Papa68 hat geschrieben: ↑Do 23. Apr 2020, 00:07
Sakura hat geschrieben: ↑Mi 22. Apr 2020, 15:26
Als Beispiel (mir bekannte Familie): Vater arbeitet 100% auf dem Bau, Mutter ist ganztags zuhause, spricht aber kaum Deutsch. 2 Kinder in der Unterstufe - denkt ihr wirklich, dass diese Kinder zuhause Bildung bekommen? DIe Mutter ist schon überfordert beim Verstehen, welche Aufgaben gelöst werden sollen. Und (zumindest meine) Kinder, 1. und 2. Klasse) brauchen enge Begleitung beim Lernen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dies bei anderen Kindern in dem Alter anders ist.
Und genau hier beginnt das Problem: warum spricht die Mutter kein Deutsch? Falls sie erst drei Monate hier ist, ok. Aber es gibt so viele, die Jahre hier sind und mit der Sprache nicht vorwärts kommen. Das Interesse fehlt. Die Sprache ist essentiell. Wenn man in ein fremdes Land geht und seine Kinder dort zur Schule schicken will, MUSS man die Sprache lernen. Alles andere ist Ignoranz. Und wenn die Leute an der eigenen Bildung kein Interesse haben, sieht es für die Bildung der Kinder ähnlich aus. Ich weiss, das klingt sehr böse. Aber soll mein Kind zur Schule gehen und möglicherweise erkranken, nur weil Nachbar xy kein Interesse an der Bildung seiner Kinder hat? Ich schreibe dies bewusst provozierend und überspitzt, damit nicht immer überall steht "Ach die armen bildungsfernen..." Wer will, hat zumindest beschränkt Möglichkeiten.
Die Sprache und fehlende Interesse - ich muss hier reagieren weil ich diese Vorurteile sehr oft höre. Für mich ist das so ein typisches Mittelschicht Sicht, dass basiert auf Einname dass alle die gleiche Möglichkeiten haben oder was man so selbst machen würde. Ich habe auch Deutsch in 3 Jahre gelernt (eingermassen), ohne gross Kurse zu besuchen, da ich für Kurse kein Geld damals hatte. Also - easy, alle sollen es doch so können...
In realität kenne ich nur zwei Typen der Familien die kein Deutsch sprechen -
1. Die reiche (oft ziemlich arrogante) Expats aus Anglosachsischem oder Französichem Raum die ihre Kinder in internationalle Schulen schicken, null interesse an Kultur haben oder integration weil sie vor haben wieder zurück zu zügeln oder ihre Kids nach Harward oder MIT zu schicken.
2. Die Familien mit Migrationshintergrund die eher aus Wirtschaflichen gründen hier wohnen und ehemalige oder neue Flüchtlinge die kein Deutsch sprechen. Viele (speziell viele Frauen) haben nur ein Paar Jahren Ausbildung genossen, sie können kaum ihre eigene Sprache lesen oder schreiben.Für so eine Person eine fremde Sprache zu lernen ist schon extrem schwierig - es ist viel einfacher wenn man wenigstens eine Sprache kann, und versteht was alles zu der Sprache dazu gehört. Wenn die eigene Sprache nach völlig anderen Regeln funkzioniert, dann wird es noch schwieriger. Dazu kommt noch, dass Deutschkurse nicht kostenlos sind, man muss Deutsch oder Englisch können um so ein Kurs zu finden und sich dort anzumelden. Wenn jemand in einer 100% job schuftet, die Kinder fast nicht sieht, dann ist der Energie noch danach freiwillig 2 Stunden an antrengenden Kurs teilzunehmen sehr begrenzt. Das hat alles nichts mit Wille zu tun, aber mit sehr schwierigen Bedinungen in denen die Leute leben müssen. Die Unterstützung ist grundsatzlich vorhanden, aber man muss wissen wo man sie bekommt - und es ist ohne Sprachekentnisse sehr schwieirg. Chick and Egg Problem...
Eine Sprache durch Fehrnsehen schauen zu lernen braucht es schon minimale Vorkentnisse oder ähnliche Sprachen. Also ein Portugese kann so Spanisch oder Italienisch lernen. Aber kein Chinesisch.
Die Kinder die aus solchen Familien kommen haben es sich nicht so ausgewählt, und haben schon oft schwieriger da sie von Armut betroffen sind. Die Schuld an der Eltern zu schieben dass die Pech hatten in zB Eritrea geboren zu werden ist nicht gerade hilfreich. Diese Eltern haben schon viel erreicht in dem sie ihren Kindern das Leben in der Schweiz ermöglicht haben, kein Hunger, Krankheiten und gute aussichten auf Zukunft, aber alles hat ihre Grenzen. Sie haben ihres Päckchen mit traumatischen Erfahrungen zu tragen, von Verwahrlosung und Hunger in Kindheit, bis zu Krieg, Flucht, Misbrauch. Die Ausmass ist vielen nicht bewusst. Es gibt Regionen, da haben 50% alle Kinder Erfahrungen mit sexuellem Misbrauch, oder extremer Gewalt. Die werden dann zu Erwachsenen die dann hierher kommen auf gefährlichen wegen, landen in Quartiren mit 60%+ Migrationshintergrund, und sollen brav in der Deutschkurs gehen, die Sprache in 3 jahre lernen, ihre Kinder gesundes Essen kochen, nicht mehr als 1 Stunden fern schauen lassen, und sich gefälligst sonst integrieren, aber sicher auch arbeiten und Geld verdienen, Mieten uund Versicherungen zahlen damit sie keine Sozialhilfe beziehen. Finder der Fehler.
Es gibt auch Flüchtlinge die Hochschulabschlüss haben, oder gute Ausbildung, und in guten verhältnissen aufgewachsen sind - die lernen dann schnell Deutsch, integrieren sich schnell, steigen in ihrem Beruf, und können auch die Kinder sehr gut unterstützen - teilweise sogar besser als Schweizer Mittelschicht. Die sind dann die Musterbeispiele der Integration. Die möchte man gerne sehen. Aber es ist wieder nicht die Wille - es sind die Rahmenbedinungen und Erfahruungen.