Ich war lange der Part bei uns, der Dinge liegen liess. Ich bin es noch heute zum Teil. Aber weniger seit ich ein Kind habe das mich in den Schatten stellt.
Ich sehe es wie Sonrie. Manches hat der eine auf dem Schirm, der andere aber nicht. Manches ist dem einen wichtig, dem anderen nicht. Jeder hat da eine andere Schmerzgrenze.
Mein Mann verräumt alle seine Kleider immer sofort. Meine "bilden Häufchen". So nennt er das. Es ist mir nicht so wichtig, ich bin zu faul um etwas hochzutragen wenn ich in einer Stunde wieder friere und es wieder anziehen will - oder dann auch nicht... Aufräumen wurde mir wichtiger, seit die Häufchen meines Sohnes überall sind. Seither habe ich ein System für mich, weil ich möchte, dass auch mein Sohn ein System hat. Weil mich die Mehrarbeit durch wegräumen oder erinnern nervt, seit sie durch jemand anderen als mich generiert wird.
Früher war ich ein Chaot. Es war mein Chaos. Ich konnte damit leben, es ging immer so lange bis MEINE Grenze erreicht war und da war die meines Mannes schon lange überschritten. Also hat der sich über mich genervt und war immer schneller mit wegräumen oder putzen, als ich es überhaupt richtig bemerkt habe. Nun ist es das Chaos meines Sohnes und meine Schmerzgrenze ist gesunken. Nun hab ich auch jemanden, dessen Chaos mich stört.
Ich glaube, mir hat das "Puff" meines Sohnes die Augen geöffnet. Seither bin ich ordentlicher. Ich bin durch unsere Situation mehrheitlich mit Sohn zusammen und so hängt auch sein Chaos tagsüber an mir. Entweder ich räume auf, helfe ihm aufräumen, erinnere und bin hinter ihm her, oder aber ich gehe in seinem Chaos unter. Weil er wirklich wie eine Streubombe durch den Tag geht. Wäre mein Mann aber den ganzen Tag hier und müsste das Haus so halten, dass es ihm darin noch wohl wäre, dann wäre ich wohl der selbe Chaot wie vor dem Kind. Weil ich ja nicht merken würde, was er alles arbeitet, damit es mir wohl ist, wenn ich nachhause komme.
Liegen lassen und warten bis ich es selber merke und es mich stört, das hat nicht funktioniert. Meist störte es jemanden anderen früher als mich. Ich war schlicht in meiner eigenen Welt und konnte auch den Perspektivenwechsel nicht machen. Muss mühsam für meine Umwelt gewesen sein
Was so Dinge wie Fensterputzen, Garten jäten, etc. angeht. Da sind wir beide nicht so versessen drauf und dementsprechend nicht motiviert. Ich gehe davon aus, dass wir beide sehen wenn man das Gjätt im Garten nicht mehr sehen kann, weil die Scheiben dreckig sind. Dann erwähnen wir das mal beiläufig und drücken uns beide drum rum. So wie Keller ausmisten oder Reifen wechseln. Und wenn wir beide oft genug erwähnt haben, dass die Fenster schon Bitz "hm" sind, dann gucken wir zusammen wer was macht.
Inzwischen sind wir ziemlich auf dem selben Niveau. Er kann mit meinen Häufchen bildenden Kleidern leben und ich damit, dass er beim Nachhausekommen immer erst alles auf die Küchenablage legt. Nun arbeiten wir an Sohns Schmerzgrenze. Aber vielleicht braucht der auch erst einen Mitbewohner der ihn in den Schatten stellt?