Rund um ADHS, ADS und POS - Teil 6.

[Bleistift79]

Luna
Es ist ja bekannt, dass ADHSler durch Erfahrung nicht lernen... Und bei meiner Tochter ist es ebenfalls so...

Liebe stella
Kannst du mir das genauer erklären? Oder hast du mir vielleicht einen Link dazu?
Bei uns Zuhause ist es seit wir denken können ein Problem, dass unser Sohn (mit ADHS) nicht aus Konsequenzen/ Erfahrungen lernt und wir scheinbar jeden Tag von neuem beginnen mit unserer "Erziehung" Ich habe bis jetzt noch nicht gehört, dass das tatsächlich mit dem ADHS zusammenhängen kann. Wir hören nur von allen Seiten, dass wir halt zu wenig konsequent und klar sind.
Vielen Dank für deine Antwort!

Noee, wie alt ist dein Kind?
Das wäre noch wichtig zu wissen.

Bei uns läuft 80% über das visuelle.
Als unsere betroffenen Kinder klein(er) waren, haben wir z.b. Tagesabläufe mit Bildern dargestellt und die Kinder haben so gewisse Routinen ( Morgen, Mittag, Abend) gelernt.
Dazu besuchen sie eine Spiel- bzw. Verhaltenstherapie.
Strassenverkehr und seine Folgen; ein wichtiges Thema. Da kann man sich den Mund fusselig reden. Bei uns hat auch da das visuelle geholfen. 2-3 Tomaten, mit dem Auto drüberfahren = das könntest du sein, wenn du unter das Auto kommst.

Unsere Kinder sind nun schon gross/grösser. Das meiste klappt sehr gut, ausser sie haben Pupertätsbedingt keinen Bock. Unser Alltag ist aber sehr strukturiert. Fast alles hat seinen fixen Platz. Schuhe, Jacken, Thek, Hausaufgaben, Turnsack. Am Anfang musst ich sehr konsequent sein. Wenn nötig ein Kind zig Mal zu mir rufen und sagen was ich will. Kurz und prägnant.

[Bleistift79]

Ich hab mich hier wieder mein "verirrt" und lese gerade über die Morgensituation bei einigen.
Und irgendwie kommt mir das so bekannt vor: Sohn 7Jahre, bei ihm wird ja ADHS vermutet (Abklärung erfolgt noch) hat JEDEN Morgen Mühe, mit "zwäg"/parat sein. Heute war er sicher vor halb sieben wach, musste um 08.10Uhr das Haus verlassen, gegessen wurde um 08.00 , reichte ja schon, aber eben. Immer auf die letzte Minute.
Wie kann ich ihn da besser unterstützen? Wecker auf eine gewisse Zeit stellen? Meistens möchte er am Morgen noch spielen oder hört Höhrbücher und ihn ständig mahnen nervt einfach. Tochter, knapp 2Jahre jünger ist jetzt schon schneller und selbständiger als er ...

Wie geht ihr eigentlich mit ständigen Diskussionen um? Mir geht es momentan sehr an die Substanz . Folgende Situation hatten wir diese Woche:
Sohn kam am Mittag nach Hause und meinte, er habe um 13Uhr abgemacht, um Velo zu fahren (bei uns im Quartier). Ich so, ja das ist in Ordnung (da für mich da die Mittagspause vorbei ist). Um 12.20Uhr waren wir natürlich schon fertig mit essen und Sohn so: ich gehe jetzt mal nach draussen. Natürlich erwähnte ich, es sei noch zu früh und er müsse warten bis der grosse Zeiger dann bei 12 ist. Und natürlich hatten wir dann Diskussionen und ständige Fragereien, warum und wieso.

Wie ändere ich mein Verhalten, dass es für alle einfacher ist? 1x sagen und dann ignorieren klappt nur bedingt, denn dann kommt ständig Mama, Mama etc.

Merci

Diskussion: ich diskutiere nicht alles und nicht immer. Ist garnicht möglich mit mehreren Kindern.
ADHS sind Meister der Argumentation.
Bezüglich deinem Beispiel 13Uhr abgemacht, um 12.20Uhr raus, käme es mir wohl auf den Grund an, wieso das Kind schon raus will. Ungeduld, Angst das Gspändli zu verpassen?
Meinem Kind hätte ich aufgetragen, zuerst beim Abtischen zu helfen, dannach Zähne zu putzen und dann kurz besprechen auf welche Zeit es nach Hause zu kommen hat. Dannach hätte ich es gehen lassen.
Also Verzögerungstaktik/ Salami-Taktik. Grad ADHS Kinder haben diesen „jetzt und sofort“-Drang. Damit müssen sie ein grosses Stückweit lernen um zu gehen. Sprich ihre Impulskontrolle kontrollieren zu lernen.

[Bleistift79]

wir leben nun schon viele, viele Jahre mit diesem Syndrom im Alltag. Es gibt gute Phasen und es gibt schlechte Phasen.-
Eines haben wir gelernt. Unsere Betroffenen, sind so wie sie sind. Wir können sie nicht auf „ normal“ trimmen. Aber, können ihnen lernen Verhaltensstrategien zu entwickeln, ihnen lernen die Menschen und Situationen zu „ lesen“ und sie dabei unterstützen, dass sie die grossen Stärken und plus Punkte, welches dieses Syndrom mit sich bringt /bringen kann zu, zu erkennen und zu nutzen. Lg

[Rachel]

@bleistift so ein schöner Text genau so möchte ich mit meinem Sohn umgehen

In der Schule läuft es eigentlich für ihn nicht schlecht er hat eine Lehrerin die auf Hyperaktive Kinder sensibilisiert ist und das denke ich ist eine grosse hilfe

Im Alltag ist es generell so dass er den grossen Bruder(9) wahnsinnig viel haut. Wenn ich mit allen Kindern in den raus gehe klappt das meistens gut aber wenn wir uns nit jemanden treffen dann wirds immer schwieriger. Ausflüge etc. gehen nicht wirklich weil es fast immer ausartet. Die letzten zwei Wochen waren Ferien und ich kann meinen Sohn jeweils keine Sekunde aus den Augen lassen. Ich glaube aber je mehr ich darüber lese desto mehr verstehe ich ihn. Ich muss dazusagen ich bin sehr viel alleine mit den Kindern weil mein Mann viel arbeitet und deswegen sind gerade die Abende sehr schwierig

[stella]

Rachel
Ich mag mich noch gut erinnern, als meine zwei jünger waren... Es stimmt schon, dass man die betroffenen Kids nicht ändern kann. Und doch: Die nicht betroffenen Kinder brauchen dann unseren Schutz. Sie stecken so oder so oft mehr ein als in anderen Familien und stehen auch oft hinten an, vor allem, wenn das Kind mit ADHS die ganze Familie durch seine Wutanfälle lahm legt.
Von dem her: Es ist eine sehr schwierige Zeit, die mich damals belastet hat, mehr, als ich gedacht habe. Und ich merke erst jetzt, was das damals für ein Druck war.
Ich habe mir Hilfe geholt und habe verschiedene Dinge auf mehrere Schultern verteilt.
Schade ist, dass dein Mann abends nicht da ist. Wir hatten eine Zeit, da ging es nur, wenn je einer von uns mit einem Kind die Abendroutine gemacht hat. Sonst artete es aus. Das war bis vor wenigen Jahren noch so. Ich glaube, das hat sich erst gebessert, als Pfunzi so 13 Jahre alt war. Und noch heute gibt es die Situation, dass Pfunzi ihre Spannungen darüber abbaut, dass sie abends ihre Schwes ärgert.

[Rachel]

@stella: alles was du beschreibst trifft haargenau zu.Genau diese Situation erlebe ich gerade.Mein Mann ist eben abends auch nicht da, wenn wir zu zweit sind geht es viel besser. Aber du hast recht ich kann mir gut vorstellen dass es mit dem älterwerden etwas besser klappt. Ich glaube man funktioniert einfach und merkt erst hinterher wieviel man täglich geleistet hat. Danke für deine Worte

[Tekay]

Hallo liebe Swissmoms

Ich bin sehr froh dieses Thema gefunden zu haben, denn bei uns steht gerade alles kopfüber

Da unser 13-jähriger Sohn sehr oft wegen Bauchschmerzen in der Schule fehlt und immer mehr Ängste entwickelt, habe ich ihn psychologisch abklären lassen. In der Hoffnung, dass ihm mit einer Gesprächstherapie geholfen werden kann. So jedenfalls meine Vorstellung. Nach einigen Terminen wurden wir dann zum Gespräch gebeten und uns wurde eröffnet, dass er aufgrund der Auswertungen ADS hätte. Ihm solle Ritalin helfen und eine Therapie in dem Sinne sei nicht nötig, da die Bauchschmerzen und Ängste nur Symptome davon seien.
Mein Sohn und ich waren in diesem Moment total erschlagen von diesen Worten. Nie und nimmer hätte ich sowas vermutet.
Natürlich bin ich nicht sofort aufgesprungen und habe nach einem Rezept geschrien.
Der Psychiater meinte, wir würden dann bei einem weiteren Termin ausführlich darüber sprechen.

Nun eine Woche später bin ich echt am verzweifeln, mein Sohn fehlt bereits wieder seit Tagen in der Schule. Wenn ich ihn morgens wecke, plagen ihn Bauchschmerzen und ich muss ihn krank melden. Der Termin für das zweite Gespräch ist Mitte Januar und ich fühle mich momentan einfach nur im Stich gelassen. Wir haben nämlich JETZT GERADE grosse seelische Not und Ritalin kann in meinen Augen doch nicht die einzige Lösung sein, oder?

[Pfefferkorn86]

Liebe Tekay

Ich persönlich würde noch eine Zweitmeinung einholen entweder beim kiarzt oder bei eine anderen Psychiater.
Es kann ja irgendwie schon nicht sein wen ihr jetzt hilfe braucht das dan die nächste sitzung erst im Januar ist.
Und die Bauchschmerzen würde ich noch vom Arzt abklären lassen.
Fühl dich gedrückt und ich wünsch dir und deinem Sohn alles gute.

[stella]

Tekay
Oje, das tut mir leid!

Es ist oft so, dass man bis zu einem Therapiebeginn warten muss. Wir warteten zwei Jahre.

Ich würde die Bauchschmerzen in der Zwischenzeit auch noch schulmedizinisch abklären lassen. Und vielleicht gibt es ja ein Medikament, welches vorläufig mal unterstützt.

Zu Ritalin. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Ritalin macht es oft erst möglich, dass eine Therapie begonnen werden kann. Nur Ritalin macht keinen Sinn. Erfahrene ADS TherapeutInnen gehen immer multimodal vor. Wenn nun ein Therapeut ausschliesslich Ritalin vorschlägt, ohne kognitive Verhaltenstherapie, dann würde ich jemanden anderen suchen.

[5erpack]

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[Melinde Flink]

Franz Vokis mit Bilderb lernen. Also statt „Hund“ schreiben, ein Hundebild verwenden.
Beim Abfragen soll sie das Wort geschrieben sehen, und aufschreiben, nicht nur rein auditiv abfragen. Das Schriftbild ist einfacher zu merken als das gehörte Wort.

Le/la: bei „e“ mit der Faust auf den Tisch schlagen, bei „la“ mit dem Zeigefinger auf den Tisch tippen. „Le Chien“ gleichzeitig mit der Faust auf den Tisch schlagen, bei „la table“ mit dem Zeigefinder auf dem Tisch tippen.
Wenn mir das jemand früher gesagt hätte, wären Le/la weniger Problematisch gewesen.

[stella]

Oh Melinde... Danke für deinen Tipp mit Le und La! Das werde ich mit meiner Tochter ausprobieren.

Haben dir so Sachen wie „Wörter, die auf —tion enden, sind IMMER la“ geholfen?

[Tekay]

Vielen Dank für Euren Zuspruch und die Erfahrungen.

Bezüglich den Bauchschmerzen: er wurde bereits schulmedizinisch abgeklärt und erst danach hat uns der KiA zum Psychologen überwiesen. Diese Schmerzen begleitet uns leider schon fast die ganze Schulzeit, sie kommen und gehen. Und es zeigt sich auch psychosomatisch da er morgens nach dem Aufstehen so fest weint und jammert vor Schmerzen und kaum ist er krank gemeldet, fällt der Druck von ihm ab und die Schmerzen verschwinden. Wenn er sich trotzdem überwindet und geht, muss er meist bis zur grossen Pause dagegen ankämpfen. Er wurde auch schon wieder heim geschickt weil er so gequält am Tisch sass.
Gerade weil er so schlecht mit dem Druck der Schule, dem Schulstoff und auch dem für ihn schwierigen Umgang mit Klassenkollegen umgehen kann, klang es für mich total befremdlich als nur von Medis und mit keinem Wort von alternativen Möglichkeiten oder begleiteten Massnahmen gesprochen wurde.
Ich werde wohl am Besten mit dem KiA Rücksprache halten....

[Melinde Flink]

@ Stella: ich bin auf Dauerkriegsfuss mit der Rechtschreibung, alles was geregelt ist, geht einigermassen. Aber die Regeln auswendig zu lernen ist auch immer so mühsam.

@Tekay: Du und dein Kind tun mir leid, ich hoffe ihr erhaltet bald Hilfe. Schade wurde das Problem erst jetzt erkannt.

Ich stimme meinen Vorschreiberinnen zu, Medis alleine helfen nur bedingt. Es kann einen Teil der Symptomatik lindern, Unruhe, Konzentration, ect. Aber der Psychosoziale Aspekt wird dadurch nicht verändert. Nur weil das Kind Medis nimmt, wird er nicht plötzlich in der Klasse von einer Stunde zur nächsten aufgenommen, seine manifestierten Ängste werden nicht verschwinden (aufpassen hier mit den Nebenwirkungen, Methylphenidat kann Ängste hervorrufen).
Dieser gesellschaftliche Aspekt muss anders gelösst werden.

[lala2]

Hallo zusammen

Unser Sohn 8J. nimmt seit Samstag Ritalin. Es war er ein langer Weg bis dahin, wir sind aber überzeugt dass dies der richtige Weg für Ihn ist.
Bis jetzt verträgt er das Medikament gut nur das Einschlafen macht Ihm mühe.
Wer hat diese Erfahrung auch gemacht und was kann dagegen Helfen?

Liebe Grüsse
Lala2

[Melinde Flink]

@Lala2: die Einnahme etwas früher am Tag nehmen. Die Medis 5-6Tage am Stück einnehmen (auch am We) und man braucht generell etwas weniger Schlaf mit Methylphenidat weil die Erholungszeit verringert wird. Der Altag ist weniger anstrengend. Du kannst ja das Lichterlöschen nach hinten schieben.

[Allegra85]

Hallo zusammen. Bei meinem Sohn wurde diesen Herbst ADHS diagnostiziert. Zum Glück nur eine leichte form. Die Ärzte eminte nur, da er im obene durchschnitt mit der Intligenz ist, kann er vieles wett machen. Also auch wenn er in der Schule nicht voll zuhört reicht ihm das schon um mit dem Stoff mit zu halten. Was natürlich stimmt, aber seine Wutanfälle zuhause bei allem sind sehr anstrengend.

Sorgen macht mir immer wieder, dass er ohne zu schauen über die Strasse geht. Er sagt dann einfach, es kommt sowieso nichts und Auto's höre ich ja Uneinsichtig! Muss ihm mit ihm Autounfall spielen mit Playmobil-figuren, dass findet er lustig, dann nehmen wir eine Figur die dem menschlichen Köprer ähnlicher ist (Marzipan, Tomate oder ähnliches) und dann kommt es vielleicht bei ihm an.

Er funktioniert gut mit Routine. Fehlt die, wird vieles schwierig. Obwohl er neurig ist neues zu erleben. Eigentlich hätte uns das schon auffallen müssen als wir umgezogen sind. er war gerade 2 jahre alt und wenn wir einkaufen waren und ich sagte wir fahren jetzt nach Hause, hat er jedesmal angefangen zu weinen, wenn wir beim neuen Haus angekommen sind. sicher 2 Monate lang. Fand das sehr erstaunlich für so ein kleines Kind.

[5erpack]

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[Allegra85]

Nein er nimmt im Moment keine Medikamente. Wir finden es (noch) nicht nötig. Das kann sich aber noch ändern.
Unserer disskutiert nicht, aber manchmal hat er so den quasseln drin, dass es einfach babbelt, singt und Geräsuche macht. Wenn man ihm sagt, dass er es abstellen soll schafft er es meistens. Aber ich stell mir dann immer vor, dass es bei ihm im Kopf halt einfach so aussieht

[5erpack]

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