit dazu hatte. Es war viel chaotischer bei mir als bei anderen (weshalb die sich in ihrem Weg immer wieder bestätigt fühlten), aber es ist auch gegangen, und die Kinder waren glücklich. Was ich aber sagen wollte: die Autorität hat also im Moment genützt, aber nachhaltig war es nicht, sondern das Gegenteil war der Fall: die Kinder fühlten sich so befreit, wenn sie weg war, dass sie sich überhaupt nicht mehr spürten. Ich habe dort 1:1 erlebt, was Autorität - die "alte Autorität" - bewirkt, jedenfalls bei so kleinen Kindern, und es war sehr eindrücklich.
Hausdrache, dein Erlebnis mit dem Französischunterricht war sehr spannend zu lesen!
Ich habe aber letztes Jahr mit einer Erzieherin zusammengearbeitet, die sehr streng und sehr autoritär war. Das Resultat war, dass die Kinder sehr gut erzogen waren. Ich habe Dinge erlebt in dieser Kita, wo ich erstaunt war, dass es überhaupt möglich sei, dass so kleine Kinder das schon können! Und welche Einsicht und welches Verständnis sie zu haben schienen. Es war die pure Autorität dieser Frau, und auch anderer Leute dort, die das zustande brachte. ABER: Sobald diese "Autoritätspersonen" weg waren, war die Hölle los. Die Kinder - nicht alle, aber viele - haben die Sau rausgelassen. Ich selber konnte deshalb die Kinder lange fast nicht handeln, wenn ich die Verantwortung hatte. Wenn ich mal die Autorität der besagten Erzieherin (ander anderer) dort "kopieren" wollte und auch mal "durchgreifen" wollte oder auch nicht mehr wusste, wie anders und überfordert war, hat es natürlich erst recht nicht geklappt. Ich brauchte lange um meine eigene Linie zu finden, es war unglaublich anstrengend für mich und ich war total verunsichert (ich bin recht neu in dem Beruf und arbeitete dort nur wenig). Aber die Kinder haben mich geliebt und ich habe immer einen Weg gefunden, auch wenn es chaotisch zu und her ging, wenn ich die Freiheit dazu hatte. Es war viel chaotischer bei mir als bei anderen (weshalb die sich in ihrem Weg immer wieder bestätigt fühlten), aber es ist auch gegangen, und die Kinder waren glücklich. Was ich aber sagen wollte: die Autorität hat also im Moment genützt, aber nachhaltig war es nicht, sondern das Gegenteil war der Fall: die Kinder fühlten sich so befreit, wenn sie weg war, dass sie sich überhaupt nicht mehr spürten. Ich habe dort 1:1 erlebt, was Autorität - die "alte Autorität" - bewirkt, jedenfalls bei so kleinen Kindern, und es war sehr eindrücklich.
Hausdrache, dein Erlebnis mit dem Französischunterricht war sehr spannend zu lesen!
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Carina, klar braucht das Zeit, aber glaub mir, es braucht deutlich weniger Zeit und der Unterricht wird viel entspannter, wenn ich mir die Zeit nehme und mit jedem Kind ein kurzes Gespräch führe. Es ist wichtig, dass ich präsent bin, das bin ich mit Strafen viel zu wenig. Es geht in solchen Momenten um Beziehungsarbeit, nicht um Strafe oder Sanktion, sondern darum, dass das Kind merkt, ich nehme es war, ich bin interessiert an ihm und ich spiegle ihm, was ich sehe, somit merkt es, dass ich es auch während dem Unterricht wahrgenommen habe. In Fachstunden ist das viel schwieriger, als wenn ich das als Klassenlehrerin mache, da ist die Beziehung viel leichter herzustellen.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Liebe Stella und Hausdrache: es tut gut zu wissen, dass es auch ohne Bestrafen geht! Schön, dass ihr es schafft, die Kinder in Beziehung zu bringen und zu halten. Da ist dann auch viel spiegeln und soziales Lernen dabei. Es gibt mir Hoffnung, dass der Trend dahin geht. Vor allem, wenn du dann mal einen CAS an der PH lancierst, Stella. Super Idee und dringend nötig!
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
@Hausdrache: Ja als Klassenlehrerin geht das sicher einfacher, als Fachlehrer verbringt man ja nicht so viel Zeit mit den Kindern. Ich finde es jedenfalls ganz toll, und glaube auch dass sich das längerfristig lohnt und es schlussendlich insgesamt weniger Zeit braucht, wenn solche Knöpfe gut gelöst werden.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Interessanter Thread.
Ich finde den Punkt "Eintrag" noch diskussionswürdig. Das Problem ist ja, dass ein Eintrag von den Kindern als Strafe gesehen wird, für mich als Lehrperson aber nur informativen Charakter hat. Ich weiss nicht, wie das bei euch ist, aber wir müssen Verhaltensnoten machen. Und wenn mein Kind mit einem "teilweise erreicht" unter "selbständig arbeiten" im Zeugnis nach Hause kommt, ich aber ein Semester lang keinen einzigen diesbezüglichen Eintrag im Kontaktheft gesehen habe, dann habe ich da sogar in der Oberstufe noch meine Fragezeichen. Wie soll ich denn da überhaupt unterstützend wirken, wenn ich gar nie etwas davon erfahre? Und in der Primarschule erst recht...
Also, was wäre eurer Ansicht nach ein gutes Instrument, um die Eltern so zu informieren, dass sich das Kind nicht bestraft fühlt, aber trotzdem effizient?
LGRU
Ich finde den Punkt "Eintrag" noch diskussionswürdig. Das Problem ist ja, dass ein Eintrag von den Kindern als Strafe gesehen wird, für mich als Lehrperson aber nur informativen Charakter hat. Ich weiss nicht, wie das bei euch ist, aber wir müssen Verhaltensnoten machen. Und wenn mein Kind mit einem "teilweise erreicht" unter "selbständig arbeiten" im Zeugnis nach Hause kommt, ich aber ein Semester lang keinen einzigen diesbezüglichen Eintrag im Kontaktheft gesehen habe, dann habe ich da sogar in der Oberstufe noch meine Fragezeichen. Wie soll ich denn da überhaupt unterstützend wirken, wenn ich gar nie etwas davon erfahre? Und in der Primarschule erst recht...
Also, was wäre eurer Ansicht nach ein gutes Instrument, um die Eltern so zu informieren, dass sich das Kind nicht bestraft fühlt, aber trotzdem effizient?
LGRU
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
aryu
Ihr müsst Verhaltensnoten machen??? *staun*
Wir mussten bis anhin das Lern- und Arbeitsverhalten in einem Bericht festhalten, mittels Kreuze und Worte... Aber ich habe das den Eltern nie belegt. Und ich mache mir immer Notizen, die ich aber dem Kind so nicht zeige und wenn Eltern wissen wollen, wie die Kreuze zustande kamen, dann mache ich meine Notizen für sie zugänglich. Dem Kind gebe ich regelmässig in Worten Rückmeldung darüber, wie etwas gelaufen ist.
Fachlehrperson
Bin ich auch, auch für Franz und Englisch und BG und WAH... Geht tipptopp mit der Beziehung zu meinen Kids. Nun habe ich sogar das eine stille Mädel geknackt. Jetzt fehlt mir von den neuen SuS ab August nur noch ein Bub. Der scheint aber grosse Probleme zu haben, die mit reinspielen und da wird nun ein ganzes System raufgefahren...
Ihr müsst Verhaltensnoten machen??? *staun*
Wir mussten bis anhin das Lern- und Arbeitsverhalten in einem Bericht festhalten, mittels Kreuze und Worte... Aber ich habe das den Eltern nie belegt. Und ich mache mir immer Notizen, die ich aber dem Kind so nicht zeige und wenn Eltern wissen wollen, wie die Kreuze zustande kamen, dann mache ich meine Notizen für sie zugänglich. Dem Kind gebe ich regelmässig in Worten Rückmeldung darüber, wie etwas gelaufen ist.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
stella
Also, wir nennen es einfach so, aber korrekterweise heisst es natürlich Förderorientierte VerhaltensBeurteilung, kurz FöVeBe... Und es sind nicht "Noten", sondern es sind auch Kreuze mit den Stufen "übertroffen", "erreicht", teilweise erreicht" und "nicht erreicht". Beurteilt werden vereinfacht gesagt Sozial- und Arbeitsverhalten sowie Selbstorganisation. Gerade hat mein Schwager nach einem Schulbesuch (2. Klasse) bei seinem Junior über dessen Verhalten geklagt... Er hätte danach die Lehrerin gefragt, ob das immer so sei, und sie hätte gesagt, ja, das Verhalten beim Besuch sei repräsentativ gewesen. Worauf mein Schwager ziemlich frustriert über das nicht vorhandene Feedback diesbezüglich Seitens der Lehrperson war...
Also, ich persönlich sehe den Eintrag wie gesagt überhaupt nicht als Strafe. Er ist lediglich eine Information an die Eltern, in welchen Bereichen ihr Kind im Sozial- und Arbeitsverhalten allenfalls gerade mit mir zusammen am Arbeiten ist. Der Eintrag selber soll gar nicht das Verhalten des Kindes ändern. Dazu braucht es andere Massnahmen. Die Eintragsliste ist nur ein "Protokoll". Dies vielleicht auch als Information für viele, die den Eintrag als Bestrafung sehen... (Wobei der Eintrag sicher mancherorts auch als Bestrafung eingesetzt und damit in meinen Augen missbraucht wird.)
LGRU
Also, wir nennen es einfach so, aber korrekterweise heisst es natürlich Förderorientierte VerhaltensBeurteilung, kurz FöVeBe... Und es sind nicht "Noten", sondern es sind auch Kreuze mit den Stufen "übertroffen", "erreicht", teilweise erreicht" und "nicht erreicht". Beurteilt werden vereinfacht gesagt Sozial- und Arbeitsverhalten sowie Selbstorganisation. Gerade hat mein Schwager nach einem Schulbesuch (2. Klasse) bei seinem Junior über dessen Verhalten geklagt... Er hätte danach die Lehrerin gefragt, ob das immer so sei, und sie hätte gesagt, ja, das Verhalten beim Besuch sei repräsentativ gewesen. Worauf mein Schwager ziemlich frustriert über das nicht vorhandene Feedback diesbezüglich Seitens der Lehrperson war...
Also, ich persönlich sehe den Eintrag wie gesagt überhaupt nicht als Strafe. Er ist lediglich eine Information an die Eltern, in welchen Bereichen ihr Kind im Sozial- und Arbeitsverhalten allenfalls gerade mit mir zusammen am Arbeiten ist. Der Eintrag selber soll gar nicht das Verhalten des Kindes ändern. Dazu braucht es andere Massnahmen. Die Eintragsliste ist nur ein "Protokoll". Dies vielleicht auch als Information für viele, die den Eintrag als Bestrafung sehen... (Wobei der Eintrag sicher mancherorts auch als Bestrafung eingesetzt und damit in meinen Augen missbraucht wird.)
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
aryu
Ich finde halt Kommunikation mit den SuS den zentralen Punkt.
Beispiel: Ich habe ein Mädchen, welches grosse Mühe hatte beim Schreiben eines französischen Textes. Sie hat dann immer die anderen Kinder gefragt, sie so aus der Konzentration gerissen und es entstand eine Unruhe.
Ich habe sie dann zu mir an den Lehrertisch gebeten, mit Sack und Pack, sie war nicht erfreut, und wir haben kurz ein Gespräch darüber geführt, warum sie nun da bei mir sitzt und was sie denn brauchen würde, damit sie arbeiten könne. Ich habe ihr dann ein Zusatzblatt fürs Abdecken gegeben, so dass sie immer nur den aktuellen Satz sah und sie hat ein Gerüst gebaut und ich habe es ihr vervollständigt (sie hat immer die Verben vergessen...). So ist sie gut vorwärts gekommen. Am Schluss habe ich sie gefragt, wie es für sie nun gewesen sei und sie meinte, dass es endlich vorwärts ging und es ihr so eine grosse Hilfe war. Also von einer anfänglich empfundener Strafe hat ihr Befinden total gewechselt in ein Gefühl von unterstützt werden.
Daher finde ich es wichtig, wenn eine solche Verhaltensdoku heim geht, dass allen Kindern klar ist, dass dies eine Info, ein Protokoll ist und nicht eine Strafe. Und mir geschieht es dann oft, dass ich nur die negativen Punkte aufgeschrieben habe - die positiven fallen dann durch alle Maschen. Daher habe ich mir angewöhnt, am Schluss der Stunde kurz zu sagen, was ich alles Positives wahrgenommen habe. Dies hat den Vorteil, dass die Stunde für die SuS und für mich mit guten Gefühlen aufhört.
Ich finde halt Kommunikation mit den SuS den zentralen Punkt.
Beispiel: Ich habe ein Mädchen, welches grosse Mühe hatte beim Schreiben eines französischen Textes. Sie hat dann immer die anderen Kinder gefragt, sie so aus der Konzentration gerissen und es entstand eine Unruhe.
Ich habe sie dann zu mir an den Lehrertisch gebeten, mit Sack und Pack, sie war nicht erfreut, und wir haben kurz ein Gespräch darüber geführt, warum sie nun da bei mir sitzt und was sie denn brauchen würde, damit sie arbeiten könne. Ich habe ihr dann ein Zusatzblatt fürs Abdecken gegeben, so dass sie immer nur den aktuellen Satz sah und sie hat ein Gerüst gebaut und ich habe es ihr vervollständigt (sie hat immer die Verben vergessen...). So ist sie gut vorwärts gekommen. Am Schluss habe ich sie gefragt, wie es für sie nun gewesen sei und sie meinte, dass es endlich vorwärts ging und es ihr so eine grosse Hilfe war. Also von einer anfänglich empfundener Strafe hat ihr Befinden total gewechselt in ein Gefühl von unterstützt werden.
Daher finde ich es wichtig, wenn eine solche Verhaltensdoku heim geht, dass allen Kindern klar ist, dass dies eine Info, ein Protokoll ist und nicht eine Strafe. Und mir geschieht es dann oft, dass ich nur die negativen Punkte aufgeschrieben habe - die positiven fallen dann durch alle Maschen. Daher habe ich mir angewöhnt, am Schluss der Stunde kurz zu sagen, was ich alles Positives wahrgenommen habe. Dies hat den Vorteil, dass die Stunde für die SuS und für mich mit guten Gefühlen aufhört.
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Ob ein Eintrag eine Strafe ist oder nicht hängt auch davon ab wie die Eltern auf Eintrag reagieren. Wenn das Kind zu Hause eine Strafe für ein Eintrag bekommt oder wird mit ihm geschimft, dann kann man lange Kinder erzählen dass es nur Info ist. Für manche ist es eine Strafe.
Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Wow stella, das ist richtig schön zum Lesen!! Freut mich echt, dass du zeigst, das es eben auch so geht.
LG,
Ariadne
There is a crack in everything - that's how the light gets in.
Leonard Cohen
Ariadne
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- aryu
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Ja, ich auch.
Sehr schönes Beispiel. Mir gelingt das nicht immer, aber hin und wieder habe ich auch solche Perlen.stella hat geschrieben: ↑Fr 23. Nov 2018, 07:50 Beispiel: Ich habe ein Mädchen, welches grosse Mühe hatte beim Schreiben eines französischen Textes. Sie hat dann immer die anderen Kinder gefragt, sie so aus der Konzentration gerissen und es entstand eine Unruhe.
Ich habe sie dann zu mir an den Lehrertisch gebeten, mit Sack und Pack, sie war nicht erfreut, und wir haben kurz ein Gespräch darüber geführt, warum sie nun da bei mir sitzt und was sie denn brauchen würde, damit sie arbeiten könne. Ich habe ihr dann ein Zusatzblatt fürs Abdecken gegeben, so dass sie immer nur den aktuellen Satz sah und sie hat ein Gerüst gebaut und ich habe es ihr vervollständigt (sie hat immer die Verben vergessen...). So ist sie gut vorwärts gekommen. Am Schluss habe ich sie gefragt, wie es für sie nun gewesen sei und sie meinte, dass es endlich vorwärts ging und es ihr so eine grosse Hilfe war. Also von einer anfänglich empfundener Strafe hat ihr Befinden total gewechselt in ein Gefühl von unterstützt werden.
Wenn mir an einem Schüler etwas Positives auffällt, schildere ich das auch im Kontaktheft. Nicht am gleichen Ort wie die "negativen Einträge", aber doch so, dass sie zuhause auch wahrgenommen werden. Kürzlich hat ein Schüler den Rubik's Cube auf meinem Pult gesehen, ein bisschen planlos dran rum gedreht, und mich nach der Stunde gefragt, ob er ihn auf den nächsten Tag ausleihen dürfe. Am nächsten Morgen hat er ihn mir vorgelöst. Ich habe ins Kontaktheft geschrieben, dass er mich damit sehr beeindruckt hat. Mittlerweile braucht er übrigens keine Minute mehr, um den Würfel zu lösen, und das ist noch keine zwei Wochen her...stella hat geschrieben: ↑Fr 23. Nov 2018, 07:50Daher finde ich es wichtig, wenn eine solche Verhaltensdoku heim geht, dass allen Kindern klar ist, dass dies eine Info, ein Protokoll ist und nicht eine Strafe. Und mir geschieht es dann oft, dass ich nur die negativen Punkte aufgeschrieben habe - die positiven fallen dann durch alle Maschen.
Trotzdem, auch wenn ich es tausend mal sage, gibt es Schüler, für die bleibt ein Eintrag eine Strafe, und ja, oft kommt das von zuhause. Auch den Eltern habe ich am Elternabend natürlich gesagt, wie das mit den Einträgen gedacht ist. Aber wie das zuhause letztendlich gehandhabt wird, kann ich schlecht beeinflussen.
LGRU
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Stella/aryu: Ich finde es sehr interessant, wie ihr eure Arbeit schildert und wie ihr euch Mühe gibt, die Kinder/Jugendlichen zu fördern.
Vielleicht kurz aus meiner Sicht als Mutter: Mein Sohn hatte in der 2. Klasse eine Lehrerin, die "Sündenregister" führte. Das musste man als Eltern ein Mal im Monat unterschreiben. Man bekam das einfach so via Kind vor den Latz geknallt, ohne irgendwelche Erläuterungen (Überlegungen dahinter, Ziele, was kommt drauf, was nicht etc - Fragen dazu wollte oder konnte die Lehrerin nicht beantworten.). Mein Sohn ist sicher kein Engel, aber auch kein ungezogener Saugoof. Jedenfalls war das Register immer gut gefüllt mit irgendwelchen Pipifax-Einträgen (Streit mit xy, mit Bändeln gespickt, unsauber gearbeitet etc.). Ich habe mich echt gefragt, ob es der Lehrerin langweilig ist und sie sich beschäftigen muss. Nach zwei mal habe ich das Register nicht mehr unterschrieben. Ich hatte null Chancen zu überprüfen, ob das, was in diesem Register stand, auch gerechtfertigt war und ich wollte dieses Vorgehen mit meiner Unterschrift nicht legitimieren. Ich verstehe voll und ganz, dass es obermühsam ist, wenn 5 Kinder im Turnen Bändel rumspicken und die anderen 15 warten müssen. Aber das ist doch etwas, das eine Lehrperson bilateral mit den Kindern lösen muss. Wieso muss ich das 3 Wochen später unterschreiben? Die Elterngespräche waren übrigens genau gleich: 20 Minuten ohne Punkt und Komma alles, was das Kind schlecht macht. Wenn mein Chef solche Mitarbeitergespräche führen würde, würde er alleine im Büro sitzen. Das würde sich niemand bieten lassen. Der jetzige Lehrer hat auch sein System mit Kärtchen. Das ist aber eine Sache zwischen ihm und dem Kind. Das finde ich völlig ok.
Vielleicht kurz aus meiner Sicht als Mutter: Mein Sohn hatte in der 2. Klasse eine Lehrerin, die "Sündenregister" führte. Das musste man als Eltern ein Mal im Monat unterschreiben. Man bekam das einfach so via Kind vor den Latz geknallt, ohne irgendwelche Erläuterungen (Überlegungen dahinter, Ziele, was kommt drauf, was nicht etc - Fragen dazu wollte oder konnte die Lehrerin nicht beantworten.). Mein Sohn ist sicher kein Engel, aber auch kein ungezogener Saugoof. Jedenfalls war das Register immer gut gefüllt mit irgendwelchen Pipifax-Einträgen (Streit mit xy, mit Bändeln gespickt, unsauber gearbeitet etc.). Ich habe mich echt gefragt, ob es der Lehrerin langweilig ist und sie sich beschäftigen muss. Nach zwei mal habe ich das Register nicht mehr unterschrieben. Ich hatte null Chancen zu überprüfen, ob das, was in diesem Register stand, auch gerechtfertigt war und ich wollte dieses Vorgehen mit meiner Unterschrift nicht legitimieren. Ich verstehe voll und ganz, dass es obermühsam ist, wenn 5 Kinder im Turnen Bändel rumspicken und die anderen 15 warten müssen. Aber das ist doch etwas, das eine Lehrperson bilateral mit den Kindern lösen muss. Wieso muss ich das 3 Wochen später unterschreiben? Die Elterngespräche waren übrigens genau gleich: 20 Minuten ohne Punkt und Komma alles, was das Kind schlecht macht. Wenn mein Chef solche Mitarbeitergespräche führen würde, würde er alleine im Büro sitzen. Das würde sich niemand bieten lassen. Der jetzige Lehrer hat auch sein System mit Kärtchen. Das ist aber eine Sache zwischen ihm und dem Kind. Das finde ich völlig ok.
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- Eluria
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Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
An meiner letzten Schule war es auch üblich mit Einträgen zu arbeiten. Ich habe es dann jeweils so gemacht, dass ich alles im Lehrer-Office notiert habe und dabei darauf geachtet, jeden Tag auch ein paar positive Sachen zu finden. In der ersten Klasse habe ich die Einträge (positiv und negativ) gesammelt und beim ersten Zeugnisgespräch kurz hergezeigt und das Wichtigste besprochen, wobei es mir immer wichtig war, den Eltern zu vermitteln, dass es völlig normal ist, wenn auch mal was negatives dabei ist, und sie ihre Kinder bloß nicht bestrafen sollten. Für mich war es nur ein Verhaltensprotokoll und eine Hilfe, die Übersicht zu bewahren. Ich habe dann z.B. festgestellt, dass sich bei einem Kind an einem bestimmten Wochentag die Einträge häuften und konnte nachfragen, woran es liegt. Ab der zweiten Klasse habe ich die Einträge ausgedruckt und heimgeschickt. Das war bei uns so von der Schulleitung vorgegeben, damit die Verhaltensnoten dann transparent und ohne Überraschungen waren. Ich habe das den Kindern genau so kommuniziert und sie kamen gut damit zurecht. Strafen habe ich eigentlich auch nie verteilt und in meinen Klassen lief der Unterricht trotzdem (oder gerade deshalb ?) meist reibungslos. Ich denke, es ist einfach die Frage, mit welcher Grundhaltung ich unterrichte und welches Menschenbild ich habe. Mir haben die Bücher von Haim Omer da sehr weitergeholfen, wie auch die von ihm stammende Weiterbildung "Stärke statt Macht", die ja immer öfter angeboten wird.
Viele meiner Kolleg/innen haben aber solche Systeme verwendet, was ja auch völlig ok ist. Irgendwann im Klassenrat hat dann mal eine meiner Klassen (ich glaube es waren Drittklässler) gesagt, dass sie auch irgendwas sammeln wollen, also habe ich sie sich selbst so ein Belohnungssystem ausdenken lassen und ein paar Monate damit gearbeitet. Sie haben dann selbst gemerkt, dass wir so was nicht brauchen und wir haben es wieder abgeschafft. Trotzdem finde ich es völlig in Ordnung, wenn Lehrpersonen damit arbeiten, solange das System so aufgebaut ist, dass auch die unruhigeren Kinder mal eine Belohnung erreichen können. Sonst ist es einfach entmutigend und erfüllt den Zweck sicher nicht.
Viele meiner Kolleg/innen haben aber solche Systeme verwendet, was ja auch völlig ok ist. Irgendwann im Klassenrat hat dann mal eine meiner Klassen (ich glaube es waren Drittklässler) gesagt, dass sie auch irgendwas sammeln wollen, also habe ich sie sich selbst so ein Belohnungssystem ausdenken lassen und ein paar Monate damit gearbeitet. Sie haben dann selbst gemerkt, dass wir so was nicht brauchen und wir haben es wieder abgeschafft. Trotzdem finde ich es völlig in Ordnung, wenn Lehrpersonen damit arbeiten, solange das System so aufgebaut ist, dass auch die unruhigeren Kinder mal eine Belohnung erreichen können. Sonst ist es einfach entmutigend und erfüllt den Zweck sicher nicht.
Re: Primarschule-Bestrafung und Belohnung
Die Klasse meiner Tochter hat einige «herausfordernde Schüler». Zwei Lehrerinnen hatten nach 2 Jahren – vermutlich – ein Burnout.
Meine Tochter bekam also eine neue Lehrerin. Die Junglehrerin führte ein kompliziertes «Monster-Leiter-Farb-Strafsystem» ein. Meine Tochter war bei der Einführung etwas «durch den Wind». Also habe ich meiner Tochter erklärt, dass sie selbstverständlich für eine Monsterkarte einen feinen Kuchen bekommt. Weiter erklärten wir ihr, dass das System nicht für sie erfunden worden ist. Mittlerweile wird das System nicht mehr angewendet, weil es nicht mehr notwendig ist.
Meine Tochter bekam also eine neue Lehrerin. Die Junglehrerin führte ein kompliziertes «Monster-Leiter-Farb-Strafsystem» ein. Meine Tochter war bei der Einführung etwas «durch den Wind». Also habe ich meiner Tochter erklärt, dass sie selbstverständlich für eine Monsterkarte einen feinen Kuchen bekommt. Weiter erklärten wir ihr, dass das System nicht für sie erfunden worden ist. Mittlerweile wird das System nicht mehr angewendet, weil es nicht mehr notwendig ist.
Zuletzt geändert von iselle am Mo 14. Jan 2019, 08:22, insgesamt 1-mal geändert.
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